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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
Erster Handlung
Siebender Aufftrit.
Roderigo, Leonisse und die Vorigen.
Rod. So fahren dann jhr Liebden wohl/ und ge-
dencken/ daß unsere geliebteste Kinder als der beste
Schatz zu gleich in das Castell geflüchtet werde.

Leon. Ich bin bereit/ alles gehorsam in acht zu-
nehmen: Allein warum bin ich so unglückselig/ daß
mein Hertzgeliebtester Ehe-Gemahl die Begleitung
nicht in eigener Person verrichten wil?

Rod. Die Ursachen sind erheblich/ dessentwegen
ich meine Sicherheit verachten muß.

Leon. Ein Ehe-Gemahl kan die Sicherheit
nicht verachten/ wenn nicht zugleich die Gemahlin
und die liebsten Kinder aller Liebe unwürdig ge-
schätzet werden.

Rod. Mein hohes Ambt schreibet mir solche Ge-
setze vor.

Leon. So wil ich auch dem Gesetze der Liebe
folgen/ daß ist/ ich wil auch in dem Pallaste blei-
ben/ und wil das Glücke oder das Unglücke erwar-
ten/ welches über die Helffte meines Hertzens ver-
hangen ist.

Rod. Es ist mein Begehren/ oder wenn dieses
zu wenig ist/ so sag ich/ es ist mein Befehl/ daß
jhr euch gesamt in das Castell begebet.
Leon.
B b 4
MASANIELLO.
Erſter Handlung
Siebender Aufftrit.
Roderigo, Leoniſſe und die Vorigen.
Rod. So fahren dann jhr Liebden wohl/ und ge-
dencken/ daß unſere geliebteſte Kinder als der beſte
Schatz zu gleich in das Caſtell gefluͤchtet werde.

Leon. Ich bin bereit/ alles gehorſam in acht zu-
nehmen: Allein warum bin ich ſo ungluͤckſelig/ daß
mein Hertzgeliebteſter Ehe-Gemahl die Begleitung
nicht in eigener Perſon verrichten wil?

Rod. Die Urſachen ſind erheblich/ deſſentwegen
ich meine Sicherheit verachten muß.

Leon. Ein Ehe-Gemahl kan die Sicherheit
nicht verachten/ wenn nicht zugleich die Gemahlin
und die liebſten Kinder aller Liebe unwuͤrdig ge-
ſchaͤtzet werden.

Rod. Mein hohes Ambt ſchreibet mir ſolche Ge-
ſetze vor.

Leon. So wil ich auch dem Geſetze der Liebe
folgen/ daß iſt/ ich wil auch in dem Pallaſte blei-
ben/ und wil das Gluͤcke oder das Ungluͤcke erwar-
ten/ welches uͤber die Helffte meines Hertzens ver-
hangen iſt.

Rod. Es iſt mein Begehren/ oder wenn dieſes
zu wenig iſt/ ſo ſag ich/ es iſt mein Befehl/ daß
jhr euch geſamt in das Caſtell begebet.
Leon.
B b 4
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[23/0364] MASANIELLO. Erſter Handlung Siebender Aufftrit. Roderigo, Leoniſſe und die Vorigen. Rod. So fahren dann jhr Liebden wohl/ und ge- dencken/ daß unſere geliebteſte Kinder als der beſte Schatz zu gleich in das Caſtell gefluͤchtet werde. Leon. Ich bin bereit/ alles gehorſam in acht zu- nehmen: Allein warum bin ich ſo ungluͤckſelig/ daß mein Hertzgeliebteſter Ehe-Gemahl die Begleitung nicht in eigener Perſon verrichten wil? Rod. Die Urſachen ſind erheblich/ deſſentwegen ich meine Sicherheit verachten muß. Leon. Ein Ehe-Gemahl kan die Sicherheit nicht verachten/ wenn nicht zugleich die Gemahlin und die liebſten Kinder aller Liebe unwuͤrdig ge- ſchaͤtzet werden. Rod. Mein hohes Ambt ſchreibet mir ſolche Ge- ſetze vor. Leon. So wil ich auch dem Geſetze der Liebe folgen/ daß iſt/ ich wil auch in dem Pallaſte blei- ben/ und wil das Gluͤcke oder das Ungluͤcke erwar- ten/ welches uͤber die Helffte meines Hertzens ver- hangen iſt. Rod. Es iſt mein Begehren/ oder wenn dieſes zu wenig iſt/ ſo ſag ich/ es iſt mein Befehl/ daß jhr euch geſamt in das Caſtell begebet. Leon. B b 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/364>, abgerufen am 29.03.2024.