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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tschesch.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.

7. CHristus wird diese hertzens-religion/
und nicht der secten von uns fodern.

8. Doch er wird auch rechenschafft fodern/
wie ein jeder in menschen-religion nach seinem
gewissen GOtt gedienet/ als nach dem gerin-
gen pfunde.

9. Das höchste pfund ist GOtt unter allen
menschen/ und Christus unter Christen.

10. Jn welchem die menschen unter allerley
religionen noch können selig werden/ auch die
ihm bewusten getreue Heiden und Juden/ al-
so ist es mit den Christen noch vielmehr.

11. GOtt siehet vornemlich auff das hertz/
und wie viel er einem jeglichen anvertrauet hat.

12. Wie diese religion von Salomon und
Christo kurtz zusammen gefasset sey/ in einer
hauptsumma/ als die eintzige/ so da allein nö-
thig ist/ und dahin wir allezeit zielen/ lauffen und
ringen sollen; diesen schatz im acker in CHristo
verborgen an uns zubringen/ solten wir uns
selbst und alles darüber verlauffen/ und verlie-
ren. Das kleinod ist so köstlich/ und der lohn
so groß/ daß man billich alles darum thun und
leiden solte.

13. Daß diese die eintzige reine und lautere
sey/ davon zwar alle etwas haben/ aber dabey
ihr eigenes eingemenget. Je näher nun eine
zu dieser komt/ je besser sie ist.

14. Hier wird es klar gezeiget/ auff welcher
religion man sicherlich bauen könne: auff Got-
tes und CHristi worten/ oder auff diese oder
jene menschen-secte. Was nun hierbey zuthun?

15. Warum keine der jetzigen menschen-re-
ligionen recht habe/ und dennoch etliche unter
ihnen selig werden können?

16. So weit eine religion oder lehre auff
CHristum und seiner nachfolge/ nicht aber auf
menschen lehren oder secten weiset/ so weit ist
sie rechtund gut. Alle treue Lehrer sollen Chri-
stum/ und nicht sich selbst noch die secten predi-
gen/ noch uns von CHristo zu den secten hin-
führen. Und solche die zu CHristo führen/
und in welchen CHristus lehret und lebet/ die
sind billig zu hören von uns.

17. CHristus ruffet uns von der welt zu sich
und zu seinem Vater/ und nicht anders wohin.

18. Daß sich niemand sicherlich auff einige
menschen-religion gründen könne/ weil es auch
von GOtt verboten ist/ der alle die verfluchet/
die sich auf menschen verlassen/ oder das thieri-
sche bild im menschen für CHristi bild anbeten;
wie das wort GOttes die sich erste wahrheit ist/
so soll man es auch einfältig glauben und er-
greiffen/ und alle lehre und Lehrer darnach prü-
fen.

19. Wie man von allen dingen ein unbe-
trüglich Urtheil fassen soll und kan nach Gottes
wort.

20. Weil nur eine einige wahre und allge-
meine religion ist/ solte man sich nicht also um
[Spaltenumbruch] menschen-namen und ansehen hassen undJahr
MDC.
biß
MDCC.

trennen.

21. Weil in Christo einigkeit ist und alles
zu einem leib und geist unter einem haupt verei-
niget wird/ dagegen aus Babel alle zertrennung
hervor komt.

22. Welche zertrennung zeuget/ daß solche
nicht die gäntzliche und rechte religion CHristi
sey. Woher der haß/ zanck/ mord und religions-
kriege in der welt herkommen.

23. Darum es niemand zu verdencken/ der
von solchem Babel-wesen ausgehet/ und sich von
der menschen lehren zu Christo und seiner lehre
wendet. Doch bey den andern nichts/ was nur
der lehre Christi gemäß ist/ verwirfft.

24. Was wir in Christo und dem glauben
seines wortes für gewisse behaltung und trost
haben? Und wie es denen falschen Lehrern und
secten gehen wird/ die den zuhörern solchen trost
und künfftige hoffnung der besserung ab-
schneiden.

