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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. IIX. Tertulliani vermahnung
[Spaltenumbruch] dern nach Göttlicher vorschrifft eingeführet.
Denn da er auch von den wittben und unverhey-
ratheten schleust/ daß sie heyrathen/ wenn sie sich
nicht enthalten können/ weil besser sey freyen
denn brunst leiden:
so wendet er sich zu einer
andern art/ und spricht: Denen verehlich-
ten aber sage nicht ich/ sondern der
HErr.
Also weiset er auff den HErrn ausser
seiner eigenen person/ und daß er das oben besag-
te nicht in des HErrn person/ sondern in seiner
eigenen gesagt habe: nemlich: Es ist besser
freyen/ denn brunst leiden.
Welche wor-
te zwar die unverheyratheten oder wittber ange-
hen; Doch möchten die/ so sich die freyheit zu
heyrathen nehmen/ bedencken/ was er vor ein
gut zeige/ welches besser ist/ als die straffe/ die
nicht gut scheinen kan/ ohne wenn sie mit dem
grösten übel verglichen wird/ daß es also besser
ist freyen/ weil es noch böser ist/ brunst leiden.
Gut ists/ wenn es vor sich selbst also heist/ ohne
vergleichung eines andern/ ich will nicht sagen
eines bösen/ sondern auch eines guten/ daß wenn
es gleich einem andern guten verglichen/ und
von einem andern abgebildet wird/ dennoch
es unter dem namen des guten bleibe. Wenn
es aber aus vergleichung mit dem bösen beschrie-
ben werden soll/ so ist es (das freyen) nicht so
wol gut/ als eine art eines geringeren übels/ wel-
ches von dem grösseren gering gemacht und un-
ter dem namen des guten mit einschleicht. So
du aber die vergleichungs-rede wegthust und
sprichst: Es ist besser freyen als brennen/
so frage ich/ ob du dir wol zu sagen getrauest:
Es ist besser freyen; daß du nicht dasje-
nige nennest/ welches besser sey. Darum ist
das auch gewißlich nicht guk/ was nichtbesser
ist/ nachdem du die vergleichung weggenom-
men/ welche dasjenige vor gut angibt/ was sie
vor dem andern besser zu seyn erkennet. Drum
muß man diese worte/ es ist besser u. s. w. also
verstehen/ wie etwa es besser ist mit 1. als mit 2.
augen sehen. Wenn man aber von der verglei-
chung abgehet/ so wirds nicht besser seyn/ ein
auge gar nicht haben/ als auch ein gutes. Da-
hero soll niemand aus diesem spruch anlaß neh-
men/ welcher eigentlich die unverheyratheten
und wittber angehet/ die noch von keiner verbin-
dung wissen. Wiewol ich zeigen könte/ daß
auch solche die bedingung des vergönneten in
acht nehmen müssen.

Das 4. Cap.

Ubrigens wissen wir/ daß der Apostel von
der andern ehe gesagt hat: Bist du von dem
weibe gelöset/ suche kein weib: Doch
wenn du auch freyest/ sündigest du nicht.

1. Cor. VII. Allein er redet auch dieses aus sei-
nem bedencken/ nicht nach GOttes befehl. Es
ist aber zwischen menschen-rath und GOttes be-
fehl ein grosser unterscheid. Nun spricht er:
Jch habe keinen befehl GOttes/ sondern
ich rathe nur etc.
Weil denn wederim Evan-
gelio noch in Pauli Episteln nach GOttes befehl
die trennung des ehestands zugelassen wird: So
ist zu schliessen/ daß nur eine ehe vergönnet sey.
Denn was nicht vom HErrn zugelassen ist/ daß
muß man vor verboten erkennen. Zugeschwei-
gen/ daß eben dieser zusatz des raths/ gleichsam
als wäre er zu weit gegangen/ alsbald einge-
schrencket und wiederruffen wird/ wenner dazu
setzt: Jedoch werden solche trübsal des
fleisches haben/
und ihrer also verschonen
[Spaltenumbruch] will/ auch die zeit sehr eingeschräncket er-
kennt/ daß auch die eheliche als unehliche leben
solten/ in dem er die sorgen der verehelichten be-
trachtet. Denn indem er damit lehret/ warum
es nicht gut sey zu freyen/ so wiederräth er das/
was er oben zugelassen hatte. Und zwar in der
ersten ehe/ wie viel mehr in der andern? Wenn
er uns aber nach seinem exempel vermahnet/ so
weiset er ja klar/ wie er uns haben wolle/ nemlich
als enthaltende/ und zugleich/ wie er uns nicht
haben wolle. Was er nun nicht will/ daß läst
er weder freywillig noch nach der wahrheit zu.
Denn wenn es sein wille wäre/ so würde ers nicht
nur vergönnen/ sondern recht befehlen. Aber
siehe/ er spricht abermal/ ein weib könne nach ih-
res mannes tod wol freyen/ nur im HErrn.
Aber/ spricht er/ sie wird seliger seyn/ so sie
also bleibet/ nach meinem rath/ ich achte
aber/ ich habe auch den Geist GOttes.

