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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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B. Zweiter (spezieller) Teil.
erteilen Medaillen und Belobigungsdekrete für besondere Leistungen im
Bereiche der Forstwirtschaft. In den Ostseeprovinzen verfolgt der 1868
gegründete baltische Forstverein mit den günstigsten Resultaten die
gleichen Ziele.

6. Kapitel. Der Holztransport.

§ 1. Einleitung. Das Holz und ebenso auch die übrigen Wald-
produkte besitzen im Verhältnisse zu ihrem Werte ein sehr bedeutendes
Volumen und Gewicht. Die Transportverhältnisse sind daher von ein-
schneidender Bedeutung für die Rentabilität der Waldungen und zwar
um so mehr, als beim Holze Konsumtionsort und Produktionsort meist
weit auseinanderliegen.

Schon auf Seite 27 ist hervorgehoben worden, dass infolge dieser
Verhältnisse das Holz bei einer gewissen Entfernung vom Konsumtions-
orte überhaupt wertlos ist und höchstens dann genutzt werden kann,
wenn es in Formen wie: Pottasche oder Kohle gebracht ist, welche
ein günstigeres Verhältnis zwischen Wert und Volumen besitzen als
Holz und ausserdem noch die Möglichkeit bieten, in beliebigen kleinen
Mengen transportiert werden zu können, ohne an Wert zu verlieren.
Auch die Ausnutzung des Holzes beginnt mit solchen Sortimenten, bei
denen diese Bedingungen zutreffen (Schindeln, Resonanzbodenholz,
Fassdauben).

Für die Beantwortung der Frage, ob und in welchem Umfange im
Urwalde Holznutzung möglich ist, entscheidet der Stockpreis, d. h.
die Differenz zwischen Erlös und Gestehungskosten, welche haupt-
sächlich durch die Transportkosten bedingt werden. Man beginnt mit
der Ausnutzung, sobald diese Differenz einen, wenn auch anfangs nur
sehr bescheidenen Gewinn für den Waldbesitzer nachweist.

Aus dem gleichen Grunde hat sich der Holzhandel und damit auch
die Entwicklung der Forstwirtschaft stets an die Wasserstrassen an-
gelehnt.

Soweit solche nicht zu Gebote standen, konnte das Holz lange
Zeit nicht oder doch nur in beschränktem Masse auf weitere Ent-
fernungen zu Markt gebracht werden, erst durch die moderne Ent-
wicklung der Verkehrsverhältnisse, von der nunmehr in der Neuzeit
auch die Forstwirtschaft ausgedehnten Gebrauch macht, ist das Holz
wirklich ein Welthandelsartikel geworden.

Wie sehr die Rentabilität der Waldungen von den Transportver-
hältnissen abhängt, zeigen fortwährend zahlreiche Beispiele.

Selbst innerhalb Deutschlands giebt es grosse Waldgebiete, welche
bis zur neuesten Zeit wegen ungünstiger Verbindungen fast ertraglos
waren. Dieses trifft u. a. die litauischen Oberförstereien der Provinz
Ostpreussen mit ihrem schweren Lehmboden, aus denen früher nur bei

B. Zweiter (spezieller) Teil.
erteilen Medaillen und Belobigungsdekrete für besondere Leistungen im
Bereiche der Forstwirtschaft. In den Ostseeprovinzen verfolgt der 1868
gegründete baltische Forstverein mit den günstigsten Resultaten die
gleichen Ziele.

6. Kapitel. Der Holztransport.

§ 1. Einleitung. Das Holz und ebenso auch die übrigen Wald-
produkte besitzen im Verhältnisse zu ihrem Werte ein sehr bedeutendes
Volumen und Gewicht. Die Transportverhältnisse sind daher von ein-
schneidender Bedeutung für die Rentabilität der Waldungen und zwar
um so mehr, als beim Holze Konsumtionsort und Produktionsort meist
weit auseinanderliegen.

Schon auf Seite 27 ist hervorgehoben worden, daſs infolge dieser
Verhältnisse das Holz bei einer gewissen Entfernung vom Konsumtions-
orte überhaupt wertlos ist und höchstens dann genutzt werden kann,
wenn es in Formen wie: Pottasche oder Kohle gebracht ist, welche
ein günstigeres Verhältnis zwischen Wert und Volumen besitzen als
Holz und auſserdem noch die Möglichkeit bieten, in beliebigen kleinen
Mengen transportiert werden zu können, ohne an Wert zu verlieren.
Auch die Ausnutzung des Holzes beginnt mit solchen Sortimenten, bei
denen diese Bedingungen zutreffen (Schindeln, Resonanzbodenholz,
Faſsdauben).

