Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] diese Herrschaft gewonnen, denn er gibt sich das Zeugniss: "Ich bin der höflichste Mensch von der Welt. Ich thue mir was darauf zugute, niemals grob gewesen zu sein auf dieser Erde, wo es so viele unerträgliche Schlingel gibt."

25 Von grosser Höflichkeit ist Betrug nicht weit.

26 Wegen Höflichkeit ist noch niemand gestraft worden. (Steiermark.)

*27 Er beisst sich an der Höflichkeit keinen Zahn aus.

Holl.: Hij is zoo vol beleefdheid; als eene koe vol muskaat. (Harrebomee, I, 46.)


Hoflied.

Hoflied fengt also an: Placeto Domino. - Lehmann, 387, 12.


Höfling.

1 Der Höflinge Freundschaft hat Windfahnenart.

"Höflinge lieben sich nicht untereinander, wie die Windfahnen sich niemals gegeneinander neigen." (W. Menzel, Streckverse, 220.)

2 Ein Höfling, der nicht schmeicheln, ein Soldat, der nicht schnarchen, und ein Krämer, der nicht seine Waare loben kann, kommt nimmer obenan. - Hans Sachs; Zinkgref, III, 211.

3 Höfling, Aerzte und Juristen haben ihren Gott in Kisten.

4 Höflinge sich gerne ducken mit Verbeugung und Achselzucken. - Eiselein, 317.

"Höflinge, die ihren Nacken krumm gebogen, deren Haupt keine Funken zeigt des Feuers, das Prometheus einst geraubt." (Spaziergänge eines wiener Poeten, Hamburg 1846, S. 107.)

5 Höflinge sind so gezogen, wer ihnen glaubt, der ist betrogen.

Der österreichische Staatskanzler, Fürst Kaunitz, ist durch seinen Kammerdiener und eine wiener Geheimwäscheriu zeitlebens in dem Glauben erhalten worden, seine Hemden mit den brüsseler Spitzenmanschetten seien zu Paris gewaschen worden. (Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, S. 347.)

6 Höflinge und Besen wirft man weg, wenn sie abgenutzt.

Böhm.: Stary dvorak, hotovy zebrak. (Celakovsky, 332.)

Holl.: De jonge hoveling wordt een oud verschoveling. - Heden hoveling, morgen verschoveling. (Harrebomee, I, 337.)

*7 Sich zum Höflinge machen.


Hofluft.

Wo Hofluft weht, ist nicht gut wohnen. - Eiselein, 317; Simrock, 4858.

Die Russen: Die Hofluft ist eine Schminke, die die Grossen so zu färben pflegt, dass wir ihre Züge zu erkennen gar nicht im Stande sind. (Altmann VI, 467.) "Wie dem Fische nur im Wasser, dem Vogel nur in der Luft, dem Maulwurf nur unter der Erde wohl ist, so jedem Menschen nur in der ihm angemessenen Atmosphäre, wie denn z. B. die Hofluft nicht jedem respirabel ist." (Schopenhauer, Welt als Wille, I, 358.)


Hofmagd.

Hoffmägd, Bademägde, Huren vnd Ammen gehören zusammen in einen Stamm. - Petri, II, 381; Facet., 498.


Hofmanier.

1 Hofmanier führt irr'. - Simrock, 4829; Körte, 2899; Braun, I, 1421.

*2 Er hat Hofmanier gelernt.


Hofmann.

1 Der Hofmann ein vornehmer Sklave.

Böhm.: Dvorenin bez pout otrok. (Celakovsky, 321.)

Poln.: Kto przy dworze, bez peta niewolnik. (Celakovsky, 321.)

2 Der kan nicht lang sein ein Hofemann, der nicht versehen vnd verhören kan. - Ottow's Ms.

3 Ein alter Hofmann, ein altes Schiff. - Zeiller, 55.

4 Ein Hofmann ist ein geplagtes Thier und sieht auf den Bauer stolz herfür.

Frz.: Mieux vaut un courtois mort que vilain vif. (Leroux. II, 82.)

5 Ein Hofmann muss kalt und warm aus Einem Munde blasen.

"Viel Sprachen reden können, ist eines Hofmanns Zier; doch, was der Esel redt (ia, ia), geht allem andern für." (Logau.)