Da sehen wir 2. rathschläge/ da er das freyen
vergönnet/ und hernach die enthaltung vom
freyen befielet. Da sprichst du: Welchem rath
sollen wir folgen? Siehe es an und liß! Wenn
ers vergönnt/ so ziehet er eines verständigen
rath an/ wenn er die enthaltung befielt/ so nennt
ers den rath des H. Geistes. Folge demnach
der vermahnung/ welche GOtt selbst bekräftiget.
Den Geist GOttes zwar haben auch die glau-
bigen/ aber nicht alle glaubige sind Apostel.
Warum setzt er denn/ da er schon einen glaubi-
gen genennt/ hernach dazu: Er habe den
Geist GOttes/
das doch niemand von einem
glaubigen in zweiffel zieht? Darum nemlich/
daß er den vorzug des Apostels annehme; denn
eigentlich haben die Apostel den H. Geist/ wel-
che die krafft der wunder und die zunge der zei-
chen in den wercken der weissagung völlig haben/
nicht stückweise/ wie die andern. Also hat er den
H. Geist zu desto grösserem ansehen gebraucht/
weil er mehr gehorsam darinnen erfordert/ daß
es also nicht des H. Geistes rath/ sondern nach
seiner Majestät ein befehl ist.

Das 5. Cap.

Nun will ich zu dem befehl ein mal zu freyen
schreiten. Der ursprung des menschlichen ge-
schlechts selbst beweiset ihn/ in dem er zeiget/
was GOtt von anfang eingesetzet habe/ damit
es den nachkommen zum vorbilde erzehlet würde.
1. B. Mos. II. Denn als er den menschen gema-
chet/ und ihm eine nöthige gehülffin gegeben;
so waren zwar viel ribben in Adam/ und uner-
müdete hände in GOtt/ aber nicht viel weiber
vor GOtt/ sondern der mensch GOttes Adam/
und das weib GOttes Eva/ haben nur eine Ehe
unter sich gehabt. Die frau des menschen
GOttes ist nach dem grund seiner schöpffung
und dem ersten willen GOttes eingt setzet wor-
den. Es werden zwey in ein fleisch seyn/
nicht 3. oder 4. sonsten wärs nicht mehr ein
fleisch/ noch 2. in ein fleisch. Alsdenn aber wer-
den sie es seyn/ wenn zweyer verbindung und ver-
mischung in der Einheit einmal vorgehet.
Wenn es aber noch einmal oder öffters geschi-
het/ so ists nicht mehr eins/ und werden nicht 2.
in ein fleisch seyn/ sondern ein fleisch in viele.
Wenn es aber der Apostel auff Christum und die
Gemeine deutet/ Ephes. V. nach der geistlichen
vermählung CHristi und der gemeine/ ein
CHristus und eine Gemeine; so ist zu wissen/
daß uns die eintzelne ehe doppelt bestätiget wor-