25. Vielweniger einige religion so gar ver-
dammet/ weil noch immer etwas Christi und
Gottes dabey seyn wird. Ein krancker mensch
ist auch ein mensch; also ein schwacher Christ/
oder bruder: wie uns Christus in unser schwach-
heit verträget/ also sollen wir unserm nächsten
auch thun.

26. Wir müssen uns über unsern schwachen
bruder nicht überheben.

27. Wir müssen uns nicht selber rechtferti-
gen widereinander/ dennoch einer den andern
treulich vermahnen und straffen/ und solches
alles mit bescheidenheit/ so weit uns Gott vor-
gehet/ und mit gedult.

28. Daß Gott hin und wieder zur auff rich-
tung dieser wahren allgemeinen religion in den
hertzen der menschen grund geleget/ viel religio-
nen haben es gesuchet/ aber nicht erreichet den
rechten weg dazu.

29. Die neue geburt von oben kan es allein
erreichen.

30. Daß Gott noch immerdar leute unter
allen religionen gehabt/ die sich auf diesen grund
verlassen/ und darinn bestanden sind wider al-
ler höllen pforten/ welche auch zuletzt am herr-
lichsten herfürbrechen/ grünen und bestehen
werden.

31. Doch wird es hart dahergehen/ und ei-
ne schmertzliche geburt seyn/ um der welt gegen-
stand und des drachens zorn und wüten zu über-
winden; dagegen die kinder GOttes mit dem
heiligen creutz besiegelt seyn.

32. CHristus ist das haupt und der stiffter
dieser religion. Sein Wort der stab. Sein
Geist das scepter. GOtt wohnet darinnen/
darum wird sie wol bleiben. Die aber den
menschen-lehren nachlauffen/ werden groß her-
tzeleid haben; der andern schatz/ lohn und erb-
theil ist GOtt selbsten/ Amen.

[Spaltenumbruch]
Das X. Capitel.
Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Gottfried Friedeborn/
Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting.

§. 1.

UMselbige zeiten nemlich um und|nach
dem anfang des 17. seculi sind auch
folgende personen theils in schrifften
[Spaltenumbruch] theils durch andere umstände bekannt/ und weil
sie nicht nach allen gemeinen weisen und mei-
nungen geredet und gehandelt/ von vielen un-
verständigen verworffen worden. Davon war

einer
Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tſcheſch.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.

7. CHriſtus wird dieſe hertzens-religion/
und nicht der ſecten von uns fodern.

8. Doch er wird auch rechenſchafft fodern/
wie ein jeder in menſchen-religion nach ſeinem
gewiſſen GOtt gedienet/ als nach dem gerin-
gen pfunde.

9. Das hoͤchſte pfund iſt GOtt unter allen
menſchen/ und Chriſtus unter Chriſten.

10. Jn welchem die menſchen unter allerley
religionen noch koͤnnen ſelig werden/ auch die
ihm bewuſten getreue Heiden und Juden/ al-
ſo iſt es mit den Chriſten noch vielmehr.

11. GOtt ſiehet vornemlich auff das hertz/
und wie viel er einem jeglichen anvertrauet hat.

12. Wie dieſe religion von Salomon und
Chriſto kurtz zuſammen gefaſſet ſey/ in einer
hauptſumma/ als die eintzige/ ſo da allein noͤ-
thig iſt/ und dahin wiꝛ allezeit zielen/ lauffen und
ringen ſollen; dieſen ſchatz im acker in CHriſto
verborgen an uns zubringen/ ſolten wir uns
ſelbſt und alles daruͤber verlauffen/ und verlie-
ren. Das kleinod iſt ſo koͤſtlich/ und der lohn
ſo groß/ daß man billich alles darum thun und
leiden ſolte.

13. Daß dieſe die eintzige reine und lautere
ſey/ davon zwar alle etwas haben/ aber dabey
ihr eigenes eingemenget. Je naͤher nun eine
zu dieſer komt/ je beſſer ſie iſt.

14. Hier wird es klar gezeiget/ auff welcher
religion man ſicherlich bauen koͤnne: auff Got-
tes und CHriſti worten/ oder auff dieſe oder
jene menſchen-ſecte. Was nun hierbey zuthun?

