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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Vorrede.
würcklicher Redligkeit werde bezeugen können/ daß ich seye und alle-
zeit zu bleiben gedencke

Meiner hochgeehrten Herren getreuer wol
affectionirter Freund und Diener
J. B. Schupp. D.


Vorrede
An alle Haußväter und Haußmütter.

JHr werdet vielleicht meynen/ als ob ich euch zur Tyranney
gegen eure Knechte und Mägde mit diesem Träctätlein be-
wegen wolle/ oder daß ich selbst ein Tyrann in meinem Hause
seye/ und treuen Dienern oder Mägden nichts gutes gönne. Allein/
wann ihr solche Gedancken von mir fasset/ thut ihr mir unrecht. Es
sagt zwar jener Poet:

Doctorum famuli sunt omni tem pore tardi,
Sudant, quando vorant, frigescunt, quando laborant.

Jch muß aber bekennen/ daß ich hiebevor unterschiedene treue Die-
ner gehabt habe/ und ich glaube/ wann ich ihnen befohlen hätte/ daß
sie mir zu gefallen durch ein Feuer gehen solten/ sie hätten es gethan.
Meiner Schwester Mann/ Herr D. Johann Daniel Horstius,
Fürstl. Hess. Leib Medicus und Professor, sagt einsmals zu mir:
Mein Bruder/ woher bekommest du doch die Kerles? Sie sind dir alle
sonderlich treu. Und gemeiniglich haben sie einen sonderlichen Spiri-
tum.
Fürwar ich habe etzliche sonderliche ingenia gehabt/ welche
mir in ihrer Jugend die Ehre geben und als Diener auffgewartet/
und mir in Glücke und Unglücke treu gewesen/ deren zwey noch itzo
im geistlichen Stande sitzen/ und vielleicht ihr Tractament oder Con-
tentament an ihrem Orte so wol haben/ als ich an meinem Orte. Und
ich bitte hiemit Gott von Grund meiner Seelen/ daß er ihnen geben
wolle/ was ich mir und meinen Kindern wünsche. Treue Hand
kömbt fort in allem Land.
Cosmus Medices ein berühmter
Jtaliänischer Fürst/ ist einsmals in seines Kammerdieners Gemach
kommen/ da ein brennendes Liecht auff dem Tische gestanden/ und der
Diener ist nicht darin gewesen/ da hat sich der Fürst hefftig erzürnet/
nach dem Diener fragen lassen/ und als er kommen/ ihm einen starcken
Verweiß geben. Der Diener/ welcher sonst in grossen Gnaden bey
seinem Herru gewesen war/ hatte gesagt: Warumb ihre Altezza
sich so sehr erzürnen über ein lumpen Liecht? Es sey ja kein Land-

Schaden.

Vorrede.
wuͤrcklicher Redligkeit werde bezeugen koͤnnen/ daß ich ſeye und alle-
zeit zu bleiben gedencke

Meiner hochgeehrten Herren getreuer wol
affectionirter Freund und Diener
J. B. Schupp. D.


Vorrede
An alle Haußvaͤter und Haußmuͤtter.

JHr werdet vielleicht meynen/ als ob ich euch zur Tyranney
gegen eure Knechte und Maͤgde mit dieſem Traͤctaͤtlein be-
wegen wolle/ oder daß ich ſelbſt ein Tyrann in meinem Hauſe
ſeye/ und treuen Dienern oder Maͤgden nichts gutes goͤnne. Allein/
wann ihr ſolche Gedancken von mir faſſet/ thut ihr mir unrecht. Es
ſagt zwar jener Poet:

Doctorum famuli ſunt omni tem pore tardi,
Sudant, quando vorant, frìgeſcunt, quando laborant.