Frz.: Un courtisan doit etre sans humeur et sans honneur. (Bohn I, 61.)

It.: Discorrer con destrezza ed oprar con prontezza deve il cortigiano. (Pazzaglia, 68, 4.)

6 Ein Hofmann und ein Rechenpfennig gelten bald viel, bald gar nichts. - Opel, 373.

[Spaltenumbruch] 7 Lass dem Hofmann seine Tressen, dem Bürger seinen Kram, dem Bauer seinen Pflug und dem Soldaten seinen Sold; so hat jeder genug und bleiben dir alle hold.

Dän.: Lad hof-tieneren have bestillinger, soldaten besoldning, borgeren kiöbmandskab og bonden avling. (Prov. dan., 296.)

*8 Ich bin ein Hoffmann, kan Senff essen vnd doch nicht weinen. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 30; Welt und Zeit, V, 357, 233.

Dän.: Jeg er hof-mand, kand vel aede senep, og ei graede. (Prov. dan., 295.)


Hofmeisterin.

Hofmeisterin ist bald (halb) Herrin und bald (halb) Dienerin.

Dän.: En svar hofmeesterinde som vil heller regiere end regieres. (Prov. dan., 295.)


Hofmeistern.

* Einen hofmeistern.


Hofmesse.

Zur Hofmesse wehret der Tantz nicht lang. - Petri, II, 826.


Hofmönch.

Hofmönch und Klosterritter taugen nicht; halb Fisch, halb Mann, ist weder Fisch noch Mann. - Klosterspiegel, 43, 2.


Hofnarr.

1 Die Hofnarren sind oft die klügsten Leute am Hofe.

"Vor zeiten hatten die Fürsten Hofnarren, welche zuweilen treffend die Wahrheit sagten, wozu sie das Vorrecht besassen, weil die Wahrheit doch der Narrheit gleich galt." (Jachmann, Reliquien, I, 248.) Christian IV. von Dänemark wollte keinen Hofnarren am Hofe haben, sondern sagte: "Wenn ich Narren haben will, saufe ich meine Hofjunker voll, so habe ich Narren mehr als zu viel." (Welt und Zeit, V, 92, 79.)

*2 Er hält mich wol für unsers Herrgotts Hofnarren.

Ob aus der Grabschrift entstanden, die sich der zu Löwenberg gestorbene und daselbst in der Kapelle des Franciscanerklosters begrabene Pfarrer aus Steinkirch (Konrad von Aurinfurt) setzen liess? Sie lautete: "Du wollst das ewige Leben, Herr, deinem Schalksnarr geben; einst macht er Lieder zum Singen, die fein und lieblich klingen."


Hofneid.

Hofneid hat scharfe Zähne. - Parömiakon, 105.


Hofpferd.

Aus Hofpferden werden auch Ackergäule.

Dän.: Hovmands hest kommer og til harve. (Prov. dan., 302.)


Hofprediger.

1 Ein Hofprediger, der die Wahrheit nicht thut kund, ist ein gelber Suppenfresser und stummer Hund. - J. F. Spörer in einer Predigt, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.

2 Hofprediger sind Gnadenschnapper.

3 Wenn ein Hofprediger will die Wahrheit sagen, so hat er bald die Abschiedssupp' im Magen.


Hofrait.

* A hot anne grusse Hofrait. (Schles.) - Berndt, 59.


Hofrath.

1 Ein Hofrath ist ein Mann von Distinction.

Ein Gelehrter, der "Herr Professor" angeredet wurde, sagte berichtigend: "Ich bin nicht Professor, sondern Hofrath. Jeder, der Collegien liest, lässt sich Professor nennen, und ebendeswegen hat der König Leuten von Verdienst Distinction verliehen." (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.)

2 Hoffräth gehen offtmals dahin, ob sie jhre Füss in dess Herren Schuhe möchten stecken. - Lehmann, 389, 32.


Hofrecht.

1 Es bleibt ein Hoffrecht, wer ind stub scheyst und ders ausskehrt, sein beid eins lohns und Ehrenwerth. - Froschm., PVIII.

2 Es darf mir keiner ein Hofrecht in die Stube machen. (S. Bauernveiel.) - Eiselein, 317; Simrock, 4860.

3 So lange man Hofrecht nicht gewinnt, kann man es nicht geniessen. - Graf, 51, 185.

*4 Ein hoffrecht machen, dass ein sau mit zu speysen war. - Ayrer, V, 3183, 13.

