Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

konnte. Ihn selbst beschäftigten wieder ganz andre
Gegenstände. Er war bereits wieder in England, und
schiffte sich nach Amerika ein, um seine dortigen Ange¬
legenheiten zu ordnen, und seine beiden Töchter nach
Europa abzuholen.

Hier schließen sich aus dieser und der nächstfolgen¬
den Zeit einige an Varnhagen gerichtete Briefe an, aus
welchen die Gesinnungen, Verhältnisse, Thätigkeiten und
Aussichten, in welchen Bollmann unermüdet strebte,
einigermaßen zu ersehen sind. Sie machen übrigens
keinen andern Anspruch, als die Züge seines Bildes,
die wir von seiner Jünglingshand mitgetheilt haben,
durch einige hinzugefügte Striche von der Hand des
gereiften Mannes zu vervollständigen.

12.

Sie wollen mir also keine Ausschnitte senden? wollen nichts
dazu beitragen, daß ich meinen Töchtern zeigen könne, wie vie¬
lerlei Talente es in Deutschland giebt!

Und Frau von Varnhagen -- ist Sie mit Ihnen -- gesund
-- heiter? das Letzte ist schwer in der Mitte von so viel bedräng¬
ten und so viel eklichen Leuten -- ich verstehe hierunter nicht die
Pariser.

Ich wollte, sie wäre hier. Wenn Ihr in Wien des alten
würdigen Pouthon's Thätigkeit zusagte, so würde sie hier nicht
aus der Ekstase kommen, wenn Sie sähe, wie man groß sein
kann in der Arbeit, und magnifik in Anstalten des Nützlichen!
Demungeachtet sind die Engländer beschränkt, kalt, steif, wenn
Sie wollen. Es läßt sich schwer alles vereinigen!

konnte. Ihn ſelbſt beſchaͤftigten wieder ganz andre
Gegenſtaͤnde. Er war bereits wieder in England, und
ſchiffte ſich nach Amerika ein, um ſeine dortigen Ange¬
legenheiten zu ordnen, und ſeine beiden Toͤchter nach
Europa abzuholen.

Hier ſchließen ſich aus dieſer und der naͤchſtfolgen¬
den Zeit einige an Varnhagen gerichtete Briefe an, aus
welchen die Geſinnungen, Verhaͤltniſſe, Thaͤtigkeiten und
Ausſichten, in welchen Bollmann unermuͤdet ſtrebte,
einigermaßen zu erſehen ſind. Sie machen uͤbrigens
keinen andern Anſpruch, als die Zuͤge ſeines Bildes,
die wir von ſeiner Juͤnglingshand mitgetheilt haben,
durch einige hinzugefuͤgte Striche von der Hand des
gereiften Mannes zu vervollſtaͤndigen.

12.

Sie wollen mir alſo keine Ausſchnitte ſenden? wollen nichts
dazu beitragen, daß ich meinen Toͤchtern zeigen koͤnne, wie vie¬
lerlei Talente es in Deutſchland giebt!

Und Frau von Varnhagen — iſt Sie mit Ihnen — geſund
— heiter? das Letzte iſt ſchwer in der Mitte von ſo viel bedraͤng¬
ten und ſo viel eklichen Leuten — ich verſtehe hierunter nicht die
Pariſer.

