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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von symbolischen büchern.
[Spaltenumbruch] würde er ihn nicht gehöret haben: Er wolte aber
vor sich das urtheil über die Lehre bey so verwirr-
ten zeiten ihm nicht anmassen. Wie er denn
auch hernach über der taffel gegen den Rath
sich heraus gelassen: Wenn in seinem König-
reich ein Praedicant solche unbescheidenheit be-
ginge/ würde er den predigstuhl nicht mehr be-
treten dürffen. Der Rath aber hat dem Pre-
diger die klage derer Niederländer communi-
cirt,
worauff er nicht sittsamer/ sondern noch
viel hefftiger ausgefahren und gescholten haben
soll. vid. Uytenbogardus P. II. hist. Eccl. p. 131.

Was von D. Polycarpi Leysers gütern in der
Kirchenhistorie gedacht worden/ kan aus seinen
eigenen predigten in etwas erläutert werden/
da er sonderlich in einer landtags-predigt/ so zu
Leipzig 1602. heraus gekommen/ sehr viel von
schönen thalern und von den einkünfften der
Prediger geredet/ woraus zur probe nur folgen-
des hier stehen mag. p. 26. Wo kommen doch
"die schönen neuen thaler hin/ die uns GOtt
"noch aus den bergwercken bescheret/ und die
"von jahren zu jahren geschlagen werden/ und
"sich doch also aus dem lande verlieren/ daß
"man schwerlich bißweilen etliche wenige wie-
"der sehen kan? Da kommen die krämer/ die
"uns ihre theure wahren anhengen/ die doch in
"wenig zeit lauter hader lumpen werden/ und
"nehmen für dieselben die schönen herrlichen
"thaler hinweg. Item, da muß es alles um
"fremd getränck und stattliche essen ausgegeben
"werden. Also/ daß wir es alles an halß hen-
"gen/ und durch die gurgel jagen. Es kan nicht
"leicht eine Fürstliche oder hohe standes-person
"etwas neues haben/ es wils der Edelmann
"nachthun. p. 39. Die arme Prediger (ich
"rede nicht von denen/ die an etlichen orten statt-
"lichen ackerbau haben/ sondern von denen/ so
"in den städten ihr trucken geld haben) die kön-
"nen das ihre nicht steigern. Ja da die leute
"vorzeiten mild und freygebig gewesen sind/ und
"es bißweilen in städten gute accidentia gegebe/
"damit einer desto besser hat fortkommen kön-
"nen/ da ist man jetzo entgegen karg und fil-
"tzig/ und hat sich ein Prediger desselben wenig
"zu erfreuen. So bedencke man nur/ wenn ein
"Pfarrer oder Superintendens 150. oder 200.
"gülden samt etlich wenig scheffel korns (das
"doch offtmals schier halbe tröspen ist) zu ein-
"kommen hat/ und ist darneben mit einem tisch
"voll kinder von GOtt dem HErrn gesegnet/
"und er soll gleichwol auch bißweilen etwas bey
"gevatterschafften/ hochzeiten/ und sonst zu eh-
"renthun/ auch über das nothwendige bücher
"zum studieren kauffen/ wie ists doch müglich/
"daß er sich darauff erhalten könne? Noch viel
"übler steht es um die arme schuldiener/ die müs-
"sen von früh morgen biß gegen abend in der
"schulen bey der unbendigen jugend in staub und
"stanck den gantzen tag sich abmatten/ und ha-
"ben doch ja gar einen geringen sold/ so gering/
"daß kein Juncker/ der nur einen oder zween
"söhne hat/ einen Paedagogum so geringlich
"hält/ daß sie kümmerlich den tisch davon ha-
"ben können. Und ist da recht bey ihnen esels-
"arbeit/ und zeysichens lohn. Wo nun nicht
"diesem mangel geholffen wird/ so ist nicht zu
"vermuthen/ daß es um das kirchen-wesen einen
"guten bestand haben werde. Denn geden-
"cke ihm ein jeder selbst nach/ wenn so geringer
[Spaltenumbruch] sold gegeben wird/ und es mercken solches die-"
jenige/ die GOtt mit einem guten ingenio be-"
gabet hat/ so begeben sie sich nicht auff das"
studium Theologiae, ein jeder gedencket/ was"
soll ich Theologiam studieren/ wenn ichs hoch"
darinnen bringe/ so würd ich etwa ein Super-"
intendens,
und habe doch nicht mehr ein jahr"
als 200. gülden besoldung/ dabey kan ich nicht"
viel erobern/ so lerne ich gleich so ehe was an-"
ders/ daß ich mich auch ehrlich erhalten könne/"
hat mir doch GOtt eben sowol ein gut ingeni-"
um
gegeben/ als einem andern. Und das ists/"
das Lutherus zu seiner zeit gesagt hat/ man"
werde das Evangelium aus Teutschland aus-"
hungern. Ach was würde er wol jetzo sagen/"
wenn er noch lebte/ und den gegenwärtigen"
zustand behertzigte?

