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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Uebungen des Verstandes,

Es ist also eine übernatürliche Belehrung
möglich durch Stimmen und lehrende Gestalten,
die kein Mensch verursacht, und zwar sowol im
Wachen als im Traume. Eine solche übernatür-
liche Belehrung kann in Gottes Namen als eine
göttliche Offenbarung
und mit dem Befehle
gegeben werden, sie zu glauben, Andern als gött-
lich vorzutragen, und das Ansehn derselben durch
übernatürliche Wirkungen, oder Wunderwerke
zu bestätigen. Eine solche Person, welche einer
göttlichen Offenbarung und des Befehles, sie be-
kannt zu machen, gewürdigt wird, heißt ein gött-
licher Gesandter.

Daß ehemals Offenbarungen gewesen
sind,
ist wahrscheinlich nicht nur aus dem fast bey
allen Völkern durchgängigen Begriffe und Gerüchte
von Offenbarungen; sondern auch daraus, daß das
menschliche Geschlecht wirklich zum Gebrauch der
Vernunft gelanget ist, wovon keine begreiflichere
Ursache gefunden werden kann, als diese, daß in den
frühern Zeiten des menschlichen Geschlechts gött-
lichen Offenbarungen waren.

Eine Religion, welche zuerst durch Offenbarung
gelehret ist, oder als eine solche geglaubet wird,
heißt eine geoffenbarte Religion, und wer mit
andern einerley geoffenbarte Religion glaubt, heißt
ein Glaubens-Verwandter. Wer aber alle

als
Uebungen des Verſtandes,

Es iſt alſo eine übernatürliche Belehrung
moͤglich durch Stimmen und lehrende Geſtalten,
die kein Menſch verurſacht, und zwar ſowol im
Wachen als im Traume. Eine ſolche uͤbernatuͤr-
liche Belehrung kann in Gottes Namen als eine
göttliche Offenbarung
und mit dem Befehle
gegeben werden, ſie zu glauben, Andern als goͤtt-
lich vorzutragen, und das Anſehn derſelben durch
uͤbernatuͤrliche Wirkungen, oder Wunderwerke
zu beſtaͤtigen. Eine ſolche Perſon, welche einer
goͤttlichen Offenbarung und des Befehles, ſie be-
kannt zu machen, gewuͤrdigt wird, heißt ein gött-
licher Geſandter.

Daß ehemals Offenbarungen geweſen
ſind,
iſt wahrſcheinlich nicht nur aus dem faſt bey
allen Voͤlkern durchgaͤngigen Begriffe und Geruͤchte
von Offenbarungen; ſondern auch daraus, daß das
menſchliche Geſchlecht wirklich zum Gebrauch der
Vernunft gelanget iſt, wovon keine begreiflichere
Urſache gefunden werden kann, als dieſe, daß in den
fruͤhern Zeiten des menſchlichen Geſchlechts goͤtt-
lichen Offenbarungen waren.

Eine Religion, welche zuerſt durch Offenbarung
gelehret iſt, oder als eine ſolche geglaubet wird,
heißt eine geoffenbarte Religion, und wer mit
andern einerley geoffenbarte Religion glaubt, heißt
ein Glaubens-Verwandter. Wer aber alle

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[162/0186] Uebungen des Verſtandes, Es iſt alſo eine übernatürliche Belehrung moͤglich durch Stimmen und lehrende Geſtalten, die kein Menſch verurſacht, und zwar ſowol im Wachen als im Traume. Eine ſolche uͤbernatuͤr- liche Belehrung kann in Gottes Namen als eine göttliche Offenbarung und mit dem Befehle gegeben werden, ſie zu glauben, Andern als goͤtt- lich vorzutragen, und das Anſehn derſelben durch uͤbernatuͤrliche Wirkungen, oder Wunderwerke zu beſtaͤtigen. Eine ſolche Perſon, welche einer goͤttlichen Offenbarung und des Befehles, ſie be- kannt zu machen, gewuͤrdigt wird, heißt ein gött- licher Geſandter. Daß ehemals Offenbarungen geweſen ſind, iſt wahrſcheinlich nicht nur aus dem faſt bey allen Voͤlkern durchgaͤngigen Begriffe und Geruͤchte von Offenbarungen; ſondern auch daraus, daß das menſchliche Geſchlecht wirklich zum Gebrauch der Vernunft gelanget iſt, wovon keine begreiflichere Urſache gefunden werden kann, als dieſe, daß in den fruͤhern Zeiten des menſchlichen Geſchlechts goͤtt- lichen Offenbarungen waren. Eine Religion, welche zuerſt durch Offenbarung gelehret iſt, oder als eine ſolche geglaubet wird, heißt eine geoffenbarte Religion, und wer mit andern einerley geoffenbarte Religion glaubt, heißt ein Glaubens-Verwandter. Wer aber alle als

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/186>, abgerufen am 26.04.2024.