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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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dieser Entwickelung und die Wirkungen dieser Fortschritte im ganzen
wie im einzelnen nachzuweisen. Für letzteres dient als wichtigstes
Hülfsmittel die Statistik. Diese zeigt zunächst eine allgemeine,
bedeutende Produktionssteigerung, veranlasst durch eine vielseitigere
und intensivere Verwendung des Eisens auf fast allen Gebieten der
Technik. Der Grund hierfür lag in der grösseren Güte und relativen
Billigkeit desselben infolge der technischen Fortschritte. Der wichtigste
von diesen war die Vervollkommnung der Flusseisenbereitung.

Der Sieg des Flusseisens über das Schweisseisen, die Verwendung
des Flusseisens für alle Zwecke sind die charakteristischsten Er-
scheinungen in diesem Zeitraum. Diese begannen mit der Verbesserung
des sauren Konverterprozesses, des eigentlichen Bessemerprozesses,
besonders durch vermehrte Massenerzeugung; sie wurden gesteigert
durch die Erfindung des basischen Konverterprozesses von Gilchrist
Thomas
1879 und durch die Übertragung des basischen Schmelz-
verfahrens auf den Siemens-Martinprozess. Dieses sind die wichtigsten
Etappen auf dem Siegeszug des Flusseisens.

Betrachten wir die allgemeine Steigerung der Eisenproduktion und
des Eisenverbrauchs an Hand der Statistik. Die Grundlage hierfür bildet
die Roheisenerzeugung. Die Entwickelung dieser im Verlauf des 19. Jahr-
hunderts ist aus nebenstehender Zusammenstellung (S. 896) ersichtlich.

Wir erkennen daraus die riesige Zunahme der Roheisengewinnung,
die sich von 1806 bis 1899 um das 54 fache vermehrt hat. Die
Schweisseisenerzeugung erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1882 mit
9135 Kilotonnen. Die Flusseisenproduktion betrug in diesem Jahre
schon 6687 Kilotonnen, 1899 war sie auf 25844 Kilotonnen gestiegen,
während die Schweisseisenerzeugung höchstens noch 5000 Kilotonnen
betrug. Über diese Entwickelung finden sich die näheren Nachweise
bei den einzelnen Ländern und in den Zusammenstellungen am
Schlusse des Abschnitts.

Grossbritannien.

Im Anfang der Periode der Geschichte des Eisens von 1871
bis zur Gegenwart strahlte Englands Ruhm auf dem Gebiete der
Eisenindustrie in hellstem Glanze, seine Führerschaft war unbestritten,
übertraf doch seine Roheisenproduktion im Jahre 1871 die aller
übrigen Länder zusammengenommen. Werfen wir aber einen Blick
auf die nachfolgende Zusammenstellung, welche die Roheisenerzeugung
Grossbritanniens vom Jahre 1870 ab und den prozentualen Anteil der-

Beck, Geschichte des Eisens. 57
Groſsbritannien.

dieser Entwickelung und die Wirkungen dieser Fortschritte im ganzen
wie im einzelnen nachzuweisen. Für letzteres dient als wichtigstes
Hülfsmittel die Statistik. Diese zeigt zunächst eine allgemeine,
bedeutende Produktionssteigerung, veranlaſst durch eine vielseitigere
und intensivere Verwendung des Eisens auf fast allen Gebieten der
Technik. Der Grund hierfür lag in der gröſseren Güte und relativen
Billigkeit desselben infolge der technischen Fortschritte. Der wichtigste
von diesen war die Vervollkommnung der Fluſseisenbereitung.

Der Sieg des Fluſseisens über das Schweiſseisen, die Verwendung
des Fluſseisens für alle Zwecke sind die charakteristischsten Er-
scheinungen in diesem Zeitraum. Diese begannen mit der Verbesserung
des sauren Konverterprozesses, des eigentlichen Bessemerprozesses,
besonders durch vermehrte Massenerzeugung; sie wurden gesteigert
durch die Erfindung des basischen Konverterprozesses von Gilchrist
Thomas
1879 und durch die Übertragung des basischen Schmelz-
verfahrens auf den Siemens-Martinprozeſs. Dieses sind die wichtigsten
Etappen auf dem Siegeszug des Fluſseisens.

