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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklärung.
[Spaltenumbruch] ist wider den wahre Christlichen glauben. Das
ist aber derjenigen/ so dieser opinion anhan-
gen/ einige zuflucht und endlicher behelff/ wenn
ihnen ihr irriger verstand beym geheimnis des
leibes und blutes Christi mit grund und ursa-
chen der Heiligen Schrifft aufgedecket/ und
die in rechter auslegung der worte des nacht-
mahls gnugsam wird angezeigt/ daß sie keines
weges ferner auskönnen/ und doch auch Gött-
licher wahrheit nicht wollen die ehre geben/
so pflegen sie sich gemeiniglich auf den glau-
ben zu beruffen und zu sagen: daß diß ein han-
del des glaubens sey/ (wie es denn an ihm sel-
ber wahr ist) die menschliche witz und vernunfft
vermöge nichts dabey auszurichten/ da schlies-
sen sie denn also weiter: Man müste hiebey
nicht viel fragen/ oder sich fast bekümmern/ son-
dern nur fest und starck glauben/ die augen/
ja alle sinne zuschliessen/ und blind seyn/ nicht
wissen wollen/ wie es damit zugehe/ oder was
der rechte grund und verstand dieses geheim-
nisses seyn solte; denn es wäre des glaubens
höchste einige tugend und art/ daß er nicht wis-
sen will/ wozu es nütz oder noth sey/ was er
gläubet.

5. Was etliche beym heiligen Sacra-
ment den glauben und geistlich es-
sen heissen.

Das heissen sie aber hiebey den glauben/
wenn einer nur die wort/ das ist mein leib &c.
wie sie geschrieben stehen/ äusserlich mit den
ohren höret/ und dermassen/ wie sie (nach ihrem
irrigen verstande) lauten/ durch die ohren ins
hertz oder gedächtnis fasset/ daran hafftet/ und
sich aus eingebildeten umständen überredet/
dasselbige brod sey der leib Christi/ &c. Jn
summa/ das fassen der stimme und laut des äus-
serlichen buchstabens des worts Christi ins
hertz/ wie sie es auslegen/ heissen sie das geist-
liche essen und den glauben. Ob nun gleich ihr
gewissen etwas/ solchem eingebildeten wahn zu
entgegen hält oder fürwirfft/ so schlagen sie es
aus/ deckens immer zu/ und streiten mit ihrem
irrigen verstande des vernunfft-glaubens stets
dawider/ auch sofern/ daß sie das rechte aufge-
hende erkäntnis Christi im hertzen für anfech-
tung/ und das licht Göttlicher gnaden für fin-
sternis halten. Kürtzlich/ was für GOtt geist
und glaube ist/ das muß in diesem fall bey ih-
nen nichts denn vernunfft und schwärmerey
heissen; herwiederum/ was für GOtt vernunfft
und witz des fleisches ist/ das muß ihnen glau-
be und der Heilige Geist seyn. Sie überreden
sich/ es wäre das helle klare wort/ und derhal-
ben solte man ferner die augen zuschliessen/ denn
Gott wäre mehr denn das möglich &c. So
doch kein Christen-mensch Gottes wort/ noch
wieder seine Göttliche allmächtigkeit je geredet
hat/ sondern man fragt nur nach dem rechten
verstande derworte/ nach dem werck/ befehl und
willen Gottes/ und ob es auch dermassen/ wie
sie fürgeben/ geschehen sey/ oder noch geschehen
solte/ bevorab weil der HERR Christus
nicht gesagt hat: das brod ist mein leib; son-
dern er spricht nach dem brodbrechen/ (in ei-
ner vergleichung der eigenschafft der irrdi-
schen und himmlischen speise:) das ist mein
leib/ &c. welche zwo reden im verstande wol
so weit von einander seynd/ als das bild und
die wahrheit/ ja als himmel und erde.

[Spaltenumbruch]
6. Von innerlichen sachen/ erkennen
und wissen des glaubens.

