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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Sachsen.
Eisenbergwergk das erste von Adam, wie die Gelehrten meinen, er-
funden, vnd wie sie ferner schliessen, etwa vmb den Berg Libanum,
zu beyden seiten desselben, vnd also mitten im gelobten Lande, das
eltiste Eisenbergwerk, so in der heiligen Schrift gedacht wird, ge-
wesen ist. Befindet sich auch, das man des Eisens in keinem Reich,
Land, Stadt, Dorff, Haus, Hütten oder Kohlkram gerathen kan. Der-
halben Gott der klugste Hausvater, dieses Metall nicht allein am
ersten gezeiget, sondern auch an sehr viel örten geben, vnd sonder-
lich neben die mächtigen Gebirge, darinnen er hat Bergwerk wollen
erregen lassen. Gleichergestalt ist derselben neben andrerens Me-
tallen herrlichen Bergwerken auch im vberfluss im Lande zu Meyssen,
in welchem doch dieses die fürnembsten örter sein, so wegen des-
selben berufen. Erstlich hat man viel Eisen Hämmer nicht weit von
dem Dorff Pela, auf der rechten Handt der strassen, da man in den
Joachimsthal zeuchet, welches man auf der Burghartsleiten, von deme
so den Eisenstein erfunden, wie Agricola meldet und von des orts
gelegenheit, ernennet. Das ander Eisenbergwerk ist zwischen dem
Dorff Rascha und Städtlein Grünhein, da vor Zeiten ein stadtlich
Benediktiner Kloster gewesen; dieses nennt man auffen Memmler,
wie es Agricola schreibt, andre nennen es den Emmler. Das dritte
vnd fürtrefflichste Eisen wird zu Lowenstein und Berggieshübel vnd
Glasshütten gemacht -- sind alle drey nicht weit von Dressden vnd
Pirna den Stedten gelegen. Derwegen etlich das Eisen so daselbst
gemacht Pirnisch nennen vnd rechnen dauon es sei geschmeidiger als
das Lausitzer, so doch sonsten auch weit verführt wird. Zum Giess-
hübel werden auch die besten Eisenöfen gegossen, gleich wie zu
Siegen, im Sauerland, in der Grafschaft Manderschied in der Eifel:
vnd vmb das Rote Hauss am welchen letztern ort auch Eiserne Ofen
Rören vnd Töpffe gegossen werden.

Die andern Eisensteine in Meyssen sind nicht so beruffen, als da
ist einer bei Torgaw, dessen Kentmannus gedenkt, welcher Leberfarb
sein soll, vnd sehr viel Eisen im rennen geben. Item beym Stedtlein
Heniche vn Kloster alte Cella im Dorf Kaltenofen, Item zwischen
Frankenberg vnd Chemnitz, in welchen bisweilen Ochergelb steckt.
Matthesius gedenkt auch der Zeidelwiesen vnd Magneten Bergs.
Item anderer mehr so er nicht nennt am Pehlwasser vnd vmb
Schwartzenberg.

Dem Meyssnischen Eisen gehet keins für ausgenommen das
Schwedische, Norwegische vnd Steierische, denn nach diesen rechnet
man das Sultzbacher in der Norikunischen Pfaltz für das beste."

Sachsen.
Eisenbergwergk das erste von Adam, wie die Gelehrten meinen, er-
funden, vnd wie sie ferner schlieſsen, etwa vmb den Berg Libanum,
zu beyden seiten desſelben, vnd also mitten im gelobten Lande, das
eltiste Eisenbergwerk, so in der heiligen Schrift gedacht wird, ge-
wesen ist. Befindet sich auch, das man des Eisens in keinem Reich,
Land, Stadt, Dorff, Haus, Hütten oder Kohlkram gerathen kan. Der-
halben Gott der klugste Hausvater, dieses Metall nicht allein am
ersten gezeiget, sondern auch an sehr viel örten geben, vnd sonder-
lich neben die mächtigen Gebirge, darinnen er hat Bergwerk wollen
erregen lassen. Gleichergestalt ist derselben neben andrerens Me-
tallen herrlichen Bergwerken auch im vberfluſs im Lande zu Meyſsen,
in welchem doch dieses die fürnembsten örter sein, so wegen des-
ſelben berufen. Erstlich hat man viel Eisen Hämmer nicht weit von
dem Dorff Pela, auf der rechten Handt der straſsen, da man in den
Joachimsthal zeuchet, welches man auf der Burghartsleiten, von deme
so den Eisenstein erfunden, wie Agricola meldet und von des orts
gelegenheit, ernennet. Das ander Eisenbergwerk ist zwischen dem
Dorff Rascha und Städtlein Grünhein, da vor Zeiten ein stadtlich
Benediktiner Kloster gewesen; dieses nennt man auffen Memmler,
wie es Agricola schreibt, andre nennen es den Emmler. Das dritte
vnd fürtrefflichste Eisen wird zu Lowenstein und Berggieshübel vnd
Glaſshütten gemacht — sind alle drey nicht weit von Dreſsden vnd
Pirna den Stedten gelegen. Derwegen etlich das Eisen so daselbst
gemacht Pirnisch nennen vnd rechnen dauon es sei geschmeidiger als
das Lausitzer, so doch sonsten auch weit verführt wird. Zum Gieſs-
hübel werden auch die besten Eisenöfen gegossen, gleich wie zu
Siegen, im Sauerland, in der Grafschaft Manderschied in der Eifel:
vnd vmb das Rote Hauſs am welchen letztern ort auch Eiserne Ofen
Rören vnd Töpffe gegossen werden.

