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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *97 Er kommt immer wieder auf die Beine.

Frz.: Cet homme ne saurait tomber que debout. (Lendroy, 567.)

*98 Er läuft sich die Beine aus dem Leibe. - Tendlau, 517.

*99 Er nimmt die Beine unter die Arme.

Läuft, als wenn ihm der Kopf brennt.

Lat.: Ocyor accipitre. - Quantum pedibus potes. (Plato.)

*100 Er steht auf schwachen Beinen. - Kirchhofer, 355.

*101 Er steht mit einem Bein im Grabe.

Holl.: Hij gaat met het eene been in 't graf. (Harrebomee, I, 40.)

*102 Er wird an diesem Beine lange zu klauben haben.

Holl.: Hij heeft hem een been in den mond gegeven om te kluiven; daar zal hij genoeg aan te doen hebben. (Harrebomee, I, 38.)

*103 Et schall wol in de Beene sacken. - Eichwald, 110.

*104 Etwas an das Bein binden. (Ostpreuss.) - Eiselein, 65.

Sagt man, wenn man eine gewisse Summe Geldes wozu verwenden muss, die uns aufzubringen schwer wird; auch etwas leihen mit der Aussicht, es zu verlieren. (Hennig.) Jetzt nur noch von einer Summe Geldes, die möglicherweise schlecht rentiren kann.

Holl.: Dat kunt gij aan uw been binden. (Harrebomee, I, 39.)

*105 Hä, muss sing Bein unger ander Lück's1 Desch sätze. (Köln.) - Firmenich, I, 482, 52.

1) Leute.

*106 Hettestu an eim beine das ich dir gewundscht habe, du wurdest nyrgent hyngehen. - Agricola, 487; Campen, 65; Latendorf, 101; Henisch, 262.

Holl.: Hadt gij het aan uw been, wat ik u toegewenscht heb, gij zoudt nergens heengaan. (Harrebomee, I, 39.)

Lat.: Primi motus non sunt in nostra potestate.

*107 Ich bin nicht auf Einem Beine hergekommen.

Mit Einem Glase, Einer Tasse ist's nicht genug.

Holl.: Men kan op een been niet loopen. (Harrebomee, I, 40.)

*108 Ich habe am rechten Bein keine linke Wade.

*109 Ich wil oich balde Beene machen. - Gomolcke, 592; Robinson, 896.

*110 Mit ausgestreckten Beinen schlafen.

Mit der grössten Ruhe und Sorglosigkeit.

Lat.: Porrectis pedibus dormire. (Plautus.) (Erasm., 829.)

*111 Mit beiden Beinen davonlaufen.

it aller Anstrengung und Hast fliehen. Daher Aristophanes: "Wir flogen mit beiden Füssen aus dem Vaterlande."

Lat.: Duobus pedibus fugere. (Aristoph.) (Erasm., 299.)

*112 Mit fremden Beinen laufen.

*113 Mit seinen Beinen will ich noch Birnen herunterwerfen.

Holl.: Ik zal met uwe schonken nog noten (peren) afknuppelen (van den boom werpen). (Harrebomee, I, 175.)

*114 Seine Beine dürsten nach gutem Weine.

Vom Schwachen, Abgematteten, Kraftlosen.

*115 Sich auf die Beine machen.

Abgehen, den Weg, die Reise antreten.

*116 Sich etwas in die Beine ziehen.

*117 Sich ins Bein hauen.

*118 Sie klauben an Einem Bein.

Holl.: Zee hebben tezamen aan een been gekloven, zonder het te weten. ( Harrebomee, I, 39.)

*119 So weit die Beine tragen. (It.)

Lat.: Quantum pedibus potes. (Plato.) (Erasm., 304.)

*120 Wat ant Bein binnen. (Westf.)

Einen Schaden tragen.


Beinahe.

