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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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BESONDERER TEIL.
DIE GESCHICHTE DER EISENINDUSTRIE

IN DEN
EINZELNEN LÄNDERN
.


Deutschland.

Deutschland hatte durch den dreissigjährigen Krieg furchtbar
gelitten, auch seine Eisenindustrie hatte einen gewaltigen Stoss be-
kommen. Dem ungeachtet war das Deutsche Reich zu Anfang des
18. Jahrhunderts noch immer der erste eisenerzeugende Staat in
Europa. Diese Stellung verdankte es seiner überkommenen Eisen-
gewinnung, die auf vielverbreitete Eisenerzvorkommen, besonders
aber auf seinen Waldreichtum begründet war. Um jene Zeit gab
es noch keine andere Art des Hochofenbetriebes und der Eisen-
bereitung als mit Holzkohle. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts trat die Steinkohle mit dieser in Wettbewerb und ver-
schaffte England die Führerrolle in dem Eisengewerbe. Es ist deshalb
vollständig gerechtfertigt, wenn wir die Geschichte des Eisens in den
einzelnen Ländern auch im 18. Jahrhundert mit Deutschland beginnen.
Österreich stand aber nicht nur in politischer, sondern auch in in-
dustrieller Beziehung an der Spitze Deutschlands, und die vortreff-
lichen Erze der österreichischen Alpenländer lieferten Eisen und
Stahl von unübertroffener Güte, das in der ganzen civilisierten Welt
gesucht und gehandelt wurde. Auch waren die österreichischen Lande,
Böhmen und Schlesien ausgenommen, viel weniger unmittelbar von
den Drangsalen des dreissigjährigen Krieges heimgesucht worden als
das übrige Deutschland. Ihr Wohlstand hatte weniger gelitten und
ihre Eisenhütten und Bergwerke waren nicht mit Feuer und Schwert
zerstört worden. Die österreichische Eisenindustrie nahm deshalb
die erste Stelle ein und verdient zuerst unsere Beachtung.


BESONDERER TEIL.
DIE GESCHICHTE DER EISENINDUSTRIE

IN DEN
EINZELNEN LÄNDERN
.


Deutschland.

Deutschland hatte durch den dreiſsigjährigen Krieg furchtbar
gelitten, auch seine Eisenindustrie hatte einen gewaltigen Stoſs be-
kommen. Dem ungeachtet war das Deutsche Reich zu Anfang des
18. Jahrhunderts noch immer der erste eisenerzeugende Staat in
Europa. Diese Stellung verdankte es seiner überkommenen Eisen-
gewinnung, die auf vielverbreitete Eisenerzvorkommen, besonders
aber auf seinen Waldreichtum begründet war. Um jene Zeit gab
es noch keine andere Art des Hochofenbetriebes und der Eisen-
bereitung als mit Holzkohle. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts trat die Steinkohle mit dieser in Wettbewerb und ver-
schaffte England die Führerrolle in dem Eisengewerbe. Es ist deshalb
vollständig gerechtfertigt, wenn wir die Geschichte des Eisens in den
einzelnen Ländern auch im 18. Jahrhundert mit Deutschland beginnen.
Österreich stand aber nicht nur in politischer, sondern auch in in-
dustrieller Beziehung an der Spitze Deutschlands, und die vortreff-
lichen Erze der österreichischen Alpenländer lieferten Eisen und
Stahl von unübertroffener Güte, das in der ganzen civilisierten Welt
gesucht und gehandelt wurde. Auch waren die österreichischen Lande,
Böhmen und Schlesien ausgenommen, viel weniger unmittelbar von
den Drangsalen des dreiſsigjährigen Krieges heimgesucht worden als
das übrige Deutschland. Ihr Wohlstand hatte weniger gelitten und
ihre Eisenhütten und Bergwerke waren nicht mit Feuer und Schwert
zerstört worden. Die österreichische Eisenindustrie nahm deshalb
die erste Stelle ein und verdient zuerst unsere Beachtung.


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[[788]/0802] BESONDERER TEIL. DIE GESCHICHTE DER EISENINDUSTRIE IN DEN EINZELNEN LÄNDERN. Deutschland. Deutschland hatte durch den dreiſsigjährigen Krieg furchtbar gelitten, auch seine Eisenindustrie hatte einen gewaltigen Stoſs be- kommen. Dem ungeachtet war das Deutsche Reich zu Anfang des 18. Jahrhunderts noch immer der erste eisenerzeugende Staat in Europa. Diese Stellung verdankte es seiner überkommenen Eisen- gewinnung, die auf vielverbreitete Eisenerzvorkommen, besonders aber auf seinen Waldreichtum begründet war. Um jene Zeit gab es noch keine andere Art des Hochofenbetriebes und der Eisen- bereitung als mit Holzkohle. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts trat die Steinkohle mit dieser in Wettbewerb und ver- schaffte England die Führerrolle in dem Eisengewerbe. Es ist deshalb vollständig gerechtfertigt, wenn wir die Geschichte des Eisens in den einzelnen Ländern auch im 18. Jahrhundert mit Deutschland beginnen. Österreich stand aber nicht nur in politischer, sondern auch in in- dustrieller Beziehung an der Spitze Deutschlands, und die vortreff- lichen Erze der österreichischen Alpenländer lieferten Eisen und Stahl von unübertroffener Güte, das in der ganzen civilisierten Welt gesucht und gehandelt wurde. Auch waren die österreichischen Lande, Böhmen und Schlesien ausgenommen, viel weniger unmittelbar von den Drangsalen des dreiſsigjährigen Krieges heimgesucht worden als das übrige Deutschland. Ihr Wohlstand hatte weniger gelitten und ihre Eisenhütten und Bergwerke waren nicht mit Feuer und Schwert zerstört worden. Die österreichische Eisenindustrie nahm deshalb die erste Stelle ein und verdient zuerst unsere Beachtung.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. [788]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/802>, abgerufen am 26.04.2024.