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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. V. Von Landgraff Philipps leben/ ehestand/ etc.
[Spaltenumbruch] "sein lebelang keiner bösen that berüchtiget ist/
"etlich hundert gülden werth (ich darff nicht
"sagen wie viel/ daran er seine nahrung und
"wohlfarth hatte mit seinem weib und sieben
"kleinen kindern) geraubt und genommen.
"Als der Rath ihm nun erlaubet/ daß er sich des
"seinen an den Märckern wieder erholen möch-
"te/ da wolte er den armen leuten keinen scha-
"den thun/ noch jemand von seinet wegen zu
"thun gestatten/ auch an keinem Christen sich
"vergreiffen/ sondern fing den reichen Michael
"Juden/ der solt ihn seines schadens ergötzen/
"welcher ohne seinen schaden ihn hundert tau-
"send gülden zu geben vermocht hätte; aber der
"Jud ward dem frommen mann wieder ab-
"gefangen/ und haben ihm drüber den kopff
"abgehauen.

Daß es aber im 17. Seculo dißfals sonder-
lich im Teutschen krieg nicht besser hergegan-
gen/ und daß die Theologi meisten theils an
allem blut vergiessen schuld gewesen/ hat der
Auctor der schrifft/ so der Teutschen Pla-
net
genennet/ und anno 1639 in 4to. heraus
gekommen/ auch überal klärlich anzeiget/
daß er ein guter Lutheraner gewesen/ also be-
"klaget p. N. u. f. Jn jetzigem kriege sind bloß
"auff das wanckelbare glück der Schwedischen
"etliche geistlichen (so vorhin nach gemeinem
"sprüchwort hinterm berge gehalten) herfür ge-
"treten/ die bey lebzeiten ihrer Praeceptorn nicht
"hätten muchsen dürffen/ und solche principia
"auff offener cantzel und sonsten fürgebracht/
"dadurch zwar der gemeine mann verwirret/
"zu auffruhr und anderer ungebühr gereitzet/
"aber anders nichts als ein neu reich zu machen
"gesucht wird/ welches aber gewißlich anders
"nichts denn auffruhr und unrechte gewalt ist/
"darzu GOtt nicht glück giebet. Und fer-
"ner: Dem lautern GOttes gebot zu entgegen
"wollen heutiges tages etliche genante Evan-
"gelische lehren/ man solte durch aus nicht des
"Reichs bestes suchen/ dem man doch mit
"theurem eid und pflichten verbunden ist/
"sondern die Römisch-Catholischen/ als des
"Antichrists diener/ verfolgen und ausrotten:
"GOtt befielet seinem volck/ sie sollen für das
"Reich und den Käyser beten: welches der
"geist GOttes durch den H. Apostel Paulum
"gegen alle rechtschaffene Christliche lehrer wie-
"derholet und spricht: So ermahne ich nun/
"daß man für allen dingen thue bitte/ gebet etc.