Nun ists gleichwohl auch wahr/ wie sie sa-
gen/ daß allein der wahre glaube allhie schlies-
sen/ das geheimnis urtheilen/ und die wort des
HErrn (welche geist seyn und leben) recht er-
kennen und verstehen kan. Es will aber hiebey
an diesem fehlen/ daß sie hinfür/ von wegen der
angenommenen hartmütigkeit/ und von wegen
des fleisches anfechtunge nicht können beden-
cken/ was die wissenschafft des wahren glau-
bens vermöge/ was seine art/ natur und eigen-
schafft sey/ oder wie oder welcher massen die
geistlichen geheimnis/ schätz und reichthümer
unserer erlösung und des ewigen lebens durch
das licht des glaubens verstanden/ erkant und
empfangen werden: Denn ob wohl äusserlich
sehen/ und mit äusserlichen sinnen begreiffen
nicht des glaubens art ist/ so ist doch seine art
(wie wir hernach hören werden) mit erleuchteten
augen des hertzens innerlich sehen/ was er
im geistlichen erkäntnis wissen und verstehen
solle. Drum so will auch Paulus Col. II. daß
die Christen solten befestiget seyn mit gantzem
reichthum einer gewissenschafft und gewissen
verstandes/ zu dem erkäntnis der geheimnisse
Gottes und des Vaters und Christi. Wie
solte nun der glaube in himmlischen dingen
die augen zuthun/ und sich nicht bekümmern/ da
er doch seiner natürlichen art und eigenschafft
nach alleine siehet/ erkennet und richtet/ ja da
er am höchsten ist/ lebet/ wircket und angehet?
Aus welchem denn allen in Gott verständigen
leicht zu vernehmen wäre/ wie man nun wieder-
um (von wegen obgedachter opinion) beym
wahren Christlichen glauben auf die alte So-
phistische Schul-lehre vom glauben je länger
je mehr beginnet abzufallen/ und lehret das für
glauben halten/ welches doch für GOtt gar
kein glaube ist; ja welches nur ein hinfallender
gedancke/ und ein kalter todter eingebildeter
wahn ist.

7. Wobey man den falschen und ge-
dichteten vernunfft-glauben soll
erkennen?

Denn da ist nicht glaube/ wo nicht ein ver-
ändert gemüthe/ ein erneuert gereinigt hertz/
muth und sinn ist/ ja wo der Herr Christus nicht
im hertzen wohnet/ wo nicht friede im gewissen/
innerliche freude und Gottes gerechtigkeit/ da ist
noch kein glaube; und in summa, wo sich nicht
viel guter wercke in absterbung des fleisches/ in
der liebe Gottes und des nächsten beweisen/ wo
nicht viel guter früchte ausbrechen/ da kan kein
guter baum und auch kein rechter glaube seyn.
Drum so ist diß auch nichtein rechter glaube/ da-
mit man den leib Christi im brod oder unter der
gestalt desselben allda gegenwärtig zu glauben/
oder aus dem äusserlichen wort leiblich ins hertz
zu fassen meinet: Denn er hatkeine erkäntniß/
keine erneuerung/ keine krafft noch licht/ keine gu-
te wercke/ ist den kräfften des fleisches unterworf-
fen/ wie denn solcher gedichteter vernunfft-glau-
be mit seiner folge allen gottlosen menschen ge-
mein seyn kan; darausdenn folget/ daß es auch kei-
nen bestand noch grund hat/ so ma sich des glau-
bens hiebey so fast rühmet/ dadurch man nicht
allein gedachten greuel und irrsal will |verthei-
digen/ sondern auch den rechten wahren/ einigen
Christlichen glauben damit nur je länger je

