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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 38 Wem man das Mehl gibt, der will auch noch Eier und Butter haben.

Um Ungenügsamkeit zu bezeichnen. Die Russen haben dafür das Sprichwort: Wer den Weizen hat, will auch den Reis haben. (Altmann IV.)

39 Wenn das Mehl verdorben, ist es zu spät, Kuchen backen.

40 Wenn es an Mehl fehlt, wird auch die Kleie verbacken.

It.: In tempo di carestia tanto si vende la crusca, quanto la farina. (Pazzaglia, 395, 5.)

41 Wenn ich Mehl hätte, ich büke Kuchen, sagte meine Mutter, es fehlt mir nur die Butter. (S. Bier 26 u. 36, Hund 1631, Katze 604 und Kohl 18.)

Da, wo alles, oder gerade die Hauptsache fehlt. Wenn wir so viel Mehl hätten, wie wir keine Butter haben, sagen die Czechen, so würden wir für die ganze Welt Buchteln (runde, in Schmalz gebackene Kuchen mit Pflaumenmus in der Mitte) backen. Die Walachen: Wenn ich nur Mehl hätte, würde ich Eier borgen und Kuchen backen, aber es fehlt mir an Fett. (Reinsberg IV, 5.)

42 Wer das Mehl eigen hat, der achtet des Brotes nicht. - Altmann VI, 509.

43 Wer das Mehl gibt, dem fordert man auch die Säcke ab.

44 Wer das Mehl (sicher) haben will, muss den Sack selbst zur Mühle tragen.

45 Wer Mehl bey dem Becker kaufft, Kohlen bey dem Schmiede, Fleisch bey dem Metzger, Seyde bey der Kammer-Jungfrau, das ist theur wahre. - Schuppius, Tract.

46 Wer Mehl hat, kann Brot und Pasteten backen. - Altmann VI, 403.

47 Wer Mehl hat, kann leicht backen. - Reinsberg II, 128.

48 Wer Mehl1 in die Sonne stellt, muss auf Regen Acht geben. (Surinam.)

1) Wol ausgetrocknete Bananen, auch Gorgothen genannt. - Jeder muss seine Sache wahrnehmen.

49 Wer Mehl kauft, ist auf einem Auge blind; wer Brot kauft, auf beiden.

It.: Qui comporat sa farina, est cegu ad un oju, et qui comporat su pane, ad ambos ojos.

50 Wer Mehl versprochen hat, denkt oft genug gethan zu haben, wenn er Kleien gibt.

51 Wer mit Mehl umgeht, kann auch voll Mehl sein.

52 Wer sein Mehl mit Hühnerfett schmalzen will, wird keine fetten Kuchen backen. - Altmann VI, 390.

53 Wer sein reinstes Mehl in der Welt verstreut, bringt die Kleien Gott.

54 Wer sich des Mehls freut, sei auch mit den Kleien zufrieden.

*55 Aus dem Mehle wird kein Brot gebacken. - Frischbier2, 2590.

*56 Das gibt kein Mehl zu Brot (oder: zum Brei, in die Küche, in den Kasten, kein Speck in die Wurst). - Eiselein, 459; Körte, 4187; Reinsberg IV, 78; Braun, I, 2646.

Lat.: Nihil ad farinas. (Eiselein, 459; Tappius, 34a; Philippi, II, 21.) - Quid ad farinas? (Philippi, I, 22.)

*57 Das Mehl aus dem Sack schütten und Asche dafür einraffen.

*58 Das Mehl hat er gegeben, aber Kuchen hat er nicht erhalten.

*59 Das Mehl im Maul behalten. - Mathesy, 19b.

*60 Das Mehl ist noch nicht gemessen, wovon er das Brot soll essen.

*61 Er behält (kein) Mehl im Maule. - Luther's Tischr., 303; Eiselein, 504; Braun, I, 2648.

Wer nicht frei herausredet, der behält Mehl im Maul. "Lieber Erasme, du waschest den Pelz und machst ihn nicht nass. Ich lobe mir die von Wittenberg, die behalten doch kein Mehl im Maul, sondern sagen ihre Meinung frei und redlich heraus." (Herzog Georg von Sachsen.)

*62 Er bläst sein Mehl in den Wind.

Holl.: Hij built het meel in den wind. (Harrebomee, II, 70b.)

*63 Er geht nach Mehl und verliert den Sack. - Winckler, XI, 67.