*5 Einem ein Hofrecht machen. - Aventin, CCLVIIIc

[Spaltenumbruch] diese Herrschaft gewonnen, denn er gibt sich das Zeugniss: „Ich bin der höflichste Mensch von der Welt. Ich thue mir was darauf zugute, niemals grob gewesen zu sein auf dieser Erde, wo es so viele unerträgliche Schlingel gibt.“

25 Von grosser Höflichkeit ist Betrug nicht weit.

26 Wegen Höflichkeit ist noch niemand gestraft worden. (Steiermark.)

*27 Er beisst sich an der Höflichkeit keinen Zahn aus.

Holl.: Hij is zoo vol beleefdheid; als eene koe vol muskaat. (Harrebomée, I, 46.)


Hoflied.

Hoflied fengt also an: Placeto Domino.Lehmann, 387, 12.


Höfling.

1 Der Höflinge Freundschaft hat Windfahnenart.

„Höflinge lieben sich nicht untereinander, wie die Windfahnen sich niemals gegeneinander neigen.“ (W. Menzel, Streckverse, 220.)

2 Ein Höfling, der nicht schmeicheln, ein Soldat, der nicht schnarchen, und ein Krämer, der nicht seine Waare loben kann, kommt nimmer obenan.Hans Sachs; Zinkgref, III, 211.

3 Höfling, Aerzte und Juristen haben ihren Gott in Kisten.

4 Höflinge sich gerne ducken mit Verbeugung und Achselzucken.Eiselein, 317.

„Höflinge, die ihren Nacken krumm gebogen, deren Haupt keine Funken zeigt des Feuers, das Prometheus einst geraubt.“ (Spaziergänge eines wiener Poeten, Hamburg 1846, S. 107.)

5 Höflinge sind so gezogen, wer ihnen glaubt, der ist betrogen.

Der österreichische Staatskanzler, Fürst Kaunitz, ist durch seinen Kammerdiener und eine wiener Geheimwäscheriu zeitlebens in dem Glauben erhalten worden, seine Hemden mit den brüsseler Spitzenmanschetten seien zu Paris gewaschen worden. (Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, S. 347.)

6 Höflinge und Besen wirft man weg, wenn sie abgenutzt.

Böhm.: Starý dvořák, hotový žebrák. (Čelakovsky, 332.)

Holl.: De jonge hoveling wordt een oud verschoveling. – Heden hoveling, morgen verschoveling. (Harrebomée, I, 337.)

*7 Sich zum Höflinge machen.


Hofluft.

Wo Hofluft weht, ist nicht gut wohnen.Eiselein, 317; Simrock, 4858.

Die Russen: Die Hofluft ist eine Schminke, die die Grossen so zu färben pflegt, dass wir ihre Züge zu erkennen gar nicht im Stande sind. (Altmann VI, 467.) „Wie dem Fische nur im Wasser, dem Vogel nur in der Luft, dem Maulwurf nur unter der Erde wohl ist, so jedem Menschen nur in der ihm angemessenen Atmosphäre, wie denn z. B. die Hofluft nicht jedem respirabel ist.“ (Schopenhauer, Welt als Wille, I, 358.)


Hofmagd.

Hoffmägd, Bademägde, Huren vnd Ammen gehören zusammen in einen Stamm.Petri, II, 381; Facet., 498.


Hofmanier.

1 Hofmanier führt irr'.Simrock, 4829; Körte, 2899; Braun, I, 1421.

*2 Er hat Hofmanier gelernt.


Hofmann.

1 Der Hofmann ein vornehmer Sklave.

Böhm.: Dvořenin bez pout otrok. (Čelakovsky, 321.)

Poln.: Kto przy dworze, bez peta niewolnik. (Čelakovsky, 321.)

2 Der kan nicht lang sein ein Hofemann, der nicht versehen vnd verhören kan.Ottow's Ms.

3 Ein alter Hofmann, ein altes Schiff.Zeiller, 55.

4 Ein Hofmann ist ein geplagtes Thier und sieht auf den Bauer stolz herfür.

Frz.: Mieux vaut un courtois mort que vilain vif. (Leroux. II, 82.)

