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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 682 Zu viel Wein macht den Witz klein.

683 Zu viel Wein macht Durst. - Grubb, 409.

Wer viel trinkt, will mehr trinken, heute ein Glas, morgen eine Flasche.

684 Zu viel Wein schwächt den Gang und macht das Gesicht krank.

685 Zu vil wein, gelt vnd gut verkehrt der weisen muth. - Henisch, 1477, 49; Petri, II, 828.

686 Zuerst guter Wein und wenn die Leute trunken sind, der schlechte, ist der Wirthe Praktik. - Joh. 2, 10; Simrock, 11457; Schulze, 241; Eiselein, 637.

687 Zum Wein versuchen darff man keiner gedächtnuss. - Lehmann, 877, 3.

*688 A hot em rechten Wein eigeschankt. (Schles.) - Frommann, III, 415, 564.

*689 Dä Wing ess zo schlääch, öm inn em Essel en et Ohr ze schödde. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 121.

*690 Das ist ein Wein zum Kinderschrecken.

Böhm.: To je vino, aby jim deti strasil. (Celakovsky, 567.)

*691 Das ist kein Wein von Alicant, es ist ein Gemisch von allerhand.

Holl.: Het is geen wijn van Alicante, maar van albekanten. (Harrebomee, II, 462a.)

*692 Das ist Wein, der sich gewaschen hat.

"Dass so wässrig schmeckt sein Wein, kann natürlicher was sein? 's ist ein Wein, der in der That sich gewaschen hat." (Witzfunken, VIIIa, 44.)

*693 Das ist Wein für Walker und Strumpfwirker.

Wegen seiner zusammenziehenden Eigenschaften.

Frz.: C'est du vin a faire danser les chevres. (Lendroy, 564.)

*694 De Wein is mi nig im Weg, aver dat Water. (Holst.) - Schütze, V, 344.

Als Antwort, wenn jemand gefragt wird, ob er an der Gicht leide.

*695 De Wyn köppet. (Hamburg.) - Körte, 6636.

D. h. er benimmt einem den Kopf.

*696 Den guten Wein selber trinken und das Geläger (die Hefen) Gott geben. - Parömiakon, 2985.

*697 Den Wein ausrüffen. - Murner, Schelm., 5.

Die Leute schmähen. "Sag an, du Schelm, was ist dein lon, dass du kein frommen last daruon; du henckest jm ein Schellen an, der hat dir das, der jhens gethan .... Cartheuser, Prediger, Carmeliten rüffst du den Wein, zu allen ziten, der dich doch darumb nie gebat vnd dir kein leid auff erden that .... Ist das dein Ampt, so sey dein lon, vom Pranger zu dem Galgen gon. Du rüffst den Wein; doch nur zuruck. Ist das nit eine böse Art, das der Schelm kein menschen spart." (Kloster, I, 832.) " ... Vnd ruffent jm den wein so theur, das doch weder yetz noch heur, niemandts mit jm will han zu schaffen, das hatt gethon das schedlich klaffen des schelmens der das hat erlogen." (Murner, Nb., in Kloster, IV, 731.)

*698 Den Wein durch den Regen jagen. - Moscherosch, 596.

Frz.: Baptiser le vin. (Moscherosch, 596.)

*699 Den Wein mit der Wasserstange schlagen. - Moscherosch, 596.

"Andeutend, dass die Wirthe den Wein mit der Wasserstange schlagen vnd vermengen, ehe sie den verkauffen." (Zinkgref, IV, 63.)

*700 Den Wein mit Oel vermengen. - Parömiakon, 2876.

Die herbe Wahrheit durch gelinde Worte mildern.

*701 Den Wein sparen, wenn das Fass leer ist.

*702 Den Wein taufen.

Amphiktrion lehrte die Menschen zuerst Wasser unter den Wein schütten. Wahrscheinlich stammen viele Weinhändler und Gastwirthe von dieser Familie her. "Der Wein muss durchaus jüdisch sein, so bleibt er ungetauft; das ist vor andern echter Wein, mit dem kein Wasser lauft." (Witzfunken, Va, 100.) Nach der Ansicht der alten Römer sollte, wie Plinius und Columella erzählen, Wein mit Meerwasser vermischt, angenehmer. haltbarer und besser werden, daher das Sprichwort: Dionysium aequore mergendum. (Faselius, 65.)