15. Warum keine der jetzigen menſchen-re-
ligionen recht habe/ und dennoch etliche unter
ihnen ſelig werden koͤnnen?

16. So weit eine religion oder lehre auff
CHriſtum und ſeiner nachfolge/ nicht aber auf
menſchen lehren oder ſecten weiſet/ ſo weit iſt
ſie rechtund gut. Alle treue Lehrer ſollen Chri-
ſtum/ und nicht ſich ſelbſt noch die ſecten predi-
gen/ noch uns von CHriſto zu den ſecten hin-
fuͤhren. Und ſolche die zu CHriſto fuͤhren/
und in welchen CHriſtus lehret und lebet/ die
ſind billig zu hoͤren von uns.

17. CHriſtus ruffet uns von der welt zu ſich
und zu ſeinem Vater/ und nicht anders wohin.

18. Daß ſich niemand ſicherlich auff einige
menſchen-religion gruͤnden koͤnne/ weil es auch
von GOtt verboten iſt/ der alle die verfluchet/
die ſich auf menſchen verlaſſen/ oder das thieri-
ſche bild im menſchen fuͤr CHriſti bild anbeten;
wie das wort GOttes die ſich erſte wahrheit iſt/
ſo ſoll man es auch einfaͤltig glauben und er-
greiffen/ und alle lehre und Lehrer darnach pruͤ-
fen.

19. Wie man von allen dingen ein unbe-
truͤglich Urtheil faſſen ſoll und kan nach Gottes
wort.

20. Weil nur eine einige wahre und allge-
meine religion iſt/ ſolte man ſich nicht alſo um
[Spaltenumbruch] menſchen-namen und anſehen haſſen undJahr
MDC.
biß
MDCC.

trennen.

21. Weil in Chriſto einigkeit iſt und alles
zu einem leib und geiſt unter einem haupt verei-
niget wird/ dagegen aus Babel alle zertreñung
hervor komt.

22. Welche zertrennung zeuget/ daß ſolche
nicht die gaͤntzliche und rechte religion CHriſti
ſey. Woher der haß/ zanck/ mord und religions-
kriege in der welt herkommen.

23. Darum es niemand zu verdencken/ der
von ſolchem Babel-weſen ausgehet/ uñ ſich von
der menſchen lehren zu Chriſto und ſeiner lehre
wendet. Doch bey den andern nichts/ was nur
der lehre Chriſti gemaͤß iſt/ verwirfft.

24. Was wir in Chriſto und dem glauben
ſeines wortes fuͤr gewiſſe behaltung und troſt
haben? Und wie es denen falſchen Lehrern und
ſecten gehen wird/ die den zuhoͤrern ſolchen troſt
und kuͤnfftige hoffnung der beſſerung ab-
ſchneiden.

25. Vielweniger einige religion ſo gar ver-
dammet/ weil noch immer etwas Chriſti und
Gottes dabey ſeyn wird. Ein krancker menſch
iſt auch ein menſch; alſo ein ſchwacher Chriſt/
oder bruder: wie uns Chriſtus in unſer ſchwach-
heit vertraͤget/ alſo ſollen wir unſerm naͤchſten
auch thun.

26. Wir muͤſſen uns uͤber unſern ſchwachen
bruder nicht uͤberheben.

27. Wir muͤſſen uns nicht ſelber rechtferti-
gen widereinander/ dennoch einer den andern
treulich vermahnen und ſtraffen/ und ſolches
alles mit beſcheidenheit/ ſo weit uns Gott vor-
gehet/ und mit gedult.

28. Daß Gott hin und wieder zur auff rich-
tung dieſer wahren allgemeinen religion in den
hertzen der menſchen grund geleget/ viel religio-
nen haben es geſuchet/ aber nicht erreichet den
rechten weg dazu.

29. Die neue geburt von oben kan es allein
erreichen.

30. Daß Gott noch immerdar leute unter
allen religionen gehabt/ die ſich auf dieſen grund
verlaſſen/ und darinn beſtanden ſind wider al-
ler hoͤllen pforten/ welche auch zuletzt am herꝛ-
lichſten herfuͤrbrechen/ gruͤnen und beſtehen
werden.

