Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

BE
färben sie schön roth, werden von dem Weibes-Volck sehr zum Schmin-
cken gesuchet, und man färbt sonst auch allerhand Confituren und Aqua-
vit
damit: an statt der Bezetten bedienen sich andere der rothen Portu-
gisischen Wolle, so aus Portugall kommt, und nichts anders, als eine mit
den Cochinellen gefärbte Baumwolle ist, welche zu runden Küglein, in
der Grösse und Dicke eines Reichsthalers, formiret, und also verhandelt
wird, ist aber nicht so gemein und bekannt wie die Bezetten.

Bezoar Cervinum, Hirsch-Kugeln, wachsen, wie der Occidentali-
sche Bezoar, in den Magen oder Gedärmen der Hirsche, sind äusserlich
weiß-gelb anzusehen, und aus vielen über einander gewachsenen Blätt-
lein, wie die Bezoar-Steine, zusammen gesetzet, werden wider ansteckende
Kranckheiten gebrauchet.

Bezoar equinum, siehe Hippolithus.

Bezoar germanicum, siehe AEgagropilae.

Bezoar microcosmicum, siehe Calculus Humanus.

mulinum, ist ein Stein, welcher aus vielen über einander
liegenden Blättlein, als wie die Bezoar-Steine, bestehet, wird in dem
Magen der Maul-Esel gesunden, hat vielleicht eben die Kräffte als der
Bezoar-Stein.

Bezoar Occidentalis, der Occidentalische Bezoar, ist ein rauher und
insgemein grauer Stein, von unterschiedlicher Grösse und Gestalt aus
vielen übereinander liegenden Schalen (welche dicker als am Orientali-
schen sind, zusammen gewachsen, welche inwendig entweder hol, oder einige
Saamen, Stecknadel etc. in sich halten, und von guter Grösse sind, werden
aus West-Jndien, absonderlich aus Peru, von den Spaniern und Portu-
giesen heraus gebracht. Diese Steine finden sich in verschiedenen Thie-
ren, am meisten aber finden sie sich in einer Art Gemsen, vornemlich aber
in den alten, indem derselbe, wenn er sich im Magen an etwas gehänget,
seine über einander liegenden Schalen noch und nach, in vielen Jahren zie-
het, welche von guten und kräfftigen Kräutern, die das Thier frisset, entste-
hen. Der Unterscheid dieser Steine wird theils von der Farbe, theils von
der äusserlichen Gestalt, theils von ihrer Grösse genommen; in Erwegung
der Farbe sind sie insgemein weiß-grau, bisweilen auch schwärtzlich mit
weiß vermenget, oder grünlicht-bunt. Die äusserliche Gestalt ist mancher-
ley, indem etliche rund oder oval, etliche viereckigt; nicht weniger ist die
Grösse gar unterschiedlich, wormit sie doch fast alle den Orientalischen Be-
zoar
übertreffen, und so groß wie Tauben-Eyer, zuweilen auch wie Hüner-

Eyer

BE
faͤrben ſie ſchoͤn roth, werden von dem Weibes-Volck ſehr zum Schmin-
cken geſuchet, und man faͤrbt ſonſt auch allerhand Confituren und Aqua-
vit
damit: an ſtatt der Bezetten bedienen ſich andere der rothen Portu-
giſiſchen Wolle, ſo aus Portugall kommt, und nichts anders, als eine mit
den Cochinellen gefaͤrbte Baumwolle iſt, welche zu runden Kuͤglein, in
der Groͤſſe und Dicke eines Reichsthalers, formiret, und alſo verhandelt
wird, iſt aber nicht ſo gemein und bekannt wie die Bezetten.

Bezoar Cervinum, Hirſch-Kugeln, wachſen, wie der Occidentali-
ſche Bezoar, in den Magen oder Gedaͤrmen der Hirſche, ſind aͤuſſerlich
weiß-gelb anzuſehen, und aus vielen uͤber einander gewachſenen Blaͤtt-
lein, wie die Bezoar-Steine, zuſammen geſetzet, werden wider anſteckende
Kranckheiten gebrauchet.

Bezoar equinum, ſiehe Hippolithus.

Bezoar germanicum, ſiehe Ægagropilæ.

Bezoar microcoſmicum, ſiehe Calculus Humanus.

mulinum, iſt ein Stein, welcher aus vielen uͤber einander
liegenden Blaͤttlein, als wie die Bezoar-Steine, beſtehet, wird in dem
Magen der Maul-Eſel geſunden, hat vielleicht eben die Kraͤffte als der
Bezoar-Stein.