den/ so

Th. IV. Sect. I. Num. IIX. Tertulliani vermahnung
[Spaltenumbruch] dern nach Goͤttlicher vorſchrifft eingefuͤhret.
Denn da er auch von den wittben und unverhey-
ratheten ſchleuſt/ daß ſie heyrathen/ wenn ſie ſich
nicht enthalten koͤnnen/ weil beſſer ſey freyen
denn brunſt leiden:
ſo wendet er ſich zu einer
andern art/ und ſpricht: Denen verehlich-
ten aber ſage nicht ich/ ſondern der
HErꝛ.
Alſo weiſet er auff den HErꝛn auſſer
ſeiner eigenen perſon/ und daß er das oben beſag-
te nicht in des HErꝛn perſon/ ſondern in ſeiner
eigenen geſagt habe: nemlich: Es iſt beſſer
freyen/ denn brunſt leiden.
Welche wor-
te zwar die unverheyratheten oder wittber ange-
hen; Doch moͤchten die/ ſo ſich die freyheit zu
heyrathen nehmen/ bedencken/ was er vor ein
gut zeige/ welches beſſer iſt/ als die ſtraffe/ die
nicht gut ſcheinen kan/ ohne wenn ſie mit dem
groͤſten uͤbel verglichen wird/ daß es alſo beſſer
iſt freyen/ weil es noch boͤſer iſt/ brunſt leiden.
Gut iſts/ wenn es vor ſich ſelbſt alſo heiſt/ ohne
vergleichung eines andern/ ich will nicht ſagen
eines boͤſen/ ſondern auch eines guten/ daß wenn
es gleich einem andern guten verglichen/ und
von einem andern abgebildet wird/ dennoch
es unter dem namen des guten bleibe. Wenn
es aber aus vergleichung mit dem boͤſen beſchrie-
ben werden ſoll/ ſo iſt es (das freyen) nicht ſo
wol gut/ als eine art eines geringeren uͤbels/ wel-
ches von dem groͤſſeren gering gemacht und un-
ter dem namen des guten mit einſchleicht. So
du aber die vergleichungs-rede wegthuſt und
ſprichſt: Es iſt beſſer freyen als brennen/
ſo frage ich/ ob du dir wol zu ſagen getraueſt:
Es iſt beſſer freyen; daß du nicht dasje-
nige nenneſt/ welches beſſer ſey. Darum iſt
das auch gewißlich nicht guk/ was nichtbeſſer
iſt/ nachdem du die vergleichung weggenom-
men/ welche dasjenige vor gut angibt/ was ſie
vor dem andern beſſer zu ſeyn erkennet. Drum
muß man dieſe worte/ es iſt beſſer u. ſ. w. alſo
verſtehen/ wie etwa es beſſer iſt mit 1. als mit 2.
augen ſehen. Wenn man aber von der verglei-
chung abgehet/ ſo wirds nicht beſſer ſeyn/ ein
auge gar nicht haben/ als auch ein gutes. Da-
hero ſoll niemand aus dieſem ſpruch anlaß neh-
men/ welcher eigentlich die unverheyratheten
und wittber angehet/ die noch von keiner verbin-
dung wiſſen. Wiewol ich zeigen koͤnte/ daß
auch ſolche die bedingung des vergoͤnneten in
acht nehmen muͤſſen.

Das 4. Cap.

Ubrigens wiſſen wir/ daß der Apoſtel von
der andern ehe geſagt hat: Biſt du von dem
weibe geloͤſet/ ſuche kein weib: Doch
wenn du auch freyeſt/ ſuͤndigeſt du nicht.

1. Cor. VII. Allein er redet auch dieſes aus ſei-
nem bedencken/ nicht nach GOttes befehl. Es
iſt aber zwiſchen menſchen-rath und GOttes be-
fehl ein groſſer unterſcheid. Nun ſpricht er:
Jch habe keinen befehl GOttes/ ſondern
ich rathe nur ꝛc.
Weil denn wederim Evan-
gelio noch in Pauli Epiſteln nach GOttes befehl
die trennung des eheſtands zugelaſſen wird: So
iſt zu ſchlieſſen/ daß nur eine ehe vergoͤnnet ſey.
Denn was nicht vom HErꝛn zugelaſſen iſt/ daß
muß man vor verboten erkennen. Zugeſchwei-
gen/ daß eben dieſer zuſatz des raths/ gleichſam
als waͤre er zu weit gegangen/ alsbald einge-
ſchrencket und wiederruffen wird/ wenner dazu
ſetzt: Jedoch werden ſolche truͤbſal des
fleiſches haben/
und ihrer alſo verſchonen
[Spaltenumbruch] will/ auch die zeit ſehr eingeſchraͤncket er-
kennt/ daß auch die eheliche als unehliche leben
ſolten/ in dem er die ſorgen der verehelichten be-
trachtet. Denn indem er damit lehret/ warum
es nicht gut ſey zu freyen/ ſo wiederraͤth er das/
was er oben zugelaſſen hatte. Und zwar in der
erſten ehe/ wie viel mehr in der andern? Wenn
er uns aber nach ſeinem exempel vermahnet/ ſo
weiſet er ja klar/ wie er uns haben wolle/ nemlich
als enthaltende/ und zugleich/ wie er uns nicht
haben wolle. Was er nun nicht will/ daß laͤſt
er weder freywillig noch nach der wahrheit zu.
Denn wenn es ſein wille waͤre/ ſo wuͤrde ers nicht
nur vergoͤnnen/ ſondern recht befehlen. Aber
ſiehe/ er ſpricht abermal/ ein weib koͤnne nach ih-
res mannes tod wol freyen/ nur im HErrn.
Aber/ ſpricht er/ ſie wird ſeliger ſeyn/ ſo ſie
alſo bleibet/ nach meinem rath/ ich achte
aber/ ich habe auch den Geiſt GOttes.