1 Beinahe bringt keine Mücke um. - Simrock, 892.

2 Beinahe ist nicht ganz. (Oberharz.) - Lohrengel, I, 77.


Beinbruch.

Ein Beinbruch heilt wol, aber bei bösem Wetter schmerzt's.


Beinhase.

* Einen Beinhasen jagen.

Den Pfuschern nachstellen und ihnen ihre Werkzeuge nehmen. Beinhase ist eine hochdeutsche Verstümmelung aus dem plattdeutschen Bönhase, was einen Pfuscher bezeichnet (vgl. Grimm, I, 1386; II, 237). Es kommt nicht von Bein, sondern von Bön = Boden her. Als das Zunftwesen noch in der Blüte stand, mussten die sogenannten Pfuscher, theils aus Armuth, theils aus Furcht, bei ihrer Arbeit ertappt zu werden, auf Böden wohnen. Die zünftigen Meister lauerten ihnen aber dennoch auf und verjagten sie, wenn sie dieselben entdeckten, wie Hasen aus ihrem Lager.


Beinhaus.

Geh ins beinhauss und liese eines Edelmans Kopff heraus. - Henisch, 260.


[Spaltenumbruch]
Beinlein.

Er muss mit andern Beinlein nagen. - Murner, Nb., 25.

Hat eine untreue Gattin.


Beisammen.

Wenn alles beisammen ist, werden sich die Wasser des King und des Wei von selbst unterscheiden. (Chin.)

Lass den Sachen ihren Lauf, am Schluss wird sich das Urtheil herausstellen.


Beischlafen.

Wenn Beischlafen bräch' ein Bein, würd' manche Jungfer hinkend sein. - Schaltjahr, IV, 6.


Beispiel.

1 Beispiel thut viel.

Sie machen eine zu erläuternde Wahrheit am deutlichsten.

Lat.: Historia vitae magistra. (Cicero.) - Longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla. (Seneca.) (Wiegand, 803.)

2 Beispiele bessern nicht.

Allein freilich nicht; aber sie haben eine den Willen bedeutend anregende und stärkende Kraft.

3 Beispiele beweisen nichts.

"Die Geschichte kann nichts geben als die Thatsache, nicht einmal die Präsumtion der Gerechtigkeit; denn sie liefert ebenso viel Schurkereien als lobenswürdige Dinge. Gebrauch ist kein Recht. Wer ein Schurke sein will, hat hundert Autoritäten aus der Geschichte." (Seume.)

Lat.: Exempla, nihil probant, sed illustrant.

4 Beispiele sind verhasst.

Man hat es nicht gern, wenn zu dem Gesagten oder Behaupteten Thatsachen als Beispiele zum Beweise angeführt werden.

Lat.: Exempla, sunt odiosa. (Wiegand, 15.)

5 Beispiele thun oft mehr, als viele Wort' und Lehr'.

Lat.: Longum iter est per praecepta, hreve et efficax per exempla. (Seneca.) (Philippi, I, 228; Schulblatt, 471; Wiegand, 803.)

6 Bös Beispiel verdirbt gute Sitte. - Simrock, 901.

7 Bös Beispiel verdirbt viel.

It.: Il cattivo esempio precipita e chi lo da, e chi lo segue.

8 Böse Beispiele stecken andere auch an.

9 Böse Beispiele verderben gute Sitten. - Müller, 5, 2; Boebel, 145; Körte, 613.

10 Die uns gut Beispiel sollten geben, die fälschen genug ihr eigenes Leben.

Von Geistlichen, deren Sittlichkeit wenig mit ihrer Lehre stimmt.

11 Gut Beispiel ist eine Glocke, die zur Kirche ruft.

12 Gutes Beispiel, gute Nachfolge.

13 Gutes Beispiel, halbe Predigt.

Besonders gilt dies von dem Beispiel hochstehender Personen. Es ist von bedeutendem Einflusse, es sei gut oder böse.

Engl.: A good Jack makes a good Jill.

