Ausser den oben angeführten Hütten werden in der jetzt preussi- schen Provinz Hessen noch einige andere Eisenwerke im 16. Jahr- hundert genannt. Der Hammer zu Lippoldsberg an der Weser bestand schon 1555; er wurde 1584 zu einem Blechhammer erweitert, auch scheint ein Hochofen dort vorhanden gewesen zu sein. Ebenso war die Schmelzhütte zu Eschenstruth unweit Helsa unter Landgraf Wilhelm im Betriebe 1). Dieser beauftragte 1583 seinen berühmten Salzgrafen und bergbaukundigen Pfarrer zu Allendorf, Rhenanus, die Eisensteine von Hohenkirchen und Witzenhausen zu probieren. Die Adörfer und Hohenkirchner Eisenbergwerke wurden schon im 16. Jahr- hundert betrieben 2).
Landgraf Wilhelm war aber gegen die Anlagen von Hütten- werken daselbst wegen der Holzverschwendung; er sagte treffend: "dergleichen Werke pflegen reiche Väter, aber arme Kinder zu machen".
Philipp der Grossmütige erkannte auch bereits die hohe Be- deutung der Mineralkohlen und liess im Jahre 1555 ein Steinkohlen- bergwerk am Meissner anlegen. Landgraf Wilhelm liess diese der Steinkohle ähnliche Braunkohle bereits abschwefeln und die ab- geschwefelte Kohle zum Kalkbrennen und andern Zwecken verwenden. Landgraf Wilhelm liess sich den Bergbau seines Landes sehr ange- legen sein und war dafür unter seinen Zeitgenossen berühmt. Herzog Julius von Braunschweig wandte sich an ihn wegen der Verwendung von Steinkohlen; Herzog Karl von Schweden bat sich Schmelzer und Treiber von ihm aus und der Landgraf schickte sogar seinen Erz- probierer Martin Haussmann eine Zeit lang nach Schweden, um den schwedischen Fürsten in seinen Bemühungen zu unterstützen. Hufeisen wurden für den Handel geschmiedet im Gericht Bilstein un- weit des Meissners. Ausser Schmieden und Schlossern waren Sporer, Plattner und Kanonengiesser zu Kassel, Spangenberg und Treisa.
1) Siehe Wenk, Hessische Geschichte, Bd. V, S. 680.
2) Siehe Cancrims Beschreibung der Bergwerke in Hessen 1767, S. 43.
Hessen.
Roheisen 60 Mk.
Schmiedeeisen 100 „
Guſswaren, Herdguſs (Ofenplatten) 80 „
Munition 125 „
Potterei (Töpfe u. s. w.) 200 „
Auſser den oben angeführten Hütten werden in der jetzt preuſsi- schen Provinz Hessen noch einige andere Eisenwerke im 16. Jahr- hundert genannt. Der Hammer zu Lippoldsberg an der Weser bestand schon 1555; er wurde 1584 zu einem Blechhammer erweitert, auch scheint ein Hochofen dort vorhanden gewesen zu sein. Ebenso war die Schmelzhütte zu Eschenstruth unweit Helsa unter Landgraf Wilhelm im Betriebe 1). Dieser beauftragte 1583 seinen berühmten Salzgrafen und bergbaukundigen Pfarrer zu Allendorf, Rhenanus, die Eisensteine von Hohenkirchen und Witzenhausen zu probieren. Die Adörfer und Hohenkirchner Eisenbergwerke wurden schon im 16. Jahr- hundert betrieben 2).
Landgraf Wilhelm war aber gegen die Anlagen von Hütten- werken daselbst wegen der Holzverschwendung; er sagte treffend: „dergleichen Werke pflegen reiche Väter, aber arme Kinder zu machen“.
Philipp der Groſsmütige erkannte auch bereits die hohe Be- deutung der Mineralkohlen und lieſs im Jahre 1555 ein Steinkohlen- bergwerk am Meiſsner anlegen. Landgraf Wilhelm lieſs diese der Steinkohle ähnliche Braunkohle bereits abschwefeln und die ab- geschwefelte Kohle zum Kalkbrennen und andern Zwecken verwenden. Landgraf Wilhelm lieſs sich den Bergbau seines Landes sehr ange- legen sein und war dafür unter seinen Zeitgenossen berühmt. Herzog Julius von Braunschweig wandte sich an ihn wegen der Verwendung von Steinkohlen; Herzog Karl von Schweden bat sich Schmelzer und Treiber von ihm aus und der Landgraf schickte sogar seinen Erz- probierer Martin Hauſsmann eine Zeit lang nach Schweden, um den schwedischen Fürsten in seinen Bemühungen zu unterstützen. Hufeisen wurden für den Handel geschmiedet im Gericht Bilstein un- weit des Meiſsners. Auſser Schmieden und Schlossern waren Sporer, Plattner und Kanonengieſser zu Kassel, Spangenberg und Treisa.
1) Siehe Wenk, Hessische Geschichte, Bd. V, S. 680.