*703 Den Wein trinken und andern die Hefen lassen.

*704 Den Wein ums Holz (Fass) geben. - Luther's Tischr., 242a.

Gutes für Geringes, den Kern für die Schale.

[Spaltenumbruch] *705 Den Wein wieder in seinen Keller leiten. - Sion.

Von der Abschweifung wieder zum Gegenstande zurückkehren, oder: wieder zu seinen Gunsten reden.

*706 Der Wein gärt noch.

Dieser junge Mensch hat noch nicht ausgetobt.

Frz.: Ce jeune homme n'a pas encore jete la gourme. (Lendroy, 848.)

*707 Der Wein ist aus. (S. Ende 108.)

*708 Der Wein ist ihm in den Kopf gestiegen.

Holl.: De wijn is hem in het hoofd geslagen. - Hij heeft den wijn in het hoofd.

*709 Der Wein ist zapfenräs. - Eiselein, 654.

*710 Der Wein ist zu Essig worden. - Parömiakon, 1368.

"Es grüsst einen ein alter Tätl, ein eissgrauer Mann, der hat ein höltzernen Klöpper für sein Hand-Pferdt; er schittelt den Kopff, wie ein Bachsteltzen den Schweiff; er huest wie ein alter Barnbeisser; die Nase ist ihm verglassirt mit Schnecken-Fürniss, der Kopff siht auss wie ein gebutztes Kalb. Schädl, die Füss so hübsch völlig, wie ein Besenstiehl. Botztausend, das ist ein grosser Unterschied von deinen jungen Jahren. Vor diesem ist kein Bibliothek gewessen, wo du nit gestudirt hest; kein Spielmann gewest, der dir nit pfiffen, kein Tantzboden, der dich nit getragen, keine Mahlzeit, die dich nit gesehen, kein Gespass, den du nit vermehret hast. Wo ist dies alles hinkommen? Der Wein ist zu Essig worden, dem Fass ist der Boden aussgangen, der Geigen sind die Saiten gesprungen, der Blassbalg hat ein Loch bekommen, das Geschirr ist zu Trümmer gangen, der Bach ist aussgetruknet, die Sonne ist untergangen, das Kraut ist verbrennt, die Lauber sind abgefallen, der Degen ist verröstet." (Chaos, 612.)

*711 Der Wein macht sehr schön nass. - Körte, 6628a.

Versteckter Tadel über schlechten Wein.

*712 Der Wein schmeckt nach mehr.

Frz.: Ce vin rappelle son buveur. (Kritzinger, 583b.)

Holl.: Die wijn smaakt naar meer. (Harrebomee, II, 461b.)

*713 Der Wein spukt ihm im Giebel.

Ist ihm zu Kopfe gestiegen.

*714 Der Wein war gut, aber der Zapfen ist ab.

*715 Der Wii schlot em i d' Nase. - Sutermeister, 64.

Zur Bezeichnung eines Trinkers. Gerade für diesen Zweck ist die Schweiz sehr reich an Redensarten, und es finden sich ausser den bei frühern Artikeln bereits angeführten noch folgende: Er brönnt am Morge 's Fässli ii, as er am Aabe cha Wii drii thun. Er goht mit Dampf hei. Er het afe Blüemli uf der Nase. Er het am Lumperöckli büezt. Er het e chöstligi Nase. Er het e chli im Hörnli. Er het en artige Wiichopf zahlt. Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. Er het Eine g'chauft. Er het eis gege 's bös Wetter gno. Er hed no Eine biin em. Er het glürlet. Er het es Zungeschlegli übercho. Er het schwachi Bei übercho. Er het wegem Loch kei Thür g'funde. Er het si g'sunnet. Er trinkt en böse (freine) Wii. Er trinkt guets (böses) Trank. Es blöschtet biin em. Es het em uf d' Red' g'schlage. (S. Mass 94, Oel 45, Sausackvoll, Schatten 22, Selig 27, Trinken 141.)

