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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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19.
William Lovell an die Comtesse Blainville.

(Einlage.)

Ich kann den Kampf meiner Seele nicht län-
ger ertragen, ohne zu vergehen, -- ich wage
auf jede Gefahr das Geständniß: daß ich Sie
liebe! Eine unerbittliche Nothwendigkeit zwingt
mich, vor dieser Gottheit niederzuknien, mag
der Erfolg seyn, welcher er will, ich kann mich
nicht dagegen sträuben. Aber weiß ich nicht,
zu wem ich spreche? Ich kenne ja diese Her-
zensgüte, die allenthalben Mitleiden empfindet,
die von jedem Elende gerührt wird, sie wird
ja gegen mich allein nicht Grausamkeit werden.
Itzt entscheiden Sie über mich, ich habe den
Richterspruch ganz Ihren Händen übergeben,
machen Sie mich zum Unglücklichsten, oder er-
heben Sie mich zu unaussprechlicher Wonne;
aber nie werden Sie mir verbieten können, daß
ich Sie ewig, ewig liebe.




Lovell, I. Bd. L
19.
William Lovell an die Comteſſe Blainville.

(Einlage.)

Ich kann den Kampf meiner Seele nicht laͤn-
ger ertragen, ohne zu vergehen, — ich wage
auf jede Gefahr das Geſtaͤndniß: daß ich Sie
liebe! Eine unerbittliche Nothwendigkeit zwingt
mich, vor dieſer Gottheit niederzuknien, mag
der Erfolg ſeyn, welcher er will, ich kann mich
nicht dagegen ſtraͤuben. Aber weiß ich nicht,
zu wem ich ſpreche? Ich kenne ja dieſe Her-
zensguͤte, die allenthalben Mitleiden empfindet,
die von jedem Elende geruͤhrt wird, ſie wird
ja gegen mich allein nicht Grauſamkeit werden.
Itzt entſcheiden Sie uͤber mich, ich habe den
Richterſpruch ganz Ihren Haͤnden uͤbergeben,
machen Sie mich zum Ungluͤcklichſten, oder er-
heben Sie mich zu unausſprechlicher Wonne;
aber nie werden Sie mir verbieten koͤnnen, daß
ich Sie ewig, ewig liebe.




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[161[159]/0169] 19. William Lovell an die Comteſſe Blainville. (Einlage.) Ich kann den Kampf meiner Seele nicht laͤn- ger ertragen, ohne zu vergehen, — ich wage auf jede Gefahr das Geſtaͤndniß: daß ich Sie liebe! Eine unerbittliche Nothwendigkeit zwingt mich, vor dieſer Gottheit niederzuknien, mag der Erfolg ſeyn, welcher er will, ich kann mich nicht dagegen ſtraͤuben. Aber weiß ich nicht, zu wem ich ſpreche? Ich kenne ja dieſe Her- zensguͤte, die allenthalben Mitleiden empfindet, die von jedem Elende geruͤhrt wird, ſie wird ja gegen mich allein nicht Grauſamkeit werden. Itzt entſcheiden Sie uͤber mich, ich habe den Richterſpruch ganz Ihren Haͤnden uͤbergeben, machen Sie mich zum Ungluͤcklichſten, oder er- heben Sie mich zu unausſprechlicher Wonne; aber nie werden Sie mir verbieten koͤnnen, daß ich Sie ewig, ewig liebe. Lovell, I. Bd. L

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 161[159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/169>, abgerufen am 29.03.2024.