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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Ambossschmieden und Waffenfabriken.
statt mittels Schrauben. Der Hebel mit einem Laufgewichte wirkt
auf das Polster, in dem die Zapfen der Walzen laufen und lässt sich
durch Verschieben des Laufgewichtes der Druck vermehren oder ver-
mindern und dem entsprechend giebt die obere Walze nach und lässt
eine dickere oder dünnere Platte durch. Die Bleche werden fast
völlig geglättet (made flat), wenn man sie einige Mal die Walzen
passieren lässt. -- Nachdem sie abgeschliffen sind, wird auch das
Formen oder Richten (moulding) durch Walzen bewerkstelligt. In
diesem Falle wird ein flaches Stück Eisen senkrecht und parallel an
jedem Ende der Walze aufgestellt und ein Stück der Form (moulding)
horizontal an beiden Seiten angelegt, um der Platte die Richtung zu
geben, dass sie beim Vor- und Rückgang in einer geraden Linie
(a right line) geht." Der Schlusssatz ist etwas unverständlich.

Am 14. Juli 1759 erhielt Thomas Blockley ein Patent für das
Polieren und Walzen von Metallen, um Radreife (tyres for carriages)
daraus zu machen. Die Walzen sollten rückwärts und vorwärts gehen,
zwei oder mehrere zusammen.

Am 31. Juli 1766 nahm John Purnell ein Patent auf die Her-
stellung von Schiffsbolzen, Rundstäben und Draht aus Eisen und
Stahl. Dazu sollte ein Walzenpaar dienen, dessen beide Walzen
entsprechende Erhöhungen und Vertiefungen hatten. Das Metall
wurde erhitzt und heiss durch die Höhlungen, welche Rundeisen oder
Draht erzeugen, gehen lassen. Die Walzen drehten sich in Zapfen,
einer derselben war mit dem Zapfen eines Wasserrades so verbunden,
dass eine gemeinschaftliche Muffe auf beide passte. Das Wasserrad
trieb so die eine Walze, welche durch ein Kammrad die andere Walze
bewegte.

Richard Ford nahm am 28. August 1749 ein Patent, Metalle
von verschiedenen Dicken auf denselben Walzen in einer Operation
auszuwalzen. Entweder sollte eine Walze kegelförmig sein oder drei
oder mehr Walzen zusammen laufen, so dass das Muster, welches man
walzen wollte, indem es durch ein Walzenpaar durchging, gleichzeitig
durch ein anderes gehen konnte. -- Da Ford nach diesem Verfahren
auch Draht walzen wollte, so ist es wohl kaum zweifelhaft, dass wir
hier die erste Idee eines Schnell- oder Feinwalzwerkes vor uns haben.

Die Gewehrfabrikation.

Die Verwendung von Eisen und Stahl für die Bewaffnung
nahm immer grösseren Umfang an. Je stärker die stehenden Heere

Amboſsschmieden und Waffenfabriken.
statt mittels Schrauben. Der Hebel mit einem Laufgewichte wirkt
auf das Polster, in dem die Zapfen der Walzen laufen und läſst sich
durch Verschieben des Laufgewichtes der Druck vermehren oder ver-
mindern und dem entsprechend giebt die obere Walze nach und läſst
eine dickere oder dünnere Platte durch. Die Bleche werden fast
völlig geglättet (made flat), wenn man sie einige Mal die Walzen
passieren läſst. — Nachdem sie abgeschliffen sind, wird auch das
Formen oder Richten (moulding) durch Walzen bewerkstelligt. In
diesem Falle wird ein flaches Stück Eisen senkrecht und parallel an
jedem Ende der Walze aufgestellt und ein Stück der Form (moulding)
horizontal an beiden Seiten angelegt, um der Platte die Richtung zu
geben, daſs sie beim Vor- und Rückgang in einer geraden Linie
(a right line) geht.“ Der Schluſssatz ist etwas unverständlich.

Am 14. Juli 1759 erhielt Thomas Blockley ein Patent für das
Polieren und Walzen von Metallen, um Radreife (tyres for carriages)
daraus zu machen. Die Walzen sollten rückwärts und vorwärts gehen,
zwei oder mehrere zusammen.