NUM. XV.
Von symbolischen büchern.

Ob und wie ferne denen symbolischen
büchern in auslegung und
application der
Schrifft/ und folglich in denen Glau-
bens-puncten zu trauen sey/
hat ein
Theologus noch neulich mit folgenden exem-
peln kürtzlich ausgeführet: weil sich einige ör-
ter finden/ die nicht nach der wahrheit in de-
nen symbolischen büchern eingerichtet seyn/ so
muß man mit Augustino sagen: Pereat
error cum hominum memoria;
es müssen sich
auch die Väter der Augspurgischen Confession,
die zu ihrer zeit sich ausgesprochen haben/ wie
weit sie eine erkäntnis von der H. Schrifft hät-
ten/ nach der regel des Apostels/ die Geister der
Propheten sind den Propheten unterthan/ sich
von den nachfolgenden zeiten/ und von denen/
die in den nachfolgenden zeiten ein grösseres
licht haben/ unterweisen lassen/ und nicht so
stoltz seyn/ und nichts mehr von andern wol-
len gewust haben/ als was sie wissen/ und was
in der und der Confession nur enthalten/ und
verstanden ist/ von einem andern praecise for-
dern/ daß er so weit es nur vorstehen solle; das
ist der klare Papistische Geist/ und eine grosse
enormität/ daß man wolle normam pro nor-
mato
machen/ und normatum pro norma/ und
die Schrifft nach den libris symbolicis er-
klären/ und nicht die libros symbolicos nach
der Schrifft/ wodurch man in der wahrheit
nichts anders thut/ als daß man so viel von der
auctorität der Heiligen Schrifft abziehet/ so
viel man bey so gestalten sachen die libros
symbolicos
erhebt. Es wäre etwas/ wenn
man mit einer Göttlichen demonstration dar-
thun könte/ daß unsere libri symbolici den
rechten sinn des Heiligen Geistes in dem und
dem spruch allezeit getroffen hätten/ und daß
alle dinge/ minima, maxima, mit der Heiligen
Schrifft in omnibus clausulis überein kämen/
so könte man wohl reciproce sagen/ wie es die
libri symbolici erklären/ also ist der sinn der
Heiligen Schrifft/ und wie der Heiligen Schrifft
sinn ist/ also erklären es die libri symbolici;
denn so wäre die meinung in beyden einig und
Göttlich/ und so könte man mit allem recht
auf das Quia dringen/ müste aber dabey
doch die meisterschafft und die ober-herrschafft
der Heiligen Schrifft lassen/ indem das jeni-
ge/ welches die libri symbolici nach göttlichem
sinn ausgesprochen/ nicht darum recht und an-

zuneh-

Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von ſymboliſchen buͤchern.
