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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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fern, ich traue deiner Redlichkeit schon so viel zu,
daß du dieses ohne fernere Weitläufftigkeiten be-
werckstelligen wirst; was sonsten noch von meinen
unversiegelten Sachen umher stehet und liegt, soll
nach meinem Tode ebenfals alles deine seyn.

Nachdem er hierüber die anwesenden Herrn zu
Zeugen angeruffen, bath er, man möchte ihn mit
dem Geistlichen etwas alleine lassen; dieser blieb
also bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum-
mer verfallen war, aus welchen er sich denn auch
nicht ermunterte, sondern ein paar Stunden nach
Mittags seinen Geist aufgab.

Jch sparete keine Kosten, meinen erblasseten
Herrn Standes-mäßig zur Erden bestatten zu laf-
sen, indem ich baares Geld genung darzu sand,
mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden seyn
konte. Jndem ich nun Anstalten zu unserer Rei-
se nach Deutschland machte, kam mir eines Ta-
ges ein Billet, folgendes Jnhalts, zu Handen:

Monsieur Wilhelm!

DAmit ihr den Verdacht wegen Entlei-
bung eures Herrn nicht etwa auf eine
unrechte Person werffen möget, so wisset
und glauber, als eine sichere Wahrheit, daß
niemand anders, als die Frantzösische
Marqui-
se
von R. Schuld daran sey? denn diese hat,
nachdem sie vernommen, daß ihr Gemahl
von ihm erstochen worden, so gleich
3. Ban-
dit
en erkaufft, und mit dem Befehle, ihn
in gantz Jtalien aufzusuchen, und das Le-
bens-Licht auszublasrn, fortgeschickt. Es

ist

fern, ich traue deiner Redlichkeit ſchon ſo viel zu,
daß du dieſes ohne fernere Weitlaͤufftigkeiten be-
werckſtelligen wirſt; was ſonſten noch von meinen
unverſiegelten Sachen umher ſtehet und liegt, ſoll
nach meinem Tode ebenfals alles deine ſeyn.

Nachdem er hieruͤber die anweſenden Herrn zu
Zeugen angeruffen, bath er, man moͤchte ihn mit
dem Geiſtlichen etwas alleine laſſen; dieſer blieb
alſo bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum-
mer verfallen war, aus welchen er ſich denn auch
nicht ermunterte, ſondern ein paar Stunden nach
Mittags ſeinen Geiſt aufgab.

Jch ſparete keine Koſten, meinen erblaſſeten
Herrn Standes-maͤßig zur Erden beſtatten zu laf-
ſen, indem ich baares Geld genung darzu ſand,
mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden ſeyn
konte. Jndem ich nun Anſtalten zu unſerer Rei-
ſe nach Deutſchland machte, kam mir eines Ta-
ges ein Billet, folgendes Jnhalts, zu Handen:

Monsieur Wilhelm!

DAmit ihr den Verdacht wegen Entlei-
bung eures Herrn nicht etwa auf eine
unrechte Perſon werffen moͤget, ſo wiſſet
und glauber, als eine ſichere Wahrheit, daß
niemand anders, als die Frantzoͤſiſche
Marqui-
ſe
von R. Schuld daran ſey? denn dieſe hat,
nachdem ſie vernommen, daß ihr Gemahl
von ihm erſtochen worden, ſo gleich
3. Ban-
dit
en erkaufft, und mit dem Befehle, ihn
in gantz Jtalien aufzuſuchen, und das Le-
bens-Licht auszublaſrn, fortgeſchickt. Es

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[418/0426] fern, ich traue deiner Redlichkeit ſchon ſo viel zu, daß du dieſes ohne fernere Weitlaͤufftigkeiten be- werckſtelligen wirſt; was ſonſten noch von meinen unverſiegelten Sachen umher ſtehet und liegt, ſoll nach meinem Tode ebenfals alles deine ſeyn. Nachdem er hieruͤber die anweſenden Herrn zu Zeugen angeruffen, bath er, man moͤchte ihn mit dem Geiſtlichen etwas alleine laſſen; dieſer blieb alſo bey ihm, biß er abermahls in einen Schlum- mer verfallen war, aus welchen er ſich denn auch nicht ermunterte, ſondern ein paar Stunden nach Mittags ſeinen Geiſt aufgab. Jch ſparete keine Koſten, meinen erblaſſeten Herrn Standes-maͤßig zur Erden beſtatten zu laf- ſen, indem ich baares Geld genung darzu ſand, mit dem Uberbliebenen aber wohl zu frieden ſeyn konte. Jndem ich nun Anſtalten zu unſerer Rei- ſe nach Deutſchland machte, kam mir eines Ta- ges ein Billet, folgendes Jnhalts, zu Handen: Monsieur Wilhelm! DAmit ihr den Verdacht wegen Entlei- bung eures Herrn nicht etwa auf eine unrechte Perſon werffen moͤget, ſo wiſſet und glauber, als eine ſichere Wahrheit, daß niemand anders, als die Frantzoͤſiſche Marqui- ſe von R. Schuld daran ſey? denn dieſe hat, nachdem ſie vernommen, daß ihr Gemahl von ihm erſtochen worden, ſo gleich 3. Ban- diten erkaufft, und mit dem Befehle, ihn in gantz Jtalien aufzuſuchen, und das Le- bens-Licht auszublaſrn, fortgeſchickt. Es iſt

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/426>, abgerufen am 28.03.2024.