Ich wollte, ſie waͤre hier. Wenn Ihr in Wien des alten
wuͤrdigen Pouthon's Thaͤtigkeit zuſagte, ſo wuͤrde ſie hier nicht
aus der Ekſtaſe kommen, wenn Sie ſaͤhe, wie man groß ſein
kann in der Arbeit, und magnifik in Anſtalten des Nuͤtzlichen!
Demungeachtet ſind die Englaͤnder beſchraͤnkt, kalt, ſteif, wenn
Sie wollen. Es laͤßt ſich ſchwer alles vereinigen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0128" n="114"/>
konnte. Ihn &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;cha&#x0364;ftigten wieder ganz andre<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde. Er war bereits wieder in England, und<lb/>
&#x017F;chiffte &#x017F;ich nach Amerika ein, um &#x017F;eine dortigen Ange¬<lb/>
legenheiten zu ordnen, und &#x017F;eine beiden To&#x0364;chter nach<lb/>
Europa abzuholen.</p><lb/>
            <p>Hier &#x017F;chließen &#x017F;ich aus die&#x017F;er und der na&#x0364;ch&#x017F;tfolgen¬<lb/>
den Zeit einige an Varnhagen gerichtete Briefe an, aus<lb/>
welchen die Ge&#x017F;innungen, Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, Tha&#x0364;tigkeiten und<lb/>
Aus&#x017F;ichten, in welchen Bollmann unermu&#x0364;det &#x017F;trebte,<lb/>
einigermaßen zu er&#x017F;ehen &#x017F;ind. Sie machen u&#x0364;brigens<lb/>
keinen andern An&#x017F;pruch, als die Zu&#x0364;ge &#x017F;eines Bildes,<lb/>
die wir von &#x017F;einer Ju&#x0364;nglingshand mitgetheilt haben,<lb/>
durch einige hinzugefu&#x0364;gte Striche von der Hand des<lb/>
gereiften Mannes zu vervoll&#x017F;ta&#x0364;ndigen.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">12.</hi><lb/>
              </head>
              <dateline rendition="#right">London, den <hi rendition="#b">13</hi>. September <hi rendition="#b">1815</hi>.</dateline><lb/>
              <p>Sie wollen mir al&#x017F;o keine Aus&#x017F;chnitte &#x017F;enden? wollen nichts<lb/>
dazu beitragen, daß ich meinen To&#x0364;chtern zeigen ko&#x0364;nne, wie vie¬<lb/>
lerlei Talente es in Deut&#x017F;chland giebt!</p><lb/>
              <p>Und Frau von Varnhagen &#x2014; i&#x017F;t Sie mit Ihnen &#x2014; ge&#x017F;und<lb/>
&#x2014; heiter? das Letzte i&#x017F;t &#x017F;chwer in der Mitte von &#x017F;o viel bedra&#x0364;ng¬<lb/>
ten und &#x017F;o viel eklichen Leuten &#x2014; ich ver&#x017F;tehe hierunter nicht die<lb/>
Pari&#x017F;er.</p><lb/>
              <p>Ich wollte, &#x017F;ie wa&#x0364;re hier. Wenn Ihr in Wien des alten<lb/>
wu&#x0364;rdigen Pouthon's Tha&#x0364;tigkeit zu&#x017F;agte, &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ie hier nicht<lb/>
aus der Ek&#x017F;ta&#x017F;e kommen, wenn Sie &#x017F;a&#x0364;he, wie man groß &#x017F;ein<lb/>
kann in der Arbeit, und magnifik in An&#x017F;talten des Nu&#x0364;tzlichen!<lb/>
Demungeachtet &#x017F;ind die Engla&#x0364;nder be&#x017F;chra&#x0364;nkt, kalt, &#x017F;teif, wenn<lb/>
Sie wollen. Es la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;chwer alles vereinigen!</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0128] konnte. Ihn ſelbſt beſchaͤftigten wieder ganz andre Gegenſtaͤnde. Er war bereits wieder in England, und ſchiffte ſich nach Amerika ein, um ſeine dortigen Ange¬ legenheiten zu ordnen, und ſeine beiden Toͤchter nach Europa abzuholen. Hier ſchließen ſich aus dieſer und der naͤchſtfolgen¬ den Zeit einige an Varnhagen gerichtete Briefe an, aus welchen die Geſinnungen, Verhaͤltniſſe, Thaͤtigkeiten und Ausſichten, in welchen Bollmann unermuͤdet ſtrebte, einigermaßen zu erſehen ſind. Sie machen uͤbrigens keinen andern Anſpruch, als die Zuͤge ſeines Bildes, die wir von ſeiner Juͤnglingshand mitgetheilt haben, durch einige hinzugefuͤgte Striche von der Hand des gereiften Mannes zu vervollſtaͤndigen. 12. London, den 13. September 1815. Sie wollen mir alſo keine Ausſchnitte ſenden? wollen nichts dazu beitragen, daß ich meinen Toͤchtern zeigen koͤnne, wie vie¬ lerlei Talente es in Deutſchland giebt! Und Frau von Varnhagen — iſt Sie mit Ihnen — geſund — heiter? das Letzte iſt ſchwer in der Mitte von ſo viel bedraͤng¬ ten und ſo viel eklichen Leuten — ich verſtehe hierunter nicht die Pariſer. Ich wollte, ſie waͤre hier. Wenn Ihr in Wien des alten wuͤrdigen Pouthon's Thaͤtigkeit zuſagte, ſo wuͤrde ſie hier nicht aus der Ekſtaſe kommen, wenn Sie ſaͤhe, wie man groß ſein kann in der Arbeit, und magnifik in Anſtalten des Nuͤtzlichen! Demungeachtet ſind die Englaͤnder beſchraͤnkt, kalt, ſteif, wenn Sie wollen. Es laͤßt ſich ſchwer alles vereinigen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/128
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/128>, abgerufen am 18.04.2024.