[Spaltenumbruch] wuͤrde er ihn nicht gehoͤret haben: Er wolte aber
vor ſich das urtheil uͤber die Lehre bey ſo verwirꝛ-
ten zeiten ihm nicht anmaſſen. Wie er denn
auch hernach uͤber der taffel gegen den Rath
ſich heraus gelaſſen: Wenn in ſeinem Koͤnig-
reich ein Prædicant ſolche unbeſcheidenheit be-
ginge/ wuͤrde er den predigſtuhl nicht mehr be-
treten duͤrffen. Der Rath aber hat dem Pre-
diger die klage derer Niederlaͤnder communi-
cirt,
worauff er nicht ſittſamer/ ſondern noch
viel hefftiger ausgefahren und geſcholten haben
ſoll. vid. Uytenbogardus P. II. hiſt. Eccl. p. 131.

Was von D. Polycarpi Leyſers guͤtern in der
Kirchenhiſtorie gedacht worden/ kan aus ſeinen
eigenen predigten in etwas erlaͤutert werden/
da er ſonderlich in einer landtags-predigt/ ſo zu
Leipzig 1602. heraus gekommen/ ſehr viel von
ſchoͤnen thalern und von den einkuͤnfften der
Prediger geredet/ woraus zur probe nur folgen-
des hier ſtehen mag. p. 26. Wo kommen doch
„die ſchoͤnen neuen thaler hin/ die uns GOtt
„noch aus den bergwercken beſcheret/ und die
„von jahren zu jahren geſchlagen werden/ und
„ſich doch alſo aus dem lande verlieren/ daß
„man ſchwerlich bißweilen etliche wenige wie-
„der ſehen kan? Da kommen die kraͤmer/ die
„uns ihre theure wahren anhengen/ die doch in
„wenig zeit lauter hader lumpen werden/ und
„nehmen fuͤr dieſelben die ſchoͤnen herꝛlichen
„thaler hinweg. Item, da muß es alles um
„fremd getraͤnck und ſtattliche eſſen ausgegeben
„werden. Alſo/ daß wir es alles an halß hen-
„gen/ und durch die gurgel jagen. Es kan nicht
„leicht eine Fuͤrſtliche oder hohe ſtandes-perſon
„etwas neues haben/ es wils der Edelmann
„nachthun. p. 39. Die arme Prediger (ich
„rede nicht von denen/ die an etlichen orten ſtatt-
„lichen ackerbau haben/ ſondern von denen/ ſo
„in den ſtaͤdten ihr trucken geld haben) die koͤn-
„nen das ihre nicht ſteigern. Ja da die leute
„vorzeiten mild und freygebig geweſen ſind/ und
„es bißweilen in ſtaͤdten gute accidentia gegebē/
„damit einer deſto beſſer hat fortkommen koͤn-
„nen/ da iſt man jetzo entgegen karg und fil-
„tzig/ und hat ſich ein Prediger deſſelben wenig
„zu erfreuen. So bedencke man nur/ wenn ein
„Pfarrer oder Superintendens 150. oder 200.
„guͤlden ſamt etlich wenig ſcheffel korns (das
„doch offtmals ſchier halbe troͤſpen iſt) zu ein-
„kommen hat/ und iſt darneben mit einem tiſch
„voll kinder von GOtt dem HErꝛn geſegnet/
„und er ſoll gleichwol auch bißweilen etwas bey
„gevatterſchafften/ hochzeiten/ und ſonſt zu eh-
„renthun/ auch uͤber das nothwendige buͤcher
„zum ſtudieren kauffen/ wie iſts doch muͤglich/
„daß er ſich darauff erhalten koͤnne? Noch viel
„uͤbler ſteht es um die arme ſchuldiener/ die muͤſ-
„ſen von fruͤh morgen biß gegen abend in der
„ſchulen bey der unbendigen jugend in ſtaub und
„ſtanck den gantzen tag ſich abmatten/ und ha-
„ben doch ja gar einen geringen ſold/ ſo gering/
„daß kein Juncker/ der nur einen oder zween
„ſoͤhne hat/ einen Pædagogum ſo geringlich
„haͤlt/ daß ſie kuͤmmerlich den tiſch davon ha-
„ben koͤnnen. Und iſt da recht bey ihnen eſels-
„arbeit/ und zeyſichens lohn. Wo nun nicht
„dieſem mangel geholffen wird/ ſo iſt nicht zu
„vermuthen/ daß es um das kirchen-weſen einen
„guten beſtand haben werde. Denn geden-
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[Spaltenumbruch] ſold gegeben wird/ und es mercken ſolches die-“
jenige/ die GOtt mit einem guten ingenio be-“
gabet hat/ ſo begeben ſie ſich nicht auff das“
ſtudium Theologiæ, ein jeder gedencket/ was“
ſoll ich Theologiam ſtudieren/ wenn ichs hoch“
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und habe doch nicht mehr ein jahr“
als 200. guͤlden beſoldung/ dabey kan ich nicht“
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das Lutherus zu ſeiner zeit geſagt hat/ man“
werde das Evangelium aus Teutſchland aus-“
hungern. Ach was wuͤrde er wol jetzo ſagen/“
wenn er noch lebte/ und den gegenwaͤrtigen“
zuſtand behertzigte?

