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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
wendet wurde, stand der bewegende Hebel rechtwinkelig zu der
Schneideplatte, welche bei jedem Schnitt 10 bis 12 Zoll durchsetzte.

Polhem hatte ausser der Blechschere auch eine Wasserschere
zum Schneiden von Materialeisen konstruiert, mittels welcher in
Schweden Zaineisen der Länge nach geschnitten und auf diese Weise
Schneideeisen (Klippjärn) erzeugt wurde.

Fig. 165 ist die Abbildung dieser Schere, die viele Jahre in
Stjernsund arbeitete.

Einen Schneideapparat, um flach ausgepresste Luppen mit Messern,
welche in einem Presskopf befestigt sind, der mit einer starken Schrauben-
presse verbunden ist, in cylindrische Kolben zu zerschneiden, hatte
James Knight sich 1762 patentieren lassen (s. oben S. 598).

John Cockshutt bezieht sich in seinem Patent von 1771, in
welchem die erste Angabe über ein Feineisenfeuer gemacht wird, ebenfalls
auf eine "Maschine eigens dafür konstruiert", um die grossen Luppen,
welche er in seinem neu erfundenen Ofen erhält, in Stücke zu schneiden.
Diese Maschine wird zweimal in dem Patent angeführt, aber ohne
die geringste nähere Beschreibung.

Sie wird so wenig, wie die Maschine von Knight, eine praktische
Bedeutung erlangt haben; immerhin ist es von Interesse, dass man
schon so früh daran dachte, die Luppen mit Maschinen zu zerschneiden.



Werkzeugmaschinen. Öfen.

Von grosser Bedeutung für die Eisenindustrie war die Verbesserung
der eigentlichen Werkzeugmaschinen, namentlich der Bohr- und
Drehbänke. Die Fortschritte der Engländer im Ausbohren grosser
Cylinder haben wesentlich zur Einführung der Dampfmaschinen und
Cylindergebläse beigetragen und man begegnet in den deutschen
hüttenmännischen Schriften gegen Ende des Jahrhunderts fast keiner
Klage so oft, als der, dass wir nicht im stande seien, grosse Cylinder
so zu bearbeiten wie die Engländer, die allein das Ausbohren derselben
verständen. Die Metallbohr- und Drehbänke haben ihre Entwickelung
zunächst der Geschützfabrikation zu verdanken. Das Ausbohren der
Kanonen war das Problem, an dem sich die Bohrkunst hauptsächlich
entwickelt hat. Wir haben früher schon erwähnt, wie Biringuccio im
16. Jahrhundert in seiner Pyrotechnia bereits das Ausbohren der

Werkzeugmaschinen. Öfen.
wendet wurde, stand der bewegende Hebel rechtwinkelig zu der
Schneideplatte, welche bei jedem Schnitt 10 bis 12 Zoll durchsetzte.

Polhem hatte auſser der Blechschere auch eine Wasserschere
zum Schneiden von Materialeisen konstruiert, mittels welcher in
Schweden Zaineisen der Länge nach geschnitten und auf diese Weise
Schneideeisen (Klippjärn) erzeugt wurde.

Fig. 165 ist die Abbildung dieser Schere, die viele Jahre in
Stjernsund arbeitete.

Einen Schneideapparat, um flach ausgepreſste Luppen mit Messern,
welche in einem Preſskopf befestigt sind, der mit einer starken Schrauben-
presse verbunden ist, in cylindrische Kolben zu zerschneiden, hatte
James Knight sich 1762 patentieren lassen (s. oben S. 598).

John Cockshutt bezieht sich in seinem Patent von 1771, in
welchem die erste Angabe über ein Feineisenfeuer gemacht wird, ebenfalls
auf eine „Maschine eigens dafür konstruiert“, um die groſsen Luppen,
welche er in seinem neu erfundenen Ofen erhält, in Stücke zu schneiden.
Diese Maschine wird zweimal in dem Patent angeführt, aber ohne
die geringste nähere Beschreibung.

