Er sprach zu seinem Knechte: "Reiten wir zur Weissenburg, "Da sind wir wohl gehalten, "Nach unserm Herz und Muth."
Da er nun gegen die Weissenburg kam, Wohl unter das hohe Haus, Da sah die falsche Fraue, Mit Freuden zum Fenster aus.
"Gott grüs euch, edle Fraue, "Bescher euch Glück und Heil, "Eur Will, der ist ergangen, "Todt habt ihr euren Gemahl."
"Ist denn mein Will ergangen, "Mein edler Herre todt, "So will ichs nicht eher glauben, "Ich seh denn sein Blut so roth."
"Er zog aus seiner Scheiden, "Ein Schwerdt von Blut so roth; "Sieh da, du edle Fraue, "Ein Zeichen von seinem Tod."
Sie rang ihr weisse Hände, Rauft aus ihr gelbes Haar: "Hülfreicher Christ vom Himmel, "Was hab ich nun gethan!"
Sie zog von ihrem Finger, Ein Ringelein von Gold:
Er ſprach zu ſeinem Knechte: „Reiten wir zur Weiſſenburg, „Da ſind wir wohl gehalten, „Nach unſerm Herz und Muth.“
Da er nun gegen die Weiſſenburg kam, Wohl unter das hohe Haus, Da ſah die falſche Fraue, Mit Freuden zum Fenſter aus.
„Gott gruͤs euch, edle Fraue, „Beſcher euch Gluͤck und Heil, „Eur Will, der iſt ergangen, „Todt habt ihr euren Gemahl.“
„Iſt denn mein Will ergangen, „Mein edler Herre todt, „So will ichs nicht eher glauben, „Ich ſeh denn ſein Blut ſo roth.“
„Er zog aus ſeiner Scheiden, „Ein Schwerdt von Blut ſo roth; „Sieh da, du edle Fraue, „Ein Zeichen von ſeinem Tod.“
Sie rang ihr weiſſe Haͤnde, Rauft aus ihr gelbes Haar: „Huͤlfreicher Chriſt vom Himmel, „Was hab ich nun gethan!“
Sie zog von ihrem Finger, Ein Ringelein von Gold:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0253"n="244"/><lgn="13"><l>Er ſprach zu ſeinem Knechte:</l><lb/><l>„Reiten wir zur Weiſſenburg,</l><lb/><l>„Da ſind wir wohl gehalten,</l><lb/><l>„Nach unſerm Herz und Muth.“</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Da er nun gegen die Weiſſenburg kam,</l><lb/><l>Wohl unter das hohe Haus,</l><lb/><l>Da ſah die falſche Fraue,</l><lb/><l>Mit Freuden zum Fenſter aus.</l></lg><lb/><lgn="15"><l>„Gott gruͤs euch, edle Fraue,</l><lb/><l>„Beſcher euch Gluͤck und Heil,</l><lb/><l>„Eur Will, der iſt ergangen,</l><lb/><l>„Todt habt ihr euren Gemahl.“</l></lg><lb/><lgn="16"><l>„Iſt denn mein Will ergangen,</l><lb/><l>„Mein edler Herre todt,</l><lb/><l>„So will ichs nicht eher glauben,</l><lb/><l>„Ich ſeh denn ſein Blut ſo roth.“</l></lg><lb/><lgn="17"><l>„Er zog aus ſeiner Scheiden,</l><lb/><l>„Ein Schwerdt von Blut ſo roth;</l><lb/><l>„Sieh da, du edle Fraue,</l><lb/><l>„Ein Zeichen von ſeinem Tod.“</l></lg><lb/><lgn="18"><l>Sie rang ihr weiſſe Haͤnde,</l><lb/><l>Rauft aus ihr gelbes Haar:</l><lb/><l>„Huͤlfreicher Chriſt vom Himmel,</l><lb/><l>„Was hab ich nun gethan!“</l></lg><lb/><lgn="19"><l>Sie zog von ihrem Finger,</l><lb/><l>Ein Ringelein von Gold:</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[244/0253]
Er ſprach zu ſeinem Knechte:
„Reiten wir zur Weiſſenburg,
„Da ſind wir wohl gehalten,
„Nach unſerm Herz und Muth.“
Da er nun gegen die Weiſſenburg kam,
Wohl unter das hohe Haus,
Da ſah die falſche Fraue,
Mit Freuden zum Fenſter aus.
„Gott gruͤs euch, edle Fraue,
„Beſcher euch Gluͤck und Heil,
„Eur Will, der iſt ergangen,
„Todt habt ihr euren Gemahl.“
„Iſt denn mein Will ergangen,
„Mein edler Herre todt,
„So will ichs nicht eher glauben,
„Ich ſeh denn ſein Blut ſo roth.“
„Er zog aus ſeiner Scheiden,
„Ein Schwerdt von Blut ſo roth;
„Sieh da, du edle Fraue,
„Ein Zeichen von ſeinem Tod.“
Sie rang ihr weiſſe Haͤnde,
Rauft aus ihr gelbes Haar:
„Huͤlfreicher Chriſt vom Himmel,
„Was hab ich nun gethan!“
Sie zog von ihrem Finger,
Ein Ringelein von Gold:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/253>, abgerufen am 27.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.