Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
von den Generibus der Verse.
2.
Gerechter Freund!
Wer tadelt seinen Trieb,
Den ihm der Himmel schencket,
Wenn er sein Glück bedencket;
Ein Mädgen ist ihm lieb,
An welcher Frömmigkeit und reine Liebe schein't
Gerechter Freund!
3.
Beglückter Freund!
Sein Wunsch ist wohl erfüllt;
Die Curen sind beglücket,
Wenn ihn die Liebe drücket,
Wird sie mit Lust gestillt,
Und was er sonst begehrt, wird ihm niemahls verneint.
Beglückter Freund!
4.
Vergnügter Freund!
Nun wird sein frommes Hertz
Jn lauter Friede leben,
Und solche Proben geben,
Worinnen gar kein Schmertz.
Wenns Zeit ist, giebt auch GOtt, was in den Windeln weint.
Vergnügter Freund!
So viel bericht ich ihm, von andern schweigt mein Kiel,
Er weiß, ich schweige gern' und dencke dabey viel.
Anjetzo läßt mich auch die Arbeit wenig schreiben,
Jch werde lebenslang sein treuer Diener bleiben.

Artige Vers-Briefe sind auch zu lesen im Musen-
Cabinet p. 37. 529. 534. 860. 957.

25. Was folget nach den Vers-Briefen?

Es ist das Sonnet, welches auch ein Kling-Ge-
dichte
genennet wird; Es bestehet solches aus 14.
Zeilen, und soll in den ersten 8. Zeilen die Thesis, in

den
F 2
von den Generibus der Verſe.
2.
Gerechter Freund!
Wer tadelt ſeinen Trieb,
Den ihm der Himmel ſchencket,
Wenn er ſein Gluͤck bedencket;
Ein Maͤdgen iſt ihm lieb,
An welcher Froͤmmigkeit und reine Liebe ſchein’t
Gerechter Freund!
3.
Begluͤckter Freund!
Sein Wunſch iſt wohl erfuͤllt;
Die Curen ſind begluͤcket,
Wenn ihn die Liebe druͤcket,
Wird ſie mit Luſt geſtillt,
Und was er ſonſt begehrt, wird ihm niemahls verneint.
Begluͤckter Freund!
4.
Vergnuͤgter Freund!
Nun wird ſein frommes Hertz
Jn lauter Friede leben,
Und ſolche Proben geben,
Worinnen gar kein Schmertz.
Wenns Zeit iſt, giebt auch GOtt, was in den Windeln weint.
Vergnuͤgter Freund!
So viel bericht ich ihm, von andern ſchweigt mein Kiel,
Er weiß, ich ſchweige gern’ und dencke dabey viel.
Anjetzo laͤßt mich auch die Arbeit wenig ſchreiben,
Jch werde lebenslang ſein treuer Diener bleiben.

Artige Vers-Briefe ſind auch zu leſen im Muſen-
Cabinet p. 37. 529. 534. 860. 957.

25. Was folget nach den Vers-Briefen?

Es iſt das Sonnet, welches auch ein Kling-Ge-
dichte
genennet wird; Es beſtehet ſolches aus 14.
Zeilen, und ſoll in den erſten 8. Zeilen die Theſis, in

