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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *42 Et sind diyne Bäunen nit. (Westf.)

Es geht dich nicht an.

*43 Gad Bohna seh. (Appenzell.) - Tobler.

Von sehr kleinen Menschen.

*44 Geh' mir aus den Bohnen. - Kirchhofer, 65; Gräter's Bragur, VI, 2.

Von einem Menschen, der ein unnützes Leben führt. Auch Fischart im Trunken Gespräch hat: Gang mir aus den Bohnen. (Vgl. Schaltjahr, III, 192-193.)

*45 He hett Bohnen get'n, de Bossen sünt em vör de Ohren schatn. - Eichwald, 139.

*46 Nit eine Bohne. - Eiselein, 87.

Um etwas von geringem Werthe zu bezeichnen, wofür man auch die Ausdrücke hat: nit ein Stroh; nit eine Wicke, Eierschale, Nussschale, taube Nuss, faule Birn, nit ein Pfifferling, nit Heller oder Deut.

*47 Was gilt's, sie essen keine Bohnen mehr!

*48 Wenn't süss1 nicks is as koll Bon2 un Bottermelk upp'n Sündag. - Danneil, 206.

1) Sonst.

2) Kalte Bohnen. - Um zu sagen: Dieser dein Wunsch, deine Erwartung, deine Hoffnung ist in hohem Grade thöricht und widersinnig.


Bohnenfresser.

* Er ist ein Bohnenfresser. (Altgr.)

Von denen, die bei der Wahl von Magistratspersonen ihre Stimme verkauften und des Gewinns halber in den Volksversammlungen sich aufhielten. Man gab nämlich früher die Stimme mit schwarzen und weissen Bohnen ab, daher man von denen, die mit dem Stimmengeben Wucher trieben, sagte, sie lebten von Bohnen. (Erasm., 481.) - Auch noch andere Sprichwörter beziehen sich auf diesen Stimmenverkauf. Von Bohnen leben bezeichnet also unerlaubten, schändlichen Gewinn.

Lat.: Fabarum arrosor. (Suidas.) (Erasm., 800.)


Bohnenkönig.

Das ist der Bohnenkönig.

Zu den verschiedenen Gebräuchen des Dreikönigstags gehört auch, dass die Bürger und Studenten einen aus ihrer Mitte zum Könige wählten und ihm bei dem angestellten Gastmahl königliche Ehren erwiesen. Wegen der verschiedenen Art dieser Wahl wurde ein solcher König theils der Apfel-, theils der Bohnenkönig genannt. Noch heute feiert man hier und da in kleinern Kreisen am Dreikönigstage das Bohnenfest durch den Bohnenkuchen (s. o.). (Schaltjahr, I, 586.)

Frz.: Roy de la feve.


Bohnenlied.

*1 Einem das Bohnenlied singen. (Schweiz.) - Kirchhofer, 66; Körte, 672; Eiselein, 87.

Ihm sagen, es sei mit ihm zu Ende, man bekümmere sich nicht mehr um ihn, er möge sich entfernen. Das Bohnenlied war eigentlich ein äusserst beissendes Gedicht über die Klerisei und den katholischen Ritus, besonders wider den päpstlichen Ablass vom Jahre 1522, verfasst von Nikolaus Manuel von Bern. Weil man sich nichts denken konnte, das über diese öffentliche Verspottung des Papstes und der Klerisei mitten in einer katholischen Stadt hinausgehe, so sagte man, wenn man etwas bezeichnen wollte, das in irgendeiner Weise das Mass überschritt: Es geht über das Bohnenlied. (Vgl. Stalder, II, 500.) - Andere Bohnenlieder schliessen ihre Strophen mit den Worten: Nu gang mir aus den Bonen. (Vgl. Wackernagel, II, 25-28.)

Jüd.-deutsch: Wie gern sagt' ich 'm jeworechecho nach! D. h. den Segen. Wie gern entliess ich ihn, säh' ich ihn gehen, gäb' ich ihm des Geleit! (Tendlau, 361.)

*2 Es geht über das Bohnenlied. - Kirchhofer, 65; Eiselein, 87; Simrock, 1196.

