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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Schlesien.
feuer haben wir bereits S. 148 mitgeteilt. Schon im Jahre 1148 soll
der Bergmeister Lorenz Angel bei Schmiedeberg Bergbau auf
Eisenerz betrieben und dasselbe verschmolzen haben. Gewiss ist, dass
Schmiedeberg im 13. Jahrhundert bereits bestand, dass es seinen
Namen von den Eisenhütten, welche hier während des ganzen Mittel-
alters in Betrieb und Ansehen standen, erhalten hat1). Im Jahre 1479
war der Eisenbergbau daselbst noch beträchtlich. Bei der Belagerung
des Raubschlosses Falkenstein, welches in diesem Jahre niedergerissen
und geschleift ward, erging der Befehl, dass Schmiedeberg 20 Berg-
leute mit Gezeug schicken solle; wo sie das nicht thäten, wolle man
das ganze Heer auf sie legen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts
blühte die Eisengewinnung in Schmiedeberg noch; auf 11 Hämmern
wurde damals ein sehr geschätztes Eisen bereitet, welches weit ver-
fahren wurde. Nächst dem Schmiedeberger war das Girsdorfer Eisen
wegen seiner Güte berühmt. Hirschberger Draht bildete einen Handels-
artikel der Hanseaten im 15. Jahrhundert. In der Grafschaft Glatz
gab es im Mittelalter einen Eisensteinbergbau, welcher Ursache der
Erbauung des Dorfes Hammer ward, aber im Hussitenkriege wieder
erlosch.

In den Tiefebenen Schlesiens wurde schon im frühesten Mittel-
alter Bergbau auf Raseneisenstein getrieben2). Man grub das Erz
aus den Sümpfen mit 2 Fuss tiefen Gruben. Tiefer konnte man des
Wassers wegen nicht gehen. Sie schlämmten sich nach und nach
wieder zu, so dass sie alle 10 Jahre wieder aufgegraben werden
konnten. In den Sümpfen fand man in Eisenstein verwandelte Baum-
stämme. Im Fürstentum Sagen und besonders um Priebus liessen
sich 15973) wenigstens 16 alte Eisenhämmer nachweisen, von denen
die meisten seit Jahrhunderten eingegangen sind; und in den Wällen
des Schlosses Priebus, welches nicht jünger als aus dem 12. Jahr-
hundert sein kann, findet man unter der Grundlage derselben Eisen-
schlacken und ebenso in den Wäldern umher, wo gar kein Wasser
fliesst. 1472 liess Herzog Hans von Sagan eiserne Feuerkugeln in
die Stadt werfen. Es befand sich eine grosse Zahl von Luppenfeuern
an der grossen und kleinen Tschirna. Der Eisenhandel von Sagan
war nach handschriftlichen Nachrichten der älteste im Fürstentume.
Man verführte aber nicht nur das Roheisen, sondern in Priebus
wohnten auch eine Menge Sensen-, Sichel- und Messerschmiede, deren

1) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 63.
2) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 82.
3) Nach Worbs.

Schlesien.
feuer haben wir bereits S. 148 mitgeteilt. Schon im Jahre 1148 soll
der Bergmeister Lorenz Angel bei Schmiedeberg Bergbau auf
Eisenerz betrieben und dasſelbe verschmolzen haben. Gewiſs ist, daſs
Schmiedeberg im 13. Jahrhundert bereits bestand, daſs es seinen
Namen von den Eisenhütten, welche hier während des ganzen Mittel-
alters in Betrieb und Ansehen standen, erhalten hat1). Im Jahre 1479
war der Eisenbergbau daselbst noch beträchtlich. Bei der Belagerung
des Raubschlosses Falkenstein, welches in diesem Jahre niedergerissen
und geschleift ward, erging der Befehl, daſs Schmiedeberg 20 Berg-
leute mit Gezeug schicken solle; wo sie das nicht thäten, wolle man
das ganze Heer auf sie legen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts
blühte die Eisengewinnung in Schmiedeberg noch; auf 11 Hämmern
wurde damals ein sehr geschätztes Eisen bereitet, welches weit ver-
fahren wurde. Nächst dem Schmiedeberger war das Girsdorfer Eisen
wegen seiner Güte berühmt. Hirschberger Draht bildete einen Handels-
artikel der Hanseaten im 15. Jahrhundert. In der Grafschaft Glatz
gab es im Mittelalter einen Eisensteinbergbau, welcher Ursache der
Erbauung des Dorfes Hammer ward, aber im Hussitenkriege wieder
erlosch.

