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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Artilleriechronik.
lehrt unter anderm die Anwendung des Quadranten zur Richtung der
Geschütze, die Anwendung von Steinkugeln mit kreuzweisen Eisen-
ringen etc.

1434 bedienten sich die Hussiten einer Geschützart, "Kusnieze"
benannt, aus der die Haubitzen entstanden sind.

1444. Eine grosse Bronzekanone, 2 m lang mit dem Wappen von
Burgund und der Jahreszahl befindet sich in Basel.

1447 wird die Schmelzhütte in Nürnberg, in der Geschütze gegossen
wurden, urkundlich erwähnt.

1449 führt Karl VII. bei der Belagerung von Harfleur 16 grosse
Bombarden. -- Aus diesem Jahre stammt die wichtige Schrift "De
machinis libri decem" in der St. Marcus-Bibliothek.

1449 hatte Nürnberg in dem Krieg gegen den Markgrafen Albrecht
Achilles auf den Türmen der Stadt 100 Geschütze. Unter den Tür-
men zum Auszug bereit 6 vierspännige Wagenbüchsen, deren jede
36 Pfund schoss, 30 dreispännige Karrenbüchsen, 6 Schirmbüchsen,
148 Hakenbüchsen, dazu noch die Hauptbüchsen in den Vorwerken.

1452 wurde bei der Belagerung von Konstantinopel die Riesen-
kanone gegossen, die 8800 Pfund schwer war und Steinkugeln von
850 Pfund warf.

1471 gab es in Frankreich königliche Geschützgiessereien zu Paris,
Tours, Amiens und Orleans.

1475 sind in der Geschichte des Mönchs Borardus drei Kanonen
abgebildet.

1477 lässt Ludwig XI. eiserne Kugeln giessen.

1478 wenden Franzosen und Burgunder noch Steinkugeln an.

1494 waren nach Daru eiserne Geschosse noch so neu, dass die
Venetianer gegen die Benutzung solcher Kugeln gegen Ferrara Be-
schwerde führten.

1495 hatte Karl VIII. bei dem Zuge nach Italien 140 Bronzekanonen
mit Räderlafetten und Pferdebespannung, während die Italiener ihre
geschmiedeten Eisenkanonen noch mit Ochsen zogen. Er bediente sich
gegossener eiserner Kugeln.



Die Stellung der Büchsenmeister.

Die Büchsenmeister waren Gewerbetreibende oder Künstler, also
durchaus nicht den Kriegsknechten gleich gestellt. Sie traten in den
Dienst der Fürsten und Städte durch freien Vertrag und dienten oft

Artilleriechronik.
lehrt unter anderm die Anwendung des Quadranten zur Richtung der
Geschütze, die Anwendung von Steinkugeln mit kreuzweisen Eisen-
ringen etc.

1434 bedienten sich die Hussiten einer Geschützart, „Kusnieze“
benannt, aus der die Haubitzen entstanden sind.

1444. Eine groſse Bronzekanone, 2 m lang mit dem Wappen von
Burgund und der Jahreszahl befindet sich in Basel.

1447 wird die Schmelzhütte in Nürnberg, in der Geschütze gegossen
wurden, urkundlich erwähnt.

1449 führt Karl VII. bei der Belagerung von Harfleur 16 groſse
Bombarden. — Aus diesem Jahre stammt die wichtige Schrift „De
machinis libri decem“ in der St. Marcus-Bibliothek.

1449 hatte Nürnberg in dem Krieg gegen den Markgrafen Albrecht
Achilles auf den Türmen der Stadt 100 Geschütze. Unter den Tür-
men zum Auszug bereit 6 vierspännige Wagenbüchsen, deren jede
36 Pfund schoſs, 30 dreispännige Karrenbüchsen, 6 Schirmbüchsen,
148 Hakenbüchsen, dazu noch die Hauptbüchsen in den Vorwerken.