Es geht über alles, es übertrifft alles. Eine Erklärung des Ursprungs dieser Redensart wird in Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2, versucht, die aber schwerlich befriedigen wird. Im Allgemeinen Nassauischen Schulblatt (1862, Nr. 33) sucht Lehrer Hess die Redensart aus einer Volkssitte zu erklären.


Bohnenmarkt.

Am letzten Bohnenmarkt. - Kirchhofer, 248.


Böhnke.

* Böhnke, stremm di! (Königsberg.)

Eine bei Prügeleien sehr gebräuchliche Redensart, nicht selten mit dem Zusatze: Geff (gib) emm von unde, hau emm under Kiewe (Kiemen = Schlund). Die Redensart hat folgenden Ursprung. Ein Schauspieler, Böhnke, bei der königsberger Bühne angestellt, war einem Fleischer allmählich eine nicht unbeträchtliche Summe schuldig geworden. Um seinen Gläubiger in guter Laune gegen sich zu erhalten, gab er ihm öfter ein Galeriebillet. In einem Ritterschauspiel hatte Böhnke einen Kampf mit seinem Gegner zu bestehen. Böhnke war nach Vorschrift der Rolle dem Unterliegen nahe; da erfasst den Fleischer auf der Galerie Todesangst, und seinen Schuldner anfeuernd, ruft er: "Böhnke, stremm di! Geff emm von unde!" u. s. w. Seit dieser heitern Scene sind diese Worte ein in Königsberg sehr gebräuchlicher Zuruf.


[Spaltenumbruch]
Bohren.

1 Dat bört sick nich.

2 Der eine bohrt mit dem Messer in die Terebinthe, der andere zapft das Oel in den Krug. (Krim.) - Altmann III.

3 Drehg (trocken) bohren. (Harz.) - Lohrengel, II, 171.

4 Du borst nicht gern dicke bretlein. - Franck, I, 6a; Henisch, 454.

5 He bört all, wat rund is.

6 Hei bort geren dünne Breer (Breter). (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 1.

7 Man bohrt gern das Bret am dünnsten Ende. - Henisch, 154.

Scheut Anstrengung und macht sich gern eine Sache leicht.


Bohrer.

1 Dein Bohrer macht ein Loch, sagte der Bauer zum Zimmermann, aber mein Stiefelknecht auch.

Holl.: Men moet met eene zaag kunnen boren, en met eene boor kunnen zagen, (Harrebomee, I, 79.)

2 Ein Bohrer ist in utrumque paratus. - Eiselein, 87.

3 Ein gewundener Bohrer macht ein gerades Loch.

4 Wer seinen Bohrer liebt, lässt ihn nicht durch jeden Knorren gehen.


Bohrspäne.

Einem die Bohrspäne ausblasen. (S. Hobel.)


Boleine.

* Diar wiar de Buulün aur de Nok. (Sylt.)

Da war die Boleine über die Spitze der Raa.


Bolle.

Ik bin ken Frünt van warme Bollen, se(de) de Baur, as he vör tein1 Stüver up had(de). (Ostfries.) - Frommann, VI, 283, 708.

1) Tein, zehn.


Bollwerk.

Es ist kein besser Bollwerk, als wenn die Zunge wohl verwahret ist. - Winckler, IV, 66.


Bolwan.

* Auf die Bolwanen kriegen. (Livland.)

Bolwan (russisch) ist ein nachgemachter oder ausgestopfter Lockvogel, besonders ein Birkhahn. Auf die Bolwanen kriegen, heisst fangen, belisten, ins Netz ziehen, Gelegenheit finden, sich zu rächen oder einen Verweis zu geben. (Vgl. Idiotikon der deutschen Sprache in Liv- und Esthland, Riga 1795, S. 29.)


Bolzen.

1 Ainer fiedert den Boltzen, vnd ain anderer scheusst jn. - Agricola, II, 104.

2 De dreit um 'n Bolt, sä de Junge, do harr he de Daum en sein Moders Brautschatt. (Ostfries.) - Hoefer, 519.

3 Der Bolz findet die Meise wohl. - Simrock, 1199; Tunn., 8, 8; Grimm, II, 235.

Holl.: Den bolt vint die mese wael. (Fallersleben, 197.)

Lat.: Saepe licet parva sit avis, perit illa sagitta.

