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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Von den grossen Kanonen und Bombarden, welche der Herzog
von Burgund bei der Belagerung von Compiegne benutzte, erfahren
wir folgende Preise:

1. Eine grosse Bombarde, "Romeswalle", welche
Kugeln von 28 Zoll Umfang (paux de tour)
schoss     2000 Frks. (de 32 gros)
2. Eine andere Bombarde, die rote genannt,
für Kugeln von 26 Zoll Umfang     1800 "
3. Eine andere Bombarde, "Houpenlier", für
Kugeln von 29 Zoll Umfang     1700 "
4. Eine andere Bombarde, "Quenequin", für
Kugeln von 23 Zoll Umfang     800 "

Ferner Bombarden, welche dem Prinzen von Luxemburg ge-
hörten und die ihm der Herzog bar bezahlt hat:

1. Eine Bombarde von Kupfer, "Beaurevoir", für
Kugeln von 32 Zoll Umfang     1800 Frks.
2. Eine kleine Bombarde, "Burgund", für Kugeln
von 12 Zoll     500 "
3. Eine grosse Veuglaire, "Montaigne", für Kugeln
von 9 Zoll     100 "

Zu Fronsbergers Zeit waren die Geschütze noch teurer.

Er sagt in seinem Kriegsbuche (XV), dass eine Scharfmetze, die
80 Pfund Eisen schiesse, 68 Centner Metall haben solle; der Centner
koste 16 Gulden, das Geschütz 1088 Gulden.

Über eiserne Kanonen erfahren wir aus den Rechnungen von
Lille, dass Jakob von Katelar zu Brügge 1431 für fünf eiserne
Kanonen im Gewichte von 8890 Pfund zum Preise von 2 Groschen
das Pfund 444 Livres 10 s. erhielt, nach unserm Gelde also 0,80 Mk.
für ein Kilogramm.

Über Löhnungen von Waffenschmieden und Kriegshandwerkern
erwähnen wir noch folgendes: Die Büchsenschmiede hatten in der
Regel die Hand- und Feuerröhren, sowie das kleine Geschütz in
Ordnung zu halten. Im Jahre 1475 stellte Herzog Albrecht von
Sachsen den Büchsenschmied Konrad als Werkmeister an. Er
arbeitete mit seinen Knechten in der Büchsenschmiede am Hofe bei
dem Schlosse zu Dresden und schmiedete grosse und kleine Büchsen.
Er erhielt 12 Schock Groschen als Jahresgehalt und besondern Lohn
für jeden verarbeiteten Centner.

Der Büchsenmeister Kaiser Maximilians I., Hans Appenzeller,
erhielt jährlich am 1. Oktober 100 Gulden als Gehalt. Die Metalle

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Von den groſsen Kanonen und Bombarden, welche der Herzog
von Burgund bei der Belagerung von Compiègne benutzte, erfahren
wir folgende Preise:

1. Eine groſse Bombarde, „Romeswalle“, welche
Kugeln von 28 Zoll Umfang (paux de tour)
schoſs     2000 Frks. (de 32 gros)
2. Eine andere Bombarde, die rote genannt,
für Kugeln von 26 Zoll Umfang     1800 „
3. Eine andere Bombarde, „Houpenlier“, für
Kugeln von 29 Zoll Umfang     1700 „
4. Eine andere Bombarde, „Quenequin“, für
Kugeln von 23 Zoll Umfang     800 „

Ferner Bombarden, welche dem Prinzen von Luxemburg ge-
hörten und die ihm der Herzog bar bezahlt hat:

1. Eine Bombarde von Kupfer, „Beaurevoir“, für
Kugeln von 32 Zoll Umfang     1800 Frks.
2. Eine kleine Bombarde, „Burgund“, für Kugeln
von 12 Zoll     500 „
3. Eine groſse Veuglaire, „Montaigne“, für Kugeln
von 9 Zoll     100 „

Zu Fronsbergers Zeit waren die Geschütze noch teurer.

Er sagt in seinem Kriegsbuche (XV), daſs eine Scharfmetze, die
80 Pfund Eisen schieſse, 68 Centner Metall haben solle; der Centner
koste 16 Gulden, das Geschütz 1088 Gulden.

