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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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[Spaltenumbruch] Wie Cicero beweisen thut, Drum will ich mich vor unterreden Ob ein Will sey unter uns be eden; Erstlich wiß mich ein jehen Mann
Der Heuchler
O ich fang auch viel Hader an, Kan nit überhören noch übersehen Kein Mann soll sich hie lassen schmehen; Es hält sonst niemand nichts von ihm
Der Jüngling
Wiß, daß ich auch hoffärtig bin Und geh gar gern sauber und rein
Der Heuchler
O ich mag auch kein Sau nicht seyn, Wie sich einer hält so hält man auch.
Der Jüngling
Allzeit voll seyn ist auch mein Brauch.
Der Heuchler
So wiß, ich bin auch selten leer Was meinst, was menschlich Leben wär, Wenn man nit hätt ein guten Mut Wer weiß, wie lang es währen thut, Welchm Teuffel wolten wir denn spahren
Der Jüngling
Darzu hab ich bey meinen Jahren Gehalten geren Gasterey
Der Heuchler
Weiß nit, wie es so thier isch sey, Wer köstlich Wein, Wildprät und Fisch Allein thut essen an seinem Tisch, Und nit fremde Gäste darzu, Wie Seneca das sagen thu, Darum weil dus noch wol vermagst, Ob du gleich etwas darauf wagst; Und bist deinm Freund kostfrey und mild, So du in Freundschafft mehren wilt, Du kanst mir gar nichts mit verderben [Spaltenumbruch]
Der Jüngling
Lieber es thut mich auch anerben, Daß ich allzeit hab Buhlschaft trieben
Der Heuchler
Kein Ding auf Erden thut mir baß lieben Denn schön Frauen und Buhlerey Was meinst, das sonst für Freuden sey, Nims an, dieweil du kanst und magst
Der Jüngling
Ey lieber ists wahr wie du sagst? Mir lieben auch Würflen und Karten
Der Heuchler
O! der thu ich fleißig aufwarten, Wagen gewint, wagen verleust
Der Jüngling
Hör etliche Ding, das mich verdreust Ich kum gar in kein Kirchen nit.
Der Heuchler
Es ist mir auch nit wohl darmit Man gibt gar übel drein zu essen
Der Jüngling
Auch so hat mich der Neid besessen, Auf meinen Schwager Seboldt
Der Heuchler
Ich bin ihm warlich auch nit holdt, Hab nie kein gut Hertz zu ihm ghabt
Der Jüngling
Ich hab ein Kauffmann nun erschnapt Um hundert Gulden in einm Kauff.
Der Heuchler
Du bist geschickt zu der Welt Lauff Wann! ich aber dölpisch und bäurisch.
Der Jüngling
Hör zu ich bin auch abentheurisch, Schimpflich und schwenckisch, treib gut Possen
[Spaltenumbruch] Wie Cicero beweisen thut, Drum will ich mich vor unterreden Ob ein Will sey unter uns be eden; Erstlich wiß mich ein jehen Mann
Der Heuchler
O ich fang auch viel Hader an, Kan nit überhören noch übersehen Kein Mann soll sich hie lassen schmehen; Es hält sonst niemand nichts von ihm
Der Jüngling
Wiß, daß ich auch hoffärtig bin Und geh gar gern sauber und rein
Der Heuchler
O ich mag auch kein Sau nicht seyn, Wie sich einer hält so hält man auch.
Der Jüngling
Allzeit voll seyn ist auch mein Brauch.