2) Siehe Cancrims Beschreibung der Bergwerke in Hessen 1767, S. 43.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0772"n="752"/><fwplace="top"type="header">Hessen.</fw><lb/><list><item>Roheisen <spacedim="horizontal"/> 60 Mk.</item><lb/><item>Schmiedeeisen <spacedim="horizontal"/> 100 „</item><lb/><item>Guſswaren, Herdguſs (Ofenplatten) <spacedim="horizontal"/> 80 „</item><lb/><item>Munition <spacedim="horizontal"/> 125 „</item><lb/><item>Potterei (Töpfe u. s. w.) <spacedim="horizontal"/> 200 „</item></list><lb/><p>Auſser den oben angeführten Hütten werden in der jetzt preuſsi-<lb/>
schen Provinz Hessen noch einige andere Eisenwerke im 16. Jahr-<lb/>
hundert genannt. Der Hammer zu Lippoldsberg an der Weser<lb/>
bestand schon 1555; er wurde 1584 zu einem Blechhammer erweitert,<lb/>
auch scheint ein Hochofen dort vorhanden gewesen zu sein. Ebenso<lb/>
war die Schmelzhütte zu Eschenstruth unweit Helsa unter Landgraf<lb/>
Wilhelm im Betriebe <noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Wenk</hi>, Hessische Geschichte, Bd. V, S. 680.</note>. Dieser beauftragte 1583 seinen berühmten<lb/>
Salzgrafen und bergbaukundigen Pfarrer zu Allendorf, Rhenanus, die<lb/>
Eisensteine von Hohenkirchen und Witzenhausen zu probieren. Die<lb/>
Adörfer und Hohenkirchner Eisenbergwerke wurden schon im 16. Jahr-<lb/>
hundert betrieben <noteplace="foot"n="2)">Siehe <hirendition="#g">Cancrims</hi> Beschreibung der Bergwerke in Hessen 1767, S. 43.</note>.</p><lb/><p>Landgraf Wilhelm war aber gegen die Anlagen von Hütten-<lb/>
werken daselbst wegen der Holzverschwendung; er sagte treffend:<lb/>„dergleichen Werke pflegen reiche Väter, aber arme Kinder zu<lb/>
machen“.</p><lb/><p>Philipp der Groſsmütige erkannte auch bereits die hohe Be-<lb/>
deutung der Mineralkohlen und lieſs im Jahre 1555 ein Steinkohlen-<lb/>
bergwerk am Meiſsner anlegen. Landgraf Wilhelm lieſs diese der<lb/>
Steinkohle ähnliche Braunkohle bereits <hirendition="#g">abschwefeln</hi> und die ab-<lb/>
geschwefelte Kohle zum Kalkbrennen und andern Zwecken verwenden.<lb/>
Landgraf Wilhelm lieſs sich den Bergbau seines Landes sehr ange-<lb/>
legen sein und war dafür unter seinen Zeitgenossen berühmt. Herzog<lb/>
Julius von Braunschweig wandte sich an ihn wegen der Verwendung<lb/>
von Steinkohlen; Herzog Karl von Schweden bat sich Schmelzer und<lb/>
Treiber von ihm aus und der Landgraf schickte sogar seinen Erz-<lb/>
probierer <hirendition="#g">Martin Hauſsmann</hi> eine Zeit lang nach Schweden, um<lb/>
den schwedischen Fürsten in seinen Bemühungen zu unterstützen.<lb/>
Hufeisen wurden für den Handel geschmiedet im Gericht Bilstein un-<lb/>
weit des Meiſsners. Auſser Schmieden und Schlossern waren Sporer,<lb/>
Plattner und Kanonengieſser zu Kassel, Spangenberg und Treisa.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[752/0772]
Hessen.
Roheisen 60 Mk.
Schmiedeeisen 100 „
Guſswaren, Herdguſs (Ofenplatten) 80 „
Munition 125 „
Potterei (Töpfe u. s. w.) 200 „
Auſser den oben angeführten Hütten werden in der jetzt preuſsi-
schen Provinz Hessen noch einige andere Eisenwerke im 16. Jahr-
hundert genannt. Der Hammer zu Lippoldsberg an der Weser
bestand schon 1555; er wurde 1584 zu einem Blechhammer erweitert,
auch scheint ein Hochofen dort vorhanden gewesen zu sein. Ebenso
war die Schmelzhütte zu Eschenstruth unweit Helsa unter Landgraf
Wilhelm im Betriebe 1). Dieser beauftragte 1583 seinen berühmten
Salzgrafen und bergbaukundigen Pfarrer zu Allendorf, Rhenanus, die
Eisensteine von Hohenkirchen und Witzenhausen zu probieren. Die
Adörfer und Hohenkirchner Eisenbergwerke wurden schon im 16. Jahr-
hundert betrieben 2).
Landgraf Wilhelm war aber gegen die Anlagen von Hütten-
werken daselbst wegen der Holzverschwendung; er sagte treffend:
„dergleichen Werke pflegen reiche Väter, aber arme Kinder zu
machen“.
Philipp der Groſsmütige erkannte auch bereits die hohe Be-
deutung der Mineralkohlen und lieſs im Jahre 1555 ein Steinkohlen-
bergwerk am Meiſsner anlegen. Landgraf Wilhelm lieſs diese der
Steinkohle ähnliche Braunkohle bereits abschwefeln und die ab-
geschwefelte Kohle zum Kalkbrennen und andern Zwecken verwenden.
Landgraf Wilhelm lieſs sich den Bergbau seines Landes sehr ange-
legen sein und war dafür unter seinen Zeitgenossen berühmt. Herzog
Julius von Braunschweig wandte sich an ihn wegen der Verwendung
von Steinkohlen; Herzog Karl von Schweden bat sich Schmelzer und
Treiber von ihm aus und der Landgraf schickte sogar seinen Erz-
probierer Martin Hauſsmann eine Zeit lang nach Schweden, um
den schwedischen Fürsten in seinen Bemühungen zu unterstützen.
Hufeisen wurden für den Handel geschmiedet im Gericht Bilstein un-
weit des Meiſsners. Auſser Schmieden und Schlossern waren Sporer,
Plattner und Kanonengieſser zu Kassel, Spangenberg und Treisa.
1) Siehe Wenk, Hessische Geschichte, Bd. V, S. 680.
2) Siehe Cancrims Beschreibung der Bergwerke in Hessen 1767, S. 43.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/772>, abgerufen am 26.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.