Über eiserne Kanonen erfahren wir aus den Rechnungen von
Lille, daſs Jakob von Katelar zu Brügge 1431 für fünf eiserne
Kanonen im Gewichte von 8890 Pfund zum Preise von 2 Groschen
das Pfund 444 Livres 10 s. erhielt, nach unserm Gelde also 0,80 Mk.
für ein Kilogramm.

Über Löhnungen von Waffenschmieden und Kriegshandwerkern
erwähnen wir noch folgendes: Die Büchsenschmiede hatten in der
Regel die Hand- und Feuerröhren, sowie das kleine Geschütz in
Ordnung zu halten. Im Jahre 1475 stellte Herzog Albrecht von
Sachsen den Büchsenschmied Konrad als Werkmeister an. Er
arbeitete mit seinen Knechten in der Büchsenschmiede am Hofe bei
dem Schlosse zu Dresden und schmiedete groſse und kleine Büchsen.
Er erhielt 12 Schock Groschen als Jahresgehalt und besondern Lohn
für jeden verarbeiteten Centner.

Der Büchsenmeister Kaiser Maximilians I., Hans Appenzeller,
erhielt jährlich am 1. Oktober 100 Gulden als Gehalt. Die Metalle

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[454/0474] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Von den groſsen Kanonen und Bombarden, welche der Herzog von Burgund bei der Belagerung von Compiègne benutzte, erfahren wir folgende Preise: 1. Eine groſse Bombarde, „Romeswalle“, welche Kugeln von 28 Zoll Umfang (paux de tour) schoſs 2000 Frks. (de 32 gros) 2. Eine andere Bombarde, die rote genannt, für Kugeln von 26 Zoll Umfang 1800 „ 3. Eine andere Bombarde, „Houpenlier“, für Kugeln von 29 Zoll Umfang 1700 „ 4. Eine andere Bombarde, „Quenequin“, für Kugeln von 23 Zoll Umfang 800 „ Ferner Bombarden, welche dem Prinzen von Luxemburg ge- hörten und die ihm der Herzog bar bezahlt hat: 1. Eine Bombarde von Kupfer, „Beaurevoir“, für Kugeln von 32 Zoll Umfang 1800 Frks. 2. Eine kleine Bombarde, „Burgund“, für Kugeln von 12 Zoll 500 „ 3. Eine groſse Veuglaire, „Montaigne“, für Kugeln von 9 Zoll 100 „ Zu Fronsbergers Zeit waren die Geschütze noch teurer. Er sagt in seinem Kriegsbuche (XV), daſs eine Scharfmetze, die 80 Pfund Eisen schieſse, 68 Centner Metall haben solle; der Centner koste 16 Gulden, das Geschütz 1088 Gulden. Über eiserne Kanonen erfahren wir aus den Rechnungen von Lille, daſs Jakob von Katelar zu Brügge 1431 für fünf eiserne Kanonen im Gewichte von 8890 Pfund zum Preise von 2 Groschen das Pfund 444 Livres 10 s. erhielt, nach unserm Gelde also 0,80 Mk. für ein Kilogramm. Über Löhnungen von Waffenschmieden und Kriegshandwerkern erwähnen wir noch folgendes: Die Büchsenschmiede hatten in der Regel die Hand- und Feuerröhren, sowie das kleine Geschütz in Ordnung zu halten. Im Jahre 1475 stellte Herzog Albrecht von Sachsen den Büchsenschmied Konrad als Werkmeister an. Er arbeitete mit seinen Knechten in der Büchsenschmiede am Hofe bei dem Schlosse zu Dresden und schmiedete groſse und kleine Büchsen. Er erhielt 12 Schock Groschen als Jahresgehalt und besondern Lohn für jeden verarbeiteten Centner. Der Büchsenmeister Kaiser Maximilians I., Hans Appenzeller, erhielt jährlich am 1. Oktober 100 Gulden als Gehalt. Die Metalle

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/474>, abgerufen am 26.04.2024.