[Spaltenumbruch] *64 Er hat geröstet (oder gebacken) Mehl begert. - Henisch, 244, 63.

"D. i. er ist mit seim haussmälin (eigene Küche, Hauskost) nicht vergnügt; er begert anderswo etwas bessers vnd herrlichers."

*65 Er hat Mehl im Munde und Holzbündel im Schlunde. (Leipzig.)

Von einem, der sehr undeutlich, unverständlich redet.

*66 Er hed nid übel Mehl a der Kelle. - Sutermeister, 74.

*67 Er (es) ist aus demselben Mehl gebacken.

Lat.: Ex eodem luto factus est. (Faselius, 338.) - Farinae ejusdem est. (Binder II, 1098.)

*68 Er ist nid ins Mehl g'keit. - Sutermeister, 89.

Nicht dumm, nicht mit Stroh ausgefüllt. Ueber keien vgl. (ge-)heyen, keyen, bei Stalder, II, 31.

*69 Er nimmt Mehl genug, aber zu wenig Teig. - Parömiakon, 177.

Von Bäckern, welche das Backwerk zu klein liefern.

*70 Es geht viel Mehl in den Kasten. - Sutor, 368.

Von jemand, der viel Empfänglichkeit für Geschenke besitzt, bestechlich ist. Von Sutor a. a. O. mit den folgenden Redensarten: Du bist mit der silbern Büchsen geschossen. Dein Zung ist an ein gulden Ketten geschmidet. Man muss dir oft ins Büchsle blasen. Platteisen essen, so kleben die Händ. Schlüpffrige Händ bleibt leicht daran kleben. Du greiffst gern zu, hast lange Finger, für die lateinische: Fisco manus tingere.

*71 Es gibt nit mehl in den brey. - Tappius, 34a.

Es trägt nichts ein, es ist eine brotlose Kunst.

*72 Es gibt nit mehl in den sack. - Tappius, 34b.

*73 Es gibt nit mel in kasten, sack oder brei. - Franck, II, 33a.

"Brauchs, so du wilt ein Ding vnnütz heyssen, das nicht in die küchen trag vnd nit vol kästen mach", sagt Franck und fügt für das lateinische: Nihil ad farinas, noch folgende verwandte Redensarten für diesen Zweck bei: Es tregt nit in küchen. Es ist nit för mich, tregt nit ein. Es ist kein gattung in meinen krom. Es gibt nit speck in die bratwürst.

*74 Gemahlenes Mehl mahlen.

*75 Nach Mehl kommen und den Sack darüber einbüssen.

*76 Will er Mehl, so will sie Gries, will er sauer (s. d.), will sie süss. - Chaos, 653.

Uneinige Ehe.


Mehlbrei.

Am Mehlbrei beisst sich niemand die Zähne entzwei.

Dän.: Meel-gröd og kaal er bondens laegedom. (Prov. dan., 412.)


Mehldorn.

Wenn am Mehldorn Trauben hingen, würde man ihn als Weinstock verehren.

Die Russen: Hänge eine Melone an eine Pappel; es wird genug der Narren geben, welche die Pappel für einen Melonenbaum halten. (Altmann VI, 386.)


Mehlfass.

1 Wer immer aus dem Mehlfass nimmt und nichts wieder hineinschüttet, kommt bald auf den Grund. - Simrock, 6931.

*2 Einem das Mehlfass voll halten. (Pennsylv.-deutsch.)

Ihm nützlich und förderlich sein. "Kunden, wie du, halten unser Mehlfass voll." (Bucks-County-Express, Doylestown, Pennsylvanien, vom 2. Jan. 1855.)


Mehlig.

Wer nicht mehlig werden will, bleibe aus der Mühle. (S. Bestauben.)


Mehlkasten.

1 Wenn man immer aus dem Mehlkasten nimmt und nichts nachfüllt, kommt man bald auf den Boden. - Illustr. Familienkalender (Koburg 1866).

Frz.: A force de prendre dans la huche et de n'y rien mettre, on en voit bientot le fond. (Cahier, 874.)

2 Wenn man immer in den Mehlkasten greift und nichts hineinthut, hat man bald den Boden.


Mehlmus.

Wenn eine kann ein Mehlmus machen, eine Wasch sechten (Wäsche laugen) und korten (backen), so darf sie einen Mann nehmen.


Mehlsack.

1 Drei Mehlsäcke hat der Bauer: der Acker ist der erste, der Garten der zweite, der Stall der dritte; nützt er keinen davon, so kann, er sich Bettelsäcke daraus machen.