NUM. XV.
Von ſymboliſchen buͤchern.

Ob und wie ferne denen ſymboliſchen
buͤchern in auslegung und
application der
Schrifft/ und folglich in denen Glau-
bens-puncten zu trauen ſey/
hat ein
Theologus noch neulich mit folgenden exem-
peln kuͤrtzlich ausgefuͤhret: weil ſich einige oͤr-
ter finden/ die nicht nach der wahrheit in de-
nen ſymboliſchen buͤchern eingerichtet ſeyn/ ſo
muß man mit Auguſtino ſagen: Pereat
error cum hominum memoria;
es muͤſſen ſich
auch die Vaͤter der Augſpurgiſchen Confesſion,
die zu ihrer zeit ſich ausgeſprochen haben/ wie
weit ſie eine erkaͤntnis von der H. Schrifft haͤt-
ten/ nach der regel des Apoſtels/ die Geiſter der
Propheten ſind den Propheten unterthan/ ſich
von den nachfolgenden zeiten/ und von denen/
die in den nachfolgenden zeiten ein groͤſſeres
licht haben/ unterweiſen laſſen/ und nicht ſo
ſtoltz ſeyn/ und nichts mehr von andern wol-
len gewuſt haben/ als was ſie wiſſen/ und was
in der und der Confesſion nur enthalten/ und
verſtanden iſt/ von einem andern præcisè for-
dern/ daß er ſo weit es nur vorſtehen ſolle; das
iſt der klare Papiſtiſche Geiſt/ und eine groſſe
enormitaͤt/ daß man wolle normam pro nor-
mato
machen/ und normatum pro norma/ und
die Schrifft nach den libris ſymbolicis er-
klaͤren/ und nicht die libros ſymbolicos nach
der Schrifft/ wodurch man in der wahrheit
nichts anders thut/ als daß man ſo viel von der
auctoritaͤt der Heiligen Schrifft abziehet/ ſo
viel man bey ſo geſtalten ſachen die libros
ſymbolicos
erhebt. Es waͤre etwas/ wenn
man mit einer Goͤttlichen demonſtration dar-
thun koͤnte/ daß unſere libri ſymbolici den
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dem ſpruch allezeit getroffen haͤtten/ und daß
alle dinge/ minima, maxima, mit der Heiligen
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libri ſymbolici erklaͤren/ alſo iſt der ſinn der
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ſinn iſt/ alſo erklaͤren es die libri ſymbolici;
denn ſo waͤre die meinung in beyden einig und
Goͤttlich/ und ſo koͤnte man mit allem recht
auf das Quia dringen/ muͤſte aber dabey
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der Heiligen Schrifft laſſen/ indem das jeni-
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&#x017F;toltz &#x017F;eyn/ und nichts mehr von andern wol-<lb/>
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[128/0424] Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von ſymboliſchen buͤchern. wuͤrde er ihn nicht gehoͤret haben: Er wolte aber vor ſich das urtheil uͤber die Lehre bey ſo verwirꝛ- ten zeiten ihm nicht anmaſſen. Wie er denn auch hernach uͤber der taffel gegen den Rath ſich heraus gelaſſen: Wenn in ſeinem Koͤnig- reich ein Prædicant ſolche unbeſcheidenheit be- ginge/ wuͤrde er den predigſtuhl nicht mehr be- treten duͤrffen. Der Rath aber hat dem Pre- diger die klage derer Niederlaͤnder communi- cirt, worauff er nicht ſittſamer/ ſondern noch viel hefftiger ausgefahren und geſcholten