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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
well ich eine unverstorbene Heilige zu meiner Be-
schützerin annehmen wolle.

Mar. Der Herr Pater beschämt mich mit seinen
Worten/ und aus allen Umständen kan ich schlies-
sen/ daß Geistlicye Personen auch schertzen können.

Bon. Ich wolte wünschen/ daß meine Worte
in keinem Schertze verstanden wurden.

(Inwendig wird ein Gepolter.)
Mar. Hilff Himmel wir sind verdorben!
Bon. Ihr Gnaden sollen nicht verderben/ und
wenn ich sie mit den Flügeln meiner Kappe bede-
cken solte.

(Sie gehen ab.)
Erster Handlung
Ein und zwantzigster Aufftrit.
Allegro.

Hey sa! nun bin ich ein ehrlicher Kerl/ und wer
mich vor des Vice-Roy seinen Diener ansieht/ den
heiß ich einen Schelm. Nun wil ich helffen rau-
ben/ brennen/ todschlagen/ und was sonst vor sie-
ben freye Künste in der Welt mehr sind. Aber ei-
nen Mangel hab ich noch/ dem ich von Hertzen
gern abhelffen möchte. Denn die Bürger machen
ein Regiment zusammen/ die Weiber haben jhre

Com-
MASANIELLO.
well ich eine unverſtorbene Heilige zu meiner Be-
ſchuͤtzerin annehmen wolle.

Mar. Der Herr Pater beſchaͤmt mich mit ſeinen
Worten/ und aus allen Umſtaͤnden kan ich ſchlieſ-
ſen/ daß Geiſtlicye Perſonen auch ſchertzen koͤnnen.

Bon. Ich wolte wuͤnſchen/ daß meine Worte
in keinem Schertze verſtanden wůrden.

(Inwendig wird ein Gepolter.)
Mar. Hilff Himmel wir ſind verdorben!
Bon. Ihr Gnaden ſollen nicht verderben/ und
wenn ich ſie mit den Fluͤgeln meiner Kappe bede-
cken ſolte.

(Sie gehen ab.)
Erſter Handlung
Ein und zwantzigſter Aufftrit.
Allegro.

Hey ſa! nun bin ich ein ehrlicher Kerl/ und wer
mich vor des Vice-Roy ſeinen Diener anſieht/ den
heiß ich einen Schelm. Nun wil ich helffen rau-
ben/ brennen/ todſchlagen/ und was ſonſt vor ſie-
ben freye Kuͤnſte in der Welt mehr ſind. Aber ei-
nen Mangel hab ich noch/ dem ich von Hertzen
gern abhelffen moͤchte. Denn die Buͤrger machen
ein Regiment zuſammen/ die Weiber haben jhre

Com-
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[59/0400] MASANIELLO. well ich eine unverſtorbene Heilige zu meiner Be- ſchuͤtzerin annehmen wolle. Mar. Der Herr Pater beſchaͤmt mich mit ſeinen Worten/ und aus allen Umſtaͤnden kan ich ſchlieſ- ſen/ daß Geiſtlicye Perſonen auch ſchertzen koͤnnen. Bon. Ich wolte wuͤnſchen/ daß meine Worte in keinem Schertze verſtanden wůrden. (Inwendig wird ein Gepolter.) Mar. Hilff Himmel wir ſind verdorben! Bon. Ihr Gnaden ſollen nicht verderben/ und wenn ich ſie mit den Fluͤgeln meiner Kappe bede- cken ſolte. (Sie gehen ab.) Erſter Handlung Ein und zwantzigſter Aufftrit. Allegro. Hey ſa! nun bin ich ein ehrlicher Kerl/ und wer mich vor des Vice-Roy ſeinen Diener anſieht/ den heiß ich einen Schelm. Nun wil ich helffen rau- ben/ brennen/ todſchlagen/ und was ſonſt vor ſie- ben freye Kuͤnſte in der Welt mehr ſind. Aber ei- nen Mangel hab ich noch/ dem ich von Hertzen gern abhelffen moͤchte. Denn die Buͤrger machen ein Regiment zuſammen/ die Weiber haben jhre Com-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/400>, abgerufen am 28.03.2024.