mehr

Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung.
[Spaltenumbruch] iſt wider den wahrē Chriſtlichen glauben. Das
iſt aber derjenigen/ ſo dieſer opinion anhan-
gen/ einige zuflucht und endlicher behelff/ wenn
ihnen ihr irriger verſtand beym geheimnis des
leibes und blutes Chriſti mit grund und urſa-
chen der Heiligen Schrifft aufgedecket/ und
die in rechter auslegung der worte des nacht-
mahls gnugſam wird angezeigt/ daß ſie keines
weges ferner auskoͤnnen/ und doch auch Goͤtt-
licher wahrheit nicht wollen die ehre geben/
ſo pflegen ſie ſich gemeiniglich auf den glau-
ben zu beruffen und zu ſagen: daß diß ein han-
del des glaubens ſey/ (wie es denn an ihm ſel-
ber wahr iſt) die menſchliche witz und vernunfft
vermoͤge nichts dabey auszurichten/ da ſchlieſ-
ſen ſie denn alſo weiter: Man muͤſte hiebey
nicht viel fragen/ oder ſich faſt bekuͤmmern/ ſon-
dern nur feſt und ſtarck glauben/ die augen/
ja alle ſinne zuſchlieſſen/ und blind ſeyn/ nicht
wiſſen wollen/ wie es damit zugehe/ oder was
der rechte grund und verſtand dieſes geheim-
niſſes ſeyn ſolte; denn es waͤre des glaubens
hoͤchſte einige tugend und art/ daß er nicht wiſ-
ſen will/ wozu es nuͤtz oder noth ſey/ was er
glaͤubet.

5. Was etliche beym heiligen Sacra-
ment den glauben und geiſtlich eſ-
ſen heiſſen.

Das heiſſen ſie aber hiebey den glauben/
wenn einer nur die wort/ das iſt mein leib &c.
wie ſie geſchrieben ſtehen/ aͤuſſerlich mit den
ohren hoͤret/ und dermaſſen/ wie ſie (nach ihrem
irrigen verſtande) lauten/ durch die ohren ins
hertz oder gedaͤchtnis faſſet/ daran hafftet/ und
ſich aus eingebildeten umſtaͤnden uͤberredet/
daſſelbige brod ſey der leib Chriſti/ &c. Jn
ſumma/ das faſſen der ſtimme und laut des aͤuſ-
ſerlichen buchſtabens des worts Chriſti ins
hertz/ wie ſie es auslegen/ heiſſen ſie das geiſt-
liche eſſen und den glauben. Ob nun gleich ihr
gewiſſen etwas/ ſolchem eingebildeten wahn zu
entgegen haͤlt oder fuͤrwirfft/ ſo ſchlagen ſie es
aus/ deckens immer zu/ und ſtreiten mit ihrem
irrigen verſtande des vernunfft-glaubens ſtets
dawider/ auch ſofern/ daß ſie das rechte aufge-
hende erkaͤntnis Chriſti im hertzen fuͤr anfech-
tung/ und das licht Goͤttlicher gnaden fuͤr fin-
ſternis halten. Kuͤrtzlich/ was fuͤr GOtt geiſt
und glaube iſt/ das muß in dieſem fall bey ih-
nen nichts denn vernunfft und ſchwaͤrmerey
heiſſen; herwiederum/ was fuͤr GOtt vernunfft
und witz des fleiſches iſt/ das muß ihnen glau-
be und der Heilige Geiſt ſeyn. Sie uͤberreden
ſich/ es waͤre das helle klare wort/ und derhal-
ben ſolte man ferner die augen zuſchlieſſen/ denn
Gott waͤre mehr denn das moͤglich &c. So
doch kein Chriſten-menſch Gottes wort/ noch
wieder ſeine Goͤttliche allmaͤchtigkeit je geredet
hat/ ſondern man fragt nur nach dem rechten
verſtande derworte/ nach dem werck/ befehl und
willen Gottes/ und ob es auch dermaſſen/ wie
ſie fuͤrgeben/ geſchehen ſey/ oder noch geſchehen
ſolte/ bevorab weil der HERR Chriſtus
nicht geſagt hat: das brod iſt mein leib; ſon-
dern er ſpricht nach dem brodbrechen/ (in ei-
ner vergleichung der eigenſchafft der irrdi-
ſchen und himmliſchen ſpeiſe:) das iſt mein
leib/ &c. welche zwo reden im verſtande wol
ſo weit von einander ſeynd/ als das bild und
die wahrheit/ ja als himmel und erde.

[Spaltenumbruch]
6. Von innerlichen ſachen/ erkennen
und wiſſen des glaubens.