haben ſoll. vid. Uytenbogardus P. II. hiſt. Eccl. p. 131. Was von D. Polycarpi Leyſers guͤtern in der Kirchenhiſtorie gedacht worden/ kan aus ſeinen eigenen predigten in etwas erlaͤutert werden/ da er ſonderlich in einer landtags-predigt/ ſo zu Leipzig 1602. heraus gekommen/ ſehr viel von ſchoͤnen thalern und von den einkuͤnfften der Prediger geredet/ woraus zur probe nur folgen- des hier ſtehen mag. p. 26. Wo kommen doch „die ſchoͤnen neuen thaler hin/ die uns GOtt „noch aus den bergwercken beſcheret/ und die „von jahren zu jahren geſchlagen werden/ und „ſich doch alſo aus dem lande verlieren/ daß „man ſchwerlich bißweilen etliche wenige wie- „der ſehen kan? Da kommen die kraͤmer/ die „uns ihre theure wahren anhengen/ die doch in „wenig zeit lauter hader lumpen werden/ und „nehmen fuͤr dieſelben die ſchoͤnen herꝛlichen „thaler hinweg. Item, da muß es alles um „fremd getraͤnck und ſtattliche eſſen ausgegeben „werden. Alſo/ daß wir es alles an halß hen- „gen/ und durch die gurgel jagen. Es kan nicht „leicht eine Fuͤrſtliche oder hohe ſtandes-perſon „etwas neues haben/ es wils der Edelmann „nachthun. p. 39. Die arme Prediger (ich „rede nicht von denen/ die an etlichen orten ſtatt- „lichen ackerbau haben/ ſondern von denen/ ſo „in den ſtaͤdten ihr trucken geld haben) die koͤn- „nen das ihre nicht ſteigern. Ja da die leute „vorzeiten mild und freygebig geweſen ſind/ und „es bißweilen in ſtaͤdten gute accidentia gegebē/ „damit einer deſto beſſer hat fortkommen koͤn- „nen/ da iſt man jetzo entgegen karg und fil- „tzig/ und hat ſich ein Prediger deſſelben wenig „zu erfreuen. So bedencke man nur/ wenn ein „Pfarrer oder Superintendens 150. oder 200. „guͤlden ſamt etlich wenig ſcheffel korns (das „doch offtmals ſchier halbe troͤſpen iſt) zu ein- „kommen hat/ und iſt darneben mit einem tiſch „voll kinder von GOtt dem HErꝛn geſegnet/ „und er ſoll gleichwol auch bißweilen etwas bey „gevatterſchafften/ hochzeiten/ und ſonſt zu eh- „renthun/ auch uͤber das nothwendige buͤcher „zum ſtudieren kauffen/ wie iſts doch muͤglich/ „daß er ſich darauff erhalten koͤnne? Noch viel „uͤbler ſteht es um die arme ſchuldiener/ die muͤſ- „ſen von fruͤh morgen biß gegen abend in der „ſchulen bey der unbendigen jugend in ſtaub und „ſtanck den gantzen tag ſich abmatten/ und ha- „ben doch ja gar einen geringen ſold/ ſo gering/ „daß kein Juncker/ der nur einen oder zween „ſoͤhne hat/ einen Pædagogum ſo geringlich „haͤlt/ daß ſie kuͤmmerlich den tiſch davon ha- „ben koͤnnen. Und iſt da recht bey ihnen eſels- „arbeit/ und zeyſichens lohn. Wo nun nicht „dieſem mangel geholffen wird/ ſo iſt nicht zu „vermuthen/ daß es um das kirchen-weſen einen „guten beſtand haben werde. Denn geden- „cke ihm ein jeder ſelbſt nach/ wenn ſo geringer ſold gegeben wird/ und es mercken ſolches die-“ jenige/ die GOtt mit einem guten ingenio be-“ gabet hat/ ſo begeben ſie ſich nicht auff das“ ſtudium Theologiæ, ein jeder gedencket/ was“ ſoll ich Theologiam