"1. Tim. II. 1. Wer waren aber zur zeit der
"Babylonischen gefängniß die Könige? Es
"waren Abgöttische Heiden: Wer war zur
"zeit des Apostels Pauli der Käyser? Er war
"der unmensch/ blutgierige Tyrann/ mutter-
"und schwester-mörder Nero, welcher auch
"endlich den heiligen Apostel mit dem schwerd
"hinrichten ließ: Noch willder geist GOttes
"von seinen Christen haben/ sie sollen dennoch
"auch für solche Unchristliche/ Barbarische/
"Gottlose Obrigkeit bitten: Setzet die ursach
"hinzu/ und zu was ende es geschehen solle/
"auff daß wir ein geruhiges stilles leben führen
"mögen in aller GOttseligkeit und erbarkeit:
"Diesem zeugniß des H. Geistes/ daß man unter
"einer andern Oberkeit/ die nicht des glaubens
"ist/ Gottselig und erbar leben könne/ wol-
"len etliche berühmte Lutherische Geistli-
"che heutiges tages durchaus nicht glauben;
[Spaltenumbruch] sind also nicht zu bereden/ daß sie für derglei-"
chen Obrigkeit bitten sollen: Vielmehr leh-"
ren sie/ wer für sie bete/ ihne mit der zunge/ feder"
oder sonsten diente/ der diente dem Antichrist/"
der Babylonische hure/ und hätte sein theil im"
pful zu gewarten/ der mit pech und schweffel"
brennt ewiglich. Sie rühmen sich CHristi"
Jünger/ die sein wort für allen anderen schnur"
stracks in acht nehmen; CHristi unser aller"
Meisters worte sind diese: Gebet dem Käy-"
ser was des Käysers ist; aber die gedachten"
Geistlichen verbieten dem Käyser etwas zu"
geben/ sondern gebieten/ man soll ihm nehmen"
alles was er hat/ ihn mit stumpff und stiel aus-"
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thum gestürtzet werde. Sie rühmen sich für"
die beste Augspurgische Confessions-ver-"
wandten; nun lehret dieselbe im 16. Articul"
ausdrücklich/ das Evangelium stosse nicht"
um weltlich regiment und Policey; vielmehr"
wären die Christen schuldig/ der Obrigkeit"
unterthan/ und ihren geboten gehorsam zu"
seyn in allem/ so ohne sünde geschehen mag:"
deme zugegen lehren die mehr genante Geistli-"
che/ man soll die Römische Catholische im"
Reich nicht dulten: Dadurch heben sie/ so"
viel an ihnen/ das weltliche reich und policey"
auff: Man soll den geboten der Obrigkeit"
(derer man sich doch freywillig verglichen und"
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horsamen: Es möchten aber doch dergleichen"
eifferer eingedenck seyn/ wie so gar vielfältig sie"
die Jesuiten in abgrund der höllen verfluchen/"
daß sie lehren solten/ ein rechter Christ sey nicht"
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nicht seines glaubens wäre/ möchte sie vielmehr"
weg thun und vertilgen helffen: Schelten sie"
nun dieses eine teuffelische lehre/ einen auffrüh-"
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Reichs-Abschiede mit allem ernst zu bestraf-"
fen; wie tretten sie denn in eben solche fuß-"
stapffen/ sprechen ein gerechtes urtheil über"
sich selbst/ vergessen was GOtt in ebenmäs-"
sigem fall/ wann einer dem andern/ der nicht"
seines glaubens ist/ einen eid schweret/ und"
denselben hernach deswegen nicht zu halten"
vermeinet/ daß der andere der rechten lehre"
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so wahr ich lebe; und noch einmal/ so spricht"
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ten-geister einmengen."

NUM. V.
Von Landgraff Philipps leben/ ehe-
stand/ sinn und religion.

1. Zur erläuterung der historia von dem
Schmalkaldischen kriege ist noch von Land-
graf Philippen zu Hessen unterschiedliches an-
zumercken/ über das jenige/ was bereits in der
historie von seinen kriegen/ gefängniß und an-

dern
A. K. H. Vierter Theil. N 2

Th. IV. Sect. II. Num. V. Von Landgraff Philipps leben/ eheſtand/ ꝛc.
[Spaltenumbruch] „ſein lebelang keiner boͤſen that beruͤchtiget iſt/
„etlich hundert guͤlden werth (ich darff nicht
„ſagen wie viel/ daran er ſeine nahrung und
„wohlfarth hatte mit ſeinem weib und ſieben
„kleinen kindern) geraubt und genommen.
„Als der Rath ihm nun erlaubet/ daß er ſich des
„ſeinen an den Maͤrckern wieder erholen moͤch-
„te/ da wolte er den armen leuten keinen ſcha-
„den thun/ noch jemand von ſeinet wegen zu
„thun geſtatten/ auch an keinem Chriſten ſich
„vergreiffen/ ſondern fing den reichen Michael
„Juden/ der ſolt ihn ſeines ſchadens ergoͤtzen/
„welcher ohne ſeinen ſchaden ihn hundert tau-
„ſend guͤlden zu geben vermocht haͤtte; aber der
„Jud ward dem frommen mann wieder ab-
„gefangen/ und haben ihm druͤber den kopff
„abgehauen.