4 Der die boltzen fiedert, vnd der sie abscheust, sind beid in gleicher schuld. - Henisch, 451; Grimm, II, 235.

Lat.: Agentes et consentientes pari poena puniuntur. (Philippi, I, 15; Binder I, 29; Seybold, 15.)

5 Einer macht die boltzen, der ander verscheust sie. - Henisch, 451.

Frz.: L'un projette, l'autre execute.

6 Es kompt vil zwischen boltz vnd zil. - Henisch, 451.

Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Faselius, 152; Wiegand, 811; Philippi, I, 268; Seybold, 315; Binder I, 1019; II, 1910.)

7 Kein bolzen fleugt vom bogen recht wo nicht die Senn heracher schlegt. (Froschmeuseler, C c.). - Henisch, 451.

8 Man muss nicht alles zu Bolzen drehen. - Simrock, 1198; Schulze, 32; Henisch, 450; auch Spangenberg in seiner Alten Adamssprache (Eisleben 1563), Nr. 35.

Lat.: Non sunt omnia ad vivum resecanda. (Erasm., 463.)

9 Man muss offt ein Boltzen nach einem Boltzen schiessen. - Lehmann, 22, 21.

10 Mit heten Bolten strickt sik got. - Eichwald, 143.

*11 A muss a Ding nich balde zu Pulsten (Bolzen) drehn. - Robinson, 772.

*12 Alles to Bolten dreihn. - Eichwald, 142.


[Spaltenumbruch] *42 Et sind diyne Bäunen nit. (Westf.)

Es geht dich nicht an.

*43 Gad Bohna seh. (Appenzell.) – Tobler.

Von sehr kleinen Menschen.

*44 Geh' mir aus den Bohnen.Kirchhofer, 65; Gräter's Bragur, VI, 2.

Von einem Menschen, der ein unnützes Leben führt. Auch Fischart im Trunken Gespräch hat: Gang mir aus den Bohnen. (Vgl. Schaltjahr, III, 192-193.)

*45 He hett Bohnen get'n, de Bossen sünt em vör de Ohren schatn.Eichwald, 139.

*46 Nit eine Bohne.Eiselein, 87.

Um etwas von geringem Werthe zu bezeichnen, wofür man auch die Ausdrücke hat: nit ein Stroh; nit eine Wicke, Eierschale, Nussschale, taube Nuss, faule Birn, nit ein Pfifferling, nit Heller oder Deut.

*47 Was gilt's, sie essen keine Bohnen mehr!

*48 Wenn't süss1 nicks is as koll Bôn2 un Bottermelk upp'n Sündag.Danneil, 206.

1) Sonst.

2) Kalte Bohnen. – Um zu sagen: Dieser dein Wunsch, deine Erwartung, deine Hoffnung ist in hohem Grade thöricht und widersinnig.


Bohnenfresser.

* Er ist ein Bohnenfresser. (Altgr.)

Von denen, die bei der Wahl von Magistratspersonen ihre Stimme verkauften und des Gewinns halber in den Volksversammlungen sich aufhielten. Man gab nämlich früher die Stimme mit schwarzen und weissen Bohnen ab, daher man von denen, die mit dem Stimmengeben Wucher trieben, sagte, sie lebten von Bohnen. (Erasm., 481.) – Auch noch andere Sprichwörter beziehen sich auf diesen Stimmenverkauf. Von Bohnen leben bezeichnet also unerlaubten, schändlichen Gewinn.

Lat.: Fabarum arrosor. (Suidas.) (Erasm., 800.)


Bohnenkönig.

Das ist der Bohnenkönig.

Zu den verschiedenen Gebräuchen des Dreikönigstags gehört auch, dass die Bürger und Studenten einen aus ihrer Mitte zum Könige wählten und ihm bei dem angestellten Gastmahl königliche Ehren erwiesen. Wegen der verschiedenen Art dieser Wahl wurde ein solcher König theils der Apfel-, theils der Bohnenkönig genannt. Noch heute feiert man hier und da in kleinern Kreisen am Dreikönigstage das Bohnenfest durch den Bohnenkuchen (s. o.). (Schaltjahr, I, 586.)

Frz.: Roy de la fève.


