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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Kasten gepreßt und getrocknet (Preßtorf). Da er sich leicht ent-
zündet, so darf man den Torf beim Trocknen nicht in zu große
Haufen legen1).

1) Näheres übers Torfwesen in: Eiselen Handbuch oder ausführliche Anlei-
tung zur näheren Kenntniß des Torfwesens. 2te Aufl. II. Bde. Berlin 1802. 1811.
Dau, Neues Handbuch über den Torf. Leipzig 1823.
II. Von dem Betriebe der Steinbrüche.
§. 109.

Am wenigsten kostspielig ist es, wenn man sogleich vom Tage
aus die Steine brechen kann. Allein oft verbietet es der Vortheil
der fruchtbaren Ackererde, sogleich außen einen Steinbruch zu be-
ginnen, und manche Steinschichten liegen sehr tief im Erdinnern.
Man hat daher zwei Arten des Abbaues; nämlich:

1) Den Pingen- oder Tagebau, d. h. den Betrieb der
offenen Steinbrüche. Man beginnt sie mit dem Aufdecken oder
Abräumen, indem man das Alluvium, besonders also die Damm-
erde hinwegräumt, am obern Theile, anfängt und für das Auf-
schütten des Schuttes einen Platz wählt, der im Baue nicht hin-
derlich werden und für die Zukunft allen Schutt aufnehmen kann.
So gewinnt man den Sand, Kalkstein, Baustein, Marmor, Gips,
Dachschiefer, die Mühlsteine u. dgl. Die Einrichtung und Folge
der Arbeit und der abzulösenden Blöcke hängt ganz von der Locali-
tät und praktischen Umsicht ab. Das Lostrennen geschieht der
Regel nach durch das Abschlitzen, nachdem man recht abgeräumt
hat. Man zieht nämlich auf der Oberfläche einen oder mehrere
Schlitze (Eingewinne), in die man Keile eintreibt, bis eine
Spalte entstanden ist, aus der sich der Block ablöst. Wo die
Natur Schichtungen gelegt hat, da kann man also nur Länge und
Breite der Blöcke einrichten. Man bedient sich aber auch nach dem
Schlitzen der Fimmel und Brechstangen, und kleinere Steine bricht
man nicht selten blos mit der Keilhaue. Je edler der Stein ist,
desto behutsamer muß man vor Springen im Bruche sein, z. B.
beim Marmor überhaupt, und besonders zu Statuen.

2) Den unterirdischen Bau. Die Arbeiten auf dem Ge-
steine sind wie beim Pingenbaue, nur in Höhlen, zu denen man
durch Schächte oder Stollen einfährt. Man läßt wegen der Unter-
stützung des Gesteines Pfeiler stehen. Bei zu großen Räumen
blos wendet man Zimmerung an. Brüchige Fächer unterstützt man
mit Mauern. Ist der Bruch abgebaut, und entsteht für die Ober-
fläche kein Schaden, dann stürzt man sie am besten zusammen,

Kaſten gepreßt und getrocknet (Preßtorf). Da er ſich leicht ent-
zündet, ſo darf man den Torf beim Trocknen nicht in zu große
Haufen legen1).

1) Näheres übers Torfweſen in: Eiſelen Handbuch oder ausführliche Anlei-
tung zur näheren Kenntniß des Torfweſens. 2te Aufl. II. Bde. Berlin 1802. 1811.
Dau, Neues Handbuch über den Torf. Leipzig 1823.
II. Von dem Betriebe der Steinbrüche.
§. 109.

Am wenigſten koſtſpielig iſt es, wenn man ſogleich vom Tage
aus die Steine brechen kann. Allein oft verbietet es der Vortheil
der fruchtbaren Ackererde, ſogleich außen einen Steinbruch zu be-
ginnen, und manche Steinſchichten liegen ſehr tief im Erdinnern.
Man hat daher zwei Arten des Abbaues; nämlich:

