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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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erfror an vielen Orten das Kartoffelkraut und
die junge kleine Gerste und Hafer. Frühere
große Gerste bekam rothe Blätter. Der unge-
wöhnlich niedrigen Temperatur ohnerachtet reifte
der Roggen früh, und ward schon auf manchen
Fluren in der Woche vom 17ten Julius gemä-
het. Mit der Ernte fanden sich erst durchdrin-
gende und anhaltende Regenschauer ein, so daß,
zumal bei dem Mangel an Arbeitern, viel Rog-
gen auswuchs oder feucht eingescheuert ward.

Dennoch ist dieses Jahr fruchtbar gewesen,
mehr als man es bei der kalten Dürre in hie-
siger Gegend erwarten sollte. Wo der Roggen
in der Blüte nicht erfroren und nicht ausgewach-
sen war, ist sein Ertrag sehr gut. Gerste und
Hafer, die anfangs sehr litten, erholten sich nach-
her über Erwarten. Im Oderbruche ist die
Winterungs-Ernte, wo sie in der Blüte vom
Froste nicht litt, besonders ergiebig, weil das
Getreide sich im Frühjahr nicht so, wie daselbst
gewöhnlich, bestaudete, nicht zu dicht stand, und
sich mithin nicht lagerte. Es that mir deshalb
leid, in diesem Jahre auf Königshof gar keine
Winterung bestellt zu haben, weil der Schlag,
wohin sie kommen mußte, leicht an Nässe litt.
Allein ich sah nachher, daß ein glückliches Schick-

erfror an vielen Orten das Kartoffelkraut und
die junge kleine Gerſte und Hafer. Fruͤhere
große Gerſte bekam rothe Blaͤtter. Der unge-
woͤhnlich niedrigen Temperatur ohnerachtet reifte
der Roggen fruͤh, und ward ſchon auf manchen
Fluren in der Woche vom 17ten Julius gemaͤ-
het. Mit der Ernte fanden ſich erſt durchdrin-
gende und anhaltende Regenſchauer ein, ſo daß,
zumal bei dem Mangel an Arbeitern, viel Rog-
gen auswuchs oder feucht eingeſcheuert ward.

Dennoch iſt dieſes Jahr fruchtbar geweſen,
mehr als man es bei der kalten Duͤrre in hie-
ſiger Gegend erwarten ſollte. Wo der Roggen
in der Bluͤte nicht erfroren und nicht ausgewach-
ſen war, iſt ſein Ertrag ſehr gut. Gerſte und
Hafer, die anfangs ſehr litten, erholten ſich nach-
her uͤber Erwarten. Im Oderbruche iſt die
Winterungs-Ernte, wo ſie in der Bluͤte vom
Froſte nicht litt, beſonders ergiebig, weil das
Getreide ſich im Fruͤhjahr nicht ſo, wie daſelbſt
gewoͤhnlich, beſtaudete, nicht zu dicht ſtand, und
ſich mithin nicht lagerte. Es that mir deshalb
leid, in dieſem Jahre auf Koͤnigshof gar keine
Winterung beſtellt zu haben, weil der Schlag,
wohin ſie kommen mußte, leicht an Naͤſſe litt.
Allein ich ſah nachher, daß ein gluͤckliches Schick-

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[318/0335] erfror an vielen Orten das Kartoffelkraut und die junge kleine Gerſte und Hafer. Fruͤhere große Gerſte bekam rothe Blaͤtter. Der unge- woͤhnlich niedrigen Temperatur ohnerachtet reifte der Roggen fruͤh, und ward ſchon auf manchen Fluren in der Woche vom 17ten Julius gemaͤ- het. Mit der Ernte fanden ſich erſt durchdrin- gende und anhaltende Regenſchauer ein, ſo daß, zumal bei dem Mangel an Arbeitern, viel Rog- gen auswuchs oder feucht eingeſcheuert ward. Dennoch iſt dieſes Jahr fruchtbar geweſen, mehr als man es bei der kalten Duͤrre in hie- ſiger Gegend erwarten ſollte. Wo der Roggen in der Bluͤte nicht erfroren und nicht ausgewach- ſen war, iſt ſein Ertrag ſehr gut. Gerſte und Hafer, die anfangs ſehr litten, erholten ſich nach- her uͤber Erwarten. Im Oderbruche iſt die Winterungs-Ernte, wo ſie in der Bluͤte vom Froſte nicht litt, beſonders ergiebig, weil das Getreide ſich im Fruͤhjahr nicht ſo, wie daſelbſt gewoͤhnlich, beſtaudete, nicht zu dicht ſtand, und ſich mithin nicht lagerte. Es that mir deshalb leid, in dieſem Jahre auf Koͤnigshof gar keine Winterung beſtellt zu haben, weil der Schlag, wohin ſie kommen mußte, leicht an Naͤſſe litt. Allein ich ſah nachher, daß ein gluͤckliches Schick-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/335>, abgerufen am 23.04.2024.