Für die Beantwortung der Frage, ob und in welchem Umfange im
Urwalde Holznutzung möglich ist, entscheidet der Stockpreis, d. h.
die Differenz zwischen Erlös und Gestehungskosten, welche haupt-
sächlich durch die Transportkosten bedingt werden. Man beginnt mit
der Ausnutzung, sobald diese Differenz einen, wenn auch anfangs nur
sehr bescheidenen Gewinn für den Waldbesitzer nachweist.

Aus dem gleichen Grunde hat sich der Holzhandel und damit auch
die Entwicklung der Forstwirtschaft stets an die Wasserstraſsen an-
gelehnt.

Soweit solche nicht zu Gebote standen, konnte das Holz lange
Zeit nicht oder doch nur in beschränktem Maſse auf weitere Ent-
fernungen zu Markt gebracht werden, erst durch die moderne Ent-
wicklung der Verkehrsverhältnisse, von der nunmehr in der Neuzeit
auch die Forstwirtschaft ausgedehnten Gebrauch macht, ist das Holz
wirklich ein Welthandelsartikel geworden.

Wie sehr die Rentabilität der Waldungen von den Transportver-
hältnissen abhängt, zeigen fortwährend zahlreiche Beispiele.

Selbst innerhalb Deutschlands giebt es groſse Waldgebiete, welche
bis zur neuesten Zeit wegen ungünstiger Verbindungen fast ertraglos
waren. Dieses trifft u. a. die litauischen Oberförstereien der Provinz
Ostpreuſsen mit ihrem schweren Lehmboden, aus denen früher nur bei

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[140/0158] B. Zweiter (spezieller) Teil. erteilen Medaillen und Belobigungsdekrete für besondere Leistungen im Bereiche der Forstwirtschaft. In den Ostseeprovinzen verfolgt der 1868 gegründete baltische Forstverein mit den günstigsten Resultaten die gleichen Ziele. 6. Kapitel. Der Holztransport. § 1. Einleitung. Das Holz und ebenso auch die übrigen Wald- produkte besitzen im Verhältnisse zu ihrem Werte ein sehr bedeutendes Volumen und Gewicht. Die Transportverhältnisse sind daher von ein- schneidender Bedeutung für die Rentabilität der Waldungen und zwar um so mehr, als beim Holze Konsumtionsort und Produktionsort meist weit auseinanderliegen. Schon auf Seite 27 ist hervorgehoben worden, daſs infolge dieser Verhältnisse das Holz bei einer gewissen Entfernung vom Konsumtions- orte überhaupt wertlos ist und höchstens dann genutzt werden kann, wenn es in Formen wie: Pottasche oder Kohle gebracht ist, welche ein günstigeres Verhältnis zwischen Wert und Volumen besitzen als Holz und auſserdem noch die Möglichkeit bieten, in beliebigen kleinen Mengen transportiert werden zu können, ohne an Wert zu verlieren. Auch die Ausnutzung des Holzes beginnt mit solchen Sortimenten, bei denen diese Bedingungen zutreffen (Schindeln, Resonanzbodenholz, Faſsdauben). Für die Beantwortung der Frage, ob und in welchem Umfange im Urwalde Holznutzung möglich ist, entscheidet der Stockpreis, d. h. die Differenz zwischen Erlös und Gestehungskosten, welche haupt- sächlich durch die Transportkosten bedingt werden. Man beginnt mit der Ausnutzung, sobald diese Differenz einen, wenn auch anfangs nur sehr bescheidenen Gewinn für den Waldbesitzer nachweist. Aus dem gleichen Grunde hat sich der Holzhandel und damit auch die Entwicklung der Forstwirtschaft stets an die Wasserstraſsen an- gelehnt. Soweit solche nicht zu Gebote standen, konnte das Holz lange Zeit nicht oder doch nur in beschränktem Maſse auf weitere Ent- fernungen zu Markt gebracht werden, erst durch die moderne Ent- wicklung der Verkehrsverhältnisse, von der nunmehr in der Neuzeit auch die Forstwirtschaft ausgedehnten Gebrauch macht, ist das Holz wirklich ein Welthandelsartikel geworden. Wie sehr die Rentabilität der Waldungen von den Transportver- hältnissen abhängt, zeigen fortwährend zahlreiche Beispiele. Selbst innerhalb Deutschlands giebt es groſse Waldgebiete, welche bis zur neuesten Zeit wegen ungünstiger Verbindungen fast ertraglos waren. Dieses trifft u. a. die litauischen Oberförstereien der Provinz Ostpreuſsen mit ihrem schweren Lehmboden, aus denen früher nur bei

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/158>, abgerufen am 18.04.2024.