[Spaltenumbruch] 38 Wem man das Mehl gibt, der will auch noch Eier und Butter haben.

Um Ungenügsamkeit zu bezeichnen. Die Russen haben dafür das Sprichwort: Wer den Weizen hat, will auch den Reis haben. (Altmann IV.)

39 Wenn das Mehl verdorben, ist es zu spät, Kuchen backen.

40 Wenn es an Mehl fehlt, wird auch die Kleie verbacken.

It.: In tempo di carestia tanto si vende la crusca, quanto la farina. (Pazzaglia, 395, 5.)

41 Wenn ich Mehl hätte, ich büke Kuchen, sagte meine Mutter, es fehlt mir nur die Butter. (S. Bier 26 u. 36, Hund 1631, Katze 604 und Kohl 18.)

Da, wo alles, oder gerade die Hauptsache fehlt. Wenn wir so viel Mehl hätten, wie wir keine Butter haben, sagen die Czechen, so würden wir für die ganze Welt Buchteln (runde, in Schmalz gebackene Kuchen mit Pflaumenmus in der Mitte) backen. Die Walachen: Wenn ich nur Mehl hätte, würde ich Eier borgen und Kuchen backen, aber es fehlt mir an Fett. (Reinsberg IV, 5.)

42 Wer das Mehl eigen hat, der achtet des Brotes nicht.Altmann VI, 509.

43 Wer das Mehl gibt, dem fordert man auch die Säcke ab.

44 Wer das Mehl (sicher) haben will, muss den Sack selbst zur Mühle tragen.

45 Wer Mehl bey dem Becker kaufft, Kohlen bey dem Schmiede, Fleisch bey dem Metzger, Seyde bey der Kammer-Jungfrau, das ist theur wahre.Schuppius, Tract.

46 Wer Mehl hat, kann Brot und Pasteten backen.Altmann VI, 403.

47 Wer Mehl hat, kann leicht backen.Reinsberg II, 128.

48 Wer Mehl1 in die Sonne stellt, muss auf Regen Acht geben. (Surinam.)

1) Wol ausgetrocknete Bananen, auch Gorgothen genannt. – Jeder muss seine Sache wahrnehmen.

49 Wer Mehl kauft, ist auf einem Auge blind; wer Brot kauft, auf beiden.

It.: Qui comporat sa farina, est cegu ad un oju, et qui comporat su pane, ad ambos ojos.

50 Wer Mehl versprochen hat, denkt oft genug gethan zu haben, wenn er Kleien gibt.

51 Wer mit Mehl umgeht, kann auch voll Mehl sein.

52 Wer sein Mehl mit Hühnerfett schmalzen will, wird keine fetten Kuchen backen.Altmann VI, 390.

53 Wer sein reinstes Mehl in der Welt verstreut, bringt die Kleien Gott.

54 Wer sich des Mehls freut, sei auch mit den Kleien zufrieden.

*55 Aus dem Mehle wird kein Brot gebacken.Frischbier2, 2590.

*56 Das gibt kein Mehl zu Brot (oder: zum Brei, in die Küche, in den Kasten, kein Speck in die Wurst).Eiselein, 459; Körte, 4187; Reinsberg IV, 78; Braun, I, 2646.

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*57 Das Mehl aus dem Sack schütten und Asche dafür einraffen.

*58 Das Mehl hat er gegeben, aber Kuchen hat er nicht erhalten.

*59 Das Mehl im Maul behalten.Mathesy, 19b.

*60 Das Mehl ist noch nicht gemessen, wovon er das Brot soll essen.

*61 Er behält (kein) Mehl im Maule.Luther's Tischr., 303; Eiselein, 504; Braun, I, 2648.

Wer nicht frei herausredet, der behält Mehl im Maul. „Lieber Erasme, du waschest den Pelz und machst ihn nicht nass. Ich lobe mir die von Wittenberg, die behalten doch kein Mehl im Maul, sondern sagen ihre Meinung frei und redlich heraus.“ (Herzog Georg von Sachsen.)

*62 Er bläst sein Mehl in den Wind.

Holl.: Hij built het meel in den wind. (Harrebomée, II, 70b.)

*63 Er geht nach Mehl und verliert den Sack.Winckler, XI, 67.

[Spaltenumbruch] *64 Er hat geröstet (oder gebacken) Mehl begert.Henisch, 244, 63.