Bezoar Occidentalis, der Occidentaliſche Bezoar, iſt ein rauher und
insgemein grauer Stein, von unterſchiedlicher Groͤſſe und Geſtalt aus
vielen uͤbereinander liegenden Schalen (welche dicker als am Orientali-
ſchen ſind, zuſammen gewachſen, welche inwendig entweder hol, oder einige
Saamen, Stecknadel ꝛc. in ſich halten, und von guter Groͤſſe ſind, werden
aus Weſt-Jndien, abſonderlich aus Peru, von den Spaniern und Portu-
gieſen heraus gebracht. Dieſe Steine finden ſich in verſchiedenen Thie-
ren, am meiſten aber finden ſie ſich in einer Art Gemſen, vornemlich aber
in den alten, indem derſelbe, wenn er ſich im Magen an etwas gehaͤnget,
ſeine uͤber einander liegenden Schalen noch und nach, in vielen Jahren zie-
het, welche von guten und kraͤfftigen Kraͤutern, die das Thier friſſet, entſte-
hen. Der Unterſcheid dieſer Steine wird theils von der Farbe, theils von
der aͤuſſerlichen Geſtalt, theils von ihrer Groͤſſe genommen; in Erwegung
der Farbe ſind ſie insgemein weiß-grau, bisweilen auch ſchwaͤrtzlich mit
weiß vermenget, oder gruͤnlicht-bunt. Die aͤuſſerliche Geſtalt iſt mancher-
ley, indem etliche rund oder oval, etliche viereckigt; nicht weniger iſt die
Groͤſſe gar unterſchiedlich, wormit ſie doch faſt alle den Orientaliſchen Be-
zoar
uͤbertreffen, und ſo groß wie Tauben-Eyer, zuweilen auch wie Huͤner-