*716 Dieser Wein ist nicht zu trinken.

Ich mag von der Sache nichts wissen.

*717 Dieser Wein schmeckt nach dem Boden.

Frz.: Ce vin sent le terroir. (Kritzinger, 645b.)

*718 Dieser Wein wil getrunken sein.

Man muss sich diese Gunst nicht entgehen lassen.

*719 Ein guter, wolriechender, reiner theologischer Wein. - Coler, 103b.

*720 Einem den Wein (theuer) ausrufen. - Murner, Nb., 35; Murner, Vom gr. luth. Narren.

Ihn verleumden. Viel Uebles von ihm reden.

*721 Einem den Wein schenken.

*722 Einem klaren (reinen) Wein einschenken (auftischen, vorsetzen). - Eiselein, 636; Masson, 370; Lohrengel, II, 210; Dove, 1075.

*723 Em esten klore Weng äschinken. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 244.

*724 Er cha de Wii halt nid im Hals dole. - Sutermeister, 63.

Dolen = leiden, ertragen, wovon das hochdeutsche dulden den Nebenbegriff der Gelassenheit enthält. (Vgl. Stalder, I, 208.)

*725 Er hat mehr an Wein gehängt, als im Oel ertränkt. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 31.

Er hat mehr Geld für Wein als für Oel ausgegeben; er war ein grösserer Freund vom Trinken als von nächtlicher Arbeit.

*726 Er hat mehr Wein geladen, als er getragen mag. - Pauli, Schimpff, XXVIa.

[Spaltenumbruch] 682 Zu viel Wein macht den Witz klein.

683 Zu viel Wein macht Durst.Grubb, 409.

Wer viel trinkt, will mehr trinken, heute ein Glas, morgen eine Flasche.

684 Zu viel Wein schwächt den Gang und macht das Gesicht krank.

685 Zu vil wein, gelt vnd gut verkehrt der weisen muth.Henisch, 1477, 49; Petri, II, 828.

686 Zuerst guter Wein und wenn die Leute trunken sind, der schlechte, ist der Wirthe Praktik.Joh. 2, 10; Simrock, 11457; Schulze, 241; Eiselein, 637.

687 Zum Wein versuchen darff man keiner gedächtnuss.Lehmann, 877, 3.

*688 A hôt em rechten Wein eigeschankt. (Schles.) – Frommann, III, 415, 564.

*689 Dä Wing ess zo schlääch, öm inn em Essel en et Ohr ze schödde. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 121.

*690 Das ist ein Wein zum Kinderschrecken.

Böhm.: To je víno, aby jím dĕti strašil. (Čelakovsky, 567.)

*691 Das ist kein Wein von Alicant, es ist ein Gemisch von allerhand.

Holl.: Het is geen wijn van Alicante, maar van albekanten. (Harrebomée, II, 462a.)

*692 Das ist Wein, der sich gewaschen hat.

„Dass so wässrig schmeckt sein Wein, kann natürlicher was sein? 's ist ein Wein, der in der That sich gewaschen hat.“ (Witzfunken, VIIIa, 44.)

*693 Das ist Wein für Walker und Strumpfwirker.

Wegen seiner zusammenziehenden Eigenschaften.

Frz.: C'est du vin à faire danser les chèvres. (Lendroy, 564.)

*694 De Wîn is mi nig im Weg, aver dat Wâter. (Holst.) – Schütze, V, 344.

Als Antwort, wenn jemand gefragt wird, ob er an der Gicht leide.

*695 De Wyn köppet. (Hamburg.) – Körte, 6636.

D. h. er benimmt einem den Kopf.

*696 Den guten Wein selber trinken und das Geläger (die Hefen) Gott geben.Parömiakon, 2985.

*697 Den Wein ausrüffen.Murner, Schelm., 5.