„D. i. er ist mit seim haussmälin (eigene Küche, Hauskost) nicht vergnügt; er begert anderswo etwas bessers vnd herrlichers.“

*65 Er hat Mehl im Munde und Holzbündel im Schlunde. (Leipzig.)

Von einem, der sehr undeutlich, unverständlich redet.

*66 Er hed nid übel Mehl a der Kelle.Sutermeister, 74.

*67 Er (es) ist aus demselben Mehl gebacken.

Lat.: Ex eodem luto factus est. (Faselius, 338.) – Farinae ejusdem est. (Binder II, 1098.)

*68 Er ist nid ins Mehl g'kît.Sutermeister, 89.

Nicht dumm, nicht mit Stroh ausgefüllt. Ueber kîen vgl. (ge-)heyen, keyen, bei Stalder, II, 31.

*69 Er nimmt Mehl genug, aber zu wenig Teig.Parömiakon, 177.

Von Bäckern, welche das Backwerk zu klein liefern.

*70 Es geht viel Mehl in den Kasten.Sutor, 368.

Von jemand, der viel Empfänglichkeit für Geschenke besitzt, bestechlich ist. Von Sutor a. a. O. mit den folgenden Redensarten: Du bist mit der silbern Büchsen geschossen. Dein Zung ist an ein gulden Ketten geschmidet. Man muss dir oft ins Büchsle blasen. Platteisen essen, so kleben die Händ. Schlüpffrige Händ bleibt leicht daran kleben. Du greiffst gern zu, hast lange Finger, für die lateinische: Fisco manus tingere.

*71 Es gibt nit mehl in den brey.Tappius, 34a.

Es trägt nichts ein, es ist eine brotlose Kunst.

*72 Es gibt nit mehl in den sack.Tappius, 34b.

*73 Es gibt nit mel in kasten, sack oder brei.Franck, II, 33a.

„Brauchs, so du wilt ein Ding vnnütz heyssen, das nicht in die küchen trag vnd nit vol kästen mach“, sagt Franck und fügt für das lateinische: Nihil ad farinas, noch folgende verwandte Redensarten für diesen Zweck bei: Es tregt nit in küchen. Es ist nit för mich, tregt nit ein. Es ist kein gattung in meinen krom. Es gibt nit speck in die bratwürst.

*74 Gemahlenes Mehl mahlen.

*75 Nach Mehl kommen und den Sack darüber einbüssen.

*76 Will er Mehl, so will sie Gries, will er sauer (s. d.), will sie süss.Chaos, 653.

Uneinige Ehe.


Mehlbrei.

Am Mehlbrei beisst sich niemand die Zähne entzwei.

Dän.: Meel-grød og kaal er bondens lægedom. (Prov. dan., 412.)


Mehldorn.

Wenn am Mehldorn Trauben hingen, würde man ihn als Weinstock verehren.

Die Russen: Hänge eine Melone an eine Pappel; es wird genug der Narren geben, welche die Pappel für einen Melonenbaum halten. (Altmann VI, 386.)


Mehlfass.

1 Wer immer aus dem Mehlfass nimmt und nichts wieder hineinschüttet, kommt bald auf den Grund.Simrock, 6931.

*2 Einem das Mehlfass voll halten. (Pennsylv.-deutsch.)

Ihm nützlich und förderlich sein. „Kunden, wie du, halten unser Mehlfass voll.“ (Bucks-County-Express, Doylestown, Pennsylvanien, vom 2. Jan. 1855.)


Mehlig.

Wer nicht mehlig werden will, bleibe aus der Mühle. (S. Bestauben.)


Mehlkasten.

1 Wenn man immer aus dem Mehlkasten nimmt und nichts nachfüllt, kommt man bald auf den Boden.Illustr. Familienkalender (Koburg 1866).

Frz.: A force de prendre dans la huche et de n'y rien mettre, on en voit bientôt le fond. (Cahier, 874.)

2 Wenn man immer in den Mehlkasten greift und nichts hineinthut, hat man bald den Boden.


Mehlmus.

Wenn eine kann ein Mehlmus machen, eine Wasch sechten (Wäsche laugen) und korten (backen), so darf sie einen Mann nehmen.


Mehlsack.

1 Drei Mehlsäcke hat der Bauer: der Acker ist der erste, der Garten der zweite, der Stall der dritte; nützt er keinen davon, so kann, er sich Bettelsäcke daraus machen.