1452 wurde bei der Belagerung von Konstantinopel die Riesen-
kanone gegossen, die 8800 Pfund schwer war und Steinkugeln von
850 Pfund warf.

1471 gab es in Frankreich königliche Geschützgieſsereien zu Paris,
Tours, Amiens und Orleans.

1475 sind in der Geschichte des Mönchs Borardus drei Kanonen
abgebildet.

1477 läſst Ludwig XI. eiserne Kugeln gieſsen.

1478 wenden Franzosen und Burgunder noch Steinkugeln an.

1494 waren nach Daru eiserne Geschosse noch so neu, daſs die
Venetianer gegen die Benutzung solcher Kugeln gegen Ferrara Be-
schwerde führten.

1495 hatte Karl VIII. bei dem Zuge nach Italien 140 Bronzekanonen
mit Räderlafetten und Pferdebespannung, während die Italiener ihre
geschmiedeten Eisenkanonen noch mit Ochsen zogen. Er bediente sich
gegossener eiserner Kugeln.



Die Stellung der Büchsenmeister.

Die Büchsenmeister waren Gewerbetreibende oder Künstler, also
durchaus nicht den Kriegsknechten gleich gestellt. Sie traten in den
Dienst der Fürsten und Städte durch freien Vertrag und dienten oft

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[925/0947] Artilleriechronik. lehrt unter anderm die Anwendung des Quadranten zur Richtung der Geschütze, die Anwendung von Steinkugeln mit kreuzweisen Eisen- ringen etc. 1434 bedienten sich die Hussiten einer Geschützart, „Kusnieze“ benannt, aus der die Haubitzen entstanden sind. 1444. Eine groſse Bronzekanone, 2 m lang mit dem Wappen von Burgund und der Jahreszahl befindet sich in Basel. 1447 wird die Schmelzhütte in Nürnberg, in der Geschütze gegossen wurden, urkundlich erwähnt. 1449 führt Karl VII. bei der Belagerung von Harfleur 16 groſse Bombarden. — Aus diesem Jahre stammt die wichtige Schrift „De machinis libri decem“ in der St. Marcus-Bibliothek. 1449 hatte Nürnberg in dem Krieg gegen den Markgrafen Albrecht Achilles auf den Türmen der Stadt 100 Geschütze. Unter den Tür- men zum Auszug bereit 6 vierspännige Wagenbüchsen, deren jede 36 Pfund schoſs, 30 dreispännige Karrenbüchsen, 6 Schirmbüchsen, 148 Hakenbüchsen, dazu noch die Hauptbüchsen in den Vorwerken. 1452 wurde bei der Belagerung von Konstantinopel die Riesen- kanone gegossen, die 8800 Pfund schwer war und Steinkugeln von 850 Pfund warf. 1471 gab es in Frankreich königliche Geschützgieſsereien zu Paris, Tours, Amiens und Orleans. 1475 sind in der Geschichte des Mönchs Borardus drei Kanonen abgebildet. 1477 läſst Ludwig XI. eiserne Kugeln gieſsen. 1478 wenden Franzosen und Burgunder noch Steinkugeln an. 1494 waren nach Daru eiserne Geschosse noch so neu, daſs die Venetianer gegen die Benutzung solcher Kugeln gegen Ferrara Be- schwerde führten. 1495 hatte Karl VIII. bei dem Zuge nach Italien 140 Bronzekanonen mit Räderlafetten und Pferdebespannung, während die Italiener ihre geschmiedeten Eisenkanonen noch mit Ochsen zogen. Er bediente sich gegossener eiserner Kugeln. Die Stellung der Büchsenmeister. Die Büchsenmeister waren Gewerbetreibende oder Künstler, also durchaus nicht den Kriegsknechten gleich gestellt. Sie traten in den Dienst der Fürsten und Städte durch freien Vertrag und dienten oft

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/947>, abgerufen am 26.04.2024.