Nun iſts gleichwohl auch wahr/ wie ſie ſa-
gen/ daß allein der wahre glaube allhie ſchlieſ-
ſen/ das geheimnis urtheilen/ und die wort des
HErrn (welche geiſt ſeyn und leben) recht er-
kennen und verſtehen kan. Es will aber hiebey
an dieſem fehlen/ daß ſie hinfuͤr/ von wegen der
angenommenen hartmuͤtigkeit/ und von wegen
des fleiſches anfechtunge nicht koͤnnen beden-
cken/ was die wiſſenſchafft des wahren glau-
bens vermoͤge/ was ſeine art/ natur und eigen-
ſchafft ſey/ oder wie oder welcher maſſen die
geiſtlichen geheimnis/ ſchaͤtz und reichthuͤmer
unſerer erloͤſung und des ewigen lebens durch
das licht des glaubens verſtanden/ erkant und
empfangen werden: Denn ob wohl aͤuſſerlich
ſehen/ und mit aͤuſſerlichen ſinnen begreiffen
nicht des glaubens art iſt/ ſo iſt doch ſeine art
(wie wir hernach hoͤren werden) mit erleuchteten
augen des hertzens innerlich ſehen/ was er
im geiſtlichen erkaͤntnis wiſſen und verſtehen
ſolle. Drum ſo will auch Paulus Col. II. daß
die Chriſten ſolten befeſtiget ſeyn mit gantzem
reichthum einer gewiſſenſchafft und gewiſſen
verſtandes/ zu dem erkaͤntnis der geheimniſſe
Gottes und des Vaters und Chriſti. Wie
ſolte nun der glaube in himmliſchen dingen
die augen zuthun/ und ſich nicht bekuͤmmern/ da
er doch ſeiner natuͤrlichen art und eigenſchafft
nach alleine ſiehet/ erkennet und richtet/ ja da
er am hoͤchſten iſt/ lebet/ wircket und angehet?
Aus welchem denn allen in Gott verſtaͤndigen
leicht zu vernehmen waͤre/ wie man nun wieder-
um (von wegen obgedachter opinion) beym
wahren Chriſtlichen glauben auf die alte So-
phiſtiſche Schul-lehre vom glauben je laͤnger
je mehr beginnet abzufallen/ und lehret das fuͤr
glauben halten/ welches doch fuͤr GOtt gar
kein glaube iſt; ja welches nur ein hinfallender
gedancke/ und ein kalter todter eingebildeter
wahn iſt.

7. Wobey man den falſchen und ge-
dichteten vernunfft-glauben ſoll
erkennen?

Denn da iſt nicht glaube/ wo nicht ein ver-
aͤndert gemuͤthe/ ein erneuert gereinigt hertz/
muth und ſinn iſt/ ja wo der Herꝛ Chriſtus nicht
im hertzen wohnet/ wo nicht friede im gewiſſen/
innerliche freude und Gottes gerechtigkeit/ da iſt
noch kein glaube; und in ſumma, wo ſich nicht
viel guter wercke in abſterbung des fleiſches/ in
der liebe Gottes und des naͤchſten beweiſen/ wo
nicht viel guter fruͤchte ausbrechen/ da kan kein
guter baum und auch kein rechter glaube ſeyn.
Drum ſo iſt diß auch nichtein rechter glaube/ da-
mit man den leib Chriſti im brod oder unter der
geſtalt deſſelben allda gegenwaͤrtig zu glauben/
oder aus dem aͤuſſerlichen wort leiblich ins hertz
zu faſſen meinet: Denn er hatkeine erkaͤntniß/
keine erneuerung/ keine krafft noch licht/ keine gu-
te wercke/ iſt den kraͤfften des fleiſches unterworf-
fen/ wie denn ſolcher gedichteter vernunfft-glau-
be mit ſeiner folge allen gottloſen menſchen ge-
mein ſeyn kan; darausdeñ folget/ daß es auch kei-
nen beſtand noch grund hat/ ſo mã ſich des glau-
bens hiebey ſo faſt ruͤhmet/ dadurch man nicht
allein gedachten greuel und irꝛſal will |verthei-
digen/ ſondern auch den rechten wahren/ einigen
Chriſtlichen glauben damit nur je laͤnger je