Die Leute schmähen. „Sag an, du Schelm, was ist dein lon, dass du kein frommen last daruon; du henckest jm ein Schellen an, der hat dir das, der jhens gethan .... Cartheuser, Prediger, Carmeliten rüffst du den Wein, zu allen ziten, der dich doch darumb nie gebat vnd dir kein leid auff erden that .... Ist das dein Ampt, so sey dein lon, vom Pranger zu dem Galgen gon. Du rüffst den Wein; doch nur zuruck. Ist das nit eine böse Art, das der Schelm kein menschen spart.“ (Kloster, I, 832.) „ ... Vnd ruffent jm den wein so theur, das doch weder yetz noch heur, niemandts mit jm will han zu schaffen, das hatt gethon das schedlich klaffen des schelmens der das hat erlogen.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 731.)

*698 Den Wein durch den Regen jagen.Moscherosch, 596.

Frz.: Baptiser le vin. (Moscherosch, 596.)

*699 Den Wein mit der Wasserstange schlagen.Moscherosch, 596.

„Andeutend, dass die Wirthe den Wein mit der Wasserstange schlagen vnd vermengen, ehe sie den verkauffen.“ (Zinkgref, IV, 63.)

*700 Den Wein mit Oel vermengen.Parömiakon, 2876.

Die herbe Wahrheit durch gelinde Worte mildern.

*701 Den Wein sparen, wenn das Fass leer ist.

*702 Den Wein taufen.

Amphiktrion lehrte die Menschen zuerst Wasser unter den Wein schütten. Wahrscheinlich stammen viele Weinhändler und Gastwirthe von dieser Familie her. „Der Wein muss durchaus jüdisch sein, so bleibt er ungetauft; das ist vor andern echter Wein, mit dem kein Wasser lauft.“ (Witzfunken, Va, 100.) Nach der Ansicht der alten Römer sollte, wie Plinius und Columella erzählen, Wein mit Meerwasser vermischt, angenehmer. haltbarer und besser werden, daher das Sprichwort: Dionysium aequore mergendum. (Faselius, 65.)

*703 Den Wein trinken und andern die Hefen lassen.

*704 Den Wein ums Holz (Fass) geben.Luther's Tischr., 242a.

Gutes für Geringes, den Kern für die Schale.

[Spaltenumbruch] *705 Den Wein wieder in seinen Keller leiten.Sion.

Von der Abschweifung wieder zum Gegenstande zurückkehren, oder: wieder zu seinen Gunsten reden.

*706 Der Wein gärt noch.

Dieser junge Mensch hat noch nicht ausgetobt.

Frz.: Ce jeune homme n'a pas encore jeté la gourme. (Lendroy, 848.)

*707 Der Wein ist aus. (S. Ende 108.)

*708 Der Wein ist ihm in den Kopf gestiegen.

Holl.: De wijn is hem in het hoofd geslagen. – Hij heeft den wijn in het hoofd.

*709 Der Wein ist zapfenräs.Eiselein, 654.

*710 Der Wein ist zu Essig worden.Parömiakon, 1368.

„Es grüsst einen ein alter Tätl, ein eissgrauer Mann, der hat ein höltzernen Klöpper für sein Hand-Pferdt; er schittelt den Kopff, wie ein Bachsteltzen den Schweiff; er huest wie ein alter Barnbeisser; die Nase ist ihm verglassirt mit Schnecken-Fürniss, der Kopff siht auss wie ein gebutztes Kalb. Schädl, die Füss so hübsch völlig, wie ein Besenstiehl. Botztausend, das ist ein grosser Unterschied von deinen jungen Jahren. Vor diesem ist kein Bibliothek gewessen, wo du nit gestudirt hest; kein Spielmann gewest, der dir nit pfiffen, kein Tantzboden, der dich nit getragen, keine Mahlzeit, die dich nit gesehen, kein Gespass, den du nit vermehret hast. Wo ist dies alles hinkommen? Der Wein ist zu Essig worden, dem Fass ist der Boden aussgangen, der Geigen sind die Saiten gesprungen, der Blassbalg hat ein Loch bekommen, das Geschirr ist zu Trümmer gangen, der Bach ist aussgetruknet, die Sonne ist untergangen, das Kraut ist verbrennt, die Lauber sind abgefallen, der Degen ist verröstet.“ (Chaos, 612.)

*711 Der Wein macht sehr schön nass.Körte, 6628a.

Versteckter Tadel über schlechten Wein.