Am 31. Juli 1766 nahm John Purnell ein Patent auf die Her-
stellung von Schiffsbolzen, Rundstäben und Draht aus Eisen und
Stahl. Dazu sollte ein Walzenpaar dienen, dessen beide Walzen
entsprechende Erhöhungen und Vertiefungen hatten. Das Metall
wurde erhitzt und heiſs durch die Höhlungen, welche Rundeisen oder
Draht erzeugen, gehen lassen. Die Walzen drehten sich in Zapfen,
einer derselben war mit dem Zapfen eines Wasserrades so verbunden,
daſs eine gemeinschaftliche Muffe auf beide paſste. Das Wasserrad
trieb so die eine Walze, welche durch ein Kammrad die andere Walze
bewegte.

Richard Ford nahm am 28. August 1749 ein Patent, Metalle
von verschiedenen Dicken auf denselben Walzen in einer Operation
auszuwalzen. Entweder sollte eine Walze kegelförmig sein oder drei
oder mehr Walzen zusammen laufen, so daſs das Muster, welches man
walzen wollte, indem es durch ein Walzenpaar durchging, gleichzeitig
durch ein anderes gehen konnte. — Da Ford nach diesem Verfahren
auch Draht walzen wollte, so ist es wohl kaum zweifelhaft, daſs wir
hier die erste Idee eines Schnell- oder Feinwalzwerkes vor uns haben.

Die Gewehrfabrikation.

Die Verwendung von Eisen und Stahl für die Bewaffnung
nahm immer gröſseren Umfang an. Je stärker die stehenden Heere

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[479/0493] Amboſsschmieden und Waffenfabriken. statt mittels Schrauben. Der Hebel mit einem Laufgewichte wirkt auf das Polster, in dem die Zapfen der Walzen laufen und läſst sich durch Verschieben des Laufgewichtes der Druck vermehren oder ver- mindern und dem entsprechend giebt die obere Walze nach und läſst eine dickere oder dünnere Platte durch. Die Bleche werden fast völlig geglättet (made flat), wenn man sie einige Mal die Walzen passieren läſst. — Nachdem sie abgeschliffen sind, wird auch das Formen oder Richten (moulding) durch Walzen bewerkstelligt. In diesem Falle wird ein flaches Stück Eisen senkrecht und parallel an jedem Ende der Walze aufgestellt und ein Stück der Form (moulding) horizontal an beiden Seiten angelegt, um der Platte die Richtung zu geben, daſs sie beim Vor- und Rückgang in einer geraden Linie (a right line) geht.“ Der Schluſssatz ist etwas unverständlich. Am 14. Juli 1759 erhielt Thomas Blockley ein Patent für das Polieren und Walzen von Metallen, um Radreife (tyres for carriages) daraus zu machen. Die Walzen sollten rückwärts und vorwärts gehen, zwei oder mehrere zusammen. Am 31. Juli 1766 nahm John Purnell ein Patent auf die Her- stellung von Schiffsbolzen, Rundstäben und Draht aus Eisen und Stahl. Dazu sollte ein Walzenpaar dienen, dessen beide Walzen entsprechende Erhöhungen und Vertiefungen hatten. Das Metall wurde erhitzt und heiſs durch die Höhlungen, welche Rundeisen oder Draht erzeugen, gehen lassen. Die Walzen drehten sich in Zapfen, einer derselben war mit dem Zapfen eines Wasserrades so verbunden, daſs eine gemeinschaftliche Muffe auf beide paſste. Das Wasserrad trieb so die eine Walze, welche durch ein Kammrad die andere Walze bewegte. Richard Ford nahm am 28. August 1749 ein Patent, Metalle von verschiedenen Dicken auf denselben Walzen in einer Operation auszuwalzen. Entweder sollte eine Walze kegelförmig sein oder drei oder mehr Walzen zusammen laufen, so daſs das Muster, welches man walzen wollte, indem es durch ein Walzenpaar durchging, gleichzeitig durch ein anderes gehen konnte. — Da Ford nach diesem Verfahren auch Draht walzen wollte, so ist es wohl kaum zweifelhaft, daſs wir hier die erste Idee eines Schnell- oder Feinwalzwerkes vor uns haben. Die Gewehrfabrikation. Die Verwendung von Eisen und Stahl für die Bewaffnung nahm immer gröſseren Umfang an. Je stärker die stehenden Heere

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/493>, abgerufen am 26.04.2024.