Sie wird so wenig, wie die Maschine von Knight, eine praktische
Bedeutung erlangt haben; immerhin ist es von Interesse, daſs man
schon so früh daran dachte, die Luppen mit Maschinen zu zerschneiden.



Werkzeugmaschinen. Öfen.

Von groſser Bedeutung für die Eisenindustrie war die Verbesserung
der eigentlichen Werkzeugmaschinen, namentlich der Bohr- und
Drehbänke. Die Fortschritte der Engländer im Ausbohren groſser
Cylinder haben wesentlich zur Einführung der Dampfmaschinen und
Cylindergebläse beigetragen und man begegnet in den deutschen
hüttenmännischen Schriften gegen Ende des Jahrhunderts fast keiner
Klage so oft, als der, daſs wir nicht im stande seien, groſse Cylinder
so zu bearbeiten wie die Engländer, die allein das Ausbohren derselben
verständen. Die Metallbohr- und Drehbänke haben ihre Entwickelung
zunächst der Geschützfabrikation zu verdanken. Das Ausbohren der
Kanonen war das Problem, an dem sich die Bohrkunst hauptsächlich
entwickelt hat. Wir haben früher schon erwähnt, wie Biringuccio im
16. Jahrhundert in seiner Pyrotechnia bereits das Ausbohren der

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[601/0615] Werkzeugmaschinen. Öfen. wendet wurde, stand der bewegende Hebel rechtwinkelig zu der Schneideplatte, welche bei jedem Schnitt 10 bis 12 Zoll durchsetzte. Polhem hatte auſser der Blechschere auch eine Wasserschere zum Schneiden von Materialeisen konstruiert, mittels welcher in Schweden Zaineisen der Länge nach geschnitten und auf diese Weise Schneideeisen (Klippjärn) erzeugt wurde. Fig. 165 ist die Abbildung dieser Schere, die viele Jahre in Stjernsund arbeitete. Einen Schneideapparat, um flach ausgepreſste Luppen mit Messern, welche in einem Preſskopf befestigt sind, der mit einer starken Schrauben- presse verbunden ist, in cylindrische Kolben zu zerschneiden, hatte James Knight sich 1762 patentieren lassen (s. oben S. 598). John Cockshutt bezieht sich in seinem Patent von 1771, in welchem die erste Angabe über ein Feineisenfeuer gemacht wird, ebenfalls auf eine „Maschine eigens dafür konstruiert“, um die groſsen Luppen, welche er in seinem neu erfundenen Ofen erhält, in Stücke zu schneiden. Diese Maschine wird zweimal in dem Patent angeführt, aber ohne die geringste nähere Beschreibung. Sie wird so wenig, wie die Maschine von Knight, eine praktische Bedeutung erlangt haben; immerhin ist es von Interesse, daſs man schon so früh daran dachte, die Luppen mit Maschinen zu zerschneiden. Werkzeugmaschinen. Öfen. Von groſser Bedeutung für die Eisenindustrie war die Verbesserung der eigentlichen Werkzeugmaschinen, namentlich der Bohr- und Drehbänke. Die Fortschritte der Engländer im Ausbohren groſser Cylinder haben wesentlich zur Einführung der Dampfmaschinen und Cylindergebläse beigetragen und man begegnet in den deutschen hüttenmännischen Schriften gegen Ende des Jahrhunderts fast keiner Klage so oft, als der, daſs wir nicht im stande seien, groſse Cylinder so zu bearbeiten wie die Engländer, die allein das Ausbohren derselben verständen. Die Metallbohr- und Drehbänke haben ihre Entwickelung zunächst der Geschützfabrikation zu verdanken. Das Ausbohren der Kanonen war das Problem, an dem sich die Bohrkunst hauptsächlich entwickelt hat. Wir haben früher schon erwähnt, wie Biringuccio im 16. Jahrhundert in seiner Pyrotechnia bereits das Ausbohren der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/615>, abgerufen am 26.04.2024.