It.: Gli esempj muovono piu che le parole.

Lat.: Iter breve et efficax per exempla. - Regis ad exemplum totus componitur orbis. - Verba movent, exempla trahunt.


Beissel.

Den beyssel nach dem andern schlagen. - Tappius, 206b.

Lat.: Clavum clavo pellere.


Beissen.

1 Beiss in den Pelz, wenn du böse bist.

2 Die sich vntereinander beissen, mögen wol zusehen, dass sie nicht vntereinander verzehrt werden. - Henisch, 266.

3 Es beisset mich, wann ich den andern sehe jucken sich. - Lehmann, II, 490, 25.

4 Es beisst kein Wolf den andern.

5 Es beisst nicht jeder Hund, der bellt.

6 Es möchte mancher beissen, wenn er nur Zähne hätte.

Von eingebildeter Wichtigkeit.

7 Niemand beisst sich in seine eigene Hand.

8 Sie beissen nicht alle, die die Zähne weisen. - Winckler, I, 34.

Frz.: Tout chien qui aboie, ne mord pas. (Cahier, 9.)

9 Was einen nicht beisst, muss man nicht kratzen. - Kirchhofer, 151.

10 Wen es beisst, der kratze sich. - Kirchhofer, 154.

Wer sich getroffen findet, der nehme sich bei der Nase.

Frz.: Qui a la gale, la gratte. - Qui se sent galeux se gratte. - Qui se sent morveux se mouche.

[Spaltenumbruch] *97 Er kommt immer wieder auf die Beine.

Frz.: Cet homme ne saurait tomber que debout. (Lendroy, 567.)

*98 Er läuft sich die Beine aus dem Leibe.Tendlau, 517.

*99 Er nimmt die Beine unter die Arme.

Läuft, als wenn ihm der Kopf brennt.

Lat.: Ocyor accipitre. – Quantum pedibus potes. (Plato.)

*100 Er steht auf schwachen Beinen.Kirchhofer, 355.

*101 Er steht mit einem Bein im Grabe.

Holl.: Hij gaat met het eene been in 't graf. (Harrebomée, I, 40.)

*102 Er wird an diesem Beine lange zu klauben haben.

Holl.: Hij heeft hem een been in den mond gegeven om te kluiven; daar zal hij genoeg aan te doen hebben. (Harrebomée, I, 38.)

*103 Et schall wol in de Beene sacken.Eichwald, 110.

*104 Etwas an das Bein binden. (Ostpreuss.) – Eiselein, 65.

Sagt man, wenn man eine gewisse Summe Geldes wozu verwenden muss, die uns aufzubringen schwer wird; auch etwas leihen mit der Aussicht, es zu verlieren. (Hennig.) Jetzt nur noch von einer Summe Geldes, die möglicherweise schlecht rentiren kann.

Holl.: Dat kunt gij aan uw been binden. (Harrebomée, I, 39.)

*105 Hä, muss sing Bein unger ander Lück's1 Desch sätze. (Köln.) – Firmenich, I, 482, 52.

1) Leute.

*106 Hettestu an eim beine das ich dir gewundscht habe, du wurdest nyrgent hyngehen.Agricola, 487; Campen, 65; Latendorf, 101; Henisch, 262.

Holl.: Hadt gij het aan uw been, wat ik u toegewenscht heb, gij zoudt nergens heengaan. (Harrebomée, I, 39.)

Lat.: Primi motus non sunt in nostra potestate.

*107 Ich bin nicht auf Einem Beine hergekommen.

Mit Einem Glase, Einer Tasse ist's nicht genug.

Holl.: Men kan op een been niet loopen. (Harrebomée, I, 40.)

*108 Ich habe am rechten Bein keine linke Wade.

*109 Ich wil oich balde Beene machen.Gomolcke, 592; Robinson, 896.

*110 Mit ausgestreckten Beinen schlafen.

Mit der grössten Ruhe und Sorglosigkeit.