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[[281]/0295] 38 Wem man das Mehl gibt, der will auch noch Eier und Butter haben. Um Ungenügsamkeit zu bezeichnen. Die Russen haben dafür das Sprichwort: Wer den Weizen hat, will auch den Reis haben. (Altmann IV.) 39 Wenn das Mehl verdorben, ist es zu spät, Kuchen backen. 40 Wenn es an Mehl fehlt, wird auch die Kleie verbacken. It.: In tempo di carestia tanto si vende la crusca, quanto la farina. (Pazzaglia, 395, 5.) 41 Wenn ich Mehl hätte, ich büke Kuchen, sagte meine Mutter, es fehlt mir nur die Butter. (S. Bier 26 u. 36, Hund 1631, Katze 604 und Kohl 18.) Da, wo alles, oder gerade die Hauptsache fehlt. Wenn wir so viel Mehl hätten, wie wir keine Butter haben, sagen die Czechen, so würden wir für die ganze Welt Buchteln (runde, in Schmalz gebackene Kuchen mit Pflaumenmus in der Mitte) backen. Die Walachen: Wenn ich nur Mehl hätte, würde ich Eier borgen und Kuchen backen, aber es fehlt mir an Fett. (Reinsberg IV, 5.) 42 Wer das Mehl eigen hat, der achtet des Brotes nicht. – Altmann VI, 509. 43 Wer das Mehl gibt, dem fordert man auch die Säcke ab. 44 Wer das Mehl (sicher) haben will, muss den Sack selbst zur Mühle tragen. 45 Wer Mehl bey dem Becker kaufft, Kohlen bey dem Schmiede, Fleisch bey dem Metzger, Seyde bey der Kammer-Jungfrau, das ist theur wahre. – Schuppius, Tract. 46 Wer Mehl hat, kann Brot und Pasteten backen. – Altmann VI, 403. 47 Wer Mehl hat, kann leicht backen. – Reinsberg II, 128. 48 Wer Mehl1 in die Sonne stellt, muss auf Regen Acht geben. (Surinam.) 1) Wol ausgetrocknete Bananen, auch Gorgothen genannt. – Jeder muss seine Sache wahrnehmen. 49 Wer Mehl kauft, ist auf einem Auge blind; wer Brot kauft, auf beiden. It.: Qui comporat sa farina, est cegu ad un oju, et qui comporat su pane, ad ambos ojos. 50 Wer Mehl versprochen hat, denkt oft genug gethan zu haben, wenn er Kleien gibt. 51 Wer mit Mehl umgeht, kann auch voll Mehl sein. 52 Wer sein Mehl mit Hühnerfett schmalzen will, wird keine fetten Kuchen backen. – Altmann VI, 390. 53 Wer sein reinstes Mehl in der Welt verstreut, bringt die Kleien Gott. 54 Wer sich des Mehls freut, sei auch mit den Kleien zufrieden. *55 Aus dem Mehle wird kein Brot gebacken. – Frischbier2, 2590. *56 Das gibt kein Mehl zu Brot (oder: zum Brei, in die Küche, in den Kasten, kein Speck in die Wurst). – Eiselein, 459; Körte, 4187; Reinsberg IV, 78; Braun, I, 2646. Lat.: Nihil ad farinas. (Eiselein, 459; Tappius, 34a; Philippi, II, 21.) – Quid ad farinas? (Philippi, I, 22.) *57 Das Mehl aus dem Sack schütten und Asche dafür einraffen. *58 Das Mehl hat er gegeben, aber Kuchen hat er nicht erhalten. *59 Das Mehl im Maul behalten. – Mathesy, 19b. *60 Das Mehl ist noch nicht gemessen, wovon er das Brot soll essen. *61 Er behält (kein) Mehl im Maule. – Luther's Tischr., 303; Eiselein, 504; Braun, I, 2648. Wer nicht frei herausredet, der behält Mehl im Maul. „Lieber Erasme, du waschest den Pelz und machst ihn nicht nass. Ich lobe mir die von Wittenberg, die behalten doch kein Mehl im Maul, sondern sagen ihre Meinung frei und redlich heraus.“ (Herzog Georg von Sachsen.) *62 Er bläst sein Mehl in den Wind. Holl.: Hij built het meel in den wind. (Harrebomée, II, 70b.) *63 Er geht nach Mehl und verliert den Sack. – Winckler, XI, 67. *64 Er hat geröstet (oder gebacken) Mehl begert. – Henisch, 244, 63. „D. i. er ist mit seim haussmälin (eigene Küche, Hauskost) nicht vergnügt; er begert anderswo etwas bessers vnd herrlichers.