*712 Der Wein schmeckt nach mehr.

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Holl.: Die wijn smaakt naar meer. (Harrebomée, II, 461b.)

*713 Der Wein spukt ihm im Giebel.

Ist ihm zu Kopfe gestiegen.

*714 Der Wein war gut, aber der Zapfen ist ab.

*715 Der Wii schlôt em i d' Nase.Sutermeister, 64.

Zur Bezeichnung eines Trinkers. Gerade für diesen Zweck ist die Schweiz sehr reich an Redensarten, und es finden sich ausser den bei frühern Artikeln bereits angeführten noch folgende: Er brönnt am Morge 's Fässli ii, as er am Aabe cha Wii drii thun. Er goht mit Dampf hei. Er het afe Blüemli uf der Nase. Er het am Lumperöckli büezt. Er het e chöstligi Nase. Er het e chli im Hörnli. Er het en artige Wiichopf zahlt. Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. Er het Eine g'chauft. Er het eis gege 's bös Wetter gno. Er hed no Eine biin em. Er het glürlet. Er het es Zungeschlegli übercho. Er het schwachi Bei übercho. Er het wegem Loch kei Thür g'funde. Er het si g'sunnet. Er trinkt en böse (freine) Wii. Er trinkt guets (böses) Trank. Es blöschtet biin em. Es het em uf d' Red' g'schlage. (S. Mass 94, Oel 45, Sausackvoll, Schatten 22, Selig 27, Trinken 141.)

*716 Dieser Wein ist nicht zu trinken.

Ich mag von der Sache nichts wissen.

*717 Dieser Wein schmeckt nach dem Boden.

Frz.: Ce vin sent le terroir. (Kritzinger, 645b.)

*718 Dieser Wein wil getrunken sein.

Man muss sich diese Gunst nicht entgehen lassen.

*719 Ein guter, wolriechender, reiner theologischer Wein.Coler, 103b.

*720 Einem den Wein (theuer) ausrufen.Murner, Nb., 35; Murner, Vom gr. luth. Narren.

Ihn verleumden. Viel Uebles von ihm reden.

*721 Einem den Wein schenken.

*722 Einem klaren (reinen) Wein einschenken (auftischen, vorsetzen).Eiselein, 636; Masson, 370; Lohrengel, II, 210; Dove, 1075.

*723 Em esten klôre Weng äschinken. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 244.

*724 Er cha de Wii halt nid im Hals dole.Sutermeister, 63.

Dolen = leiden, ertragen, wovon das hochdeutsche dulden den Nebenbegriff der Gelassenheit enthält. (Vgl. Stalder, I, 208.)

*725 Er hat mehr an Wein gehängt, als im Oel ertränkt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 31.

Er hat mehr Geld für Wein als für Oel ausgegeben; er war ein grösserer Freund vom Trinken als von nächtlicher Arbeit.

