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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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versehener Raubthiere, deren Gebiß demjenigen der Insektenfresser sehr ähn-
lich ist (s. Fig. 1352 S.438). Eine außerordentlich große Anzahl kleiner mei-
selartiger Schneidezähne, auf welche scharfe gekrümmte Eckzähne, messerar-
tige Neißzähne und mit spitzen Höckern versehene Backzähne in großer
Anzahl folgen, charakterisiren diese Familie, in der man nach der Bil-
dung der Extremitäten mehrere Unterfamilien unterscheiden kann; bei
den Beuteldachsen (Perameles; Chaeropus) nämlich haben die Vor-
derfüße nur drei ausgebildete, mit Grabekrallen versehene Zehen und
die weit längeren, kräftigeren, zum Springen ausgebildeten Hinterfüße
einen Daumenstummel und vier krallentragende Zehen, von denen die
beiden mittleren mit einander verwachsen sind, während bei den Amei-
senbeutlern
(Myrmecobius) die fünf Zehen der Vorderfüße wohl
ausgebildet sind, der Daumenstummel der Hinterfüße aber gänzlich
fehlt. Bei den eigentlichen Beutelratzen ((Didelphys), die theils

[Abbildung] Fig. 1362.

Beutelmaus, Didelphys dorsigera (Chironectes).

auf Bäume klettern, theils durch verbindende Häute zwischen den Ze-
hen zum Schwimmen befähigt sind und einen nackten schuppigen Greif-
schwanz besitzen, sind die fünf Zehen der Vorderfüße wohl getrennt
und an den Hinterfüßen ein freier entgegensetzbarer Daumen entwickelt,
so daß eine förmliche Hand ausgebildet ist. Beutelratzen finden sich
neben Australien auch in Südamerika.

Die fleischfressenden Beutelthiere (Carnivora), von denen
die größte Gattung, der Beutelwolf (Thylacinus), die Höhe eines
mäßigen Hundes erreicht, haben mit der vorigen Familie die große
Zahl der Zähne überhaupt und der kleinen Schneidezähne insbesondere
gemein, unterscheiden sich aber durch die noch kräftigeren kegelförmigen
Eckzähne und die von der Seite her abgeplatteten, ausgezackten Kronen
der scharfen Backzähne; so wie durch die Struktur der Füße, die vorn
fünf freie Krallenzehen, hinten, je nach den Gattungen, vier oder
fünf Krallenzehen ohne Daumen haben. Es sind blutgierige grausame

verſehener Raubthiere, deren Gebiß demjenigen der Inſektenfreſſer ſehr ähn-
lich iſt (ſ. Fig. 1352 S.438). Eine außerordentlich große Anzahl kleiner mei-
ſelartiger Schneidezähne, auf welche ſcharfe gekrümmte Eckzähne, meſſerar-
tige Neißzähne und mit ſpitzen Höckern verſehene Backzähne in großer
Anzahl folgen, charakteriſiren dieſe Familie, in der man nach der Bil-
dung der Extremitäten mehrere Unterfamilien unterſcheiden kann; bei
den Beuteldachſen (Perameles; Chaeropus) nämlich haben die Vor-
derfüße nur drei ausgebildete, mit Grabekrallen verſehene Zehen und
die weit längeren, kräftigeren, zum Springen ausgebildeten Hinterfüße
einen Daumenſtummel und vier krallentragende Zehen, von denen die
beiden mittleren mit einander verwachſen ſind, während bei den Amei-
ſenbeutlern
(Myrmecobius) die fünf Zehen der Vorderfüße wohl
ausgebildet ſind, der Daumenſtummel der Hinterfüße aber gänzlich
fehlt. Bei den eigentlichen Beutelratzen ((Didelphys), die theils

[Abbildung] Fig. 1362.

Beutelmaus, Didelphys dorsigera (Chironectes).

auf Bäume klettern, theils durch verbindende Häute zwiſchen den Ze-
hen zum Schwimmen befähigt ſind und einen nackten ſchuppigen Greif-
ſchwanz beſitzen, ſind die fünf Zehen der Vorderfüße wohl getrennt
und an den Hinterfüßen ein freier entgegenſetzbarer Daumen entwickelt,
ſo daß eine förmliche Hand ausgebildet iſt. Beutelratzen finden ſich
neben Auſtralien auch in Südamerika.

Die fleiſchfreſſenden Beutelthiere (Carnivora), von denen
die größte Gattung, der Beutelwolf (Thylacinus), die Höhe eines
mäßigen Hundes erreicht, haben mit der vorigen Familie die große
Zahl der Zähne überhaupt und der kleinen Schneidezähne insbeſondere
gemein, unterſcheiden ſich aber durch die noch kräftigeren kegelförmigen
Eckzähne und die von der Seite her abgeplatteten, ausgezackten Kronen
der ſcharfen Backzähne; ſo wie durch die Struktur der Füße, die vorn
fünf freie Krallenzehen, hinten, je nach den Gattungen, vier oder
fünf Krallenzehen ohne Daumen haben. Es ſind blutgierige grauſame

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[444/0450] verſehener Raubthiere, deren Gebiß demjenigen der Inſektenfreſſer ſehr ähn- lich iſt (ſ. Fig. 1352 S.438). Eine außerordentlich große Anzahl kleiner mei- ſelartiger Schneidezähne, auf welche ſcharfe gekrümmte Eckzähne, meſſerar- tige Neißzähne und mit ſpitzen Höckern verſehene Backzähne in großer Anzahl folgen, charakteriſiren dieſe Familie, in der man nach der Bil- dung der Extremitäten mehrere Unterfamilien unterſcheiden kann; bei den Beuteldachſen (Perameles; Chaeropus) nämlich haben die Vor- derfüße nur drei ausgebildete, mit Grabekrallen verſehene Zehen und die weit längeren, kräftigeren, zum Springen ausgebildeten Hinterfüße einen Daumenſtummel und vier krallentragende Zehen, von denen die beiden mittleren mit einander verwachſen ſind, während bei den Amei- ſenbeutlern (Myrmecobius) die fünf Zehen der Vorderfüße wohl ausgebildet ſind, der Daumenſtummel der Hinterfüße aber gänzlich fehlt. Bei den eigentlichen Beutelratzen ((Didelphys), die theils [Abbildung Fig. 1362. Beutelmaus, Didelphys dorsigera (Chironectes).] auf Bäume klettern, theils durch verbindende Häute zwiſchen den Ze- hen zum Schwimmen befähigt ſind und einen nackten ſchuppigen Greif- ſchwanz beſitzen, ſind die fünf Zehen der Vorderfüße wohl getrennt und an den Hinterfüßen ein freier entgegenſetzbarer Daumen entwickelt, ſo daß eine förmliche Hand ausgebildet iſt. Beutelratzen finden ſich neben Auſtralien auch in Südamerika. Die fleiſchfreſſenden Beutelthiere (Carnivora), von denen die größte Gattung, der Beutelwolf (Thylacinus), die Höhe eines mäßigen Hundes erreicht, haben mit der vorigen Familie die große Zahl der Zähne überhaupt und der kleinen Schneidezähne insbeſondere gemein, unterſcheiden ſich aber durch die noch kräftigeren kegelförmigen Eckzähne und die von der Seite her abgeplatteten, ausgezackten Kronen der ſcharfen Backzähne; ſo wie durch die Struktur der Füße, die vorn fünf freie Krallenzehen, hinten, je nach den Gattungen, vier oder fünf Krallenzehen ohne Daumen haben. Es ſind blutgierige grauſame

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/450>, abgerufen am 23.04.2024.