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[176/0472] Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. iſt wider den wahrē Chriſtlichen glauben. Das iſt aber derjenigen/ ſo dieſer opinion anhan- gen/ einige zuflucht und endlicher behelff/ wenn ihnen ihr irriger verſtand beym geheimnis des leibes und blutes Chriſti mit grund und urſa- chen der Heiligen Schrifft aufgedecket/ und die in rechter auslegung der worte des nacht- mahls gnugſam wird angezeigt/ daß ſie keines weges ferner auskoͤnnen/ und doch auch Goͤtt- licher wahrheit nicht wollen die ehre geben/ ſo pflegen ſie ſich gemeiniglich auf den glau- ben zu beruffen und zu ſagen: daß diß ein han- del des glaubens ſey/ (wie es denn an ihm ſel- ber wahr iſt) die menſchliche witz und vernunfft vermoͤge nichts dabey auszurichten/ da ſchlieſ- ſen ſie denn alſo weiter: Man muͤſte hiebey nicht viel fragen/ oder ſich faſt bekuͤmmern/ ſon- dern nur feſt und ſtarck glauben/ die augen/ ja alle ſinne zuſchlieſſen/ und blind ſeyn/ nicht wiſſen wollen/ wie es damit zugehe/ oder was der rechte grund und verſtand dieſes geheim- niſſes ſeyn ſolte; denn es waͤre des glaubens hoͤchſte einige tugend und art/ daß er nicht wiſ- ſen will/ wozu es nuͤtz oder noth ſey/ was er glaͤubet. 5. Was etliche beym heiligen Sacra- ment den glauben und geiſtlich eſ- ſen heiſſen. Das heiſſen ſie aber hiebey den glauben/ wenn einer nur die wort/ das iſt mein leib &c. wie ſie geſchrieben ſtehen/ aͤuſſerlich mit den ohren hoͤret/ und dermaſſen/ wie ſie (nach ihrem irrigen verſtande) lauten/ durch die ohren ins hertz oder gedaͤchtnis faſſet/ daran hafftet/ und ſich aus eingebildeten umſtaͤnden uͤberredet/ daſſelbige brod ſey der leib Chriſti/ &c. Jn ſumma/ das faſſen der ſtimme und laut des aͤuſ- ſerlichen buchſtabens des worts Chriſti ins hertz/ wie ſie es auslegen/ heiſſen ſie das geiſt- liche eſſen und den glauben. Ob nun gleich ihr gewiſſen etwas/ ſolchem eingebildeten wahn zu entgegen haͤlt oder fuͤrwirfft/ ſo ſchlagen ſie es aus/ deckens immer zu/ und ſtreiten mit ihrem irrigen verſtande des vernunfft-glaubens ſtets dawider/ auch ſofern/ daß ſie das rechte aufge- hende erkaͤntnis Chriſti im hertzen fuͤr anfech- tung/ und das licht Goͤttlicher gnaden fuͤr fin- ſternis halten. Kuͤrtzlich/ was fuͤr GOtt geiſt und glaube iſt/ das muß in dieſem fall bey ih- nen nichts denn vernunfft und ſchwaͤrmerey heiſſen; herwiederum/ was fuͤr GOtt vernunfft und witz des fleiſches iſt/ das muß ihnen glau- be und der Heilige Geiſt ſeyn. Sie uͤberreden ſich/ es waͤre das helle klare wort/ und derhal- ben ſolte man ferner die augen zuſchlieſſen/ denn Gott waͤre mehr denn das moͤglich &c. So doch kein Chriſten-menſch Gottes wort/ noch wieder ſeine Goͤttliche allmaͤchtigkeit je geredet hat/ ſondern man fragt nur nach dem rechten verſtande derworte/ nach dem werck/ befehl und willen Gottes/ und ob es auch dermaſſen/ wie ſie fuͤrgeben/ geſchehen ſey/ oder noch geſchehen ſolte/ bevorab weil der HERR Chriſtus nicht geſagt hat: das brod iſt mein leib; ſon- dern er ſpricht nach dem brodbrechen/ (in ei- ner vergleichung der eigenſchafft der irrdi- ſchen und himmliſchen ſpeiſe:) das iſt mein leib/ &c. welche zwo reden im verſtande wol ſo weit von einander ſeynd/ als das bild und die wahrheit/ ja als himmel