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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XIX. Frag.
mitzutheilen; also solle auch von einem Käyser de-
nen Gnade erwiesen werden/ die er ansihet. Sihe
Tholos. lib. 6. de Rep. c. 18. n. 18. Bodin. lib. 2.
de Rep. c. 4. Cerhard. dec. 3. quaest. polit. qu. 3. &
Jac. Martini cent. 2. quaest. Philos. disp. 6. qu.
10.
und die sie daselbst anziehen.

Die XIX. Frag/
Auff welche Wissenschafften solle
sich ein Fürst vornemlich legen?

DAS Regiren ist die allergröste Kunst/
sonderlich einen Menschen; und je grösser
die Gewalt/ und ein Fürstenthumb ist/ je
grösser Weißheit hat auch ein Regent vonnöthen.
Sein deßwegen/ die jenigen/ welche künfftig ins
Regiment zu tretten/ von Jugend auff/ also zu un-
terweisen/ daß sie nicht allein ihnen/ sondern auch
andern/ über die sie regiren solten/ mit der Zeit nütz-
lich und vorständig seyn mögen. Die erste Sorg
aber solle seyn/ daß ein junger Fürst in der himmli-
schen Lehr/ auß der heiligen Schrifft/ recht unter-
wiesen werde; welches allen Christen zustehet. Her-
nach solle man denselben in die Wissenschafft nütz-
licher/ und guter Künsten führen; jedoch in den
nidern nicht zu lang auffhalten/ sondern allein das
nothwendige ihme darauß vorhalten; auch bißwei-
len denselben etwas in den Poeten lesen lassen; in
welchen sonderlich die von keuschen/ ernstlichen/ und

hohen

Die XIX. Frag.
mitzutheilen; alſo ſolle auch von einem Kaͤyſer de-
nen Gnade erwieſen werden/ die er anſihet. Sihe
Tholoſ. lib. 6. de Rep. c. 18. n. 18. Bodin. lib. 2.
de Rep. c. 4. Cerhard. dec. 3. quæſt. polit. qu. 3. &
Jac. Martini cent. 2. quæſt. Philoſ. diſp. 6. qu.
10.
und die ſie daſelbſt anziehen.

Die XIX. Frag/
Auff welche Wiſſenſchafften ſolle
ſich ein Fuͤrſt vornemlich legen?

DAS Regiren iſt die allergroͤſte Kunſt/
ſonderlich einen Menſchen; und je groͤſſer
die Gewalt/ und ein Fuͤrſtenthumb iſt/ je
groͤſſer Weißheit hat auch ein Regent vonnoͤthen.
Sein deßwegen/ die jenigen/ welche kuͤnfftig ins
Regiment zu tretten/ von Jugend auff/ alſo zu un-
terweiſen/ daß ſie nicht allein ihnen/ ſondern auch
andern/ uͤber die ſie regiren ſolten/ mit der Zeit nuͤtz-
lich und vorſtaͤndig ſeyn moͤgen. Die erſte Sorg
aber ſolle ſeyn/ daß ein junger Fuͤrſt in der himmli-
ſchen Lehr/ auß der heiligen Schrifft/ recht unter-
wieſen werde; welches allen Chriſten zuſtehet. Her-
nach ſolle man denſelben in die Wiſſenſchafft nuͤtz-
licher/ und guter Kuͤnſten fuͤhren; jedoch in den
nidern nicht zu lang auffhalten/ ſondern allein das
nothwendige ihme darauß vorhalten; auch bißwei-
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welchen ſonderlich die von keuſchen/ ernſtlichen/ und

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[58/0074] Die XIX. Frag. mitzutheilen; alſo ſolle auch von einem Kaͤyſer de- nen Gnade erwieſen werden/ die er anſihet. Sihe Tholoſ. lib. 6. de Rep. c. 18. n. 18. Bodin. lib. 2. de Rep. c. 4. Cerhard. dec. 3. quæſt. polit. qu. 3. & Jac. Martini cent. 2. quæſt. Philoſ. diſp. 6. qu. 10. und die ſie daſelbſt anziehen. Die XIX. Frag/ Auff welche Wiſſenſchafften ſolle ſich ein Fuͤrſt vornemlich legen? DAS Regiren iſt die allergroͤſte Kunſt/ ſonderlich einen Menſchen; und je groͤſſer die Gewalt/ und ein Fuͤrſtenthumb iſt/ je groͤſſer Weißheit hat auch ein Regent vonnoͤthen. Sein deßwegen/ die jenigen/ welche kuͤnfftig ins Regiment zu tretten/ von Jugend auff/ alſo zu un- terweiſen/ daß ſie nicht allein ihnen/ ſondern auch andern/ uͤber die ſie regiren ſolten/ mit der Zeit nuͤtz- lich und vorſtaͤndig ſeyn moͤgen. Die erſte Sorg aber ſolle ſeyn/ daß ein junger Fuͤrſt in der himmli- ſchen Lehr/ auß der heiligen Schrifft/ recht unter- wieſen werde; welches allen Chriſten zuſtehet. Her- nach ſolle man denſelben in die Wiſſenſchafft nuͤtz- licher/ und guter Kuͤnſten fuͤhren; jedoch in den nidern nicht zu lang auffhalten/ ſondern allein das nothwendige ihme darauß vorhalten; auch bißwei- len denſelben etwas in den Poeten leſen laſſen; in welchen ſonderlich die von keuſchen/ ernſtlichen/ und hohen

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/74>, abgerufen am 19.04.2024.