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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
Grund darin, dass das richtige Ausmass der Kräfte fehlte, was nicht
zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre
noch so gut wie nichts wusste und die Tragfähigkeit der Konstruktions-
materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu
schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück
wie das obige veranlasste 1).

Papin liess sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat,
gab ihm die zweckmässigere Form eines Fasses und der Versuch ge-
lang sehr gut.

Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent.
Für den Grafen von Sayn-Wittgenstein konstruierte er einen ver-
besserten Heizofen. Da er erkannte, dass die Luftzufuhr die Haupt-
sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen Zentrifugal-
ventilator
. Hier haben wir also bereits die Feuerung mit Unter-

[Abbildung] Fig. 201.
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konzentrisch

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exzentrisch

wind. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des Vorwärmens der
Luft
und wendete dieselbe bei einem Glasschmelzofen an 2).
Ebenso machte er dem Grafen von Zinzendorf in Böhmen einen
Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee
richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der
Technik jener Zeit. -- Zentrifugalpumpen und Ventilatoren (Fig. 201)
konstruierte Papin bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste
Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu
Agricolas Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri-

1) Smiles sagt sehr richtig: Papin, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete
unter dem grossen Nachteil, dass er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un-
erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver-
lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung
geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis-
mässig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit grösser, wenn Ver-
stand, Augen und Hände derselben Person angehören.
2) Siehe Gerland, a. a. O., S. 68.

Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
Grund darin, daſs das richtige Ausmaſs der Kräfte fehlte, was nicht
zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre
noch so gut wie nichts wuſste und die Tragfähigkeit der Konstruktions-
materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu
schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück
wie das obige veranlaſste 1).

Papin lieſs sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat,
gab ihm die zweckmäſsigere Form eines Fasses und der Versuch ge-
lang sehr gut.

Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent.
Für den Grafen von Sayn-Wittgenstein konstruierte er einen ver-
besserten Heizofen. Da er erkannte, daſs die Luftzufuhr die Haupt-
sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen Zentrifugal-
ventilator
. Hier haben wir also bereits die Feuerung mit Unter-

[Abbildung] Fig. 201.
[Abbildung]

konzentrisch

[Abbildung]

exzentrisch

wind. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des Vorwärmens der
Luft
und wendete dieselbe bei einem Glasschmelzofen an 2).
Ebenso machte er dem Grafen von Zinzendorf in Böhmen einen
Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee
richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der
Technik jener Zeit. — Zentrifugalpumpen und Ventilatoren (Fig. 201)
konstruierte Papin bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste
Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu
Agricolas Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri-

1) Smiles sagt sehr richtig: Papin, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete
unter dem groſsen Nachteil, daſs er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un-
erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver-
lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung
geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis-
mäſsig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit gröſser, wenn Ver-
stand, Augen und Hände derselben Person angehören.
2) Siehe Gerland, a. a. O., S. 68.
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[928/0950] Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert. Grund darin, daſs das richtige Ausmaſs der Kräfte fehlte, was nicht zu verwundern ist, in einer Zeit, wo man von der Festigkeitslehre noch so gut wie nichts wuſste und die Tragfähigkeit der Konstruktions- materialien noch ganz unbekannt war; oft wird es also nur eine zu schwache Schraube oder Klammer gewesen sein, welche ein Unglück wie das obige veranlaſste 1). Papin lieſs sich nicht entmutigen, er verbesserte seinen Apparat, gab ihm die zweckmäſsigere Form eines Fasses und der Versuch ge- lang sehr gut. Auch auf anderen Gebieten bewährte sich sein Erfindungstalent. Für den Grafen von Sayn-Wittgenstein konstruierte er einen ver- besserten Heizofen. Da er erkannte, daſs die Luftzufuhr die Haupt- sache sei, so bewirkte er diese künstlich durch einen Zentrifugal- ventilator. Hier haben wir also bereits die Feuerung mit Unter- [Abbildung Fig. 201.] [Abbildung konzentrisch] [Abbildung exzentrisch] wind. Ebenso erkannte er die Wichtigkeit des Vorwärmens der Luft und wendete dieselbe bei einem Glasschmelzofen an 2). Ebenso machte er dem Grafen von Zinzendorf in Böhmen einen Vorschlag für eine Wasserhebmaschine. Auch hier war die Idee richtig, die Ausführung scheiterte aber an der Mangelhaftigkeit der Technik jener Zeit. — Zentrifugalpumpen und Ventilatoren (Fig. 201) konstruierte Papin bereits, mit Unrecht aber hat man ihm die erste Erfindung derselben zugeschrieben. Ventilatoren waren schon zu Agricolas Zeit in den Bergwerken in Anwendung und den Zentri- 1) Smiles sagt sehr richtig: Papin, obgleich fruchtbar an Ideen, arbeitete unter dem groſsen Nachteil, daſs er kein Mechaniker war. Bei neuen, noch un- erprobten Maschinen kann man sich nicht auf die Augen und Hände anderer ver- lassen. Augen und Hände, die nicht in kunstfertiger Arbeit durch Erfahrung geübt und vom richtigen Verständnis geleitet werden, sind nur von verhältnis- mäſsig geringem Wert. Die Chancen des Erfolges sind weit gröſser, wenn Ver- stand, Augen und Hände derselben Person angehören. 2) Siehe Gerland, a. a. O., S. 68.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 928. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/950>, abgerufen am 29.04.2024.