Lat.: Porrectis pedibus dormire. (Plautus.) (Erasm., 829.)

*111 Mit beiden Beinen davonlaufen.

it aller Anstrengung und Hast fliehen. Daher Aristophanes: „Wir flogen mit beiden Füssen aus dem Vaterlande.“

Lat.: Duobus pedibus fugere. (Aristoph.) (Erasm., 299.)

*112 Mit fremden Beinen laufen.

*113 Mit seinen Beinen will ich noch Birnen herunterwerfen.

Holl.: Ik zal met uwe schonken nog noten (peren) afknuppelen (van den boom werpen). (Harrebomée, I, 175.)

*114 Seine Beine dürsten nach gutem Weine.

Vom Schwachen, Abgematteten, Kraftlosen.

*115 Sich auf die Beine machen.

Abgehen, den Weg, die Reise antreten.

*116 Sich etwas in die Beine ziehen.

*117 Sich ins Bein hauen.

*118 Sie klauben an Einem Bein.

Holl.: Zee hebben tezamen aan een been gekloven, zonder het te weten. ( Harrebomée, I, 39.)

*119 So weit die Beine tragen. (It.)

Lat.: Quantum pedibus potes. (Plato.) (Erasm., 304.)

*120 Wat ant Beïn binnen. (Westf.)

Einen Schaden tragen.


Beinahe.

1 Beinahe bringt keine Mücke um.Simrock, 892.

2 Beinahe ist nicht ganz. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 77.


Beinbruch.

Ein Beinbruch heilt wol, aber bei bösem Wetter schmerzt's.


Beinhase.

* Einen Beinhasen jagen.

Den Pfuschern nachstellen und ihnen ihre Werkzeuge nehmen. Beinhase ist eine hochdeutsche Verstümmelung aus dem plattdeutschen Bönhase, was einen Pfuscher bezeichnet (vgl. Grimm, I, 1386; II, 237). Es kommt nicht von Bein, sondern von Bön = Boden her. Als das Zunftwesen noch in der Blüte stand, mussten die sogenannten Pfuscher, theils aus Armuth, theils aus Furcht, bei ihrer Arbeit ertappt zu werden, auf Böden wohnen. Die zünftigen Meister lauerten ihnen aber dennoch auf und verjagten sie, wenn sie dieselben entdeckten, wie Hasen aus ihrem Lager.


Beinhaus.

Geh ins beinhauss und liese eines Edelmans Kopff heraus.Henisch, 260.


[Spaltenumbruch]
Beinlein.

Er muss mit andern Beinlein nagen.Murner, Nb., 25.

Hat eine untreue Gattin.


Beisammen.

Wenn alles beisammen ist, werden sich die Wasser des King und des Wei von selbst unterscheiden. (Chin.)

Lass den Sachen ihren Lauf, am Schluss wird sich das Urtheil herausstellen.


Beischlafen.

Wenn Beischlafen bräch' ein Bein, würd' manche Jungfer hinkend sein.Schaltjahr, IV, 6.


Beispiel.

1 Beispiel thut viel.

Sie machen eine zu erläuternde Wahrheit am deutlichsten.

Lat.: Historia vitae magistra. (Cicero.) – Longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla. (Seneca.) (Wiegand, 803.)

2 Beispiele bessern nicht.

Allein freilich nicht; aber sie haben eine den Willen bedeutend anregende und stärkende Kraft.

3 Beispiele beweisen nichts.

„Die Geschichte kann nichts geben als die Thatsache, nicht einmal die Präsumtion der Gerechtigkeit; denn sie liefert ebenso viel Schurkereien als lobenswürdige Dinge. Gebrauch ist kein Recht. Wer ein Schurke sein will, hat hundert Autoritäten aus der Geschichte.“ (Seume.)

Lat.: Exempla, nihil probant, sed illustrant.