Bohnenlied.

*1 Einem das Bohnenlied singen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 66; Körte, 672; Eiselein, 87.

Ihm sagen, es sei mit ihm zu Ende, man bekümmere sich nicht mehr um ihn, er möge sich entfernen. Das Bohnenlied war eigentlich ein äusserst beissendes Gedicht über die Klerisei und den katholischen Ritus, besonders wider den päpstlichen Ablass vom Jahre 1522, verfasst von Nikolaus Manuel von Bern. Weil man sich nichts denken konnte, das über diese öffentliche Verspottung des Papstes und der Klerisei mitten in einer katholischen Stadt hinausgehe, so sagte man, wenn man etwas bezeichnen wollte, das in irgendeiner Weise das Mass überschritt: Es geht über das Bohnenlied. (Vgl. Stalder, II, 500.) – Andere Bohnenlieder schliessen ihre Strophen mit den Worten: Nu gang mir aus den Bonen. (Vgl. Wackernagel, II, 25-28.)

Jüd.-deutsch: Wie gern sagt' ich 'm jeworechecho nach! D. h. den Segen. Wie gern entliess ich ihn, säh' ich ihn gehen, gäb' ich ihm des Geleit! (Tendlau, 361.)

*2 Es geht über das Bohnenlied.Kirchhofer, 65; Eiselein, 87; Simrock, 1196.

Es geht über alles, es übertrifft alles. Eine Erklärung des Ursprungs dieser Redensart wird in Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2, versucht, die aber schwerlich befriedigen wird. Im Allgemeinen Nassauischen Schulblatt (1862, Nr. 33) sucht Lehrer Hess die Redensart aus einer Volkssitte zu erklären.


Bohnenmarkt.

Am letzten Bohnenmarkt.Kirchhofer, 248.


Böhnke.

* Böhnke, stremm di! (Königsberg.)

Eine bei Prügeleien sehr gebräuchliche Redensart, nicht selten mit dem Zusatze: Geff (gib) emm von unde, hau emm under Kiewe (Kiemen = Schlund). Die Redensart hat folgenden Ursprung. Ein Schauspieler, Böhnke, bei der königsberger Bühne angestellt, war einem Fleischer allmählich eine nicht unbeträchtliche Summe schuldig geworden. Um seinen Gläubiger in guter Laune gegen sich zu erhalten, gab er ihm öfter ein Galeriebillet. In einem Ritterschauspiel hatte Böhnke einen Kampf mit seinem Gegner zu bestehen. Böhnke war nach Vorschrift der Rolle dem Unterliegen nahe; da erfasst den Fleischer auf der Galerie Todesangst, und seinen Schuldner anfeuernd, ruft er: „Böhnke, stremm di! Geff emm von unde!“ u. s. w. Seit dieser heitern Scene sind diese Worte ein in Königsberg sehr gebräuchlicher Zuruf.


[Spaltenumbruch]
Bohren.

1 Dat bört sick nich.

2 Der eine bohrt mit dem Messer in die Terebinthe, der andere zapft das Oel in den Krug. (Krim.) – Altmann III.

3 Drehg (trocken) bohren. (Harz.) – Lohrengel, II, 171.

4 Du borst nicht gern dicke bretlein.Franck, I, 6a; Henisch, 454.

5 He bört all, wat rund is.

6 Hei bôrt gêren dünne Brêer (Breter). (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 1.

7 Man bohrt gern das Bret am dünnsten Ende.Henisch, 154.

Scheut Anstrengung und macht sich gern eine Sache leicht.


Bohrer.

1 Dein Bohrer macht ein Loch, sagte der Bauer zum Zimmermann, aber mein Stiefelknecht auch.

Holl.: Men moet met eene zaag kunnen boren, en met eene boor kunnen zagen, (Harrebomée, I, 79.)

2 Ein Bohrer ist in utrumque paratus.Eiselein, 87.

3 Ein gewundener Bohrer macht ein gerades Loch.

4 Wer seinen Bohrer liebt, lässt ihn nicht durch jeden Knorren gehen.


Bohrspäne.

Einem die Bohrspäne ausblasen. (S. Hobel.)


Boleine.

* Diar wiar de Buulün aur de Nok. (Sylt.)