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[[58]/0070] 682 Zu viel Wein macht den Witz klein. 683 Zu viel Wein macht Durst. – Grubb, 409. Wer viel trinkt, will mehr trinken, heute ein Glas, morgen eine Flasche. 684 Zu viel Wein schwächt den Gang und macht das Gesicht krank. 685 Zu vil wein, gelt vnd gut verkehrt der weisen muth. – Henisch, 1477, 49; Petri, II, 828. 686 Zuerst guter Wein und wenn die Leute trunken sind, der schlechte, ist der Wirthe Praktik. – Joh. 2, 10; Simrock, 11457; Schulze, 241; Eiselein, 637. 687 Zum Wein versuchen darff man keiner gedächtnuss. – Lehmann, 877, 3. *688 A hôt em rechten Wein eigeschankt. (Schles.) – Frommann, III, 415, 564. *689 Dä Wing ess zo schlääch, öm inn em Essel en et Ohr ze schödde. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 121. *690 Das ist ein Wein zum Kinderschrecken. Böhm.: To je víno, aby jím dĕti strašil. (Čelakovsky, 567.) *691 Das ist kein Wein von Alicant, es ist ein Gemisch von allerhand. Holl.: Het is geen wijn van Alicante, maar van albekanten. (Harrebomée, II, 462a.) *692 Das ist Wein, der sich gewaschen hat. „Dass so wässrig schmeckt sein Wein, kann natürlicher was sein? 's ist ein Wein, der in der That sich gewaschen hat.“ (Witzfunken, VIIIa, 44.) *693 Das ist Wein für Walker und Strumpfwirker. Wegen seiner zusammenziehenden Eigenschaften. Frz.: C'est du vin à faire danser les chèvres. (Lendroy, 564.) *694 De Wîn is mi nig im Weg, aver dat Wâter. (Holst.) – Schütze, V, 344. Als Antwort, wenn jemand gefragt wird, ob er an der Gicht leide. *695 De Wyn köppet. (Hamburg.) – Körte, 6636. D. h. er benimmt einem den Kopf. *696 Den guten Wein selber trinken und das Geläger (die Hefen) Gott geben. – Parömiakon, 2985. *697 Den Wein ausrüffen. – Murner, Schelm., 5. Die Leute schmähen. „Sag an, du Schelm, was ist dein lon, dass du kein frommen last daruon; du henckest jm ein Schellen an, der hat dir das, der jhens gethan .... Cartheuser, Prediger, Carmeliten rüffst du den Wein, zu allen ziten, der dich doch darumb nie gebat vnd dir kein leid auff erden that .... Ist das dein Ampt, so sey dein lon, vom Pranger zu dem Galgen gon. Du rüffst den Wein; doch nur zuruck. Ist das nit eine böse Art, das der Schelm kein menschen spart.“ (Kloster, I, 832.) „ ... Vnd ruffent jm den wein so theur, das doch weder yetz noch heur, niemandts mit jm will han zu schaffen, das hatt gethon das schedlich klaffen des schelmens der das hat erlogen.“ (Murner, Nb., in Kloster, IV, 731.) *698 Den Wein durch den Regen jagen. – Moscherosch, 596. Frz.: Baptiser le vin. (Moscherosch, 596.) *699 Den Wein mit der Wasserstange schlagen. – Moscherosch, 596. „Andeutend, dass die Wirthe den Wein mit der Wasserstange schlagen vnd vermengen, ehe sie den verkauffen.“ (Zinkgref, IV, 63.) *700 Den Wein mit Oel vermengen. – Parömiakon, 2876. Die herbe Wahrheit durch gelinde Worte mildern. *701 Den Wein sparen, wenn das Fass leer ist. *702 Den Wein taufen. Amphiktrion lehrte die Menschen zuerst Wasser unter den Wein schütten. Wahrscheinlich stammen viele Weinhändler und Gastwirthe von dieser Familie her. „Der Wein muss durchaus jüdisch sein, so bleibt er ungetauft; das ist vor andern echter Wein, mit dem kein Wasser lauft.“ (Witzfunken, Va, 100.) Nach der Ansicht der alten Römer sollte, wie Plinius und Columella erzählen, Wein mit Meerwasser vermischt, angenehmer. haltbarer und besser werden, daher das Sprichwort: Dionysium aequore mergendum. (Faselius, 65.) *703 Den Wein trinken und andern die Hefen lassen. *704 Den Wein ums Holz (Fass) geben. – Luther's Tischr., 242a. Gutes für Geringes, den Kern für die Schale. *705 Den Wein wieder in seinen Keller leiten. – Sion. Von der Abschweifung wieder zum Gegenstande zurückkehren, oder: wieder zu seinen Gunsten reden. *706 Der Wein gärt noch. Dieser junge