Da ſehen wir 2. rathſchlaͤge/ da er das freyen
vergoͤnnet/ und hernach die enthaltung vom
freyen befielet. Da ſprichſt du: Welchem rath
ſollen wir folgen? Siehe es an und liß! Wenn
ers vergoͤnnt/ ſo ziehet er eines verſtaͤndigen
rath an/ wenn er die enthaltung befielt/ ſo nennt
ers den rath des H. Geiſtes. Folge demnach
der vermahnung/ welche GOtt ſelbſt bekꝛaͤftiget.
Den Geiſt GOttes zwar haben auch die glau-
bigen/ aber nicht alle glaubige ſind Apoſtel.
Warum ſetzt er denn/ da er ſchon einen glaubi-
gen genennt/ hernach dazu: Er habe den
Geiſt GOttes/
das doch niemand von einem
glaubigen in zweiffel zieht? Darum nemlich/
daß er den vorzug des Apoſtels annehme; denn
eigentlich haben die Apoſtel den H. Geiſt/ wel-
che die krafft der wunder und die zunge der zei-
chen in den weꝛcken deꝛ weiſſagung voͤllig haben/
nicht ſtuͤckweiſe/ wie die andern. Alſo hat er den
H. Geiſt zu deſto groͤſſerem anſehen gebraucht/
weil er mehr gehorſam darinnen erfordert/ daß
es alſo nicht des H. Geiſtes rath/ ſondern nach
ſeiner Majeſtaͤt ein befehl iſt.

Das 5. Cap.

Nun will ich zu dem befehl ein mal zu freyen
ſchreiten. Der urſprung des menſchlichen ge-
ſchlechts ſelbſt beweiſet ihn/ in dem er zeiget/
was GOtt von anfang eingeſetzet habe/ damit
es den nachkommen zum vorbilde erzehlet wuͤrde.
1. B. Moſ. II. Denn als er den menſchen gema-
chet/ und ihm eine noͤthige gehuͤlffin gegeben;
ſo waren zwar viel ribben in Adam/ und uner-
muͤdete haͤnde in GOtt/ aber nicht viel weiber
vor GOtt/ ſondern der menſch GOttes Adam/
und das weib GOttes Eva/ haben nur eine Ehe
unter ſich gehabt. Die frau des menſchen
GOttes iſt nach dem grund ſeiner ſchoͤpffung
und dem erſten willen GOttes eingt ſetzet wor-
den. Es werden zwey in ein fleiſch ſeyn/
nicht 3. oder 4. ſonſten waͤrs nicht mehr ein
fleiſch/ noch 2. in ein fleiſch. Alsdenn aber wer-
den ſie es ſeyn/ wenn zweyer verbindung und ver-
miſchung in der Einheit einmal vorgehet.
Wenn es aber noch einmal oder oͤffters geſchi-
het/ ſo iſts nicht mehr eins/ und werden nicht 2.
in ein fleiſch ſeyn/ ſondern ein fleiſch in viele.
Wenn es aber der Apoſtel auff Chriſtum und die
Gemeine deutet/ Epheſ. V. nach der geiſtlichen
vermaͤhlung CHriſti und der gemeine/ ein
CHriſtus und eine Gemeine; ſo iſt zu wiſſen/
daß uns die eintzelne ehe doppelt beſtaͤtiget wor-