Daß es aber im 17. Seculo dißfals ſonder-
lich im Teutſchen krieg nicht beſſer hergegan-
gen/ und daß die Theologi meiſten theils an
allem blut vergieſſen ſchuld geweſen/ hat der
Auctor der ſchrifft/ ſo der Teutſchen Pla-
net
genennet/ und anno 1639 in 4to. heraus
gekommen/ auch uͤberal klaͤrlich anzeiget/
daß er ein guter Lutheraner geweſen/ alſo be-
„klaget p. N. u. f. Jn jetzigem kriege ſind bloß
„auff das wanckelbare gluͤck der Schwediſchen
„etliche geiſtlichen (ſo vorhin nach gemeinem
„ſpruͤchwort hinterm berge gehalten) herfuͤr ge-
„treten/ die bey lebzeiten ihrer Præceptorn nicht
„haͤtten muchſen duͤrffen/ und ſolche principia
„auff offener cantzel und ſonſten fuͤrgebracht/
„dadurch zwar der gemeine mann verwirret/
„zu auffruhr und anderer ungebuͤhr gereitzet/
„aber anders nichts als ein neu reich zu machen
„geſucht wird/ welches aber gewißlich anders
„nichts denn auffruhr und unrechte gewalt iſt/
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„ner: Dem lautern GOttes gebot zu entgegen
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„geliſche lehren/ man ſolte durch aus nicht des
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„ſondern die Roͤmiſch-Catholiſchen/ als des
„Antichriſts diener/ verfolgen und ausrotten:
„GOtt befielet ſeinem volck/ ſie ſollen fuͤr das
„Reich und den Kaͤyſer beten: welches der
„geiſt GOttes durch den H. Apoſtel Paulum
„gegen alle rechtſchaffene Chriſtliche lehrer wie-
„derholet und ſpricht: So ermahne ich nun/
„daß man fuͤr allen dingen thue bitte/ gebet ꝛc.
„1. Tim. II. 1. Wer waren aber zur zeit der
„Babyloniſchen gefaͤngniß die Koͤnige? Es
„waren Abgoͤttiſche Heiden: Wer war zur
„zeit des Apoſtels Pauli der Kaͤyſer? Er war
„der unmenſch/ blutgierige Tyrann/ mutter-
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„endlich den heiligen Apoſtel mit dem ſchwerd
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„len etliche beruͤhmte Lutheriſche Geiſtli-
„che heutiges tages durchaus nicht glauben;
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chen Obrigkeit bitten ſollen: Vielmehr leh-“
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NUM. V.
Von Landgraff Philipps leben/ ehe-
ſtand/ ſinn und religion.