den
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0085" n="81"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den <hi rendition="#aq">Generibus</hi> der Ver&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="3">
                <head>2.</head><lb/>
                <l>Gerechter Freund!</l><lb/>
                <l>Wer tadelt &#x017F;einen Trieb,</l><lb/>
                <l>Den ihm der Himmel &#x017F;chencket,</l><lb/>
                <l>Wenn er &#x017F;ein Glu&#x0364;ck bedencket;</l><lb/>
                <l>Ein Ma&#x0364;dgen i&#x017F;t ihm lieb,</l><lb/>
                <l>An welcher Fro&#x0364;mmigkeit und reine Liebe &#x017F;chein&#x2019;t</l><lb/>
                <l>Gerechter Freund!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <head>3.</head><lb/>
                <l>Beglu&#x0364;ckter Freund!</l><lb/>
                <l>Sein Wun&#x017F;ch i&#x017F;t wohl erfu&#x0364;llt;</l><lb/>
                <l>Die Curen &#x017F;ind beglu&#x0364;cket,</l><lb/>
                <l>Wenn ihn die Liebe dru&#x0364;cket,</l><lb/>
                <l>Wird &#x017F;ie mit Lu&#x017F;t ge&#x017F;tillt,</l><lb/>
                <l>Und was er &#x017F;on&#x017F;t begehrt, wird ihm niemahls verneint.</l><lb/>
                <l>Beglu&#x0364;ckter Freund!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <head>4.</head><lb/>
                <l>Vergnu&#x0364;gter Freund!</l><lb/>
                <l>Nun wird &#x017F;ein frommes Hertz</l><lb/>
                <l>Jn lauter Friede leben,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;olche Proben geben,</l><lb/>
                <l>Worinnen gar kein Schmertz.</l><lb/>
                <l>Wenns Zeit i&#x017F;t, giebt auch GOtt, was in den Windeln weint.</l><lb/>
                <l>Vergnu&#x0364;gter Freund!</l><lb/>
                <l>So viel bericht ich ihm, von andern &#x017F;chweigt mein Kiel,</l><lb/>
                <l>Er weiß, ich &#x017F;chweige gern&#x2019; und dencke dabey viel.</l><lb/>
                <l>Anjetzo la&#x0364;ßt mich auch die Arbeit wenig &#x017F;chreiben,</l><lb/>
                <l>Jch werde lebenslang &#x017F;ein treuer Diener bleiben.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <p>Artige Vers-Briefe &#x017F;ind auch zu le&#x017F;en im Mu&#x017F;en-<lb/>
Cabinet <hi rendition="#aq">p.</hi> 37. 529. 534. 860. 957.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">25. Was folget nach den Vers-Briefen?</hi> </head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Sonnet,</hi> welches auch ein <hi rendition="#fr">Kling-Ge-<lb/>
dichte</hi> genennet wird; Es be&#x017F;tehet &#x017F;olches aus 14.<lb/>
Zeilen, und &#x017F;oll in den er&#x017F;ten 8. Zeilen die <hi rendition="#aq">The&#x017F;is,</hi> in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 2</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0085] von den Generibus der Verſe. 2. Gerechter Freund! Wer tadelt ſeinen Trieb, Den ihm der Himmel ſchencket, Wenn er ſein Gluͤck bedencket; Ein Maͤdgen iſt ihm lieb, An welcher Froͤmmigkeit und reine Liebe ſchein’t Gerechter Freund! 3. Begluͤckter Freund! Sein Wunſch iſt wohl erfuͤllt; Die Curen ſind begluͤcket, Wenn ihn die Liebe druͤcket, Wird ſie mit Luſt geſtillt, Und was er ſonſt begehrt, wird ihm niemahls verneint. Begluͤckter Freund! 4. Vergnuͤgter Freund! Nun wird ſein frommes Hertz Jn lauter Friede leben, Und ſolche Proben geben, Worinnen gar kein Schmertz. Wenns Zeit iſt, giebt auch GOtt, was in den Windeln weint. Vergnuͤgter Freund! So viel bericht ich ihm, von andern ſchweigt mein Kiel, Er weiß, ich ſchweige gern’ und dencke dabey viel. Anjetzo laͤßt mich auch die Arbeit wenig ſchreiben, Jch werde lebenslang ſein treuer Diener bleiben. Artige Vers-Briefe ſind auch zu leſen im Muſen- Cabinet p. 37. 529. 534. 860. 957. 25. Was folget nach den Vers-Briefen? Es iſt das Sonnet, welches auch ein Kling-Ge- dichte genennet wird; Es beſtehet ſolches aus 14. Zeilen, und ſoll in den erſten 8. Zeilen die Theſis, in den F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/85
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/85>, abgerufen am 28.03.2024.