4 Beispiele sind verhasst.

Man hat es nicht gern, wenn zu dem Gesagten oder Behaupteten Thatsachen als Beispiele zum Beweise angeführt werden.

Lat.: Exempla, sunt odiosa. (Wiegand, 15.)

5 Beispiele thun oft mehr, als viele Wort' und Lehr'.

Lat.: Longum iter est per praecepta, hreve et efficax per exempla. (Seneca.) (Philippi, I, 228; Schulblatt, 471; Wiegand, 803.)

6 Bös Beispiel verdirbt gute Sitte.Simrock, 901.

7 Bös Beispiel verdirbt viel.

It.: Il cattivo esempio precipita e chi lo dà, e chi lo segue.

8 Böse Beispiele stecken andere auch an.

9 Böse Beispiele verderben gute Sitten.Müller, 5, 2; Boebel, 145; Körte, 613.

10 Die uns gut Beispiel sollten geben, die fälschen genug ihr eigenes Leben.

Von Geistlichen, deren Sittlichkeit wenig mit ihrer Lehre stimmt.

11 Gut Beispiel ist eine Glocke, die zur Kirche ruft.

12 Gutes Beispiel, gute Nachfolge.

13 Gutes Beispiel, halbe Predigt.

Besonders gilt dies von dem Beispiel hochstehender Personen. Es ist von bedeutendem Einflusse, es sei gut oder böse.

Engl.: A good Jack makes a good Jill.

It.: Gli esempj muovono più che le parole.

Lat.: Iter breve et efficax per exempla. – Regis ad exemplum totus componitur orbis. – Verba movent, exempla trahunt.


Beissel.

Den beyssel nach dem andern schlagen.Tappius, 206b.

Lat.: Clavum clavo pellere.


Beissen.

1 Beiss in den Pelz, wenn du böse bist.

2 Die sich vntereinander beissen, mögen wol zusehen, dass sie nicht vntereinander verzehrt werden.Henisch, 266.

3 Es beisset mich, wann ich den andern sehe jucken sich.Lehmann, II, 490, 25.

4 Es beisst kein Wolf den andern.

5 Es beisst nicht jeder Hund, der bellt.

6 Es möchte mancher beissen, wenn er nur Zähne hätte.

Von eingebildeter Wichtigkeit.

7 Niemand beisst sich in seine eigene Hand.

8 Sie beissen nicht alle, die die Zähne weisen.Winckler, I, 34.

Frz.: Tout chien qui aboie, ne mord pas. (Cahier, 9.)

9 Was einen nicht beisst, muss man nicht kratzen.Kirchhofer, 151.

10 Wen es beisst, der kratze sich.Kirchhofer, 154.

Wer sich getroffen findet, der nehme sich bei der Nase.