5 Ein Hofmann muss kalt und warm aus Einem Munde blasen.

„Viel Sprachen reden können, ist eines Hofmanns Zier; doch, was der Esel redt (ia, ia), geht allem andern für.“ (Logau.)

Frz.: Un courtisan doit être sans humeur et sans honneur. (Bohn I, 61.)

It.: Discorrer con destrezza ed oprar con prontezza deve il cortigiano. (Pazzaglia, 68, 4.)

6 Ein Hofmann und ein Rechenpfennig gelten bald viel, bald gar nichts.Opel, 373.

[Spaltenumbruch] 7 Lass dem Hofmann seine Tressen, dem Bürger seinen Kram, dem Bauer seinen Pflug und dem Soldaten seinen Sold; so hat jeder genug und bleiben dir alle hold.

Dän.: Lad hof-tieneren have bestillinger, soldaten besoldning, borgeren kiøbmandskab og bonden avling. (Prov. dan., 296.)

*8 Ich bin ein Hoffmann, kan Senff essen vnd doch nicht weinen.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 30; Welt und Zeit, V, 357, 233.

Dän.: Jeg er hof-mand, kand vel æde senep, og ei græde. (Prov. dan., 295.)


Hofmeisterin.

Hofmeisterin ist bald (halb) Herrin und bald (halb) Dienerin.

Dän.: En svar hofmeesterinde som vil heller regiere end regieres. (Prov. dan., 295.)


Hofmeistern.

* Einen hofmeistern.


Hofmesse.

Zur Hofmesse wehret der Tantz nicht lang.Petri, II, 826.


Hofmönch.

Hofmönch und Klosterritter taugen nicht; halb Fisch, halb Mann, ist weder Fisch noch Mann.Klosterspiegel, 43, 2.


Hofnarr.

1 Die Hofnarren sind oft die klügsten Leute am Hofe.

„Vor zeiten hatten die Fürsten Hofnarren, welche zuweilen treffend die Wahrheit sagten, wozu sie das Vorrecht besassen, weil die Wahrheit doch der Narrheit gleich galt.“ (Jachmann, Reliquien, I, 248.) Christian IV. von Dänemark wollte keinen Hofnarren am Hofe haben, sondern sagte: „Wenn ich Narren haben will, saufe ich meine Hofjunker voll, so habe ich Narren mehr als zu viel.“ (Welt und Zeit, V, 92, 79.)

*2 Er hält mich wol für unsers Herrgotts Hofnarren.

Ob aus der Grabschrift entstanden, die sich der zu Löwenberg gestorbene und daselbst in der Kapelle des Franciscanerklosters begrabene Pfarrer aus Steinkirch (Konrad von Aurinfurt) setzen liess? Sie lautete: „Du wollst das ewige Leben, Herr, deinem Schalksnarr geben; einst macht er Lieder zum Singen, die fein und lieblich klingen.“


Hofneid.

Hofneid hat scharfe Zähne.Parömiakon, 105.


Hofpferd.

Aus Hofpferden werden auch Ackergäule.

Dän.: Hovmands hest kommer og til harve. (Prov. dan., 302.)


Hofprediger.

1 Ein Hofprediger, der die Wahrheit nicht thut kund, ist ein gelber Suppenfresser und stummer Hund.J. F. Spörer in einer Predigt, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.

2 Hofprediger sind Gnadenschnapper.

3 Wenn ein Hofprediger will die Wahrheit sagen, so hat er bald die Abschiedssupp' im Magen.


Hofrait.

* A hôt anne grusse Hofrait. (Schles.) – Berndt, 59.


Hofrath.

1 Ein Hofrath ist ein Mann von Distinction.

Ein Gelehrter, der „Herr Professor“ angeredet wurde, sagte berichtigend: „Ich bin nicht Professor, sondern Hofrath. Jeder, der Collegien liest, lässt sich Professor nennen, und ebendeswegen hat der König Leuten von Verdienst Distinction verliehen.“ (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.)

2 Hoffräth gehen offtmals dahin, ob sie jhre Füss in dess Herren Schuhe möchten stecken.Lehmann, 389, 32.


Hofrecht.