und erde. 6. Von innerlichen ſachen/ erkennen und wiſſen des glaubens. Nun iſts gleichwohl auch wahr/ wie ſie ſa- gen/ daß allein der wahre glaube allhie ſchlieſ- ſen/ das geheimnis urtheilen/ und die wort des HErrn (welche geiſt ſeyn und leben) recht er- kennen und verſtehen kan. Es will aber hiebey an dieſem fehlen/ daß ſie hinfuͤr/ von wegen der angenommenen hartmuͤtigkeit/ und von wegen des fleiſches anfechtunge nicht koͤnnen beden- cken/ was die wiſſenſchafft des wahren glau- bens vermoͤge/ was ſeine art/ natur und eigen- ſchafft ſey/ oder wie oder welcher maſſen die geiſtlichen geheimnis/ ſchaͤtz und reichthuͤmer unſerer erloͤſung und des ewigen lebens durch das licht des glaubens verſtanden/ erkant und empfangen werden: Denn ob wohl aͤuſſerlich ſehen/ und mit aͤuſſerlichen ſinnen begreiffen nicht des glaubens art iſt/ ſo iſt doch ſeine art (wie wir hernach hoͤren werden) mit erleuchteten augen des hertzens innerlich ſehen/ was er im geiſtlichen erkaͤntnis wiſſen und verſtehen ſolle. Drum ſo will auch Paulus Col. II. daß die Chriſten ſolten befeſtiget ſeyn mit gantzem reichthum einer gewiſſenſchafft und gewiſſen verſtandes/ zu dem erkaͤntnis der geheimniſſe Gottes und des Vaters und Chriſti. Wie ſolte nun der glaube in himmliſchen dingen die augen zuthun/ und ſich nicht bekuͤmmern/ da er doch ſeiner natuͤrlichen art und eigenſchafft nach alleine ſiehet/ erkennet und richtet/ ja da er am hoͤchſten iſt/ lebet/ wircket und angehet? Aus welchem denn allen in Gott verſtaͤndigen leicht zu vernehmen waͤre/ wie man nun wieder- um (von wegen obgedachter opinion) beym wahren Chriſtlichen glauben auf die alte So- phiſtiſche Schul-lehre vom glauben je laͤnger je mehr beginnet abzufallen/ und lehret das fuͤr glauben halten/ welches doch fuͤr GOtt gar kein glaube iſt; ja welches nur ein hinfallender gedancke/ und ein kalter todter eingebildeter wahn iſt. 7. Wobey man den falſchen und ge- dichteten vernunfft-glauben ſoll erkennen? Denn da iſt nicht glaube/ wo nicht ein ver- aͤndert gemuͤthe/ ein erneuert gereinigt hertz/ muth und ſinn iſt/ ja wo der Herꝛ Chriſtus nicht im hertzen wohnet/ wo nicht friede im gewiſſen/ innerliche freude und Gottes gerechtigkeit/ da iſt noch kein glaube; und in ſumma, wo ſich nicht viel guter wercke in abſterbung des fleiſches/ in der liebe Gottes und des naͤchſten beweiſen/ wo nicht viel guter fruͤchte ausbrechen/ da kan kein guter baum und auch kein rechter glaube ſeyn. Drum ſo iſt diß auch nichtein rechter glaube/ da- mit man den leib Chriſti im brod oder unter der geſtalt deſſelben allda gegenwaͤrtig zu glauben/ oder aus dem aͤuſſerlichen wort leiblich ins hertz zu faſſen meinet: Denn er hatkeine erkaͤntniß/ keine erneuerung/ keine krafft noch licht/ keine gu- te wercke/ iſt den kraͤfften des fleiſches unterworf- fen/ wie denn ſolcher gedichteter vernunfft-glau- be mit ſeiner folge allen gottloſen menſchen ge- mein ſeyn kan; darausdeñ folget/ daß es auch kei- nen beſtand noch grund hat/ ſo mã ſich des glau- bens hiebey ſo faſt ruͤhmet/ dadurch man nicht allein gedachten greuel und irꝛſal will |verthei- digen/ ſondern auch den rechten wahren/ einigen Chriſtlichen glauben damit nur je laͤnger je mehr

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/472>, abgerufen am 26.04.2024.