Der Heuchler
So wiß, ich bin auch selten leer Was meinst, was menschlich Leben wär, Wenn man nit hätt ein guten Mut Wer weiß, wie lang es währen thut, Welchm Teuffel wolten wir denn spahren
Der Jüngling
Darzu hab ich bey meinen Jahren Gehalten geren Gasterey
Der Heuchler
Weiß nit, wie es so thier isch sey, Wer köstlich Wein, Wildprät und Fisch Allein thut essen an seinem Tisch, Und nit fremde Gäste darzu, Wie Seneca das sagen thu, Darum weil dus noch wol vermagst, Ob du gleich etwas darauf wagst; Und bist deinm Freund kostfrey und mild, So du in Freundschafft mehren wilt, Du kanst mir gar nichts mit verderben [Spaltenumbruch]
Der Jüngling
Lieber es thut mich auch anerben, Daß ich allzeit hab Buhlschaft trieben
Der Heuchler
Kein Ding auf Erden thut mir baß lieben Denn schön Frauen und Buhlerey Was meinst, das sonst für Freuden sey, Nims an, dieweil du kanst und magst
Der Jüngling
Ey lieber ists wahr wie du sagst? Mir lieben auch Würflen und Karten
Der Heuchler
O! der thu ich fleißig aufwarten, Wagen gewint, wagen verleust
Der Jüngling
Hör etliche Ding, das mich verdreust Ich kum gar in kein Kirchen nit.
Der Heuchler
Es ist mir auch nit wohl darmit Man gibt gar übel drein zu essen
Der Jüngling
Auch so hat mich der Neid besessen, Auf meinen Schwager Seboldt
Der Heuchler
Ich bin ihm warlich auch nit holdt, Hab nie kein gut Hertz zu ihm ghabt
Der Jüngling
Ich hab ein Kauffmann nun erschnapt Um hundert Gulden in einm Kauff.
Der Heuchler
Du bist geschickt zu der Welt Lauff Wann! ich aber dölpisch und bäurisch.
Der Jüngling
Hör zu ich bin auch abentheurisch, Schimpflich und schwenckisch, treib gut Possen
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[351/0367] Wie Cicero beweisen thut, Drum will ich mich vor unterreden Ob ein Will sey unter uns be eden; Erstlich wiß mich ein jehen Mann Der Heuchler O ich fang auch viel Hader an, Kan nit überhören noch übersehen Kein Mann soll sich hie lassen schmehen; Es hält sonst niemand nichts von ihm Der Jüngling Wiß, daß ich auch hoffärtig bin Und geh gar gern sauber und rein Der Heuchler O ich mag auch kein Sau nicht seyn, Wie sich einer hält so hält man auch. Der Jüngling Allzeit voll seyn ist auch mein Brauch. Der Heuchler So wiß, ich bin auch selten leer Was meinst, was menschlich Leben wär, Wenn man nit hätt ein guten Mut Wer weiß, wie lang es währen thut, Welchm Teuffel wolten wir denn spahren Der Jüngling Darzu hab ich bey meinen Jahren Gehalten geren Gasterey Der Heuchler Weiß nit, wie es so thier isch sey, Wer köstlich Wein, Wildprät und Fisch Allein thut essen an seinem Tisch, Und nit fremde Gäste darzu, Wie Seneca das sagen thu, Darum weil dus noch wol vermagst, Ob du gleich etwas darauf wagst; Und bist deinm Freund kostfrey und mild, So du in Freundschafft mehren wilt, Du kanst mir gar nichts mit verderben Der Jüngling Lieber es thut mich auch anerben, Daß ich allzeit hab Buhlschaft trieben Der Heuchler Kein Ding auf Erden thut mir baß lieben Denn schön Frauen und Buhlerey Was meinst, das sonst für Freuden sey, Nims an, dieweil du kanst und magst Der Jüngling Ey lieber ists wahr wie du sagst? Mir lieben auch Würflen und Karten Der Heuchler O! der thu ich fleißig aufwarten, Wagen gewint, wagen verleust Der Jüngling Hör etliche Ding, das mich verdreust Ich kum gar in kein Kirchen nit. Der Heuchler Es ist mir auch nit wohl darmit Man gibt gar übel drein zu essen Der Jüngling Auch so hat mich der Neid besessen, Auf meinen Schwager Seboldt Der Heuchler Ich bin ihm warlich auch nit holdt, Hab nie kein gut Hertz zu ihm ghabt Der Jüngling Ich hab ein Kauffmann nun erschnapt Um hundert Gulden in einm Kauff. Der Heuchler Du bist geschickt zu der Welt Lauff Wann! ich aber dölpisch und bäurisch. Der Jüngling Hör zu ich bin auch abentheurisch, Schimpflich und schwenckisch, treib gut Possen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/367>, abgerufen am 28.03.2024.