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Wildermuth, Ottilie: Streit in der Liebe und Liebe im Streit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 175–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ottilie Wildermuth wurde am 22. Februar 1817 zu Rottenburg a. N. geboren, als ältestes Kind des Criminalraths Rooschüz, der im Jahre darauf als Oberamtsrichter nach Marbach versetzt wurde. Sie genoß dort außer dem Unterricht in der Volksschule nur die wohlthuende Einwirkung ihres geistig regsamen und durch gastlichen Verkehr belebten Elternhauses und vermählte sich im September 1843 mit Professor Wildermuth, Lehrer der Mathematik und der neueren Sprachen am Gymnasium zu Tübingen. Erst im Jahre 1847, nachdem sie nie daran gedacht hatte, für die Öffentlichkeit zu schreiben, wurde sie durch einen Scherz ihres Mannes veranlaßt, in einer Skizze das Leben der Kleinstadt zu schildern; dieser von ihrem Bruder ohne Nennung des Namens an das "Morgenblatt" eingesandte Versuch fand so freundliche Aufnahme, daß sie ihr Talent, heiter und anspruchslos zu erzählen, nun eifriger ausbildete und ihren Namen bald in weiteren Kreisen, vorzüglich unter der Frauenwelt, bekannt und beliebt machte. Eine Gesammtausgabe ihrer Schriften erschien bei A. Kröner in 8 Bänden, im Jahre 1862, außerdem eine Reihe ansprechender Jugendschriften ("Aus der Kinderwelt", "Aus Schloß und Hütte", "Aus Nord und Süd" u. s. w.), sämmtlich in mehrfachen Auflagen, wie auch ihre "Bilder aus dem Frauenleben", "Die Heimath der Frau", "Bilder und Geschichten aus Schwaben" und andere Erzählungen eine Reihe von Auflagen erlebt haben.

Ottilie Wildermuth hat mit glücklichem Tavt nie den Boden verlassen, auf welchen das Talent der Frauen mit seltenen Ausnahmen angewiesen ist: Heimath und Familie. Innerhalb dieses beschränkten Kreises aber, in der Sphäre ihrer eigenen Erlebnisse und Beobachtungen, hat sie eine Reihe

Ottilie Wildermuth wurde am 22. Februar 1817 zu Rottenburg a. N. geboren, als ältestes Kind des Criminalraths Rooschüz, der im Jahre darauf als Oberamtsrichter nach Marbach versetzt wurde. Sie genoß dort außer dem Unterricht in der Volksschule nur die wohlthuende Einwirkung ihres geistig regsamen und durch gastlichen Verkehr belebten Elternhauses und vermählte sich im September 1843 mit Professor Wildermuth, Lehrer der Mathematik und der neueren Sprachen am Gymnasium zu Tübingen. Erst im Jahre 1847, nachdem sie nie daran gedacht hatte, für die Öffentlichkeit zu schreiben, wurde sie durch einen Scherz ihres Mannes veranlaßt, in einer Skizze das Leben der Kleinstadt zu schildern; dieser von ihrem Bruder ohne Nennung des Namens an das „Morgenblatt“ eingesandte Versuch fand so freundliche Aufnahme, daß sie ihr Talent, heiter und anspruchslos zu erzählen, nun eifriger ausbildete und ihren Namen bald in weiteren Kreisen, vorzüglich unter der Frauenwelt, bekannt und beliebt machte. Eine Gesammtausgabe ihrer Schriften erschien bei A. Kröner in 8 Bänden, im Jahre 1862, außerdem eine Reihe ansprechender Jugendschriften („Aus der Kinderwelt“, „Aus Schloß und Hütte“, Aus Nord und Süd“ u. s. w.), sämmtlich in mehrfachen Auflagen, wie auch ihre „Bilder aus dem Frauenleben“, „Die Heimath der Frau“, „Bilder und Geschichten aus Schwaben“ und andere Erzählungen eine Reihe von Auflagen erlebt haben.

Ottilie Wildermuth hat mit glücklichem Tavt nie den Boden verlassen, auf welchen das Talent der Frauen mit seltenen Ausnahmen angewiesen ist: Heimath und Familie. Innerhalb dieses beschränkten Kreises aber, in der Sphäre ihrer eigenen Erlebnisse und Beobachtungen, hat sie eine Reihe

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[0008] Ottilie Wildermuth wurde am 22. Februar 1817 zu Rottenburg a. N. geboren, als ältestes Kind des Criminalraths Rooschüz, der im Jahre darauf als Oberamtsrichter nach Marbach versetzt wurde. Sie genoß dort außer dem Unterricht in der Volksschule nur die wohlthuende Einwirkung ihres geistig regsamen und durch gastlichen Verkehr belebten Elternhauses und vermählte sich im September 1843 mit Professor Wildermuth, Lehrer der Mathematik und der neueren Sprachen am Gymnasium zu Tübingen. Erst im Jahre 1847, nachdem sie nie daran gedacht hatte, für die Öffentlichkeit zu schreiben, wurde sie durch einen Scherz ihres Mannes veranlaßt, in einer Skizze das Leben der Kleinstadt zu schildern; dieser von ihrem Bruder ohne Nennung des Namens an das „Morgenblatt“ eingesandte Versuch fand so freundliche Aufnahme, daß sie ihr Talent, heiter und anspruchslos zu erzählen, nun eifriger ausbildete und ihren Namen bald in weiteren Kreisen, vorzüglich unter der Frauenwelt, bekannt und beliebt machte. Eine Gesammtausgabe ihrer Schriften erschien bei A. Kröner in 8 Bänden, im Jahre 1862, außerdem eine Reihe ansprechender Jugendschriften („Aus der Kinderwelt“, „Aus Schloß und Hütte“, „Aus Nord und Süd“ u. s. w.), sämmtlich in mehrfachen Auflagen, wie auch ihre „Bilder aus dem Frauenleben“, „Die Heimath der Frau“, „Bilder und Geschichten aus Schwaben“ und andere Erzählungen eine Reihe von Auflagen erlebt haben. Ottilie Wildermuth hat mit glücklichem Tavt nie den Boden verlassen, auf welchen das Talent der Frauen mit seltenen Ausnahmen angewiesen ist: Heimath und Familie. Innerhalb dieses beschränkten Kreises aber, in der Sphäre ihrer eigenen Erlebnisse und Beobachtungen, hat sie eine Reihe

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:35:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:35:23Z)

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Zitationshilfe: Wildermuth, Ottilie: Streit in der Liebe und Liebe im Streit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 175–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wildermuth_streit_1910/8>, abgerufen am 16.04.2024.