Eyer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0134" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">BE</hi></hi></hi></fw><lb/>
fa&#x0364;rben &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n roth, werden von dem Weibes-Volck &#x017F;ehr zum Schmin-<lb/>
cken ge&#x017F;uchet, und man fa&#x0364;rbt &#x017F;on&#x017F;t auch allerhand <hi rendition="#aq">Confitu</hi>ren und <hi rendition="#aq">Aqua-<lb/>
vit</hi> damit: an &#x017F;tatt der <hi rendition="#aq">Bezett</hi>en bedienen &#x017F;ich andere der rothen Portu-<lb/>
gi&#x017F;i&#x017F;chen Wolle, &#x017F;o aus Portugall kommt, und nichts anders, als eine mit<lb/>
den <hi rendition="#aq">Cochinell</hi>en gefa&#x0364;rbte Baumwolle i&#x017F;t, welche zu runden Ku&#x0364;glein, in<lb/>
der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Dicke eines Reichsthalers, <hi rendition="#aq">formi</hi>ret, und al&#x017F;o verhandelt<lb/>
wird, i&#x017F;t aber nicht &#x017F;o gemein und bekannt wie die <hi rendition="#aq">Bezett</hi>en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Bezoar Cervinum,</hi><hi rendition="#fr">Hir&#x017F;ch-Kugeln,</hi> wach&#x017F;en, wie der <hi rendition="#aq">Occidentali-</hi><lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">Bezoar,</hi> in den Magen oder Geda&#x0364;rmen der Hir&#x017F;che, &#x017F;ind a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich<lb/>
weiß-gelb anzu&#x017F;ehen, und aus vielen u&#x0364;ber einander gewach&#x017F;enen Bla&#x0364;tt-<lb/>
lein, wie die <hi rendition="#aq">Bezoar-</hi>Steine, zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzet, werden wider an&#x017F;teckende<lb/>
Kranckheiten gebrauchet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Bezoar equinum,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Hippolithus.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Bezoar germanicum,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Ægagropilæ.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Bezoar microco&#x017F;micum,</hi> &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Calculus Humanus.</hi></p><lb/>
          <p><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">mulinum,</hi> i&#x017F;t ein Stein, welcher aus vielen u&#x0364;ber einander</hi><lb/>
liegenden Bla&#x0364;ttlein, als wie die <hi rendition="#aq">Bezoar-</hi>Steine, be&#x017F;tehet, wird in dem<lb/>
Magen der Maul-E&#x017F;el ge&#x017F;unden, hat vielleicht eben die Kra&#x0364;ffte als der<lb/><hi rendition="#aq">Bezoar-</hi>Stein.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Bezoar Occidentalis,</hi> der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Occidentali</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che Bezoar,</hi> i&#x017F;t ein rauher und<lb/>
insgemein grauer Stein, von unter&#x017F;chiedlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Ge&#x017F;talt aus<lb/>
vielen u&#x0364;bereinander liegenden Schalen (welche dicker als am <hi rendition="#aq">Orientali-</hi><lb/>
&#x017F;chen &#x017F;ind, zu&#x017F;ammen gewach&#x017F;en, welche inwendig entweder hol, oder einige<lb/>
Saamen, Stecknadel &#xA75B;c. in &#x017F;ich halten, und von guter Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind, werden<lb/>
aus We&#x017F;t-Jndien, ab&#x017F;onderlich aus <hi rendition="#aq">Peru,</hi> von den Spaniern und Portu-<lb/>
gie&#x017F;en heraus gebracht. Die&#x017F;e Steine finden &#x017F;ich in ver&#x017F;chiedenen Thie-<lb/>
ren, am mei&#x017F;ten aber finden &#x017F;ie &#x017F;ich in einer Art Gem&#x017F;en, vornemlich aber<lb/>
in den alten, indem der&#x017F;elbe, wenn er &#x017F;ich im Magen an etwas geha&#x0364;nget,<lb/>
&#x017F;eine u&#x0364;ber einander liegenden Schalen noch und nach, in vielen Jahren zie-<lb/>
het, welche von guten und kra&#x0364;fftigen Kra&#x0364;utern, die das Thier fri&#x017F;&#x017F;et, ent&#x017F;te-<lb/>
hen. Der Unter&#x017F;cheid die&#x017F;er Steine wird theils von der Farbe, theils von<lb/>
der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Ge&#x017F;talt, theils von ihrer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e genommen; in Erwegung<lb/>
der Farbe &#x017F;ind &#x017F;ie insgemein weiß-grau, bisweilen auch &#x017F;chwa&#x0364;rtzlich mit<lb/>
weiß vermenget, oder gru&#x0364;nlicht-bunt. Die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Ge&#x017F;talt i&#x017F;t mancher-<lb/>
ley, indem etliche rund oder <hi rendition="#aq">oval,</hi> etliche viereckigt; nicht weniger i&#x017F;t die<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gar unter&#x017F;chiedlich, wormit &#x017F;ie doch fa&#x017F;t alle den <hi rendition="#aq">Orientali</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Be-<lb/>
zoar</hi> u&#x0364;bertreffen, und &#x017F;o groß wie Tauben-Eyer, zuweilen auch wie Hu&#x0364;ner-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Eyer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0134] BE faͤrben ſie ſchoͤn roth, werden von dem Weibes-Volck ſehr zum Schmin- cken geſuchet, und man faͤrbt ſonſt auch allerhand Confituren und Aqua- vit damit: an ſtatt der Bezetten bedienen ſich andere der rothen Portu- giſiſchen Wolle, ſo aus Portugall kommt, und nichts anders, als eine mit den Cochinellen gefaͤrbte Baumwolle iſt, welche zu runden Kuͤglein, in der Groͤſſe und Dicke eines Reichsthalers, formiret, und alſo verhandelt wird, iſt aber nicht ſo gemein und bekannt wie die Bezetten. Bezoar Cervinum, Hirſch-Kugeln, wachſen, wie der Occidentali- ſche Bezoar, in den Magen oder Gedaͤrmen der Hirſche, ſind aͤuſſerlich weiß-gelb anzuſehen, und aus vielen uͤber einander gewachſenen Blaͤtt- lein, wie die Bezoar-Steine, zuſammen geſetzet, werden wider anſteckende Kranckheiten gebrauchet. Bezoar equinum, ſiehe Hippolithus. Bezoar germanicum, ſiehe Ægagropilæ. Bezoar microcoſmicum, ſiehe Calculus Humanus. mulinum, iſt ein Stein, welcher aus vielen uͤber einander liegenden Blaͤttlein, als wie die Bezoar-Steine, beſtehet, wird in dem Magen der Maul-Eſel geſunden, hat vielleicht eben die Kraͤffte als der Bezoar-Stein. Bezoar Occidentalis, der Occidentaliſche Bezoar, iſt ein rauher und insgemein grauer Stein, von unterſchiedlicher Groͤſſe und Geſtalt aus vielen uͤbereinander liegenden Schalen (welche dicker als am Orientali- ſchen ſind, zuſammen gewachſen, welche inwendig entweder hol, oder einige Saamen, Stecknadel ꝛc. in ſich halten, und von guter Groͤſſe ſind, werden aus Weſt-Jndien, abſonderlich aus Peru, von den Spaniern und Portu- gieſen heraus gebracht. Dieſe Steine finden ſich in verſchiedenen Thie- ren, am meiſten aber finden ſie ſich in einer Art Gemſen, vornemlich aber in den alten, indem derſelbe, wenn er ſich im Magen an etwas gehaͤnget, ſeine uͤber einander liegenden Schalen noch und nach, in vielen Jahren zie- het, welche von guten und kraͤfftigen Kraͤutern, die das Thier friſſet, entſte- hen. Der Unterſcheid dieſer Steine wird theils von der Farbe, theils von der aͤuſſerlichen Geſtalt, theils von ihrer Groͤſſe genommen; in Erwegung der Farbe ſind ſie insgemein weiß-grau, bisweilen auch ſchwaͤrtzlich mit weiß vermenget, oder gruͤnlicht-bunt. Die aͤuſſerliche Geſtalt iſt mancher- ley, indem etliche rund oder oval, etliche viereckigt; nicht weniger iſt die Groͤſſe gar unterſchiedlich, wormit ſie doch faſt alle den Orientaliſchen Be- zoar uͤbertreffen, und ſo groß wie Tauben-Eyer, zuweilen auch wie Huͤner- Eyer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/134
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/134>, abgerufen am 20.04.2024.