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Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.

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Schal. Frau Winawer geht jetzt hinauf in ihr Zimmer. Wieso weiß ich denn das? Telepathie. "Ich bitte Sie, Herr Portier -" "Fräulein wünschen den Mantel?" - "Ja, bitte." - "Schon etwas kühl die Abende, Fräulein. Das kommt bei uns so plötzlich." - "Danke." Soll ich wirklich vors Hotel? Gewiß, was denn? Jedesfalls zur Türe hin. Jetzt kommt einer nach dem andern. Der Herr mit dem goldenen Zwicker. Der lange Blonde mit der grünen Weste. Alle sehen sie mich an. Hübsch ist diese kleine Genferin. Nein, aus Lausanne ist sie. Es ist eigentlich gar nicht so kühl.

"Guten Abend, Fräulein Else." Um Gottes willen, er ist es. Ich sage nichts von Papa. Kein Wort. Erst nach dem Essen. Oder ich reise morgen nach Wien. Ich gehe persönlich zu Doktor Fiala. Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Ich wende mich um mit einem Gesicht, als wüßte ich nicht, wer hinter mir steht. "Ah, Herr von Dorsday." - "Sie wollen noch einen Spaziergang machen, Fräulein Else?" - "Ach, nicht gerade einen Spaziergang, ein bißchen auf und abgehen vor dem Diner." - "Es ist fast noch eine Stunde bis dahin." - "Wirklich?" Es ist gar nicht so kühl. Blau sind

Schal. Frau Winawer geht jetzt hinauf in ihr Zimmer. Wieso weiß ich denn das? Telepathie. „Ich bitte Sie, Herr Portier -“ „Fräulein wünschen den Mantel?“ – „Ja, bitte.“ – „Schon etwas kühl die Abende, Fräulein. Das kommt bei uns so plötzlich.“ – „Danke.“ Soll ich wirklich vors Hotel? Gewiß, was denn? Jedesfalls zur Türe hin. Jetzt kommt einer nach dem andern. Der Herr mit dem goldenen Zwicker. Der lange Blonde mit der grünen Weste. Alle sehen sie mich an. Hübsch ist diese kleine Genferin. Nein, aus Lausanne ist sie. Es ist eigentlich gar nicht so kühl.

„Guten Abend, Fräulein Else.“ Um Gottes willen, er ist es. Ich sage nichts von Papa. Kein Wort. Erst nach dem Essen. Oder ich reise morgen nach Wien. Ich gehe persönlich zu Doktor Fiala. Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Ich wende mich um mit einem Gesicht, als wüßte ich nicht, wer hinter mir steht. „Ah, Herr von Dorsday.“ – „Sie wollen noch einen Spaziergang machen, Fräulein Else?“ – „Ach, nicht gerade einen Spaziergang, ein bißchen auf und abgehen vor dem Diner.“ – „Es ist fast noch eine Stunde bis dahin.“ – „Wirklich?“ Es ist gar nicht so kühl. Blau sind

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[42/0040] Schal. Frau Winawer geht jetzt hinauf in ihr Zimmer. Wieso weiß ich denn das? Telepathie. „Ich bitte Sie, Herr Portier -“ „Fräulein wünschen den Mantel?“ – „Ja, bitte.“ – „Schon etwas kühl die Abende, Fräulein. Das kommt bei uns so plötzlich.“ – „Danke.“ Soll ich wirklich vors Hotel? Gewiß, was denn? Jedesfalls zur Türe hin. Jetzt kommt einer nach dem andern. Der Herr mit dem goldenen Zwicker. Der lange Blonde mit der grünen Weste. Alle sehen sie mich an. Hübsch ist diese kleine Genferin. Nein, aus Lausanne ist sie. Es ist eigentlich gar nicht so kühl. „Guten Abend, Fräulein Else.“ Um Gottes willen, er ist es. Ich sage nichts von Papa. Kein Wort. Erst nach dem Essen. Oder ich reise morgen nach Wien. Ich gehe persönlich zu Doktor Fiala. Warum ist mir das nicht gleich eingefallen? Ich wende mich um mit einem Gesicht, als wüßte ich nicht, wer hinter mir steht. „Ah, Herr von Dorsday.“ – „Sie wollen noch einen Spaziergang machen, Fräulein Else?“ – „Ach, nicht gerade einen Spaziergang, ein bißchen auf und abgehen vor dem Diner.“ – „Es ist fast noch eine Stunde bis dahin.“ – „Wirklich?“ Es ist gar nicht so kühl. Blau sind

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/40>, abgerufen am 29.03.2024.