ſtudieren/ wenn ichs hoch“ darinnen bringe/ ſo wuͤrd ich etwa ein Super-“ intendens, und habe doch nicht mehr ein jahr“ als 200. guͤlden beſoldung/ dabey kan ich nicht“ viel erobern/ ſo lerne ich gleich ſo ehe was an-“ ders/ daß ich mich auch ehrlich erhalten koͤnne/“ hat mir doch GOtt eben ſowol ein gut ingeni-“ um gegeben/ als einem andern. Und das iſts/“ das Lutherus zu ſeiner zeit geſagt hat/ man“ werde das Evangelium aus Teutſchland aus-“ hungern. Ach was wuͤrde er wol jetzo ſagen/“ wenn er noch lebte/ und den gegenwaͤrtigen“ zuſtand behertzigte? NUM. XV. Von ſymboliſchen buͤchern. Ob und wie ferne denen ſymboliſchen buͤchern in auslegung und application der Schrifft/ und folglich in denen Glau- bens-puncten zu trauen ſey/ hat ein Theologus noch neulich mit folgenden exem- peln kuͤrtzlich ausgefuͤhret: weil ſich einige oͤr- ter finden/ die nicht nach der wahrheit in de- nen ſymboliſchen buͤchern eingerichtet ſeyn/ ſo muß man mit Auguſtino ſagen: Pereat error cum hominum memoria; es muͤſſen ſich auch die Vaͤter der Augſpurgiſchen Confesſion, die zu ihrer zeit ſich ausgeſprochen haben/ wie weit ſie eine erkaͤntnis von der H. Schrifft haͤt- ten/ nach der regel des Apoſtels/ die Geiſter der Propheten ſind den Propheten unterthan/ ſich von den nachfolgenden zeiten/ und von denen/ die in den nachfolgenden zeiten ein groͤſſeres licht haben/ unterweiſen laſſen/ und nicht ſo ſtoltz ſeyn/ und nichts mehr von andern wol- len gewuſt haben/ als was ſie wiſſen/ und was in der und der Confesſion nur enthalten/ und verſtanden iſt/ von einem andern præcisè for- dern/ daß er ſo weit es nur vorſtehen ſolle; das iſt der klare Papiſtiſche Geiſt/ und eine groſſe enormitaͤt/ daß man wolle normam pro nor- mato machen/ und normatum pro norma/ und die Schrifft nach den libris ſymbolicis er- klaͤren/ und nicht die libros ſymbolicos nach der Schrifft/ wodurch man in der wahrheit nichts anders thut/ als daß man ſo viel von der auctoritaͤt der Heiligen Schrifft abziehet/ ſo viel man bey ſo geſtalten ſachen die libros ſymbolicos erhebt. Es waͤre etwas/ wenn man mit einer Goͤttlichen demonſtration dar- thun koͤnte/ daß unſere libri ſymbolici den rechten ſinn des Heiligen Geiſtes in dem und dem ſpruch allezeit getroffen haͤtten/ und daß alle dinge/ minima, maxima, mit der Heiligen Schrifft in omnibus clauſulis uͤberein kaͤmen/ ſo koͤnte man wohl reciprocè ſagen/ wie es die libri ſymbolici erklaͤren/ alſo iſt der ſinn der Heiligen Schrifft/ uñ wie der Heiligen Schrifft ſinn iſt/ alſo erklaͤren es die libri ſymbolici; denn ſo waͤre die meinung in beyden einig und Goͤttlich/ und ſo koͤnte man mit allem recht auf das Quia dringen/ muͤſte aber dabey doch die meiſterſchafft und die ober-herrſchafft der Heiligen Schrifft laſſen/ indem das jeni- ge/ welches die libri ſymbolici nach goͤttlichem ſinn ausgeſprochen/ nicht darum recht und an- zuneh-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/424>, abgerufen am 26.04.2024.