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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Theatralischer Anhang.
SCENA IX.
Eleonore, Silvio,
Eleonore.
Wie? Vater, soll ich nicht, mit Recht den Tod
beweinen?
Cleander war es werth, ich weine um den
deinen.
Die frechste Raserey, des schnellsten Todes
Macht,
Hat mich um meinen Schatz und ander ich ge-
bracht.
Man raubet mir mein Hertz, die Helffte mei-
ner Seelen!
Und ich, ich soll mein Ach durch Widerstand
verhelen?
Befiehl, sonst was du wilt, ich will gehorsam
seyn,
Allein in diesem Stück erfolgt ein frommes
Nein.
Silvio.
Kind! Kind, so folge doch! du hast den Brief
gesehen,
Kan was verbindlichers, als dieses, drinnen stehen?
Cardenio kommt bald, ich sehe täglich auf,
Drum mindre deine Quaal und banger Thränen
Lauff.
Erfreue mich, mein Kind, in meinem hohen Alter,
Cardenio ist viel; er ist ein Renths-Verwalter.
Eleonora.
Cleander war weit mehr, das keusch und fromme
Lamm,
Mein
Theatraliſcher Anhang.
SCENA IX.
Eleonore, Silvio,
Eleonore.
Wie? Vater, ſoll ich nicht, mit Recht den Tod
beweinen?
Cleander war es werth, ich weine um den
deinen.
Die frechſte Raſerey, des ſchnellſten Todes
Macht,
Hat mich um meinen Schatz und ander ich ge-
bracht.
Man raubet mir mein Hertz, die Helffte mei-
ner Seelen!
Und ich, ich ſoll mein Ach durch Widerſtand
verhelen?
Befiehl, ſonſt was du wilt, ich will gehorſam
ſeyn,
Allein in dieſem Stuͤck erfolgt ein frommes
Nein.
Silvio.
Kind! Kind, ſo folge doch! du haſt den Brief
geſehen,
Kan was verbindlichers, als dieſes, drinnen ſtehen?
Cardenio kommt bald, ich ſehe taͤglich auf,
Drum mindre deine Quaal und banger Thraͤnen
Lauff.
Erfreue mich, mein Kind, in meinem hohen Alter,
Cardenio iſt viel; er iſt ein Renths-Verwalter.
Eleonora.
Cleander war weit mehr, das keuſch und fromme
Lamm,
Mein
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[202/0232] Theatraliſcher Anhang. SCENA IX. Eleonore, Silvio, Eleonore. Wie? Vater, ſoll ich nicht, mit Recht den Tod beweinen? Cleander war es werth, ich weine um den deinen. Die frechſte Raſerey, des ſchnellſten Todes Macht, Hat mich um meinen Schatz und ander ich ge- bracht. Man raubet mir mein Hertz, die Helffte mei- ner Seelen! Und ich, ich ſoll mein Ach durch Widerſtand verhelen? Befiehl, ſonſt was du wilt, ich will gehorſam ſeyn, Allein in dieſem Stuͤck erfolgt ein frommes Nein. Silvio. Kind! Kind, ſo folge doch! du haſt den Brief geſehen, Kan was verbindlichers, als dieſes, drinnen ſtehen? Cardenio kommt bald, ich ſehe taͤglich auf, Drum mindre deine Quaal und banger Thraͤnen Lauff. Erfreue mich, mein Kind, in meinem hohen Alter, Cardenio iſt viel; er iſt ein Renths-Verwalter. Eleonora. Cleander war weit mehr, das keuſch und fromme Lamm, Mein

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/232>, abgerufen am 28.03.2024.