Da war die Boleine über die Spitze der Raa.


Bolle.

Ik bin kên Frünt van warme Bollen, se(de) de Bûr, as he vör tein1 Stüver up had(de). (Ostfries.) – Frommann, VI, 283, 708.

1) Tîn, zehn.


Bollwerk.

Es ist kein besser Bollwerk, als wenn die Zunge wohl verwahret ist.Winckler, IV, 66.


Bolwan.

* Auf die Bolwanen kriegen. (Livland.)

Bolwan (russisch) ist ein nachgemachter oder ausgestopfter Lockvogel, besonders ein Birkhahn. Auf die Bolwanen kriegen, heisst fangen, belisten, ins Netz ziehen, Gelegenheit finden, sich zu rächen oder einen Verweis zu geben. (Vgl. Idiotikon der deutschen Sprache in Liv- und Esthland, Riga 1795, S. 29.)


Bolzen.

1 Ainer fiedert den Boltzen, vnd ain anderer scheusst jn.Agricola, II, 104.

2 De dreit um 'n Bolt, sä de Junge, dô harr he de Dûm en sîn Môders Brûtschatt. (Ostfries.) – Hoefer, 519.

3 Der Bolz findet die Meise wohl.Simrock, 1199; Tunn., 8, 8; Grimm, II, 235.

Holl.: Den bolt vint die mese wael. (Fallersleben, 197.)

Lat.: Saepe licet parva sit avis, perit illa sagitta.

4 Der die boltzen fiedert, vnd der sie abscheust, sind beid in gleicher schuld.Henisch, 451; Grimm, II, 235.

Lat.: Agentes et consentientes pari poena puniuntur. (Philippi, I, 15; Binder I, 29; Seybold, 15.)

5 Einer macht die boltzen, der ander verscheust sie.Henisch, 451.

Frz.: L'un projette, l'autre exécute.

6 Es kompt vil zwischen boltz vnd zil.Henisch, 451.

Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Faselius, 152; Wiegand, 811; Philippi, I, 268; Seybold, 315; Binder I, 1019; II, 1910.)

7 Kein bolzen fleugt vom bogen recht wo nicht die Senn heracher schlegt. (Froschmeuseler, C c.).Henisch, 451.

8 Man muss nicht alles zu Bolzen drehen.Simrock, 1198; Schulze, 32; Henisch, 450; auch Spangenberg in seiner Alten Adamssprache (Eisleben 1563), Nr. 35.

Lat.: Non sunt omnia ad vivum resecanda. (Erasm., 463.)

9 Man muss offt ein Boltzen nach einem Boltzen schiessen.Lehmann, 22, 21.

10 Mit hêten Bolten strickt sik got.Eichwald, 143.

*11 A muss a Ding nich balde zu Pulsten (Bolzen) drehn.Robinson, 772.

