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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem.
[Spaltenumbruch] ten stadt gemeinet/ denn diese ist wüste wor-
den/ und nicht ein stein auff den andern blie-
ben; dergleichen das volck/ das darin-
nen wohnete/ wie im klagliedern Jeremiä
geschrieben ist; sondern der HERR spricht
dadurch seine heiligen/ Zion/ das außerwehl-
te volck Gottes aus; gleichwie er durch die
steinerne stadt dem fleischlichen Zion in dem
bilde auch thut. Diß aber hat nicht jeder-
mann gewust/ daß der HERR seinen hei-
ligen sinn/ und verborgenes reich GOttes
durch gleichnissen/ schatten/ bilde und figu-
ren ausspricht/ und denen/ die ausser dem
hause Gottes sind/ zu erkennen gibt.

Denn die bilder/ schatten oder gleichnisse
kommen den bildlichen und schattischen völ-
ckern (die nur ein bild oder gleichniß/ und
nicht das wahre wesen führen) zu; aber
die geheimnisse des reichs gehören vor die
verborgene oder glaubige heiligen. Also
wissen sie nicht/ was Zion recht heisset/ schwei-
ge ihre verklärung und abkunfft. Wie wol
die gelehrten/ laut des buchstäblichen worts/
davor halten/ daß das Zion und Jeru-
salem sey/ davon diß gesetz und wort GOt-
tes solte außgehen; welches von den Apo-
steln in allen landen der gantzen welt zum
theil schon verkündiget ist/ laut der schrifft/
wie von dem Propheten solte verheissen und
Jesa. II. 2.
Jch wil
ihn vor-
nehm ma-
chen/ hoch
über alle
könige der
erden. Ps.
89. v. 28.
geschrieben seyn/ nemlich: Es sol mit der
Zeit
(das ist/ zuletzt) dazu kommen/ daß
der berg des hauses des HErrn sol auff-
gebauet/ und über alle berge und hügel
er haben werden/
oder der vornehmste seyn/
und werden alle völcker dazu lauffen/
und viel leute zu ihm eilen/ und ein an-
der also vermahnen: Wolauff/ wir
wollen auf den berg des HErrn ge-
hen/ und zum hause des Gottes Jacobs/
daß er uns seinen weg lehre oder an-
weise/
verstehets/ damit wir in seinen
fußstapffen wandeln. Denn von Zion
sol das Gesetz außgehen/ und das Wort
GOttes von Jerusalem. u. s. f.

Das 5. Capitel.

Sehet/ ist diß nun von einem steinern berg
geredet/ so ist das hauß auch steinern/ dazu
das volck eilen solte zu gehen/ daß sie daselbst
wissen oder lernen möchten (als die schrifft sa-
get) wie sie den weg dazu finden oder wissen
könten. Wann sie aber dazu schon kommen
wären (welches blindlings zugehen müste)
dürfften sie nicht erst darnach fragen/ oder den-
selben lernen/ wenn sie vorhero selbst schon
eingegangen wären. Jsts nicht recht? Wol-
an/ ists ein leiblich/ fleischliches Zion und Je-
rusalem/ so hätte es nicht erst nöthig nach dem
Aber nun
soll weder
einer noch
keiner
recht da-
von zu re-
den wissen/
er müsse es
denn selbst
gesehen/ o-
wege zu fragen/ wenn es leiblich dazu kommen
wäre. Und so jemand nicht gegenwärtig da-
zu kommen wäre/ so könte es ihm ein äusserlich
wort oder zunge sagen/ oder durch buchstäb-
liche schrifften menschlicher weise zu erkennen
gegeben werden/ von denen/ die ihn gese-
hen/ und in schrifften verfasset hätten/ wenn
er sonst gebildet wäre wie andere menschen/
und hätte eben nicht nöthig (weil er im
[Spaltenumbruch] gleichniß der berge und hügel/ der häuserder voll-
kommen
in schriff-
ten verfas-
set haben.