“ *65 Er hat Mehl im Munde und Holzbündel im Schlunde. (Leipzig.) Von einem, der sehr undeutlich, unverständlich redet. *66 Er hed nid übel Mehl a der Kelle. – Sutermeister, 74. *67 Er (es) ist aus demselben Mehl gebacken. Lat.: Ex eodem luto factus est. (Faselius, 338.) – Farinae ejusdem est. (Binder II, 1098.) *68 Er ist nid ins Mehl g'kît. – Sutermeister, 89. Nicht dumm, nicht mit Stroh ausgefüllt. Ueber kîen vgl. (ge-)heyen, keyen, bei Stalder, II, 31. *69 Er nimmt Mehl genug, aber zu wenig Teig. – Parömiakon, 177. Von Bäckern, welche das Backwerk zu klein liefern. *70 Es geht viel Mehl in den Kasten. – Sutor, 368. Von jemand, der viel Empfänglichkeit für Geschenke besitzt, bestechlich ist. Von Sutor a. a. O. mit den folgenden Redensarten: Du bist mit der silbern Büchsen geschossen. Dein Zung ist an ein gulden Ketten geschmidet. Man muss dir oft ins Büchsle blasen. Platteisen essen, so kleben die Händ. Schlüpffrige Händ bleibt leicht daran kleben. Du greiffst gern zu, hast lange Finger, für die lateinische: Fisco manus tingere. *71 Es gibt nit mehl in den brey. – Tappius, 34a. Es trägt nichts ein, es ist eine brotlose Kunst. *72 Es gibt nit mehl in den sack. – Tappius, 34b. *73 Es gibt nit mel in kasten, sack oder brei. – Franck, II, 33a. „Brauchs, so du wilt ein Ding vnnütz heyssen, das nicht in die küchen trag vnd nit vol kästen mach“, sagt Franck und fügt für das lateinische: Nihil ad farinas, noch folgende verwandte Redensarten für diesen Zweck bei: Es tregt nit in küchen. Es ist nit för mich, tregt nit ein. Es ist kein gattung in meinen krom. Es gibt nit speck in die bratwürst. *74 Gemahlenes Mehl mahlen. *75 Nach Mehl kommen und den Sack darüber einbüssen. *76 Will er Mehl, so will sie Gries, will er sauer (s. d.), will sie süss. – Chaos, 653. Uneinige Ehe. Mehlbrei. Am Mehlbrei beisst sich niemand die Zähne entzwei. Dän.: Meel-grød og kaal er bondens lægedom. (Prov. dan., 412.) Mehldorn. Wenn am Mehldorn Trauben hingen, würde man ihn als Weinstock verehren. Die Russen: Hänge eine Melone an eine Pappel; es wird genug der Narren geben, welche die Pappel für einen Melonenbaum halten. (Altmann VI, 386.) Mehlfass. 1 Wer immer aus dem Mehlfass nimmt und nichts wieder hineinschüttet, kommt bald auf den Grund. – Simrock, 6931. *2 Einem das Mehlfass voll halten. (Pennsylv.-deutsch.) Ihm nützlich und förderlich sein. „Kunden, wie du, halten unser Mehlfass voll.“ (Bucks-County-Express, Doylestown, Pennsylvanien, vom 2. Jan. 1855.) Mehlig. Wer nicht mehlig werden will, bleibe aus der Mühle. (S. Bestauben.) Mehlkasten. 1 Wenn man immer aus dem Mehlkasten nimmt und nichts nachfüllt, kommt man bald auf den Boden. – Illustr. Familienkalender (Koburg 1866). Frz.: A force de prendre dans la huche et de n'y rien mettre, on en voit bientôt le fond. (Cahier, 874.) 2 Wenn man immer in den Mehlkasten greift und nichts hineinthut, hat man bald den Boden. Mehlmus. Wenn eine kann ein Mehlmus machen, eine Wasch sechten (Wäsche laugen) und korten (backen), so darf sie einen Mann nehmen. Mehlsack. 1 Drei Mehlsäcke hat der Bauer: der Acker ist der erste, der Garten der zweite, der Stall der dritte; nützt er keinen davon, so kann, er sich Bettelsäcke daraus machen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [281]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/295>, abgerufen am 18.04.2024.