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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
verhöret. Jn disem Rahthaus' ist ein weiter sahl/
dahr-innen alle der Venediger Länder/ Fästungen/
Jn-länder und Stäte/ nahch däm läben entworfen
sein. Auch stähen alda eilf käserliche bilder-säu-
len/ aus gemängtem ärz-wärke/ welche wägen ih-
rer kunst eines grohssen schazzes währtsein.

Der Sahl/ da der grohsse Raht zusammen kömmt/
würd hundert und funfzig schuhe lang/ und 73 breit
geschäzzet; und ist im 1309 jahre nahch Kristus
gebuhrt erbauet worden. Dahr-innen sihet man
alle schlachten der Venediger/ wi auch di bildnüsse
aller ihrer Herzogen/ Zehnder- und Rahts-herren/
mit vihlen gelährten und kriges-leuten/ auf das
aller-künstlichste ab-gebildet.

Von dannen gähet ein gewölbter gang bis an
das grohsse zeug-haus däs fürstlichen Schlosses/
das nuhr allen fuhrnähmen Herren/ di zu dähm
ände nahch Venedig kommen/ daß si was seltsames
und sonderbares sähen wollen/ gezeuget würd. von
disem baue sühd-wärts nahch däm mehre zu/ kömt
man zu den gerüchts-stuben der Zehender-herren/
oder Stat-vögte; da wider-um aller-hand lustige
fohr-höfe/ lust-gänge/ dahr-innen di bürgerschaft/
di etwas fohr gerüchte zu tuhn hat/ auf und ab zu
wandeln pfläget/ und sonsten vihl wunder schöne
sachchen zu sähen sein.

Beschreibung däs Gottes-hauses des
heiligen Marksens.

WAn sich nuhn mein Her hinter das Schlos
wändet/ nahch mitter-nacht zu/ wo di fünf
rundten Dächcher här-führ-blikken/ da sihet er das
weit-berühmte Gottes-haus des heiligen Mark-
sens (welches so wunder-schöhn ist/ daß man däs-
gleichen in der Kristenheit nicht fündet) auf dem
rächt und vihrtem teile des Marks-plazzes stähen:
welcher teil alein 470 schuhe lang/ und 120 breit ist.

Diser

Der Adriatiſchen Roſemund
verhoͤret. Jn diſem Rahthauſ’ iſt ein weiter ſahl/
dahr-innen alle der Venediger Laͤnder/ Faͤſtungen/
Jn-laͤnder und Staͤte/ nahch daͤm laͤben entworfen
ſein. Auch ſtaͤhen alda eilf kaͤſerliche bilder-ſaͤu-
len/ aus gemaͤngtem aͤrz-waͤrke/ welche waͤgen ih-
rer kunſt eines grohſſen ſchazzes waͤhrtſein.

Der Sahl/ da der grohſſe Raht zuſammen koͤm̃t/
wuͤrd hundert und funfzig ſchuhe lang/ und 73 breit
geſchaͤzzet; und iſt im 1309 jahre nahch Kriſtus
gebuhrt erbauet worden. Dahr-innen ſihet man
alle ſchlachten der Venediger/ wi auch di bildnuͤſſe
aller ihrer Herzogen/ Zehnder- und Rahts-herren/
mit vihlen gelaͤhrten und kriges-leuten/ auf das
aller-kuͤnſtlichſte ab-gebildet.

Von dannen gaͤhet ein gewoͤlbter gang bis an
das grohſſe zeug-haus daͤs fuͤrſtlichen Schloſſes/
das nuhr allen fůhrnaͤhmen Herren/ di zu daͤhm
aͤnde nahch Venedig kommen/ daß ſi was ſeltſames
und ſonderbares ſaͤhen wollen/ gezeuget wuͤrd. von
diſem baue ſuͤhd-waͤrts nahch daͤm mehre zu/ koͤmt
man zu den geruͤchts-ſtuben der Zehender-herren/
oder Stat-voͤgte; da wider-ům aller-hand luſtige
fohr-hoͤfe/ luſt-gaͤnge/ dahr-innen di buͤrgerſchaft/
di etwas fohr geruͤchte zu tuhn hat/ auf und ab zu
wandeln pflaͤget/ und ſonſten vihl wunder ſchoͤne
ſachchen zu ſaͤhen ſein.