1 Es bleibt ein Hoffrecht, wer ind stub scheyst und ders ausskehrt, sein beid eins lohns und Ehrenwerth.Froschm., PVIII.

2 Es darf mir keiner ein Hofrecht in die Stube machen. (S. Bauernveiel.) – Eiselein, 317; Simrock, 4860.

3 So lange man Hofrecht nicht gewinnt, kann man es nicht geniessen.Graf, 51, 185.

*4 Ein hoffrecht machen, dass ein sau mit zu speysen war.Ayrer, V, 3183, 13.

*5 Einem ein Hofrecht machen. – Aventin, CCLVIIIc

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0373" n="[367]"/><cb n="733"/>
diese Herrschaft gewonnen, denn er gibt sich das Zeugniss: &#x201E;Ich bin der höflichste Mensch von der Welt. Ich thue mir was darauf zugute, niemals grob gewesen zu sein auf dieser Erde, wo es so viele unerträgliche Schlingel gibt.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Von grosser Höflichkeit ist Betrug nicht weit.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wegen Höflichkeit ist noch niemand gestraft worden.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Er beisst sich an der Höflichkeit keinen Zahn aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij is zoo vol beleefdheid; als eene koe vol muskaat. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 46.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hoflied.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hoflied fengt also an: Placeto Domino.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 387, 12.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Höfling.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Höflinge Freundschaft hat Windfahnenart.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Höflinge lieben sich nicht untereinander, wie die Windfahnen sich niemals gegeneinander neigen.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Menzel, Streckverse, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein Höfling, der nicht schmeicheln, ein Soldat, der nicht schnarchen, und ein Krämer, der nicht seine Waare loben kann, kommt nimmer obenan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hans Sachs; Zinkgref, III, 211.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Höfling, Aerzte und Juristen haben ihren Gott in Kisten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Höflinge sich gerne ducken mit Verbeugung und Achselzucken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 317.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Höflinge, die ihren Nacken krumm gebogen, deren Haupt keine Funken zeigt des Feuers, das Prometheus einst geraubt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Spaziergänge eines wiener Poeten, Hamburg 1846, S. 107.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Höflinge sind so gezogen, wer ihnen glaubt, der ist betrogen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der österreichische Staatskanzler, Fürst Kaunitz, ist durch seinen Kammerdiener und eine wiener Geheimwäscheriu zeitlebens in dem Glauben erhalten worden, seine Hemden mit den brüsseler Spitzenmanschetten seien zu Paris gewaschen worden. (<hi rendition="#i">Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, S. 347.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Höflinge und Besen wirft man weg, wenn sie abgenutzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Starý dvo&#x0159;ák, hotový &#x017E;ebrák. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 332.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De jonge hoveling wordt een oud verschoveling. &#x2013; Heden hoveling, morgen verschoveling. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 337.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Sich zum Höflinge machen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofluft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wo Hofluft weht, ist nicht gut wohnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 317; Simrock, 4858.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Hofluft ist eine Schminke, die die Grossen so zu färben pflegt, dass wir ihre Züge zu erkennen gar nicht im Stande sind. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 467.</hi>) &#x201E;Wie dem Fische nur im Wasser, dem Vogel nur in der Luft, dem Maulwurf nur unter der Erde wohl ist, so jedem Menschen nur in der ihm angemessenen Atmosphäre, wie denn z. B. die Hofluft nicht jedem respirabel ist.&#x201C; (<hi rendition="#i">Schopenhauer, Welt als Wille, I, 358.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmagd.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hoffmägd, Bademägde, Huren vnd Ammen gehören zusammen in einen Stamm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 381; Facet., 498.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmanier.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hofmanier führt irr'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 4829; Körte, 2899; Braun, I, 1421.