und städte ausgesprochen wird) auszulauf-
fen/ und den weg dazu zu lernen oder zu
wissen/ wenn er das bild oder die gleichniß
selbst bey sich hätte. Jsts nicht wahr? A-
ber nun ists nicht mit menschen ohren ge-
hört/ noch mit augen gesehen/ oder von des
menschen hertze begriffen/ was GOtt vor
die seinen/ das sie mit vertrauen erwarten
sollen/ bereitet hat. Jsts aber von einem
geistlichen berge/ und hause des HERRN/
von einem geistlichen Zion und Jerusalem/
dem neuen Menschen GOttes gesagt/ und
eine heilige himmlische ruhe-stadt und woh-
nung gemeint/ so wird man zu solchem vol-
cke oder leuten/ da Jmmanuel/ der HErrJesa. II.
mit ihm ist/ müssen (wie Esaias gesagt)
lauffen oder eilen zu gehen/ und allda den-
noch darnach fragen/ und den weg dazu zu
wissen begehren/ damit man darinn wan-
deln möge. Jst das wahr? Wie dürffen
denn die gelehrten dieser welt so stoltziglich
sagen/ daß GOttes ewiges wort schon da-
von außgegangen/ die weissagungen und des
HErrn sinn erfüllet sey.

Wie/ meinet ihr/ werden diese (so sie
es nicht beklagen/ und beyzeiten wiederruffen)
vor dem HERRN bestehen? werden sie
nicht als falsche lügen-prediger erfunden wer-
den? weil sie dem Geiste CHRisti geweh-
ret/ und nach dem gutdünckel ihrer hertzen/
und nicht aus dem munde des HErrn gere-Jerem.
XXVII. 15

det/ und ungesandt gelauffen sind? Kan diß
wol bestehen/ oder nur einigerley weise ver-
antwortet werden/ daß einer/ dem des HErrn
wort nicht geöffnet oder entdecket ist/ pre-
digen sol? Sol man das volck also lehren
und den lebendigen wahren sinn GOttes so
von dem munde abschneiden und sagen: Das
sagt der HErr/ das ist der sinn des HErrn/
und nicht anders/ u. s. f.? Nun wolan/ was
gilts/ daß es endlich der sinn des HErrn so
nicht ist/ und nun anders soll befunden wer-
den/ wiewol ich jetzt als ein stummer vor
euch schweigen/ und euch das wort üm der
gewalt und unrecht willen allein lassen
muß.

Diß ist das volck/ das mit seinem wort
GOttes wort von ihres nächsten hertzen steh-
len/ oder den wahren CHRistum daraus ja-
gen wollen/ wodurch sie nimmermehr zur
rechten wahren erkäntniß des lebens kommen/
und wie viel schrifft sie auch hören und glau-
ben/ bleiben sie doch/ wie sie sind/ eben so
unverständig. Sie essen wol viel/ verstehet/
sie gehen offt in die predigt/ aber sie werden
nicht gespeist/ gepfleget oder gelabt/ als daß
sie/ wenn einige lügen oder lästerungen von
andern vorgetragen werden/ ihre lust darinn
haben/ und nur immer ärger in der boßheit
zunehmen. Das ist der profit und nutzen/ den
sie davon haben. O ihr lieben also genann-
te Christen/ GOttes wort ist so todt/ und von
so kleiner krafft nicht/ daß es euch/ wenn ihrs
mit einer guten begierde recht im glauben hö-
retet/ nicht mehr erkäntniß des lebens und
lichts als so zubringen oder darreichen solte!
Nein/ das dürfft ihr gewiß glauben/ daß es
euch nicht recht getheilet oder von den eigen-

wei-
A. K. H. Vierter Theil. B b b 2

Von dem rechten wahren Zion und Jeruſalem.
[Spaltenumbruch] ten ſtadt gemeinet/ denn dieſe iſt wuͤſte wor-
den/ und nicht ein ſtein auff den andern blie-
ben; dergleichen das volck/ das darin-
nen wohnete/ wie im klagliedern Jeremiaͤ
geſchrieben iſt; ſondern der HERR ſpricht
dadurch ſeine heiligen/ Zion/ das außerwehl-
te volck Gottes aus; gleichwie er durch die
ſteinerne ſtadt dem fleiſchlichen Zion in dem
bilde auch thut. Diß aber hat nicht jeder-
mann gewuſt/ daß der HERR ſeinen hei-
ligen ſinn/ und verborgenes reich GOttes
durch gleichniſſen/ ſchatten/ bilde und figu-
ren ausſpricht/ und denen/ die auſſer dem
hauſe Gottes ſind/ zu erkennen gibt.