31. Doch wird es hart dahergehen/ und ei-
ne ſchmertzliche geburt ſeyn/ um der welt gegen-
ſtand und des drachens zorn und wuͤten zu uͤber-
winden; dagegen die kinder GOttes mit dem
heiligen creutz beſiegelt ſeyn.

32. CHriſtus iſt das haupt und der ſtiffter
dieſer religion. Sein Wort der ſtab. Sein
Geiſt das ſcepter. GOtt wohnet darinnen/
darum wird ſie wol bleiben. Die aber den
menſchen-lehren nachlauffen/ werden groß her-
tzeleid haben; der andern ſchatz/ lohn und erb-
theil iſt GOtt ſelbſten/ Amen.

[Spaltenumbruch]
Das X. Capitel.
Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Gottfried Friedeborn/
Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting.

§. 1.

UMſelbige zeiten nemlich um und|nach
dem anfang des 17. ſeculi ſind auch
folgende perſonen theils in ſchrifften
[Spaltenumbruch] theils durch andere umſtaͤnde bekañt/ und weil
ſie nicht nach allen gemeinen weiſen und mei-
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verſtaͤndigen verworffen worden. Davon war

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[95/0107] Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tſcheſch. 7. CHriſtus wird dieſe hertzens-religion/ und nicht der ſecten von uns fodern. 8. Doch er wird auch rechenſchafft fodern/ wie ein jeder in menſchen-religion nach ſeinem gewiſſen GOtt gedienet/ als nach dem gerin- gen pfunde. 9. Das hoͤchſte pfund iſt GOtt unter allen menſchen/ und Chriſtus unter Chriſten. 10. Jn welchem die menſchen unter allerley religionen noch koͤnnen ſelig werden/ auch die ihm bewuſten getreue Heiden und Juden/ al- ſo iſt es mit den Chriſten noch vielmehr. 11. GOtt ſiehet vornemlich auff das hertz/ und wie viel er einem jeglichen anvertrauet hat. 12. Wie dieſe religion von Salomon und Chriſto kurtz zuſammen gefaſſet ſey/ in einer hauptſumma/ als die eintzige/ ſo da allein noͤ- thig iſt/ und dahin wiꝛ allezeit zielen/ lauffen und ringen ſollen; dieſen ſchatz im acker in CHriſto verborgen an uns zubringen/ ſolten wir uns ſelbſt und alles daruͤber verlauffen/ und verlie- ren. Das kleinod iſt ſo koͤſtlich/ und der lohn ſo groß/ daß man billich alles darum thun und leiden ſolte. 13. Daß dieſe die eintzige reine und lautere ſey/ davon zwar alle etwas haben/ aber dabey ihr eigenes eingemenget. Je naͤher nun eine zu dieſer komt/ je beſſer ſie iſt. 14. Hier wird es klar gezeiget/ auff welcher religion man ſicherlich bauen koͤnne: auff Got- tes und CHriſti worten/ oder auff dieſe oder jene menſchen-ſecte. Was nun hierbey zuthun? 15. Warum keine der jetzigen menſchen-re- ligionen recht habe/ und dennoch etliche unter ihnen ſelig werden koͤnnen? 16. So weit eine religion oder lehre auff CHriſtum und ſeiner nachfolge/ nicht aber auf menſchen lehren oder ſecten weiſet/ ſo weit iſt ſie rechtund gut. Alle treue Lehrer ſollen Chri- ſtum/ und nicht ſich ſelbſt noch die ſecten predi- gen/ noch uns von CHriſto zu den ſecten hin- fuͤhren. Und ſolche die zu CHriſto fuͤhren/ und in welchen CHriſtus lehret und lebet/ die ſind billig zu hoͤren von uns. 17. CHriſtus ruffet uns von der welt zu ſich und zu ſeinem Vater/ und nicht anders wohin. 