den/ ſo
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[70/0366] Th. IV. Sect. I. Num. IIX. Tertulliani vermahnung dern nach Goͤttlicher vorſchrifft eingefuͤhret. Denn da er auch von den wittben und unverhey- ratheten ſchleuſt/ daß ſie heyrathen/ wenn ſie ſich nicht enthalten koͤnnen/ weil beſſer ſey freyen denn brunſt leiden: ſo wendet er ſich zu einer andern art/ und ſpricht: Denen verehlich- ten aber ſage nicht ich/ ſondern der HErꝛ. Alſo weiſet er auff den HErꝛn auſſer ſeiner eigenen perſon/ und daß er das oben beſag- te nicht in des HErꝛn perſon/ ſondern in ſeiner eigenen geſagt habe: nemlich: Es iſt beſſer freyen/ denn brunſt leiden. Welche wor- te zwar die unverheyratheten oder wittber ange- hen; Doch moͤchten die/ ſo ſich die freyheit zu heyrathen nehmen/ bedencken/ was er vor ein gut zeige/ welches beſſer iſt/ als die ſtraffe/ die nicht gut ſcheinen kan/ ohne wenn ſie mit dem groͤſten uͤbel verglichen wird/ daß es alſo beſſer iſt freyen/ weil es noch boͤſer iſt/ brunſt leiden. Gut iſts/ wenn es vor ſich ſelbſt alſo heiſt/ ohne vergleichung eines andern/ ich will nicht ſagen eines boͤſen/ ſondern auch eines guten/ daß wenn es gleich einem andern guten verglichen/ und von einem andern abgebildet wird/ dennoch es unter dem namen des guten bleibe. Wenn es aber aus vergleichung mit dem boͤſen beſchrie- ben werden ſoll/ ſo iſt es (das freyen) nicht ſo wol gut/ als eine art eines geringeren uͤbels/ wel- ches von dem groͤſſeren gering gemacht und un- ter dem namen des guten mit einſchleicht. So du aber die vergleichungs-rede wegthuſt und ſprichſt: Es iſt beſſer freyen als brennen/ ſo frage ich/ ob du dir wol zu ſagen getraueſt: Es iſt beſſer freyen; daß du nicht dasje- nige nenneſt/ welches beſſer ſey. Darum iſt das auch gewißlich nicht guk/ was nichtbeſſer iſt/ nachdem du die vergleichung weggenom- men/ welche dasjenige vor gut angibt/ was ſie vor dem andern beſſer zu ſeyn erkennet. Drum muß man dieſe worte/ es iſt beſſer u. ſ. w. alſo verſtehen/ wie etwa es beſſer iſt mit 1. als mit 2. augen ſehen. Wenn man aber von der verglei- chung abgehet/ ſo wirds nicht beſſer ſeyn/ ein auge gar nicht haben/ als auch ein gutes. Da- hero ſoll niemand aus dieſem ſpruch anlaß neh- men/ welcher eigentlich die unverheyratheten und wittber angehet/ die noch von keiner verbin- dung wiſſen. Wiewol ich zeigen koͤnte/ daß auch ſolche die bedingung des vergoͤnneten in acht nehmen muͤſſen. Das 4. Cap. Ubrigens wiſſen wir/ daß der Apoſtel von der andern ehe geſagt hat: Biſt du von dem weibe geloͤſet/ ſuche kein weib: Doch wenn du auch freyeſt/ ſuͤndigeſt du nicht. 1. Cor. VII. Allein er redet auch dieſes aus ſei- nem bedencken/ nicht nach GOttes befehl. Es iſt aber zwiſchen menſchen-rath und GOttes be- fehl ein groſſer unterſcheid. Nun ſpricht er: Jch habe keinen befehl GOttes/ ſondern ich rathe nur ꝛc. Weil denn wederim Evan- gelio noch in Pauli Epiſteln nach GOttes befehl die trennung des eheſtands zugelaſſen wird: So iſt zu ſchlieſſen/ daß nur eine ehe vergoͤnnet ſey. Denn was nicht vom HErꝛn zugelaſſen iſt/ daß muß man vor verboten erkennen. Zugeſchwei- gen/ daß eben dieſer zuſatz des raths/ gleichſam als waͤre er zu weit gegangen/ alsbald einge- ſchrencket und wiederruffen wird/ wenner dazu ſetzt: Jedoch werden ſolche truͤbſal des fleiſches haben/ und