Denn die bilder/ ſchatten oder gleichniſſe
kommen den bildlichen und ſchattiſchen voͤl-
ckern (die nur ein bild oder gleichniß/ und
nicht das wahre weſen fuͤhren) zu; aber
die geheimniſſe des reichs gehoͤren vor die
verborgene oder glaubige heiligen. Alſo
wiſſen ſie nicht/ was Zion recht heiſſet/ ſchwei-
ge ihre verklaͤrung und abkunfft. Wie wol
die gelehrten/ laut des buchſtaͤblichen worts/
davor halten/ daß das Zion und Jeru-
ſalem ſey/ davon diß geſetz und wort GOt-
tes ſolte außgehen; welches von den Apo-
ſteln in allen landen der gantzen welt zum
theil ſchon verkuͤndiget iſt/ laut der ſchrifft/
wie von dem Propheten ſolte verheiſſen und
Jeſa. II. 2.
Jch wil
ihn vor-
nehm ma-
chen/ hoch
uͤber alle
koͤnige der
erden. Pſ.
89. v. 28.
geſchrieben ſeyn/ nemlich: Es ſol mit der
Zeit
(das iſt/ zuletzt) dazu kommen/ daß
der berg des hauſes des HErrn ſol auff-
gebauet/ und uͤber alle berge und huͤgel
er haben werden/
oder der vornehmſte ſeyn/
und werden alle voͤlcker dazu lauffen/
und viel leute zu ihm eilen/ und ein an-
der alſo vermahnen: Wolauff/ wir
wollen auf den berg des HErrn ge-
hen/ und zum hauſe des Gottes Jacobs/
daß er uns ſeinen weg lehre oder an-
weiſe/
verſtehets/ damit wir in ſeinen
fußſtapffen wandeln. Denn von Zion
ſol das Geſetz außgehen/ und das Wort
GOttes von Jeruſalem. u. ſ. f.

Das 5. Capitel.

Sehet/ iſt diß nun von einem ſteinern berg
geredet/ ſo iſt das hauß auch ſteinern/ dazu
das volck eilen ſolte zu gehen/ daß ſie daſelbſt
wiſſen oder lernen moͤchten (als die ſchrifft ſa-
get) wie ſie den weg dazu finden oder wiſſen
koͤnten. Wann ſie aber dazu ſchon kommen
waͤren (welches blindlings zugehen muͤſte)
duͤrfften ſie nicht erſt darnach fragen/ oder den-
ſelben lernen/ wenn ſie vorhero ſelbſt ſchon
eingegangen waͤren. Jſts nicht recht? Wol-
an/ iſts ein leiblich/ fleiſchliches Zion und Je-
ruſalem/ ſo haͤtte es nicht erſt noͤthig nach dem
Aber nun
ſoll weder
einer noch
keiner
recht da-
von zu re-
den wiſſen/
er muͤſſe es
denn ſelbſt
geſehen/ o-
wege zu fragen/ wenn es leiblich dazu kommen
waͤre. Und ſo jemand nicht gegenwaͤrtig da-
zu kommen waͤre/ ſo koͤnte es ihm ein aͤuſſerlich
wort oder zunge ſagen/ oder durch buchſtaͤb-
liche ſchrifften menſchlicher weiſe zu erkennen
gegeben werden/ von denen/ die ihn geſe-
hen/ und in ſchrifften verfaſſet haͤtten/ wenn
er ſonſt gebildet waͤre wie andere menſchen/
und haͤtte eben nicht noͤthig (weil er im
[Spaltenumbruch] gleichniß der berge und huͤgel/ der haͤuſerder voll-
kommen
in ſchriff-
ten verfaſ-
ſet haben.

