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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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es fünf successive Theilungen von der Eizelle ab gerechnet, ehe
es zur Bildung der Urkeimzellen kommt (Fig. 14), noch länger
ist sie bei den im Meer frei lebenden Würmern, den Sagitten
(Fig. 13). Hier treten Urkeimzellen erst dann auf, wenn
schon zehn oder mehr Theilungen abgelaufen sind, und sich der
embryonale Zellenhaufen bereits zu einer Gastrula-Larve gestaltet
hat. Bei anderen Würmern, z. B. Nematoden, sondern sich die
Urkeimzellen von den somatischen Zellen in einer noch späteren
bis jetzt noch nicht genau bestimmten Zellgeneration und bei
den meisten oder allen höheren Metazoen geschieht dies erst
nach Hunderten oder Tausenden von Zellgenerationen.

[Abbildung] Fig. 13.

Drei frühe Entwickelungsstadien von Sagitta (nach O. Hertwig).
A zeigt die Differenzirung zweier Zellen des inneren Keimblattes zu den
Urkeimzellen g; B und C zeigt die Vermehrung und Verschiebung
derselben. (Aus Lang's Lehrbuch der vergleichenden Anatomie.)

Aber auch die Lage der Keimbahn ist verschieden. Bei
den Dipteren liegt sie ganz ausserhalb der somatischen Zell-
bahnen, die beiden Zellstammbäume spalten sich schon an der
Wurzel, bei den Daphniden zieht sich die Keimbahn durch je
eine Furchungszelle der vier ersten Zellgenerationen und spaltet
sich dann von den somatischen Bahnen ab. Bei Sagitta geht
die Keimbahn durch die Ur-Entodermzelle, und die Urkeim-
zellen spalten sich vom Ur-Entoderm ab, ehe noch das defini-
tive Entoderm (der Darm) sich daraus gebildet hat. Auch bei

es fünf successive Theilungen von der Eizelle ab gerechnet, ehe
es zur Bildung der Urkeimzellen kommt (Fig. 14), noch länger
ist sie bei den im Meer frei lebenden Würmern, den Sagitten
(Fig. 13). Hier treten Urkeimzellen erst dann auf, wenn
schon zehn oder mehr Theilungen abgelaufen sind, und sich der
embryonale Zellenhaufen bereits zu einer Gastrula-Larve gestaltet
hat. Bei anderen Würmern, z. B. Nematoden, sondern sich die
Urkeimzellen von den somatischen Zellen in einer noch späteren
bis jetzt noch nicht genau bestimmten Zellgeneration und bei
den meisten oder allen höheren Metazoen geschieht dies erst
nach Hunderten oder Tausenden von Zellgenerationen.

[Abbildung] Fig. 13.

Drei frühe Entwickelungsstadien von Sagitta (nach O. Hertwig).
A zeigt die Differenzirung zweier Zellen des inneren Keimblattes zu den
Urkeimzellen g; B und C zeigt die Vermehrung und Verschiebung
derselben. (Aus Lang’s Lehrbuch der vergleichenden Anatomie.)

Aber auch die Lage der Keimbahn ist verschieden. Bei
den Dipteren liegt sie ganz ausserhalb der somatischen Zell-
bahnen, die beiden Zellstammbäume spalten sich schon an der
Wurzel, bei den Daphniden zieht sich die Keimbahn durch je
eine Furchungszelle der vier ersten Zellgenerationen und spaltet
sich dann von den somatischen Bahnen ab. Bei Sagitta geht
die Keimbahn durch die Ur-Entodermzelle, und die Urkeim-
zellen spalten sich vom Ur-Entoderm ab, ehe noch das defini-
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[254/0278] es fünf successive Theilungen von der Eizelle ab gerechnet, ehe es zur Bildung der Urkeimzellen kommt (Fig. 14), noch länger ist sie bei den im Meer frei lebenden Würmern, den Sagitten (Fig. 13). Hier treten Urkeimzellen erst dann auf, wenn schon zehn oder mehr Theilungen abgelaufen sind, und sich der embryonale Zellenhaufen bereits zu einer Gastrula-Larve gestaltet hat. Bei anderen Würmern, z. B. Nematoden, sondern sich die Urkeimzellen von den somatischen Zellen in einer noch späteren bis jetzt noch nicht genau bestimmten Zellgeneration und bei den meisten oder allen höheren Metazoen geschieht dies erst nach Hunderten oder Tausenden von Zellgenerationen. [Abbildung Fig. 13. Drei frühe Entwickelungsstadien von Sagitta (nach O. Hertwig). A zeigt die Differenzirung zweier Zellen des inneren Keimblattes zu den Urkeimzellen g; B und C zeigt die Vermehrung und Verschiebung derselben. (Aus Lang’s Lehrbuch der vergleichenden Anatomie.)] Aber auch die Lage der Keimbahn ist verschieden. Bei den Dipteren liegt sie ganz ausserhalb der somatischen Zell- bahnen, die beiden Zellstammbäume spalten sich schon an der Wurzel, bei den Daphniden zieht sich die Keimbahn durch je eine Furchungszelle der vier ersten Zellgenerationen und spaltet sich dann von den somatischen Bahnen ab. Bei Sagitta geht die Keimbahn durch die Ur-Entodermzelle, und die Urkeim- zellen spalten sich vom Ur-Entoderm ab, ehe noch das defini- tive Entoderm (der Darm) sich daraus gebildet hat. Auch bei

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/278>, abgerufen am 29.03.2024.