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er hat Hofmanier gelernt.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Hofmann ein vornehmer Sklave.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dvo&#x0159;enin bez pout otrok. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 321.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kto przy dworze, bez peta niewolnik. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 321.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der kan nicht lang sein ein Hofemann, der nicht versehen vnd verhören kan.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ottow's Ms.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Ein alter Hofmann, ein altes Schiff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zeiller, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Hofmann ist ein geplagtes Thier und sieht auf den Bauer stolz herfür.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mieux vaut un courtois mort que vilain vif. (<hi rendition="#i">Leroux. II, 82.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ein Hofmann muss kalt und warm aus Einem Munde blasen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Viel Sprachen reden können, ist eines Hofmanns Zier; doch, was der Esel redt (ia, ia), geht allem andern für.&#x201C; (<hi rendition="#i">Logau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Un courtisan doit être sans humeur et sans honneur. (<hi rendition="#i">Bohn I, 61.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Discorrer con destrezza ed oprar con prontezza deve il cortigiano. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 68, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ein Hofmann und ein Rechenpfennig gelten bald viel, bald gar nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 373.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="734"/>
7 Lass dem Hofmann seine Tressen, dem Bürger seinen Kram, dem Bauer seinen Pflug und dem Soldaten seinen Sold; so hat jeder genug und bleiben dir alle hold.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lad hof-tieneren have bestillinger, soldaten besoldning, borgeren kiøbmandskab og bonden avling. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 296.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Ich bin ein Hoffmann, kan Senff essen vnd doch nicht weinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 30; Welt und Zeit, V, 357, 233.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Jeg er hof-mand, kand vel æde senep, og ei græde. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 295.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmeisterin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Hofmeisterin ist bald (halb) Herrin und bald (halb) Dienerin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: En svar hofmeesterinde som vil heller regiere end regieres. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 295.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmeistern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen hofmeistern.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmesse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zur Hofmesse wehret der Tantz nicht lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 826.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofmönch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hofmönch und Klosterritter taugen nicht; halb Fisch, halb Mann, ist weder Fisch noch Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 43, 2.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofnarr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Hofnarren sind oft die klügsten Leute am Hofe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Vor zeiten hatten die Fürsten Hofnarren, welche zuweilen treffend die Wahrheit sagten, wozu sie das Vorrecht besassen, weil die Wahrheit doch der Narrheit gleich galt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Jachmann, Reliquien, I, 248.</hi>) Christian IV. von Dänemark wollte keinen Hofnarren am Hofe haben, sondern sagte: &#x201E;Wenn ich Narren haben will, saufe ich meine Hofjunker voll, so habe ich Narren mehr als zu viel.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, V, 92, 79.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er hält mich wol für unsers Herrgotts Hofnarren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ob aus der Grabschrift entstanden, die sich der zu Löwenberg gestorbene und daselbst in der Kapelle des Franciscanerklosters begrabene Pfarrer aus Steinkirch (Konrad von Aurinfurt) setzen liess? Sie lautete: &#x201E;Du wollst das ewige Leben, Herr, deinem Schalksnarr geben; einst macht er Lieder zum Singen, die fein und lieblich klingen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofneid.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hofneid hat scharfe Zähne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 105.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofpferd.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Aus Hofpferden werden auch Ackergäule.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hovmands hest kommer og til harve. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 302.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofprediger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Ein Hofprediger, der die Wahrheit nicht thut kund, ist ein gelber Suppenfresser und stummer Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">J. F. Spörer in einer Predigt, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Hofprediger sind Gnadenschnapper.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wenn ein Hofprediger will die Wahrheit sagen, so hat er bald die Abschiedssupp' im Magen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofrait.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* A hôt anne grusse Hofrait.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Berndt, 59.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofrath.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein Hofrath ist ein Mann von Distinction.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Gelehrter, der &#x201E;Herr Professor&#x201C; angeredet wurde, sagte berichtigend: &#x201E;Ich bin nicht Professor, sondern Hofrath. Jeder, der Collegien liest, lässt sich Professor nennen, und ebendeswegen hat der König Leuten von Verdienst Distinction verliehen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hoffräth gehen offtmals dahin, ob sie jhre Füss in dess Herren Schuhe möchten stecken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 389, 32.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hofrecht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es bleibt ein Hoffrecht, wer ind stub scheyst und ders ausskehrt, sein beid eins lohns und Ehrenwerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Froschm., PVIII.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es darf mir keiner ein Hofrecht in die Stube machen.</hi> (S.  Bauernveiel.) &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 317; Simrock, 4860.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 So lange man Hofrecht nicht gewinnt, kann man es nicht geniessen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 51, 185.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Ein hoffrecht machen, dass ein sau mit zu speysen war.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ayrer, V, 3183, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Einem ein Hofrecht machen. &#x2013; Aventin, CCLVIII<hi rendition="#sup">c</hi> </hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[367]/0373] diese Herrschaft gewonnen, denn er gibt sich das Zeugniss: „Ich bin der höflichste Mensch von der Welt. Ich thue mir was darauf zugute, niemals grob gewesen zu sein auf dieser Erde, wo es so viele unerträgliche Schlingel gibt.“ 25 Von grosser Höflichkeit ist Betrug nicht weit. 26 Wegen Höflichkeit ist noch niemand gestraft worden. (Steiermark.) *27 Er beisst sich an der Höflichkeit keinen Zahn aus. Holl.: Hij is zoo vol beleefdheid; als eene koe vol muskaat. (Harrebomée, I, 46.) Hoflied. Hoflied fengt also an: Placeto Domino. – Lehmann, 387, 12. Höfling. 1 Der Höflinge Freundschaft hat Windfahnenart. „Höflinge lieben sich nicht untereinander, wie die Windfahnen sich niemals gegeneinander neigen.“ (W. Menzel, Streckverse, 220.) 2 Ein Höfling, der nicht schmeicheln, ein Soldat, der nicht schnarchen, und ein Krämer, der nicht seine Waare loben kann, kommt nimmer obenan. – Hans Sachs; Zinkgref, III, 211. 3 Höfling, Aerzte und Juristen haben ihren Gott in Kisten. 4 Höflinge sich gerne ducken mit Verbeugung und Achselzucken. – Eiselein, 317. „Höflinge, die ihren Nacken krumm gebogen, deren Haupt keine Funken zeigt des Feuers, das Prometheus einst geraubt.“ (Spaziergänge eines wiener Poeten, Hamburg 1846, S. 107.) 5 Höflinge sind so gezogen, wer ihnen glaubt, der ist betrogen. Der österreichische Staatskanzler, Fürst Kaunitz, ist durch seinen Kammerdiener und eine wiener Geheimwäscheriu zeitlebens in dem Glauben erhalten worden, seine Hemden mit den brüsseler Spitzenmanschetten seien zu Paris gewaschen worden. (Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, S. 347.) 6 Höflinge und Besen wirft man weg, wenn sie abgenutzt. Böhm.: Starý dvořák, hotový žebrák. (Čelakovsky, 332.) Holl.: De jonge hoveling wordt een oud verschoveling. – Heden hoveling, morgen verschoveling. (Harrebomée, I, 337.) *7 Sich zum Höflinge machen. Hofluft. Wo Hofluft weht, ist nicht gut wohnen. – Eiselein, 317; Simrock, 4858. Die Russen: Die Hofluft ist eine Schminke, die die Grossen so zu färben pflegt, dass wir ihre Züge zu erkennen gar nicht im Stande sind. (Altmann VI, 467.) „Wie dem Fische nur im Wasser, dem Vogel nur in der Luft, dem Maulwurf nur unter der Erde wohl ist, so jedem Menschen nur in der ihm angemessenen Atmosphäre, wie denn z. B. die Hofluft nicht jedem respirabel ist.