1. Zur erlaͤuterung der hiſtoria von dem
Schmalkaldiſchen kriege iſt noch von Land-
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[99/0395] Th. IV. Sect. II. Num. V. Von Landgraff Philipps leben/ eheſtand/ ꝛc. „ſein lebelang keiner boͤſen that beruͤchtiget iſt/ „etlich hundert guͤlden werth (ich darff nicht „ſagen wie viel/ daran er ſeine nahrung und „wohlfarth hatte mit ſeinem weib und ſieben „kleinen kindern) geraubt und genommen. „Als der Rath ihm nun erlaubet/ daß er ſich des „ſeinen an den Maͤrckern wieder erholen moͤch- „te/ da wolte er den armen leuten keinen ſcha- „den thun/ noch jemand von ſeinet wegen zu „thun geſtatten/ auch an keinem Chriſten ſich „vergreiffen/ ſondern fing den reichen Michael „Juden/ der ſolt ihn ſeines ſchadens ergoͤtzen/ „welcher ohne ſeinen ſchaden ihn hundert tau- „ſend guͤlden zu geben vermocht haͤtte; aber der „Jud ward dem frommen mann wieder ab- „gefangen/ und haben ihm druͤber den kopff „abgehauen. Daß es aber im 17. Seculo dißfals ſonder- lich im Teutſchen krieg nicht beſſer hergegan- gen/ und daß die Theologi meiſten theils an allem blut vergieſſen ſchuld geweſen/ hat der Auctor der ſchrifft/ ſo der Teutſchen Pla- net genennet/ und anno 1639 in 4to. heraus gekommen/ auch uͤberal klaͤrlich anzeiget/ daß er ein guter Lutheraner geweſen/ alſo be- „klaget p. N. u. f. Jn jetzigem kriege ſind bloß „auff das wanckelbare gluͤck der Schwediſchen „etliche geiſtlichen (ſo vorhin nach gemeinem „ſpruͤchwort hinterm berge gehalten) herfuͤr ge- „treten/ die bey lebzeiten ihrer Præceptorn nicht „haͤtten muchſen duͤrffen/ und ſolche principia „auff offener cantzel und ſonſten fuͤrgebracht/ „dadurch zwar der gemeine mann verwirret/ „zu auffruhr und anderer ungebuͤhr gereitzet/ „aber anders nichts als ein neu reich zu machen „geſucht wird/ welches aber gewißlich anders „nichts denn auffruhr und unrechte gewalt iſt/ „darzu GOtt nicht gluͤck giebet. Und fer- „ner: Dem lautern GOttes gebot zu entgegen „wollen heutiges tages etliche genante Evan- „geliſche lehren/ man ſolte durch aus nicht des „Reichs beſtes ſuchen/ dem man doch mit „theurem eid und pflichten verbunden iſt/ „ſondern die Roͤmiſch-Catholiſchen/ als des „Antichriſts diener/ verfolgen und ausrotten: „GOtt befielet ſeinem volck/ ſie ſollen fuͤr das „Reich und den Kaͤyſer beten: welches der „geiſt GOttes durch den H. Apoſtel Paulum „gegen alle rechtſchaffene Chriſtliche lehrer wie- „derholet und ſpricht: So ermahne ich nun/ „daß man fuͤr allen dingen thue bitte/ gebet ꝛc. „1. Tim. II. 1. Wer waren aber zur zeit der „Babyloniſchen gefaͤngniß die Koͤnige? Es „waren Abgoͤttiſche Heiden: Wer war zur „zeit des Apoſtels Pauli der Kaͤyſer? Er war „der unmenſch/ blutgierige Tyrann/ mutter- „und ſchweſter-moͤrder Nero, welcher auch „endlich den heiligen Apoſtel mit dem ſchwerd „hinrichten ließ: Noch willder geiſt GOttes „von ſeinen Chriſten haben/ ſie ſollen dennoch „auch fuͤr ſolche Unchriſtliche/ Barbariſche/ „Gottloſe Obrigkeit bitten: Setzet die urſach „hinzu/ und zu was ende es geſchehen ſolle/ „auff daß wir ein geruhiges ſtilles leben fuͤhren „moͤgen in aller GOttſeligkeit und erbarkeit: „Dieſem zeugniß des H. Geiſtes/ daß man unter „einer andern Oberkeit/ die nicht des glaubens „iſt/ Gottſelig und erbar leben koͤnne/ wol- „len etliche beruͤhmte Lutheriſche Geiſtli- „che heutiges tages durchaus nicht glauben; ſind alſo nicht zu bereden/ daß ſie fuͤr derglei-“ chen Obrigkeit bitten ſollen: Vielmehr leh-“ ren ſie/ wer fuͤr ſie bete/ ihnē mit der zunge/ feder“ oder ſonſten diente/ der diente dem Antichriſt/“ der Babyloniſchē hurē/ und haͤtte ſein theil im“ pful zu gewarten/ der mit pech und ſchweffel“ brennt ewiglich. Sie ruͤhmen ſich CHriſti“ Juͤnger/ die ſein wort fuͤr allen anderen ſchnur“ ſtracks in acht nehmen; CHriſti unſer aller“ Meiſters worte ſind dieſe: Gebet dem Kaͤy-“ ſer was des Kaͤyſers iſt; aber die gedachten“ Geiſtlichen verbieten dem Kaͤyſer etwas zu“ geben/ ſondern gebieten/ man ſoll ihm nehmen“ alles was er hat/ ihn mit ſtumpff und ſtiel aus-“ rotten/ damit das Antichriſtiſche Pabſt-“ thum geſtuͤrtzet werde. Sie ruͤhmen ſich fuͤr“ die beſte Augſpurgiſche Confeſſions-ver-“ wandten; nun lehret dieſelbe im 16. Articul“ ausdruͤcklich/ das Evangelium ſtoſſe nicht“ um weltlich regiment und Policey; vielmehr“ waͤren die Chriſten ſchuldig/ der Obrigkeit“ unterthan/ und ihren geboten gehorſam zu“ ſeyn in allem/ ſo ohne ſuͤnde geſchehen mag:“ deme zugegen lehren die mehr genante Geiſtli-“ che/ man ſoll die Roͤmiſche Catholiſche im“ Reich nicht dulten: Dadurch heben ſie/ ſo“ viel an ihnen/ das weltliche reich und policey“ auff: Man ſoll den geboten der Obrigkeit“ (derer man ſich doch freywillig verglichen und“ mit coͤrperlichen eiden beſchworen) nicht ge-“ horſamen: Es moͤchten aber doch dergleichen“ eifferer eingedenck ſeyn/ wie ſo gar vielfaͤltig ſie“ die Jeſuiten in abgrund der hoͤllen verfluchen/“ daß ſie lehren ſolten/ ein rechter Chriſt ſey nicht“ ſchuldig der Obrigkeit zu gehorſamen/ die“ nicht ſeines glaubens waͤꝛe/ moͤchte ſie vielmehꝛ“ weg thun und vertilgen helffen: Schelten ſie“ nun dieſes eine teuffeliſche lehre/ einen auffruͤh-“ riſchen Muͤntzeriſchen irꝛthum/ inhalts der“ Reichs-Abſchiede mit allem ernſt zu beſtraf-“ fen; wie tretten ſie denn in eben ſolche fuß-“ ſtapffen/ ſprechen ein gerechtes urtheil uͤber“ ſich ſelbſt/ vergeſſen was GOtt in ebenmaͤſ-“ ſigem fall/ wann einer dem andern/ der nicht“ ſeines glaubens iſt/ einen eid ſchweret/ und“ denſelben hernach deswegen nicht zu halten“ vermeinet/ daß der andere der rechten lehre“ nicht zugethan ſey/ in ſeinem heiligen worte“ ſich erklaͤret und mit gedoppeltem eid-ſchweren“ bekraͤfftiget: So ſpricht der HErꝛ HErꝛ/“ ſo wahr ich lebe; und noch einmal/ ſo ſpricht“ der HErꝛ HErꝛ/ ſo wahr ich lebe/ ſo will ich“ meinen eid/ den er verachtet hat/ auff ſeinen“ kopff bringen/ und ſolls erfahren/ daß ich gere-“ det habe. Aus welchem denn der ſchluß zu“ nehmen/ daß ſolche lehrer GOttes heiligem“ worte widerſprechen/ eidliche verbuͤndniſſe“ auffheben/ die Augſpurgiſche Confeſſion ver-“ leugnen/ und ſich unter die auffruͤhriſchen rot-“ ten-geiſter einmengen.„ NUM. V. Von Landgraff Philipps leben/ ehe- ſtand/ ſinn und religion. 1. Zur erlaͤuterung der hiſtoria von dem Schmalkaldiſchen kriege iſt noch von Land- graf Philippen zu Heſſen unterſchiedliches an- zumercken/ uͤber das jenige/ was bereits in der hiſtorie von ſeinen kriegen/ gefaͤngniß und an- dern A. K. H. Vierter Theil. N 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/395>, abgerufen am 26.04.2024.