Beſchreibung daͤs Gottes-hauſes des
heiligen Markſens.

WAn ſich nuhn mein Her hinter das Schlos
waͤndet/ nahch mitter-nacht zu/ wo di fuͤnf
rundten Daͤchcher haͤr-fuͤhr-blikken/ da ſihet er das
weit-beruͤhmte Gottes-haus des heiligen Mark-
ſens (welches ſo wunder-ſchoͤhn iſt/ daß man daͤs-
gleichen in der Kriſtenheit nicht fuͤndet) auf dem
raͤcht und vihrtem teile des Marks-plazzes ſtaͤhen:
welcher teil alein 470 ſchuhe lang/ und 120 breit iſt.

Diſer
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[208/0224] Der Adriatiſchen Roſemund verhoͤret. Jn diſem Rahthauſ’ iſt ein weiter ſahl/ dahr-innen alle der Venediger Laͤnder/ Faͤſtungen/ Jn-laͤnder und Staͤte/ nahch daͤm laͤben entworfen ſein. Auch ſtaͤhen alda eilf kaͤſerliche bilder-ſaͤu- len/ aus gemaͤngtem aͤrz-waͤrke/ welche waͤgen ih- rer kunſt eines grohſſen ſchazzes waͤhrtſein. Der Sahl/ da der grohſſe Raht zuſammen koͤm̃t/ wuͤrd hundert und funfzig ſchuhe lang/ und 73 breit geſchaͤzzet; und iſt im 1309 jahre nahch Kriſtus gebuhrt erbauet worden. Dahr-innen ſihet man alle ſchlachten der Venediger/ wi auch di bildnuͤſſe aller ihrer Herzogen/ Zehnder- und Rahts-herren/ mit vihlen gelaͤhrten und kriges-leuten/ auf das aller-kuͤnſtlichſte ab-gebildet. Von dannen gaͤhet ein gewoͤlbter gang bis an das grohſſe zeug-haus daͤs fuͤrſtlichen Schloſſes/ das nuhr allen fůhrnaͤhmen Herren/ di zu daͤhm aͤnde nahch Venedig kommen/ daß ſi was ſeltſames und ſonderbares ſaͤhen wollen/ gezeuget wuͤrd. von diſem baue ſuͤhd-waͤrts nahch daͤm mehre zu/ koͤmt man zu den geruͤchts-ſtuben der Zehender-herren/ oder Stat-voͤgte; da wider-ům aller-hand luſtige fohr-hoͤfe/ luſt-gaͤnge/ dahr-innen di buͤrgerſchaft/ di etwas fohr geruͤchte zu tuhn hat/ auf und ab zu wandeln pflaͤget/ und ſonſten vihl wunder ſchoͤne ſachchen zu ſaͤhen ſein. Beſchreibung daͤs Gottes-hauſes des heiligen Markſens. WAn ſich nuhn mein Her hinter das Schlos waͤndet/ nahch mitter-nacht zu/ wo di fuͤnf rundten Daͤchcher haͤr-fuͤhr-blikken/ da ſihet er das weit-beruͤhmte Gottes-haus des heiligen Mark- ſens (welches ſo wunder-ſchoͤhn iſt/ daß man daͤs- gleichen in der Kriſtenheit nicht fuͤndet) auf dem raͤcht und vihrtem teile des Marks-plazzes ſtaͤhen: welcher teil alein 470 ſchuhe lang/ und 120 breit iſt. Diſer

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/224>, abgerufen am 28.03.2024.