Betrachten wir die allgemeine Steigerung der Eisenproduktion und
des Eisenverbrauchs an Hand der Statistik. Die Grundlage hierfür bildet
die Roheisenerzeugung. Die Entwickelung dieser im Verlauf des 19. Jahr-
hunderts ist aus nebenstehender Zusammenstellung (S. 896) ersichtlich.

Wir erkennen daraus die riesige Zunahme der Roheisengewinnung,
die sich von 1806 bis 1899 um das 54 fache vermehrt hat. Die
Schweiſseisenerzeugung erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1882 mit
9135 Kilotonnen. Die Fluſseisenproduktion betrug in diesem Jahre
schon 6687 Kilotonnen, 1899 war sie auf 25844 Kilotonnen gestiegen,
während die Schweiſseisenerzeugung höchstens noch 5000 Kilotonnen
betrug. Über diese Entwickelung finden sich die näheren Nachweise
bei den einzelnen Ländern und in den Zusammenstellungen am
Schlusse des Abschnitts.

Groſsbritannien.

Im Anfang der Periode der Geschichte des Eisens von 1871
bis zur Gegenwart strahlte Englands Ruhm auf dem Gebiete der
Eisenindustrie in hellstem Glanze, seine Führerschaft war unbestritten,
übertraf doch seine Roheisenproduktion im Jahre 1871 die aller
übrigen Länder zusammengenommen. Werfen wir aber einen Blick
auf die nachfolgende Zusammenstellung, welche die Roheisenerzeugung
Groſsbritanniens vom Jahre 1870 ab und den prozentualen Anteil der-

Beck, Geschichte des Eisens. 57
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[897/0913] Groſsbritannien. dieser Entwickelung und die Wirkungen dieser Fortschritte im ganzen wie im einzelnen nachzuweisen. Für letzteres dient als wichtigstes Hülfsmittel die Statistik. Diese zeigt zunächst eine allgemeine, bedeutende Produktionssteigerung, veranlaſst durch eine vielseitigere und intensivere Verwendung des Eisens auf fast allen Gebieten der Technik. Der Grund hierfür lag in der gröſseren Güte und relativen Billigkeit desselben infolge der technischen Fortschritte. Der wichtigste von diesen war die Vervollkommnung der Fluſseisenbereitung. Der Sieg des Fluſseisens über das Schweiſseisen, die Verwendung des Fluſseisens für alle Zwecke sind die charakteristischsten Er- scheinungen in diesem Zeitraum. Diese begannen mit der Verbesserung des sauren Konverterprozesses, des eigentlichen Bessemerprozesses, besonders durch vermehrte Massenerzeugung; sie wurden gesteigert durch die Erfindung des basischen Konverterprozesses von Gilchrist Thomas 1879 und durch die Übertragung des basischen Schmelz- verfahrens auf den Siemens-Martinprozeſs. Dieses sind die wichtigsten Etappen auf dem Siegeszug des Fluſseisens. Betrachten wir die allgemeine Steigerung der Eisenproduktion und des Eisenverbrauchs an Hand der Statistik. Die Grundlage hierfür bildet die Roheisenerzeugung. Die Entwickelung dieser im Verlauf des 19. Jahr- hunderts ist aus nebenstehender Zusammenstellung (S. 896) ersichtlich. Wir erkennen daraus die riesige Zunahme der Roheisengewinnung, die sich von 1806 bis 1899 um das 54 fache vermehrt hat. Die Schweiſseisenerzeugung erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1882 mit 9135 Kilotonnen. Die Fluſseisenproduktion betrug in diesem Jahre schon 6687 Kilotonnen, 1899 war sie auf 25844 Kilotonnen gestiegen, während die Schweiſseisenerzeugung höchstens noch 5000 Kilotonnen betrug. Über diese Entwickelung finden sich die näheren Nachweise bei den einzelnen Ländern und in den Zusammenstellungen am Schlusse des Abschnitts. Groſsbritannien. Im Anfang der Periode der Geschichte des Eisens von 1871 bis zur Gegenwart strahlte Englands Ruhm auf dem Gebiete der Eisenindustrie in hellstem Glanze, seine Führerschaft war unbestritten, übertraf doch seine Roheisenproduktion im Jahre 1871 die aller übrigen Länder zusammengenommen. Werfen wir aber einen Blick auf die nachfolgende Zusammenstellung, welche die Roheisenerzeugung Groſsbritanniens vom Jahre 1870 ab und den prozentualen Anteil der- Beck, Geschichte des Eisens. 57

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/913>, abgerufen am 26.04.2024.