18. Daß ſich niemand ſicherlich auff einige menſchen-religion gruͤnden koͤnne/ weil es auch von GOtt verboten iſt/ der alle die verfluchet/ die ſich auf menſchen verlaſſen/ oder das thieri- ſche bild im menſchen fuͤr CHriſti bild anbeten; wie das wort GOttes die ſich erſte wahrheit iſt/ ſo ſoll man es auch einfaͤltig glauben und er- greiffen/ und alle lehre und Lehrer darnach pruͤ- fen. 19. Wie man von allen dingen ein unbe- truͤglich Urtheil faſſen ſoll und kan nach Gottes wort. 20. Weil nur eine einige wahre und allge- meine religion iſt/ ſolte man ſich nicht alſo um menſchen-namen und anſehen haſſen und trennen. Jahr MDC. biß MDCC. 21. Weil in Chriſto einigkeit iſt und alles zu einem leib und geiſt unter einem haupt verei- niget wird/ dagegen aus Babel alle zertreñung hervor komt. 22. Welche zertrennung zeuget/ daß ſolche nicht die gaͤntzliche und rechte religion CHriſti ſey. Woher der haß/ zanck/ mord und religions- kriege in der welt herkommen. 23. Darum es niemand zu verdencken/ der von ſolchem Babel-weſen ausgehet/ uñ ſich von der menſchen lehren zu Chriſto und ſeiner lehre wendet. Doch bey den andern nichts/ was nur der lehre Chriſti gemaͤß iſt/ verwirfft. 24. Was wir in Chriſto und dem glauben ſeines wortes fuͤr gewiſſe behaltung und troſt haben? Und wie es denen falſchen Lehrern und ſecten gehen wird/ die den zuhoͤrern ſolchen troſt und kuͤnfftige hoffnung der beſſerung ab- ſchneiden. 25. Vielweniger einige religion ſo gar ver- dammet/ weil noch immer etwas Chriſti und Gottes dabey ſeyn wird. Ein krancker menſch iſt auch ein menſch; alſo ein ſchwacher Chriſt/ oder bruder: wie uns Chriſtus in unſer ſchwach- heit vertraͤget/ alſo ſollen wir unſerm naͤchſten auch thun. 26. Wir muͤſſen uns uͤber unſern ſchwachen bruder nicht uͤberheben. 27. Wir muͤſſen uns nicht ſelber rechtferti- gen widereinander/ dennoch einer den andern treulich vermahnen und ſtraffen/ und ſolches alles mit beſcheidenheit/ ſo weit uns Gott vor- gehet/ und mit gedult. 28. Daß Gott hin und wieder zur auff rich- tung dieſer wahren allgemeinen religion in den hertzen der menſchen grund geleget/ viel religio- nen haben es geſuchet/ aber nicht erreichet den rechten weg dazu. 29. Die neue geburt von oben kan es allein erreichen. 30. Daß Gott noch immerdar leute unter allen religionen gehabt/ die ſich auf dieſen grund verlaſſen/ und darinn beſtanden ſind wider al- ler hoͤllen pforten/ welche auch zuletzt am herꝛ- lichſten herfuͤrbrechen/ gruͤnen und beſtehen werden. 31. Doch wird es hart dahergehen/ und ei- ne ſchmertzliche geburt ſeyn/ um der welt gegen- ſtand und des drachens zorn und wuͤten zu uͤber- winden; dagegen die kinder GOttes mit dem heiligen creutz beſiegelt ſeyn. 32. CHriſtus iſt das haupt und der ſtiffter dieſer religion. Sein Wort der ſtab. Sein Geiſt das ſcepter. GOtt wohnet darinnen/ darum wird ſie wol bleiben. Die aber den menſchen-lehren nachlauffen/ werden groß her- tzeleid haben; der andern ſchatz/ lohn und erb- theil iſt GOtt ſelbſten/ Amen. Das X. Capitel. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. §. 1. UMſelbige zeiten nemlich um und|nach dem anfang des 17. ſeculi ſind auch folgende perſonen theils in ſchrifften theils durch andere umſtaͤnde bekañt/ und weil ſie nicht nach allen gemeinen weiſen und mei- nungen geredet und gehandelt/ von vielen un- verſtaͤndigen verworffen worden. Davon war einer

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/107>, abgerufen am 26.04.2024.