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[[214]/0242] *42 Et sind diyne Bäunen nit. (Westf.) Es geht dich nicht an. *43 Gad Bohna seh. (Appenzell.) – Tobler. Von sehr kleinen Menschen. *44 Geh' mir aus den Bohnen. – Kirchhofer, 65; Gräter's Bragur, VI, 2. Von einem Menschen, der ein unnützes Leben führt. Auch Fischart im Trunken Gespräch hat: Gang mir aus den Bohnen. (Vgl. Schaltjahr, III, 192-193.) *45 He hett Bohnen get'n, de Bossen sünt em vör de Ohren schatn. – Eichwald, 139. *46 Nit eine Bohne. – Eiselein, 87. Um etwas von geringem Werthe zu bezeichnen, wofür man auch die Ausdrücke hat: nit ein Stroh; nit eine Wicke, Eierschale, Nussschale, taube Nuss, faule Birn, nit ein Pfifferling, nit Heller oder Deut. *47 Was gilt's, sie essen keine Bohnen mehr! *48 Wenn't süss1 nicks is as koll Bôn2 un Bottermelk upp'n Sündag. – Danneil, 206. 1) Sonst. 2) Kalte Bohnen. – Um zu sagen: Dieser dein Wunsch, deine Erwartung, deine Hoffnung ist in hohem Grade thöricht und widersinnig. Bohnenfresser. * Er ist ein Bohnenfresser. (Altgr.) Von denen, die bei der Wahl von Magistratspersonen ihre Stimme verkauften und des Gewinns halber in den Volksversammlungen sich aufhielten. Man gab nämlich früher die Stimme mit schwarzen und weissen Bohnen ab, daher man von denen, die mit dem Stimmengeben Wucher trieben, sagte, sie lebten von Bohnen. (Erasm., 481.) – Auch noch andere Sprichwörter beziehen sich auf diesen Stimmenverkauf. Von Bohnen leben bezeichnet also unerlaubten, schändlichen Gewinn. Lat.: Fabarum arrosor. (Suidas.) (Erasm., 800.) Bohnenkönig. Das ist der Bohnenkönig. Zu den verschiedenen Gebräuchen des Dreikönigstags gehört auch, dass die Bürger und Studenten einen aus ihrer Mitte zum Könige wählten und ihm bei dem angestellten Gastmahl königliche Ehren erwiesen. Wegen der verschiedenen Art dieser Wahl wurde ein solcher König theils der Apfel-, theils der Bohnenkönig genannt. Noch heute feiert man hier und da in kleinern Kreisen am Dreikönigstage das Bohnenfest durch den Bohnenkuchen (s. o.). (Schaltjahr, I, 586.) Frz.: Roy de la fève. Bohnenlied. *1 Einem das Bohnenlied singen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 66; Körte, 672; Eiselein, 87. Ihm sagen, es sei mit ihm zu Ende, man bekümmere sich nicht mehr um ihn, er möge sich entfernen. Das Bohnenlied war eigentlich ein äusserst beissendes Gedicht über die Klerisei und den katholischen Ritus, besonders wider den päpstlichen Ablass vom Jahre 1522, verfasst von Nikolaus Manuel von Bern. Weil man sich nichts denken konnte, das über diese öffentliche Verspottung des Papstes und der Klerisei mitten in einer katholischen Stadt hinausgehe, so sagte man, wenn man etwas bezeichnen wollte, das in irgendeiner Weise das Mass überschritt: Es geht über das Bohnenlied. (Vgl. Stalder, II, 500.) – Andere Bohnenlieder schliessen ihre Strophen mit den Worten: Nu gang mir aus den Bonen. (Vgl. Wackernagel, II, 25-28.) Jüd.-deutsch: Wie gern sagt' ich 'm jeworechecho nach! D. h. den Segen. Wie gern entliess ich ihn, säh' ich ihn gehen, gäb' ich ihm des Geleit! (Tendlau, 361.) *2 Es geht über das Bohnenlied. – Kirchhofer, 65; Eiselein, 87; Simrock, 1196. Es geht über alles, es übertrifft alles. Eine Erklärung des Ursprungs dieser Redensart wird in Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2, versucht, die aber schwerlich befriedigen wird. Im Allgemeinen Nassauischen Schulblatt (1862, Nr. 33) sucht Lehrer Hess die Redensart aus einer Volkssitte zu erklären. Bohnenmarkt. Am letzten Bohnenmarkt. – Kirchhofer, 248. Böhnke. * Böhnke, stremm di! (Königsberg.) Eine bei Prügeleien sehr gebräuchliche Redensart, nicht selten mit dem Zusatze: Geff (gib) emm von unde, hau emm under Kiewe (Kiemen = Schlund). Die Redensart hat folgenden Ursprung. Ein Schauspieler, Böhnke, bei der königsberger Bühne angestellt, war einem Fleischer allmählich eine nicht unbeträchtliche Summe schuldig geworden. Um seinen Gläubiger in guter Laune gegen sich zu erhalten, gab er ihm öfter ein Galeriebillet. In einem Ritterschauspiel hatte Böhnke einen Kampf mit seinem Gegner zu bestehen. Böhnke war nach Vorschrift der Rolle dem Unterliegen nahe; da erfasst den Fleischer auf der Galerie Todesangst, und seinen Schuldner anfeuernd, ruft er: „Böhnke, stremm di! Geff emm von unde!