In den Tiefebenen Schlesiens wurde schon im frühesten Mittel-
alter Bergbau auf Raseneisenstein getrieben2). Man grub das Erz
aus den Sümpfen mit 2 Fuſs tiefen Gruben. Tiefer konnte man des
Wassers wegen nicht gehen. Sie schlämmten sich nach und nach
wieder zu, so daſs sie alle 10 Jahre wieder aufgegraben werden
konnten. In den Sümpfen fand man in Eisenstein verwandelte Baum-
stämme. Im Fürstentum Sagen und besonders um Priebus lieſsen
sich 15973) wenigstens 16 alte Eisenhämmer nachweisen, von denen
die meisten seit Jahrhunderten eingegangen sind; und in den Wällen
des Schlosses Priebus, welches nicht jünger als aus dem 12. Jahr-
hundert sein kann, findet man unter der Grundlage derselben Eisen-
schlacken und ebenso in den Wäldern umher, wo gar kein Wasser
flieſst. 1472 lieſs Herzog Hans von Sagan eiserne Feuerkugeln in
die Stadt werfen. Es befand sich eine groſse Zahl von Luppenfeuern
an der groſsen und kleinen Tschirna. Der Eisenhandel von Sagan
war nach handschriftlichen Nachrichten der älteste im Fürstentume.
Man verführte aber nicht nur das Roheisen, sondern in Priebus
wohnten auch eine Menge Sensen-, Sichel- und Messerschmiede, deren

1) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 63.
2) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 82.
3) Nach Worbs.
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[844/0864] Schlesien. feuer haben wir bereits S. 148 mitgeteilt. Schon im Jahre 1148 soll der Bergmeister Lorenz Angel bei Schmiedeberg Bergbau auf Eisenerz betrieben und dasſelbe verschmolzen haben. Gewiſs ist, daſs Schmiedeberg im 13. Jahrhundert bereits bestand, daſs es seinen Namen von den Eisenhütten, welche hier während des ganzen Mittel- alters in Betrieb und Ansehen standen, erhalten hat 1). Im Jahre 1479 war der Eisenbergbau daselbst noch beträchtlich. Bei der Belagerung des Raubschlosses Falkenstein, welches in diesem Jahre niedergerissen und geschleift ward, erging der Befehl, daſs Schmiedeberg 20 Berg- leute mit Gezeug schicken solle; wo sie das nicht thäten, wolle man das ganze Heer auf sie legen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts blühte die Eisengewinnung in Schmiedeberg noch; auf 11 Hämmern wurde damals ein sehr geschätztes Eisen bereitet, welches weit ver- fahren wurde. Nächst dem Schmiedeberger war das Girsdorfer Eisen wegen seiner Güte berühmt. Hirschberger Draht bildete einen Handels- artikel der Hanseaten im 15. Jahrhundert. In der Grafschaft Glatz gab es im Mittelalter einen Eisensteinbergbau, welcher Ursache der Erbauung des Dorfes Hammer ward, aber im Hussitenkriege wieder erlosch. In den Tiefebenen Schlesiens wurde schon im frühesten Mittel- alter Bergbau auf Raseneisenstein getrieben 2). Man grub das Erz aus den Sümpfen mit 2 Fuſs tiefen Gruben. Tiefer konnte man des Wassers wegen nicht gehen. Sie schlämmten sich nach und nach wieder zu, so daſs sie alle 10 Jahre wieder aufgegraben werden konnten. In den Sümpfen fand man in Eisenstein verwandelte Baum- stämme. Im Fürstentum Sagen und besonders um Priebus lieſsen sich 1597 3) wenigstens 16 alte Eisenhämmer nachweisen, von denen die meisten seit Jahrhunderten eingegangen sind; und in den Wällen des Schlosses Priebus, welches nicht jünger als aus dem 12. Jahr- hundert sein kann, findet man unter der Grundlage derselben Eisen- schlacken und ebenso in den Wäldern umher, wo gar kein Wasser flieſst. 1472 lieſs Herzog Hans von Sagan eiserne Feuerkugeln in die Stadt werfen. Es befand sich eine groſse Zahl von Luppenfeuern an der groſsen und kleinen Tschirna. Der Eisenhandel von Sagan war nach handschriftlichen Nachrichten der älteste im Fürstentume. Man verführte aber nicht nur das Roheisen, sondern in Priebus wohnten auch eine Menge Sensen-, Sichel- und Messerschmiede, deren 1) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 63. 2) Siehe Mosch, a. a. O., Bd. I, S. 82. 3) Nach Worbs.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/864>, abgerufen am 26.04.2024.