“ (Schopenhauer, Welt als Wille, I, 358.) Hofmagd. Hoffmägd, Bademägde, Huren vnd Ammen gehören zusammen in einen Stamm. – Petri, II, 381; Facet., 498. Hofmanier. 1 Hofmanier führt irr'. – Simrock, 4829; Körte, 2899; Braun, I, 1421. *2 Er hat Hofmanier gelernt. Hofmann. 1 Der Hofmann ein vornehmer Sklave. Böhm.: Dvořenin bez pout otrok. (Čelakovsky, 321.) Poln.: Kto przy dworze, bez peta niewolnik. (Čelakovsky, 321.) 2 Der kan nicht lang sein ein Hofemann, der nicht versehen vnd verhören kan. – Ottow's Ms. 3 Ein alter Hofmann, ein altes Schiff. – Zeiller, 55. 4 Ein Hofmann ist ein geplagtes Thier und sieht auf den Bauer stolz herfür. Frz.: Mieux vaut un courtois mort que vilain vif. (Leroux. II, 82.) 5 Ein Hofmann muss kalt und warm aus Einem Munde blasen. „Viel Sprachen reden können, ist eines Hofmanns Zier; doch, was der Esel redt (ia, ia), geht allem andern für.“ (Logau.) Frz.: Un courtisan doit être sans humeur et sans honneur. (Bohn I, 61.) It.: Discorrer con destrezza ed oprar con prontezza deve il cortigiano. (Pazzaglia, 68, 4.) 6 Ein Hofmann und ein Rechenpfennig gelten bald viel, bald gar nichts. – Opel, 373. 7 Lass dem Hofmann seine Tressen, dem Bürger seinen Kram, dem Bauer seinen Pflug und dem Soldaten seinen Sold; so hat jeder genug und bleiben dir alle hold. Dän.: Lad hof-tieneren have bestillinger, soldaten besoldning, borgeren kiøbmandskab og bonden avling. (Prov. dan., 296.) *8 Ich bin ein Hoffmann, kan Senff essen vnd doch nicht weinen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 30; Welt und Zeit, V, 357, 233. Dän.: Jeg er hof-mand, kand vel æde senep, og ei græde. (Prov. dan., 295.) Hofmeisterin. Hofmeisterin ist bald (halb) Herrin und bald (halb) Dienerin. Dän.: En svar hofmeesterinde som vil heller regiere end regieres. (Prov. dan., 295.) Hofmeistern. * Einen hofmeistern. Hofmesse. Zur Hofmesse wehret der Tantz nicht lang. – Petri, II, 826. Hofmönch. Hofmönch und Klosterritter taugen nicht; halb Fisch, halb Mann, ist weder Fisch noch Mann. – Klosterspiegel, 43, 2. Hofnarr. 1 Die Hofnarren sind oft die klügsten Leute am Hofe. „Vor zeiten hatten die Fürsten Hofnarren, welche zuweilen treffend die Wahrheit sagten, wozu sie das Vorrecht besassen, weil die Wahrheit doch der Narrheit gleich galt.“ (Jachmann, Reliquien, I, 248.) Christian IV. von Dänemark wollte keinen Hofnarren am Hofe haben, sondern sagte: „Wenn ich Narren haben will, saufe ich meine Hofjunker voll, so habe ich Narren mehr als zu viel.“ (Welt und Zeit, V, 92, 79.) *2 Er hält mich wol für unsers Herrgotts Hofnarren. Ob aus der Grabschrift entstanden, die sich der zu Löwenberg gestorbene und daselbst in der Kapelle des Franciscanerklosters begrabene Pfarrer aus Steinkirch (Konrad von Aurinfurt) setzen liess? Sie lautete: „Du wollst das ewige Leben, Herr, deinem Schalksnarr geben; einst macht er Lieder zum Singen, die fein und lieblich klingen.“ Hofneid. Hofneid hat scharfe Zähne. – Parömiakon, 105. Hofpferd. Aus Hofpferden werden auch Ackergäule. Dän.: Hovmands hest kommer og til harve. (Prov. dan., 302.) Hofprediger. 1 Ein Hofprediger, der die Wahrheit nicht thut kund, ist ein gelber Suppenfresser und stummer Hund. – J. F. Spörer in einer Predigt, erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. 2 Hofprediger sind Gnadenschnapper. 3 Wenn ein Hofprediger will die Wahrheit sagen, so hat er bald die Abschiedssupp' im Magen. Hofrait. * A hôt anne grusse Hofrait. (Schles.) – Berndt, 59. Hofrath. 1 Ein Hofrath ist ein Mann von Distinction. Ein Gelehrter, der „Herr Professor“ angeredet wurde, sagte berichtigend: „Ich bin nicht Professor, sondern Hofrath. Jeder, der Collegien liest, lässt sich Professor nennen, und ebendeswegen hat der König Leuten von Verdienst Distinction verliehen.“ (Gesellschafter, Magdeburg 1783, I, 146.) 2 Hoffräth gehen offtmals dahin, ob sie jhre Füss in dess Herren Schuhe möchten stecken. – Lehmann, 389, 32. Hofrecht. 1 Es bleibt ein Hoffrecht, wer ind stub scheyst und ders ausskehrt, sein beid eins lohns und Ehrenwerth. – Froschm., PVIII. 2 Es darf mir keiner ein Hofrecht in die Stube machen. (S. Bauernveiel.) – Eiselein, 317; Simrock, 4860. 3 So lange man Hofrecht nicht gewinnt, kann man es nicht geniessen. – Graf, 51, 185. *4 Ein hoffrecht machen, dass ein sau mit zu speysen war. – Ayrer, V, 3183, 13. *5 Einem ein Hofrecht machen. – Aventin, CCLVIIIc

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/373
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/373>, abgerufen am 16.04.2024.