und ſtaͤdte ausgeſprochen wird) auszulauf-
fen/ und den weg dazu zu lernen oder zu
wiſſen/ wenn er das bild oder die gleichniß
ſelbſt bey ſich haͤtte. Jſts nicht wahr? A-
ber nun iſts nicht mit menſchen ohren ge-
hoͤrt/ noch mit augen geſehen/ oder von des
menſchen hertze begriffen/ was GOtt vor
die ſeinen/ das ſie mit vertrauen erwarten
ſollen/ bereitet hat. Jſts aber von einem
geiſtlichen berge/ und hauſe des HERRN/
von einem geiſtlichen Zion und Jeruſalem/
dem neuen Menſchen GOttes geſagt/ und
eine heilige him̃liſche ruhe-ſtadt und woh-
nung gemeint/ ſo wird man zu ſolchem vol-
cke oder leuten/ da Jmmanuel/ der HErrJeſa. II.
mit ihm iſt/ muͤſſen (wie Eſaias geſagt)
lauffen oder eilen zu gehen/ und allda den-
noch darnach fragen/ und den weg dazu zu
wiſſen begehren/ damit man darinn wan-
deln moͤge. Jſt das wahr? Wie duͤrffen
denn die gelehrten dieſer welt ſo ſtoltziglich
ſagen/ daß GOttes ewiges wort ſchon da-
von außgegangen/ die weiſſagungen und des
HErrn ſinn erfuͤllet ſey.

Wie/ meinet ihr/ werden dieſe (ſo ſie
es nicht beklagen/ und beyzeiten wiederruffen)
vor dem HERRN beſtehen? werden ſie
nicht als falſche luͤgen-prediger erfunden wer-
den? weil ſie dem Geiſte CHRiſti geweh-
ret/ und nach dem gutduͤnckel ihrer hertzen/
und nicht aus dem munde des HErrn gere-Jerem.
XXVII. 15

det/ und ungeſandt gelauffen ſind? Kan diß
wol beſtehen/ oder nur einigerley weiſe ver-
antwortet werden/ daß einer/ dem des HErrn
wort nicht geoͤffnet oder entdecket iſt/ pre-
digen ſol? Sol man das volck alſo lehren
und den lebendigen wahren ſinn GOttes ſo
von dem munde abſchneiden und ſagen: Das
ſagt der HErr/ das iſt der ſinn des HErrn/
und nicht anders/ u. ſ. f.? Nun wolan/ was
gilts/ daß es endlich der ſinn des HErrn ſo
nicht iſt/ und nun anders ſoll befunden wer-
den/ wiewol ich jetzt als ein ſtummer vor
euch ſchweigen/ und euch das wort uͤm der
gewalt und unrecht willen allein laſſen
muß.

Diß iſt das volck/ das mit ſeinem wort
GOttes wort von ihres naͤchſten hertzen ſteh-
len/ oder den wahren CHRiſtum daraus ja-
gen wollen/ wodurch ſie nimmermehr zur
rechten wahren erkaͤntniß des lebens kommen/
und wie viel ſchrifft ſie auch hoͤren und glau-
ben/ bleiben ſie doch/ wie ſie ſind/ eben ſo
unverſtaͤndig. Sie eſſen wol viel/ verſtehet/
ſie gehen offt in die predigt/ aber ſie werden
nicht geſpeiſt/ gepfleget oder gelabt/ als daß
ſie/ wenn einige luͤgen oder laͤſterungen von
andern vorgetragen werden/ ihre luſt darinn
haben/ und nur immer aͤrger in der boßheit
zunehmen. Das iſt der profit und nutzen/ den
ſie davon haben. O ihr lieben alſo genann-
te Chriſten/ GOttes wort iſt ſo todt/ und von
ſo kleiner krafft nicht/ daß es euch/ wenn ihrs
mit einer guten begierde recht im glauben hoͤ-
retet/ nicht mehr erkaͤntniß des lebens und
lichts als ſo zubringen oder darreichen ſolte!
Nein/ das duͤrfft ihr gewiß glauben/ daß es
euch nicht recht getheilet oder von den eigen-

