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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Uebungen des Verstandes,
mit dem Vermögen verknüpft, nach dauerhaften
Vorsätzen zu handeln, und heisset Freyheit.
Viele Handlungen der Menschen sind also freye
Handlungen.

Es giebt wissentliche und unwissentliche,
vorsetzliche
und unvorsetzliche freye Handlun-
gen. Hingegen ein Thun oder Lassen, welches
nicht in dem veränderlichen Zustande des zu dauer-
haften Vorsätzen fähigen Willens gegründet ist,
heisset unfrey.

Die willkührlichen Handlungen der jungen
Kinder, der Halb-Schlafenden, der Trunkenen,
der Affectvollen und der Wahnsinnigen werden ge-
wöhnlicher Weise nicht frey genennet, weil das
Vermögen dauerhafter Vorsätze nicht da oder
schwach ist.

Die Zurechnung ist ein Urtheil aus der Ab-
sicht und freyen Handlung eines Menschen,

1) über seine Geschicklichkeit oder Ungeschick-
lichkeit,
2) über seine Klugheit und Thorheit,
3) über seine Neigung und Abneigung,
4) über seine Rühmenswürdigkeit und Ta-
delnswürdigkeit,
5) über seine Gewissenhaftigkeit oder Gewis-
senlosigkeit,
6) über

Uebungen des Verſtandes,
mit dem Vermoͤgen verknuͤpft, nach dauerhaften
Vorſaͤtzen zu handeln, und heiſſet Freyheit.
Viele Handlungen der Menſchen ſind alſo freye
Handlungen.

Es giebt wiſſentliche und unwiſſentliche,
vorſetzliche
und unvorſetzliche freye Handlun-
gen. Hingegen ein Thun oder Laſſen, welches
nicht in dem veraͤnderlichen Zuſtande des zu dauer-
haften Vorſaͤtzen faͤhigen Willens gegruͤndet iſt,
heiſſet unfrey.

Die willkuͤhrlichen Handlungen der jungen
Kinder, der Halb-Schlafenden, der Trunkenen,
der Affectvollen und der Wahnſinnigen werden ge-
woͤhnlicher Weiſe nicht frey genennet, weil das
Vermoͤgen dauerhafter Vorſaͤtze nicht da oder
ſchwach iſt.

Die Zurechnung iſt ein Urtheil aus der Ab-
ſicht und freyen Handlung eines Menſchen,

1) uͤber ſeine Geſchicklichkeit oder Ungeſchick-
lichkeit,
2) uͤber ſeine Klugheit und Thorheit,
3) uͤber ſeine Neigung und Abneigung,
4) uͤber ſeine Ruͤhmenswuͤrdigkeit und Ta-
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5) uͤber ſeine Gewiſſenhaftigkeit oder Gewiſ-
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6) uͤber
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[136/0160] Uebungen des Verſtandes, mit dem Vermoͤgen verknuͤpft, nach dauerhaften Vorſaͤtzen zu handeln, und heiſſet Freyheit. Viele Handlungen der Menſchen ſind alſo freye Handlungen. Es giebt wiſſentliche und unwiſſentliche, vorſetzliche und unvorſetzliche freye Handlun- gen. Hingegen ein Thun oder Laſſen, welches nicht in dem veraͤnderlichen Zuſtande des zu dauer- haften Vorſaͤtzen faͤhigen Willens gegruͤndet iſt, heiſſet unfrey. Die willkuͤhrlichen Handlungen der jungen Kinder, der Halb-Schlafenden, der Trunkenen, der Affectvollen und der Wahnſinnigen werden ge- woͤhnlicher Weiſe nicht frey genennet, weil das Vermoͤgen dauerhafter Vorſaͤtze nicht da oder ſchwach iſt. Die Zurechnung iſt ein Urtheil aus der Ab- ſicht und freyen Handlung eines Menſchen, 1) uͤber ſeine Geſchicklichkeit oder Ungeſchick- lichkeit, 2) uͤber ſeine Klugheit und Thorheit, 3) uͤber ſeine Neigung und Abneigung, 4) uͤber ſeine Ruͤhmenswuͤrdigkeit und Ta- delnswuͤrdigkeit, 5) uͤber ſeine Gewiſſenhaftigkeit oder Gewiſ- ſenloſigkeit, 6) uͤber

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/160>, abgerufen am 26.04.2024.