1) Den Pingen- oder Tagebau, d. h. den Betrieb der
offenen Steinbrüche. Man beginnt ſie mit dem Aufdecken oder
Abräumen, indem man das Alluvium, beſonders alſo die Damm-
erde hinwegräumt, am obern Theile, anfängt und für das Auf-
ſchütten des Schuttes einen Platz wählt, der im Baue nicht hin-
derlich werden und für die Zukunft allen Schutt aufnehmen kann.
So gewinnt man den Sand, Kalkſtein, Bauſtein, Marmor, Gips,
Dachſchiefer, die Mühlſteine u. dgl. Die Einrichtung und Folge
der Arbeit und der abzulöſenden Blöcke hängt ganz von der Locali-
tät und praktiſchen Umſicht ab. Das Lostrennen geſchieht der
Regel nach durch das Abſchlitzen, nachdem man recht abgeräumt
hat. Man zieht nämlich auf der Oberfläche einen oder mehrere
Schlitze (Eingewinne), in die man Keile eintreibt, bis eine
Spalte entſtanden iſt, aus der ſich der Block ablöst. Wo die
Natur Schichtungen gelegt hat, da kann man alſo nur Länge und
Breite der Blöcke einrichten. Man bedient ſich aber auch nach dem
Schlitzen der Fimmel und Brechſtangen, und kleinere Steine bricht
man nicht ſelten blos mit der Keilhaue. Je edler der Stein iſt,
deſto behutſamer muß man vor Springen im Bruche ſein, z. B.
beim Marmor überhaupt, und beſonders zu Statuen.

2) Den unterirdiſchen Bau. Die Arbeiten auf dem Ge-
ſteine ſind wie beim Pingenbaue, nur in Höhlen, zu denen man
durch Schächte oder Stollen einfährt. Man läßt wegen der Unter-
ſtützung des Geſteines Pfeiler ſtehen. Bei zu großen Räumen
blos wendet man Zimmerung an. Brüchige Fächer unterſtützt man
mit Mauern. Iſt der Bruch abgebaut, und entſteht für die Ober-
fläche kein Schaden, dann ſtürzt man ſie am beſten zuſammen,

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[138/0160] Kaſten gepreßt und getrocknet (Preßtorf). Da er ſich leicht ent- zündet, ſo darf man den Torf beim Trocknen nicht in zu große Haufen legen1). ¹⁾ Näheres übers Torfweſen in: Eiſelen Handbuch oder ausführliche Anlei- tung zur näheren Kenntniß des Torfweſens. 2te Aufl. II. Bde. Berlin 1802. 1811. Dau, Neues Handbuch über den Torf. Leipzig 1823. II. Von dem Betriebe der Steinbrüche. §. 109. Am wenigſten koſtſpielig iſt es, wenn man ſogleich vom Tage aus die Steine brechen kann. Allein oft verbietet es der Vortheil der fruchtbaren Ackererde, ſogleich außen einen Steinbruch zu be- ginnen, und manche Steinſchichten liegen ſehr tief im Erdinnern. Man hat daher zwei Arten des Abbaues; nämlich: 1) Den Pingen- oder Tagebau, d. h. den Betrieb der offenen Steinbrüche. Man beginnt ſie mit dem Aufdecken oder Abräumen, indem man das Alluvium, beſonders alſo die Damm- erde hinwegräumt, am obern Theile, anfängt und für das Auf- ſchütten des Schuttes einen Platz wählt, der im Baue nicht hin- derlich werden und für die Zukunft allen Schutt aufnehmen kann. So gewinnt man den Sand, Kalkſtein, Bauſtein, Marmor, Gips, Dachſchiefer, die Mühlſteine u. dgl. Die Einrichtung und Folge der Arbeit und der abzulöſenden Blöcke hängt ganz von der Locali- tät und praktiſchen Umſicht ab. Das Lostrennen geſchieht der Regel nach durch das Abſchlitzen, nachdem man recht abgeräumt hat. Man zieht nämlich auf der Oberfläche einen oder mehrere Schlitze (Eingewinne), in die man Keile eintreibt, bis eine Spalte entſtanden iſt, aus der ſich der Block ablöst. Wo die Natur Schichtungen gelegt hat, da kann man alſo nur Länge und Breite der Blöcke einrichten. Man bedient ſich aber auch nach dem Schlitzen der Fimmel und Brechſtangen, und kleinere Steine bricht man nicht ſelten blos mit der Keilhaue. Je edler der Stein iſt, deſto behutſamer muß man vor Springen im Bruche ſein, z. B. beim Marmor überhaupt, und beſonders zu Statuen. 2) Den unterirdiſchen Bau. Die Arbeiten auf dem Ge- ſteine ſind wie beim Pingenbaue, nur in Höhlen, zu denen man durch Schächte oder Stollen einfährt. Man läßt wegen der Unter- ſtützung des Geſteines Pfeiler ſtehen. Bei zu großen Räumen blos wendet man Zimmerung an. Brüchige Fächer unterſtützt man mit Mauern. Iſt der Bruch abgebaut, und entſteht für die Ober- fläche kein Schaden, dann ſtürzt man ſie am beſten zuſammen,

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/160>, abgerufen am 27.04.2024.