wei-
A. K. H. Vierter Theil. B b b 2
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[379/0675] Von dem rechten wahren Zion und Jeruſalem. ten ſtadt gemeinet/ denn dieſe iſt wuͤſte wor- den/ und nicht ein ſtein auff den andern blie- ben; dergleichen das volck/ das darin- nen wohnete/ wie im klagliedern Jeremiaͤ geſchrieben iſt; ſondern der HERR ſpricht dadurch ſeine heiligen/ Zion/ das außerwehl- te volck Gottes aus; gleichwie er durch die ſteinerne ſtadt dem fleiſchlichen Zion in dem bilde auch thut. Diß aber hat nicht jeder- mann gewuſt/ daß der HERR ſeinen hei- ligen ſinn/ und verborgenes reich GOttes durch gleichniſſen/ ſchatten/ bilde und figu- ren ausſpricht/ und denen/ die auſſer dem hauſe Gottes ſind/ zu erkennen gibt. Denn die bilder/ ſchatten oder gleichniſſe kommen den bildlichen und ſchattiſchen voͤl- ckern (die nur ein bild oder gleichniß/ und nicht das wahre weſen fuͤhren) zu; aber die geheimniſſe des reichs gehoͤren vor die verborgene oder glaubige heiligen. Alſo wiſſen ſie nicht/ was Zion recht heiſſet/ ſchwei- ge ihre verklaͤrung und abkunfft. Wie wol die gelehrten/ laut des buchſtaͤblichen worts/ davor halten/ daß das Zion und Jeru- ſalem ſey/ davon diß geſetz und wort GOt- tes ſolte außgehen; welches von den Apo- ſteln in allen landen der gantzen welt zum theil ſchon verkuͤndiget iſt/ laut der ſchrifft/ wie von dem Propheten ſolte verheiſſen und geſchrieben ſeyn/ nemlich: Es ſol mit der Zeit (das iſt/ zuletzt) dazu kommen/ daß der berg des hauſes des HErrn ſol auff- gebauet/ und uͤber alle berge und huͤgel er haben werden/ oder der vornehmſte ſeyn/ und werden alle voͤlcker dazu lauffen/ und viel leute zu ihm eilen/ und ein an- der alſo vermahnen: Wolauff/ wir wollen auf den berg des HErrn ge- hen/ und zum hauſe des Gottes Jacobs/ daß er uns ſeinen weg lehre oder an- weiſe/ verſtehets/ damit wir in ſeinen fußſtapffen wandeln. Denn von Zion ſol das Geſetz außgehen/ und das Wort GOttes von Jeruſalem. u. ſ. f. Jeſa. II. 2. Jch wil ihn vor- nehm ma- chen/ hoch uͤber alle koͤnige der erden. Pſ. 89. v. 28. Das 5. Capitel. Sehet/ iſt diß nun von einem ſteinern berg geredet/ ſo iſt das hauß auch ſteinern/ dazu das volck eilen ſolte zu gehen/ daß ſie daſelbſt wiſſen oder lernen moͤchten (als die ſchrifft ſa- get) wie ſie den weg dazu finden oder wiſſen koͤnten. Wann ſie aber dazu ſchon kommen waͤren (welches blindlings zugehen muͤſte) duͤrfften ſie nicht erſt darnach fragen/ oder den- ſelben lernen/ wenn ſie vorhero ſelbſt ſchon eingegangen waͤren. Jſts nicht recht? Wol- an/ iſts ein leiblich/ fleiſchliches Zion und Je- ruſalem/ ſo haͤtte es nicht erſt noͤthig nach dem wege zu fragen/ wenn es leiblich dazu kommen waͤre. Und ſo jemand nicht gegenwaͤrtig da- zu kommen waͤre/ ſo koͤnte es ihm ein aͤuſſerlich wort oder zunge ſagen/ oder durch buchſtaͤb- liche ſchrifften menſchlicher weiſe zu erkennen gegeben werden/ von denen/ die ihn geſe- hen/ und in ſchrifften verfaſſet haͤtten/ wenn er ſonſt gebildet waͤre wie andere menſchen/ und haͤtte eben nicht noͤthig (weil er im gleichniß der berge und huͤgel/ der haͤuſer und ſtaͤdte ausgeſprochen wird) auszulauf- fen/ und den weg dazu zu lernen oder zu wiſſen/ wenn er das bild oder die gleichniß ſelbſt bey ſich haͤtte. Jſts nicht wahr? A- ber nun iſts nicht mit menſchen ohren ge- hoͤrt/ noch mit augen geſehen/ oder von des menſchen hertze begriffen/ was GOtt vor die ſeinen/ das ſie mit vertrauen erwarten ſollen/ bereitet hat. Jſts aber von einem geiſtlichen berge/ und hauſe des HERRN/ von einem geiſtlichen Zion und Jeruſalem/ dem neuen Menſchen GOttes geſagt/ und eine heilige him̃liſche ruhe-ſtadt und woh- nung gemeint/ ſo wird man zu ſolchem vol- cke oder leuten/ da Jmmanuel/ der HErr mit ihm iſt/ muͤſſen (wie Eſaias geſagt) lauffen oder eilen zu gehen/ und allda den- noch darnach fragen/ und den weg dazu zu wiſſen begehren/ damit man darinn wan- deln moͤge. Jſt das wahr? Wie duͤrffen denn die gelehrten dieſer welt ſo ſtoltziglich ſagen/ daß GOttes ewiges wort ſchon da- von außgegangen/ die weiſſagungen und des HErrn ſinn erfuͤllet ſey. Aber nun ſoll weder einer noch keiner recht da- von zu re- den wiſſen/ er muͤſſe es denn ſelbſt geſehen/ o- der voll- kommen in ſchriff- ten verfaſ- ſet haben. Jeſa. II. Wie/ meinet ihr/ werden dieſe (ſo ſie es nicht beklagen/ und beyzeiten wiederruffen) vor dem HERRN beſtehen? werden ſie nicht als falſche luͤgen-prediger erfunden wer- den? weil ſie dem Geiſte CHRiſti geweh- ret/ und nach dem gutduͤnckel ihrer hertzen/ und nicht aus dem munde des HErrn gere- det/ und ungeſandt gelauffen ſind? Kan diß wol beſtehen/ oder nur einigerley weiſe ver- antwortet werden/ daß einer/ dem des HErrn wort nicht geoͤffnet oder entdecket iſt/ pre- digen ſol? Sol man das volck alſo lehren und den lebendigen wahren ſinn GOttes ſo von dem munde abſchneiden und ſagen: Das ſagt der HErr/ das iſt der ſinn des HErrn/ und nicht anders/ u. ſ. f.? Nun wolan/ was gilts/ daß es endlich der ſinn des HErrn ſo nicht iſt/ und nun anders ſoll befunden wer- den/ wiewol ich jetzt als ein ſtummer vor euch ſchweigen/ und euch das wort uͤm der gewalt und unrecht willen allein laſſen muß. Jerem. XXVII. 15 Diß iſt das volck/ das mit ſeinem wort GOttes wort von ihres naͤchſten hertzen ſteh- len/ oder den wahren CHRiſtum daraus ja- gen wollen/ wodurch ſie nimmermehr zur rechten wahren erkaͤntniß des lebens kommen/ und wie viel ſchrifft ſie auch hoͤren und glau- ben/ bleiben ſie doch/ wie ſie ſind/ eben ſo unverſtaͤndig. Sie eſſen wol viel/ verſtehet/ ſie gehen offt in die predigt/ aber ſie werden nicht geſpeiſt/ gepfleget oder gelabt/ als daß ſie/ wenn einige luͤgen oder laͤſterungen von andern vorgetragen werden/ ihre luſt darinn haben/ und nur immer aͤrger in der boßheit zunehmen. Das iſt der profit und nutzen/ den ſie davon haben. O ihr lieben alſo genann- te Chriſten/ GOttes wort iſt ſo todt/ und von ſo kleiner krafft nicht/ daß es euch/ wenn ihrs mit einer guten begierde recht im glauben hoͤ- retet/ nicht mehr erkaͤntniß des lebens und lichts als ſo zubringen oder darreichen ſolte! Nein/ das duͤrfft ihr gewiß glauben/ daß es euch nicht recht getheilet oder von den eigen- wei- A. K. H. Vierter Theil. B b b 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/675>, abgerufen am 26.04.2024.