ihrer alſo verſchonen will/ auch die zeit ſehr eingeſchraͤncket er- kennt/ daß auch die eheliche als unehliche leben ſolten/ in dem er die ſorgen der verehelichten be- trachtet. Denn indem er damit lehret/ warum es nicht gut ſey zu freyen/ ſo wiederraͤth er das/ was er oben zugelaſſen hatte. Und zwar in der erſten ehe/ wie viel mehr in der andern? Wenn er uns aber nach ſeinem exempel vermahnet/ ſo weiſet er ja klar/ wie er uns haben wolle/ nemlich als enthaltende/ und zugleich/ wie er uns nicht haben wolle. Was er nun nicht will/ daß laͤſt er weder freywillig noch nach der wahrheit zu. Denn wenn es ſein wille waͤre/ ſo wuͤrde ers nicht nur vergoͤnnen/ ſondern recht befehlen. Aber ſiehe/ er ſpricht abermal/ ein weib koͤnne nach ih- res mannes tod wol freyen/ nur im HErrn. Aber/ ſpricht er/ ſie wird ſeliger ſeyn/ ſo ſie alſo bleibet/ nach meinem rath/ ich achte aber/ ich habe auch den Geiſt GOttes. Da ſehen wir 2. rathſchlaͤge/ da er das freyen vergoͤnnet/ und hernach die enthaltung vom freyen befielet. Da ſprichſt du: Welchem rath ſollen wir folgen? Siehe es an und liß! Wenn ers vergoͤnnt/ ſo ziehet er eines verſtaͤndigen rath an/ wenn er die enthaltung befielt/ ſo nennt ers den rath des H. Geiſtes. Folge demnach der vermahnung/ welche GOtt ſelbſt bekꝛaͤftiget. Den Geiſt GOttes zwar haben auch die glau- bigen/ aber nicht alle glaubige ſind Apoſtel. Warum ſetzt er denn/ da er ſchon einen glaubi- gen genennt/ hernach dazu: Er habe den Geiſt GOttes/ das doch niemand von einem glaubigen in zweiffel zieht? Darum nemlich/ daß er den vorzug des Apoſtels annehme; denn eigentlich haben die Apoſtel den H. Geiſt/ wel- che die krafft der wunder und die zunge der zei- chen in den weꝛcken deꝛ weiſſagung voͤllig haben/ nicht ſtuͤckweiſe/ wie die andern. Alſo hat er den H. Geiſt zu deſto groͤſſerem anſehen gebraucht/ weil er mehr gehorſam darinnen erfordert/ daß es alſo nicht des H. Geiſtes rath/ ſondern nach ſeiner Majeſtaͤt ein befehl iſt. Das 5. Cap. Nun will ich zu dem befehl ein mal zu freyen ſchreiten. Der urſprung des menſchlichen ge- ſchlechts ſelbſt beweiſet ihn/ in dem er zeiget/ was GOtt von anfang eingeſetzet habe/ damit es den nachkommen zum vorbilde erzehlet wuͤrde. 1. B. Moſ. II. Denn als er den menſchen gema- chet/ und ihm eine noͤthige gehuͤlffin gegeben; ſo waren zwar viel ribben in Adam/ und uner- muͤdete haͤnde in GOtt/ aber nicht viel weiber vor GOtt/ ſondern der menſch GOttes Adam/ und das weib GOttes Eva/ haben nur eine Ehe unter ſich gehabt. Die frau des menſchen GOttes iſt nach dem grund ſeiner ſchoͤpffung und dem erſten willen GOttes eingt ſetzet wor- den. Es werden zwey in ein fleiſch ſeyn/ nicht 3. oder 4. ſonſten waͤrs nicht mehr ein fleiſch/ noch 2. in ein fleiſch. Alsdenn aber wer- den ſie es ſeyn/ wenn zweyer verbindung und ver- miſchung in der Einheit einmal vorgehet. Wenn es aber noch einmal oder oͤffters geſchi- het/ ſo iſts nicht mehr eins/ und werden nicht 2. in ein fleiſch ſeyn/ ſondern ein fleiſch in viele. Wenn es aber der Apoſtel auff Chriſtum und die Gemeine deutet/ Epheſ. V. nach der geiſtlichen vermaͤhlung CHriſti und der gemeine/ ein CHriſtus und eine Gemeine; ſo iſt zu wiſſen/ daß uns die eintzelne ehe doppelt beſtaͤtiget wor- den/ ſo

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/366>, abgerufen am 27.04.2024.