Mensch hat noch nicht ausgetobt. Frz.: Ce jeune homme n'a pas encore jeté la gourme. (Lendroy, 848.) *707 Der Wein ist aus. (S. Ende 108.) *708 Der Wein ist ihm in den Kopf gestiegen. Holl.: De wijn is hem in het hoofd geslagen. – Hij heeft den wijn in het hoofd. *709 Der Wein ist zapfenräs. – Eiselein, 654. *710 Der Wein ist zu Essig worden. – Parömiakon, 1368. „Es grüsst einen ein alter Tätl, ein eissgrauer Mann, der hat ein höltzernen Klöpper für sein Hand-Pferdt; er schittelt den Kopff, wie ein Bachsteltzen den Schweiff; er huest wie ein alter Barnbeisser; die Nase ist ihm verglassirt mit Schnecken-Fürniss, der Kopff siht auss wie ein gebutztes Kalb. Schädl, die Füss so hübsch völlig, wie ein Besenstiehl. Botztausend, das ist ein grosser Unterschied von deinen jungen Jahren. Vor diesem ist kein Bibliothek gewessen, wo du nit gestudirt hest; kein Spielmann gewest, der dir nit pfiffen, kein Tantzboden, der dich nit getragen, keine Mahlzeit, die dich nit gesehen, kein Gespass, den du nit vermehret hast. Wo ist dies alles hinkommen? Der Wein ist zu Essig worden, dem Fass ist der Boden aussgangen, der Geigen sind die Saiten gesprungen, der Blassbalg hat ein Loch bekommen, das Geschirr ist zu Trümmer gangen, der Bach ist aussgetruknet, die Sonne ist untergangen, das Kraut ist verbrennt, die Lauber sind abgefallen, der Degen ist verröstet.“ (Chaos, 612.) *711 Der Wein macht sehr schön nass. – Körte, 6628a. Versteckter Tadel über schlechten Wein. *712 Der Wein schmeckt nach mehr. Frz.: Ce vin rappelle son buveur. (Kritzinger, 583b.) Holl.: Die wijn smaakt naar meer. (Harrebomée, II, 461b.) *713 Der Wein spukt ihm im Giebel. Ist ihm zu Kopfe gestiegen. *714 Der Wein war gut, aber der Zapfen ist ab. *715 Der Wii schlôt em i d' Nase. – Sutermeister, 64. Zur Bezeichnung eines Trinkers. Gerade für diesen Zweck ist die Schweiz sehr reich an Redensarten, und es finden sich ausser den bei frühern Artikeln bereits angeführten noch folgende: Er brönnt am Morge 's Fässli ii, as er am Aabe cha Wii drii thun. Er goht mit Dampf hei. Er het afe Blüemli uf der Nase. Er het am Lumperöckli büezt. Er het e chöstligi Nase. Er het e chli im Hörnli. Er het en artige Wiichopf zahlt. Er het en Pelz trunke as em de Nar nid gfrürt. Er het Eine g'chauft. Er het eis gege 's bös Wetter gno. Er hed no Eine biin em. Er het glürlet. Er het es Zungeschlegli übercho. Er het schwachi Bei übercho. Er het wegem Loch kei Thür g'funde. Er het si g'sunnet. Er trinkt en böse (freine) Wii. Er trinkt guets (böses) Trank. Es blöschtet biin em. Es het em uf d' Red' g'schlage. (S. Mass 94, Oel 45, Sausackvoll, Schatten 22, Selig 27, Trinken 141.) *716 Dieser Wein ist nicht zu trinken. Ich mag von der Sache nichts wissen. *717 Dieser Wein schmeckt nach dem Boden. Frz.: Ce vin sent le terroir. (Kritzinger, 645b.) *718 Dieser Wein wil getrunken sein. Man muss sich diese Gunst nicht entgehen lassen. *719 Ein guter, wolriechender, reiner theologischer Wein. – Coler, 103b. *720 Einem den Wein (theuer) ausrufen. – Murner, Nb., 35; Murner, Vom gr. luth. Narren. Ihn verleumden. Viel Uebles von ihm reden. *721 Einem den Wein schenken. *722 Einem klaren (reinen) Wein einschenken (auftischen, vorsetzen). – Eiselein, 636; Masson, 370; Lohrengel, II, 210; Dove, 1075. *723 Em esten klôre Weng äschinken. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 244. *724 Er cha de Wii halt nid im Hals dole. – Sutermeister, 63. Dolen = leiden, ertragen, wovon das hochdeutsche dulden den Nebenbegriff der Gelassenheit enthält. (Vgl. Stalder, I, 208.) *725 Er hat mehr an Wein gehängt, als im Oel ertränkt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 31. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [58]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/70>, abgerufen am 28.03.2024.