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[[152]/0180] *97 Er kommt immer wieder auf die Beine. Frz.: Cet homme ne saurait tomber que debout. (Lendroy, 567.) *98 Er läuft sich die Beine aus dem Leibe. – Tendlau, 517. *99 Er nimmt die Beine unter die Arme. Läuft, als wenn ihm der Kopf brennt. Lat.: Ocyor accipitre. – Quantum pedibus potes. (Plato.) *100 Er steht auf schwachen Beinen. – Kirchhofer, 355. *101 Er steht mit einem Bein im Grabe. Holl.: Hij gaat met het eene been in 't graf. (Harrebomée, I, 40.) *102 Er wird an diesem Beine lange zu klauben haben. Holl.: Hij heeft hem een been in den mond gegeven om te kluiven; daar zal hij genoeg aan te doen hebben. (Harrebomée, I, 38.) *103 Et schall wol in de Beene sacken. – Eichwald, 110. *104 Etwas an das Bein binden. (Ostpreuss.) – Eiselein, 65. Sagt man, wenn man eine gewisse Summe Geldes wozu verwenden muss, die uns aufzubringen schwer wird; auch etwas leihen mit der Aussicht, es zu verlieren. (Hennig.) Jetzt nur noch von einer Summe Geldes, die möglicherweise schlecht rentiren kann. Holl.: Dat kunt gij aan uw been binden. (Harrebomée, I, 39.) *105 Hä, muss sing Bein unger ander Lück's1 Desch sätze. (Köln.) – Firmenich, I, 482, 52. 1) Leute. *106 Hettestu an eim beine das ich dir gewundscht habe, du wurdest nyrgent hyngehen. – Agricola, 487; Campen, 65; Latendorf, 101; Henisch, 262. Holl.: Hadt gij het aan uw been, wat ik u toegewenscht heb, gij zoudt nergens heengaan. (Harrebomée, I, 39.) Lat.: Primi motus non sunt in nostra potestate. *107 Ich bin nicht auf Einem Beine hergekommen. Mit Einem Glase, Einer Tasse ist's nicht genug. Holl.: Men kan op een been niet loopen. (Harrebomée, I, 40.) *108 Ich habe am rechten Bein keine linke Wade. *109 Ich wil oich balde Beene machen. – Gomolcke, 592; Robinson, 896. *110 Mit ausgestreckten Beinen schlafen. Mit der grössten Ruhe und Sorglosigkeit. Lat.: Porrectis pedibus dormire. (Plautus.) (Erasm., 829.) *111 Mit beiden Beinen davonlaufen. it aller Anstrengung und Hast fliehen. Daher Aristophanes: „Wir flogen mit beiden Füssen aus dem Vaterlande.“ Lat.: Duobus pedibus fugere. (Aristoph.) (Erasm., 299.) *112 Mit fremden Beinen laufen. *113 Mit seinen Beinen will ich noch Birnen herunterwerfen. Holl.: Ik zal met uwe schonken nog noten (peren) afknuppelen (van den boom werpen). (Harrebomée, I, 175.) *114 Seine Beine dürsten nach gutem Weine. Vom Schwachen, Abgematteten, Kraftlosen. *115 Sich auf die Beine machen. Abgehen, den Weg, die Reise antreten. *116 Sich etwas in die Beine ziehen. *117 Sich ins Bein hauen. *118 Sie klauben an Einem Bein. Holl.: Zee hebben tezamen aan een been gekloven, zonder het te weten. ( Harrebomée, I, 39.) *119 So weit die Beine tragen. (It.) Lat.: Quantum pedibus potes. (Plato.) (Erasm., 304.) *120 Wat ant Beïn binnen. (Westf.) Einen Schaden tragen. Beinahe. 1 Beinahe bringt keine Mücke um. – Simrock, 892. 2 Beinahe ist nicht ganz. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 77. Beinbruch. Ein Beinbruch heilt wol, aber bei bösem Wetter schmerzt's. Beinhase. * Einen Beinhasen jagen. Den Pfuschern nachstellen und ihnen ihre Werkzeuge nehmen. Beinhase ist eine hochdeutsche Verstümmelung aus dem plattdeutschen Bönhase, was einen Pfuscher bezeichnet (vgl. Grimm, I, 1386; II, 237). Es kommt nicht von Bein, sondern von Bön = Boden her. Als das Zunftwesen noch in der Blüte stand, mussten die sogenannten Pfuscher, theils aus Armuth, theils aus Furcht, bei ihrer Arbeit ertappt zu werden, auf Böden wohnen. Die zünftigen