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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Dritte Buch.
wissen sollen wie hoch sie euch verbunden sindt.
Dann jhr habt mich/ der ich euch mit tieffester An-
dacht ehre/ meinen Feinden entriessen; entweder we-
gen Geheisses ewres Vattern/ oder wegen ewrer ei-
genen Gütigkeit. O Glückselig weret jhr/ meine
Argenis/ wann jhr ewer Glück hettet erkennen/ vnd
wissen können/ daß Pallas mit euch redete/ bey euch
were/ vnd damit sie jhre Gottheit besser verbergen
möchte/ sich vnter ewrem Frawenzimmer befinden
liesse? Wollet jhr wissen warumb ich diß gläube?
Ich erinnere mich erstlich jhres Gesichtes/ vnd er-
kenne jtzund/ wiewol zu langsamb/ jhr vnsterbliches
Antlitz auß eben dieser Göttligkeit/ deren wegen ich
die Göttin zuvor nicht erkennen kundte. Welch ein
Glantz? welche Stralen der Augen? Stellet euch
nur jhr gantzes Außsehen für: jhr werdet befinden/
daß ob sie wol sterblich zuseyn fürgab/ sie dennoch
jhre Gottheit nicht gäntzlich verborgen hielt. Wer
wolte aber an empfangener Wolthat zweiffeln/
nach dem Kampffe welchen niemand als Pallas
hatt verrichten können? Möchten wir so blind seyn
in Erkennung göttlicher Wercke/ daß wir vermei-
neten/ es weren so viel Menschen von einer schlech-
ten Jungfrawen erleget worden: vnd nicht lieber
den Himmlischen Armen dancken/ welche diese
Schlacht verrichtet haben. Jetzund entdeckt sie sich
abwesende/ die sich gegenwärtig verborgen hat. Sie
ist in den Himmel/ oder vielmehr auß vnsern Augen

ent-

Das Dritte Buch.
wiſſen ſollen wie hoch ſie euch verbunden ſindt.
Dann jhr habt mich/ der ich euch mit tieffeſter An-
dacht ehre/ meinen Feinden entrieſſen; entweder we-
gen Geheiſſes ewres Vattern/ oder wegen ewrer ei-
genen Guͤtigkeit. O Gluͤckſelig weret jhr/ meine
Argenis/ wann jhr ewer Gluͤck hettet erkennen/ vnd
wiſſen koͤnnen/ daß Pallas mit euch redete/ bey euch
were/ vnd damit ſie jhre Gottheit beſſer verbergen
moͤchte/ ſich vnter ewrem Frawenzimmer befinden
lieſſe? Wollet jhr wiſſen warumb ich diß glaͤube?
Ich erinnere mich erſtlich jhres Geſichtes/ vnd er-
kenne jtzund/ wiewol zu langſamb/ jhr vnſterbliches
Antlitz auß eben dieſer Goͤttligkeit/ deren wegen ich
die Goͤttin zuvor nicht erkennen kundte. Welch ein
Glantz? welche Stralen der Augen? Stellet euch
nur jhr gantzes Außſehen fuͤr: jhr werdet befinden/
daß ob ſie wol ſterblich zuſeyn fuͤrgab/ ſie dennoch
jhre Gottheit nicht gaͤntzlich verborgen hielt. Wer
wolte aber an empfangener Wolthat zweiffeln/
nach dem Kampffe welchen niemand als Pallas
hatt verꝛichten koͤnnen? Moͤchten wir ſo blind ſeyn
in Erkennung goͤttlicher Wercke/ daß wir vermei-
neten/ es weren ſo viel Menſchen von einer ſchlech-
ten Jungfrawen erleget worden: vnd nicht lieber
den Himmliſchen Armen dancken/ welche dieſe
Schlacht verꝛichtet haben. Jetzund entdeckt ſie ſich
abweſende/ die ſich gegẽwaͤrtig verborgen hat. Sie
iſt in dẽ Himmel/ oder vielmehr auß vnſern Augen

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[543/0587] Das Dritte Buch. wiſſen ſollen wie hoch ſie euch verbunden ſindt. Dann jhr habt mich/ der ich euch mit tieffeſter An- dacht ehre/ meinen Feinden entrieſſen; entweder we- gen Geheiſſes ewres Vattern/ oder wegen ewrer ei- genen Guͤtigkeit. O Gluͤckſelig weret jhr/ meine Argenis/ wann jhr ewer Gluͤck hettet erkennen/ vnd wiſſen koͤnnen/ daß Pallas mit euch redete/ bey euch were/ vnd damit ſie jhre Gottheit beſſer verbergen moͤchte/ ſich vnter ewrem Frawenzimmer befinden lieſſe? Wollet jhr wiſſen warumb ich diß glaͤube? Ich erinnere mich erſtlich jhres Geſichtes/ vnd er- kenne jtzund/ wiewol zu langſamb/ jhr vnſterbliches Antlitz auß eben dieſer Goͤttligkeit/ deren wegen ich die Goͤttin zuvor nicht erkennen kundte. Welch ein Glantz? welche Stralen der Augen? Stellet euch nur jhr gantzes Außſehen fuͤr: jhr werdet befinden/ daß ob ſie wol ſterblich zuſeyn fuͤrgab/ ſie dennoch jhre Gottheit nicht gaͤntzlich verborgen hielt. Wer wolte aber an empfangener Wolthat zweiffeln/ nach dem Kampffe welchen niemand als Pallas hatt verꝛichten koͤnnen? Moͤchten wir ſo blind ſeyn in Erkennung goͤttlicher Wercke/ daß wir vermei- neten/ es weren ſo viel Menſchen von einer ſchlech- ten Jungfrawen erleget worden: vnd nicht lieber den Himmliſchen Armen dancken/ welche dieſe Schlacht verꝛichtet haben. Jetzund entdeckt ſie ſich abweſende/ die ſich gegẽwaͤrtig verborgen hat. Sie iſt in dẽ Himmel/ oder vielmehr auß vnſern Augen ent-

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/587>, abgerufen am 26.04.2024.