Jch muß aber bekennen/ daß ich hiebevor unterſchiedene treue Die-
ner gehabt habe/ und ich glaube/ wann ich ihnen befohlen haͤtte/ daß
ſie mir zu gefallen durch ein Feuer gehen ſolten/ ſie haͤtten es gethan.
Meiner Schweſter Mann/ Herr D. Johann Daniel Horſtius,
Fuͤrſtl. Heſſ. Leib Medicus und Profeſſor, ſagt einsmals zu mir:
Mein Bruder/ woher bekommeſt du doch die Kerles? Sie ſind dir alle
ſonderlich treu. Und gemeiniglich haben ſie einen ſonderlichen Spiri-
tum.
Fuͤrwar ich habe etzliche ſonderliche ingenia gehabt/ welche
mir in ihrer Jugend die Ehre geben und als Diener auffgewartet/
und mir in Gluͤcke und Ungluͤcke treu geweſen/ deren zwey noch itzo
im geiſtlichen Stande ſitzen/ und vielleicht ihr Tractament oder Con-
tentament an ihrem Orte ſo wol haben/ als ich an meinem Orte. Und
ich bitte hiemit Gott von Grund meiner Seelen/ daß er ihnen geben
wolle/ was ich mir und meinen Kindern wuͤnſche. Treue Hand
koͤmbt fort in allem Land.
Coſmus Medices ein beruͤhmter
Jtaliaͤniſcher Fuͤrſt/ iſt einsmals in ſeines Kammerdieners Gemach
kommen/ da ein brennendes Liecht auff dem Tiſche geſtanden/ und der
Diener iſt nicht darin geweſen/ da hat ſich der Fuͤrſt hefftig erzuͤrnet/
nach dem Diener fragen laſſen/ und als er kommen/ ihm einen ſtarcken
Verweiß geben. Der Diener/ welcher ſonſt in groſſen Gnaden bey
ſeinem Herru geweſen war/ hatte geſagt: Warumb ihre Altezza
ſich ſo ſehr erzuͤrnen uͤber ein lumpen Liecht? Es ſey ja kein Land-

Schaden.
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[334/0376] Vorrede. wuͤrcklicher Redligkeit werde bezeugen koͤnnen/ daß ich ſeye und alle- zeit zu bleiben gedencke Meiner hochgeehrten Herren getreuer wol affectionirter Freund und Diener J. B. Schupp. D. Vorrede An alle Haußvaͤter und Haußmuͤtter. JHr werdet vielleicht meynen/ als ob ich euch zur Tyranney gegen eure Knechte und Maͤgde mit dieſem Traͤctaͤtlein be- wegen wolle/ oder daß ich ſelbſt ein Tyrann in meinem Hauſe ſeye/ und treuen Dienern oder Maͤgden nichts gutes goͤnne. Allein/ wann ihr ſolche Gedancken von mir faſſet/ thut ihr mir unrecht. Es ſagt zwar jener Poet: Doctorum famuli ſunt omni tem pore tardi, Sudant, quando vorant, frìgeſcunt, quando laborant. Jch muß aber bekennen/ daß ich hiebevor unterſchiedene treue Die- ner gehabt habe/ und ich glaube/ wann ich ihnen befohlen haͤtte/ daß ſie mir zu gefallen durch ein Feuer gehen ſolten/ ſie haͤtten es gethan. Meiner Schweſter Mann/ Herr D. Johann Daniel Horſtius, Fuͤrſtl. Heſſ. Leib Medicus und Profeſſor, ſagt einsmals zu mir: Mein Bruder/ woher bekommeſt du doch die Kerles? Sie ſind dir alle ſonderlich treu. Und gemeiniglich haben ſie einen ſonderlichen Spiri- tum. Fuͤrwar ich habe etzliche ſonderliche ingenia gehabt/ welche mir in ihrer Jugend die Ehre geben und als Diener auffgewartet/ und mir in Gluͤcke und Ungluͤcke treu geweſen/ deren zwey noch itzo im geiſtlichen Stande ſitzen/ und vielleicht ihr Tractament oder Con- tentament an ihrem Orte ſo wol haben/ als ich an meinem Orte. Und ich bitte hiemit Gott von Grund meiner Seelen/ daß er ihnen geben wolle/ was ich mir und meinen Kindern wuͤnſche. Treue Hand koͤmbt fort in allem Land. Coſmus Medices ein beruͤhmter Jtaliaͤniſcher Fuͤrſt/ iſt einsmals in ſeines Kammerdieners Gemach kommen/ da ein brennendes Liecht auff dem Tiſche geſtanden/ und der Diener iſt nicht darin geweſen/ da hat ſich der Fuͤrſt hefftig erzuͤrnet/ nach dem Diener fragen laſſen/ und als er kommen/ ihm einen ſtarcken Verweiß geben. Der Diener/ welcher ſonſt in groſſen Gnaden bey ſeinem Herru geweſen war/ hatte geſagt: Warumb ihre Altezza ſich ſo ſehr erzuͤrnen uͤber ein lumpen Liecht? Es ſey ja kein Land- Schaden.

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/376>, abgerufen am 28.03.2024.