Meister lauerten ihnen aber dennoch auf und verjagten sie, wenn sie dieselben entdeckten, wie Hasen aus ihrem Lager. Beinhaus. Geh ins beinhauss und liese eines Edelmans Kopff heraus. – Henisch, 260. Beinlein. Er muss mit andern Beinlein nagen. – Murner, Nb., 25. Hat eine untreue Gattin. Beisammen. Wenn alles beisammen ist, werden sich die Wasser des King und des Wei von selbst unterscheiden. (Chin.) Lass den Sachen ihren Lauf, am Schluss wird sich das Urtheil herausstellen. Beischlafen. Wenn Beischlafen bräch' ein Bein, würd' manche Jungfer hinkend sein. – Schaltjahr, IV, 6. Beispiel. 1 Beispiel thut viel. Sie machen eine zu erläuternde Wahrheit am deutlichsten. Lat.: Historia vitae magistra. (Cicero.) – Longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla. (Seneca.) (Wiegand, 803.) 2 Beispiele bessern nicht. Allein freilich nicht; aber sie haben eine den Willen bedeutend anregende und stärkende Kraft. 3 Beispiele beweisen nichts. „Die Geschichte kann nichts geben als die Thatsache, nicht einmal die Präsumtion der Gerechtigkeit; denn sie liefert ebenso viel Schurkereien als lobenswürdige Dinge. Gebrauch ist kein Recht. Wer ein Schurke sein will, hat hundert Autoritäten aus der Geschichte.“ (Seume.) Lat.: Exempla, nihil probant, sed illustrant. 4 Beispiele sind verhasst. Man hat es nicht gern, wenn zu dem Gesagten oder Behaupteten Thatsachen als Beispiele zum Beweise angeführt werden. Lat.: Exempla, sunt odiosa. (Wiegand, 15.) 5 Beispiele thun oft mehr, als viele Wort' und Lehr'. Lat.: Longum iter est per praecepta, hreve et efficax per exempla. (Seneca.) (Philippi, I, 228; Schulblatt, 471; Wiegand, 803.) 6 Bös Beispiel verdirbt gute Sitte. – Simrock, 901. 7 Bös Beispiel verdirbt viel. It.: Il cattivo esempio precipita e chi lo dà, e chi lo segue. 8 Böse Beispiele stecken andere auch an. 9 Böse Beispiele verderben gute Sitten. – Müller, 5, 2; Boebel, 145; Körte, 613. 10 Die uns gut Beispiel sollten geben, die fälschen genug ihr eigenes Leben. Von Geistlichen, deren Sittlichkeit wenig mit ihrer Lehre stimmt. 11 Gut Beispiel ist eine Glocke, die zur Kirche ruft. 12 Gutes Beispiel, gute Nachfolge. 13 Gutes Beispiel, halbe Predigt. Besonders gilt dies von dem Beispiel hochstehender Personen. Es ist von bedeutendem Einflusse, es sei gut oder böse. Engl.: A good Jack makes a good Jill. It.: Gli esempj muovono più che le parole. Lat.: Iter breve et efficax per exempla. – Regis ad exemplum totus componitur orbis. – Verba movent, exempla trahunt. Beissel. Den beyssel nach dem andern schlagen. – Tappius, 206b. Lat.: Clavum clavo pellere. Beissen. 1 Beiss in den Pelz, wenn du böse bist. 2 Die sich vntereinander beissen, mögen wol zusehen, dass sie nicht vntereinander verzehrt werden. – Henisch, 266. 3 Es beisset mich, wann ich den andern sehe jucken sich. – Lehmann, II, 490, 25. 4 Es beisst kein Wolf den andern. 5 Es beisst nicht jeder Hund, der bellt. 6 Es möchte mancher beissen, wenn er nur Zähne hätte. Von eingebildeter Wichtigkeit. 7 Niemand beisst sich in seine eigene Hand. 8 Sie beissen nicht alle, die die Zähne weisen. – Winckler, I, 34. Frz.: Tout chien qui aboie, ne mord pas. (Cahier, 9.) 9 Was einen nicht beisst, muss man nicht kratzen. – Kirchhofer, 151. 10 Wen es beisst, der kratze sich. – Kirchhofer, 154. Wer sich getroffen findet, der nehme sich bei der Nase. Frz.: Qui a la gale, la gratte. – Qui se sent galeux se gratte. – Qui se sent morveux se mouche.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/180>, abgerufen am 28.03.2024.