“ u. s. w. Seit dieser heitern Scene sind diese Worte ein in Königsberg sehr gebräuchlicher Zuruf. Bohren. 1 Dat bört sick nich. 2 Der eine bohrt mit dem Messer in die Terebinthe, der andere zapft das Oel in den Krug. (Krim.) – Altmann III. 3 Drehg (trocken) bohren. (Harz.) – Lohrengel, II, 171. 4 Du borst nicht gern dicke bretlein. – Franck, I, 6a; Henisch, 454. 5 He bört all, wat rund is. 6 Hei bôrt gêren dünne Brêer (Breter). (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 1. 7 Man bohrt gern das Bret am dünnsten Ende. – Henisch, 154. Scheut Anstrengung und macht sich gern eine Sache leicht. Bohrer. 1 Dein Bohrer macht ein Loch, sagte der Bauer zum Zimmermann, aber mein Stiefelknecht auch. Holl.: Men moet met eene zaag kunnen boren, en met eene boor kunnen zagen, (Harrebomée, I, 79.) 2 Ein Bohrer ist in utrumque paratus. – Eiselein, 87. 3 Ein gewundener Bohrer macht ein gerades Loch. 4 Wer seinen Bohrer liebt, lässt ihn nicht durch jeden Knorren gehen. Bohrspäne. Einem die Bohrspäne ausblasen. (S. Hobel.) Boleine. * Diar wiar de Buulün aur de Nok. (Sylt.) Da war die Boleine über die Spitze der Raa. Bolle. Ik bin kên Frünt van warme Bollen, se(de) de Bûr, as he vör tein1 Stüver up had(de). (Ostfries.) – Frommann, VI, 283, 708. 1) Tîn, zehn. Bollwerk. Es ist kein besser Bollwerk, als wenn die Zunge wohl verwahret ist. – Winckler, IV, 66. Bolwan. * Auf die Bolwanen kriegen. (Livland.) Bolwan (russisch) ist ein nachgemachter oder ausgestopfter Lockvogel, besonders ein Birkhahn. Auf die Bolwanen kriegen, heisst fangen, belisten, ins Netz ziehen, Gelegenheit finden, sich zu rächen oder einen Verweis zu geben. (Vgl. Idiotikon der deutschen Sprache in Liv- und Esthland, Riga 1795, S. 29.) Bolzen. 1 Ainer fiedert den Boltzen, vnd ain anderer scheusst jn. – Agricola, II, 104. 2 De dreit um 'n Bolt, sä de Junge, dô harr he de Dûm en sîn Môders Brûtschatt. (Ostfries.) – Hoefer, 519. 3 Der Bolz findet die Meise wohl. – Simrock, 1199; Tunn., 8, 8; Grimm, II, 235. Holl.: Den bolt vint die mese wael. (Fallersleben, 197.) Lat.: Saepe licet parva sit avis, perit illa sagitta. 4 Der die boltzen fiedert, vnd der sie abscheust, sind beid in gleicher schuld. – Henisch, 451; Grimm, II, 235. Lat.: Agentes et consentientes pari poena puniuntur. (Philippi, I, 15; Binder I, 29; Seybold, 15.) 5 Einer macht die boltzen, der ander verscheust sie. – Henisch, 451. Frz.: L'un projette, l'autre exécute. 6 Es kompt vil zwischen boltz vnd zil. – Henisch, 451. Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Faselius, 152; Wiegand, 811; Philippi, I, 268; Seybold, 315; Binder I, 1019; II, 1910.) 7 Kein bolzen fleugt vom bogen recht wo nicht die Senn heracher schlegt. (Froschmeuseler, C c.). – Henisch, 451. 8 Man muss nicht alles zu Bolzen drehen. – Simrock, 1198; Schulze, 32; Henisch, 450; auch Spangenberg in seiner Alten Adamssprache (Eisleben 1563), Nr. 35. Lat.: Non sunt omnia ad vivum resecanda. (Erasm., 463.) 9 Man muss offt ein Boltzen nach einem Boltzen schiessen. – Lehmann, 22, 21. 10 Mit hêten Bolten strickt sik got. – Eichwald, 143. *11 A muss a Ding nich balde zu Pulsten (Bolzen) drehn. – Robinson, 772. *12 Alles to Bolten dreihn. – Eichwald, 142.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [214]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/242>, abgerufen am 28.03.2024.