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Gerlach, Benjamin: Ein recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann. Breslau, 1669.

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niedergeworffene Mauren Jerusalems wieder
auff zurichten. Deß Creutzes war er nicht ent-
übriget. Es ist natürlich/ daß die Donner eher
die hohen Thürme als niedrige Hütten treffen.
Er war so Christlich/ daß er alle Wetter der
Trübsal gedultig über sich gehen ließ. Die vier-
tzig jährige Gicht war seine beständige Folter.
Er hat keine andere Artzeney dawider/ als Be-
ten/ Singen und gedultig seyn gebrauchet. Es
muste endlich gestorben/ oder vielmehr ein so
guter Christe und treuer Patriote verewiget
seyn. Der Höchste bahnte durch die gewöhnli-
che Gicht und dabey folgende Steck-Flüsse den
weg dazu. Es war kein Schmertz über seinen
Glauben und Gedult. Was er sein Lebenlang
im Christenthum practiciret/ das wiederholete
er in seiner letzten Niederlage. Er ließ öffent-
lich für sich bitten/ und betete mit den Seinen
hertzlich zu Hause. So lange er konte/ hube er
die Gebete an/ und sprach sie vollkommentlich
nach. Endlich brachen die Augen und die Kräff-
te/ nicht sein Glauben. Er bestetigte alle Ge-
bete mit Ja und Amen/ und leschete endlich wie
ein Licht auß/ das andern geleuchtet/ und sich
selbst verzehret/ seines hohen Alters 81. Jahr/
inner welchen er das Königliche Hof-Gerichte

als

niedergeworffene Mauren Jeruſalems wieder
auff zurichten. Deß Creutzes war er nicht ent-
uͤbriget. Es iſt natuͤrlich/ daß die Donner eher
die hohen Thuͤrme als niedrige Huͤtten treffen.
Er war ſo Chriſtlich/ daß er alle Wetter der
Truͤbſal gedultig uͤber ſich gehen ließ. Die vier-
tzig jaͤhrige Gicht war ſeine beſtaͤndige Folter.
Er hat keine andere Artzeney dawider/ als Be-
ten/ Singen und gedultig ſeyn gebrauchet. Es
muſte endlich geſtorben/ oder vielmehr ein ſo
guter Chriſte und treuer Patriote verewiget
ſeyn. Der Hoͤchſte bahnte durch die gewoͤhnli-
che Gicht und dabey folgende Steck-Fluͤſſe den
weg dazu. Es war kein Schmertz uͤber ſeinen
Glauben und Gedult. Was er ſein Lebenlang
im Chriſtenthum practiciret/ das wiederholete
er in ſeiner letzten Niederlage. Er ließ oͤffent-
lich fuͤr ſich bitten/ und betete mit den Seinen
hertzlich zu Hauſe. So lange er konte/ hube er
die Gebete an/ und ſprach ſie vollkommentlich
nach. Endlich brachen die Augen und die Kraͤff-
te/ nicht ſein Glauben. Er beſtetigte alle Ge-
bete mit Ja und Amen/ und leſchete endlich wie
ein Licht auß/ das andern geleuchtet/ und ſich
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inner welchen er das Koͤnigliche Hof-Gerichte

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[[43]/0043] niedergeworffene Mauren Jeruſalems wieder auff zurichten. Deß Creutzes war er nicht ent- uͤbriget. Es iſt natuͤrlich/ daß die Donner eher die hohen Thuͤrme als niedrige Huͤtten treffen. Er war ſo Chriſtlich/ daß er alle Wetter der Truͤbſal gedultig uͤber ſich gehen ließ. Die vier- tzig jaͤhrige Gicht war ſeine beſtaͤndige Folter. Er hat keine andere Artzeney dawider/ als Be- ten/ Singen und gedultig ſeyn gebrauchet. Es muſte endlich geſtorben/ oder vielmehr ein ſo guter Chriſte und treuer Patriote verewiget ſeyn. Der Hoͤchſte bahnte durch die gewoͤhnli- che Gicht und dabey folgende Steck-Fluͤſſe den weg dazu. Es war kein Schmertz uͤber ſeinen Glauben und Gedult. Was er ſein Lebenlang im Chriſtenthum practiciret/ das wiederholete er in ſeiner letzten Niederlage. Er ließ oͤffent- lich fuͤr ſich bitten/ und betete mit den Seinen hertzlich zu Hauſe. So lange er konte/ hube er die Gebete an/ und ſprach ſie vollkommentlich nach. Endlich brachen die Augen und die Kraͤff- te/ nicht ſein Glauben. Er beſtetigte alle Ge- bete mit Ja und Amen/ und leſchete endlich wie ein Licht auß/ das andern geleuchtet/ und ſich ſelbſt verzehret/ ſeines hohen Alters 81. Jahr/ inner welchen er das Koͤnigliche Hof-Gerichte als

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Ein recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann. Breslau, 1669. , S. [43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354493/43>, abgerufen am 27.04.2024.