Die andern Eisensteine in Meyſsen sind nicht so beruffen, als da
ist einer bei Torgaw, dessen Kentmannus gedenkt, welcher Leberfarb
sein soll, vnd sehr viel Eisen im rennen geben. Item beym Stedtlein
Heniche vn Kloster alte Cella im Dorf Kaltenofen, Item zwischen
Frankenberg vnd Chemnitz, in welchen bisweilen Ochergelb steckt.
Matthesius gedenkt auch der Zeidelwiesen vnd Magneten Bergs.
Item anderer mehr so er nicht nennt am Pehlwasser vnd vmb
Schwartzenberg.

Dem Meyſsnischen Eisen gehet keins für ausgenommen das
Schwedische, Norwegische vnd Steierische, denn nach diesen rechnet
man das Sultzbacher in der Norikunischen Pfaltz für das beste.“

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[832/0852] Sachsen. Eisenbergwergk das erste von Adam, wie die Gelehrten meinen, er- funden, vnd wie sie ferner schlieſsen, etwa vmb den Berg Libanum, zu beyden seiten desſelben, vnd also mitten im gelobten Lande, das eltiste Eisenbergwerk, so in der heiligen Schrift gedacht wird, ge- wesen ist. Befindet sich auch, das man des Eisens in keinem Reich, Land, Stadt, Dorff, Haus, Hütten oder Kohlkram gerathen kan. Der- halben Gott der klugste Hausvater, dieses Metall nicht allein am ersten gezeiget, sondern auch an sehr viel örten geben, vnd sonder- lich neben die mächtigen Gebirge, darinnen er hat Bergwerk wollen erregen lassen. Gleichergestalt ist derselben neben andrerens Me- tallen herrlichen Bergwerken auch im vberfluſs im Lande zu Meyſsen, in welchem doch dieses die fürnembsten örter sein, so wegen des- ſelben berufen. Erstlich hat man viel Eisen Hämmer nicht weit von dem Dorff Pela, auf der rechten Handt der straſsen, da man in den Joachimsthal zeuchet, welches man auf der Burghartsleiten, von deme so den Eisenstein erfunden, wie Agricola meldet und von des orts gelegenheit, ernennet. Das ander Eisenbergwerk ist zwischen dem Dorff Rascha und Städtlein Grünhein, da vor Zeiten ein stadtlich Benediktiner Kloster gewesen; dieses nennt man auffen Memmler, wie es Agricola schreibt, andre nennen es den Emmler. Das dritte vnd fürtrefflichste Eisen wird zu Lowenstein und Berggieshübel vnd Glaſshütten gemacht — sind alle drey nicht weit von Dreſsden vnd Pirna den Stedten gelegen. Derwegen etlich das Eisen so daselbst gemacht Pirnisch nennen vnd rechnen dauon es sei geschmeidiger als das Lausitzer, so doch sonsten auch weit verführt wird. Zum Gieſs- hübel werden auch die besten Eisenöfen gegossen, gleich wie zu Siegen, im Sauerland, in der Grafschaft Manderschied in der Eifel: vnd vmb das Rote Hauſs am welchen letztern ort auch Eiserne Ofen Rören vnd Töpffe gegossen werden. Die andern Eisensteine in Meyſsen sind nicht so beruffen, als da ist einer bei Torgaw, dessen Kentmannus gedenkt, welcher Leberfarb sein soll, vnd sehr viel Eisen im rennen geben. Item beym Stedtlein Heniche vn Kloster alte Cella im Dorf Kaltenofen, Item zwischen Frankenberg vnd Chemnitz, in welchen bisweilen Ochergelb steckt. Matthesius gedenkt auch der Zeidelwiesen vnd Magneten Bergs. Item anderer mehr so er nicht nennt am Pehlwasser vnd vmb Schwartzenberg. Dem Meyſsnischen Eisen gehet keins für ausgenommen das Schwedische, Norwegische vnd Steierische, denn nach diesen rechnet man das Sultzbacher in der Norikunischen Pfaltz für das beste.“

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/852>, abgerufen am 26.04.2024.