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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das IIX Cap. von den Curiositäten derer Berg-
Nohtdurfft/ so viel müglich/ vorzukommen. Solche Teiche befin-
den sich nun mehrentheils in weiten und langen Thälern/ in welche
das an etlichen Orten sorgfältig gefassete Quell-Wasser geleitet/
und daselbst/ durch Hülffe eines vorgemachten Tammes/ versamm-
let und aufbehalten wird. Dieser Tamm ist von Tamm-Erde oder
Rasen verfertiget/ und gemeiniglich so hoch und dicke/ daß sich ein
Curiosus nicht genugsam über die grosse Arbeit und aufgewendete
Unkosten verwundern kan. Die Ursach aber/ warum diese Täm-
me eine solche Höhe und Dicke haben müssen/ ist das wilde oder reis-
sende Regen- und Schnee-Wasser/ welches/ der Jahres-Zeit nach/
häuffig in solche Teiche einfliesset/ und mit Gewalt auf den Tamm
zudringet/ auch offtmahls durch denselben bricht/ dahero solche Tei-
che nicht allein viel zu bauen/ sondern auch ein Grosses zu erhalten
kosten.

V.
Von dem Puch-Werck und Ertz-Waschen.

MAn trifft in denen Berg-Wercken gar selten das Ertz gänzlich
rein an/ sondern es ist dasselbe mehrentheils mit Berg oder
Gestein vermischet/ derohalben solches/ ehe es geröstet und geschmel-
zet wird/ zu Erspahrung derer Unkosten/ so auf Holtz/ Kohlen und
dergleichen gehen/ gepuchet/ und über dem Plan-Herd gewaschen
werden muß/ damit der unnütze Berg von dem guten Ertz komme.
Gedachtes Puch- und Wasch-Werck ist zwar ein niedriges doch
ziemlich weites/ langes und mit vielen Fenstern/ weilen solche Arbeit
einen hellen Ort erfodert/ versehenes Gebäu/ welches gemeiniglich
eine Wand unterscheidet/ doch kan man/ vermittels einer Thür/ aus
einem Theil in das andere kommen. Jn dieser einem ist das Puch-
Werck mit vielen oder wenigen Puch-Stempeln/ nachdem das
Puch-Rad von einem starcken oder schwachen Wasser umgetrieben
wird/ angeleget/ und werden die Stempel von denen in die Welle
gemachten Hebärmen oder Geblingen einer nach dem andern auf-
gehoben; es ist aber an einem ieden derselben unten ein/ in die sieben

und

Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg-
Nohtdurfft/ ſo viel muͤglich/ vorzukommen. Solche Teiche befin-
den ſich nun mehrentheils in weiten und langen Thaͤlern/ in welche
das an etlichen Orten ſorgfaͤltig gefaſſete Quell-Waſſer geleitet/
und daſelbſt/ durch Huͤlffe eines vorgemachten Tammes/ verſamm-
let und aufbehalten wird. Dieſer Tamm iſt von Tamm-Erde oder
Raſen verfertiget/ und gemeiniglich ſo hoch und dicke/ daß ſich ein
Curioſus nicht genugſam uͤber die groſſe Arbeit und aufgewendete
Unkoſten verwundern kan. Die Urſach aber/ warum dieſe Taͤm-
me eine ſolche Hoͤhe und Dicke haben muͤſſen/ iſt das wilde oder reiſ-
ſende Regen- und Schnee-Waſſer/ welches/ der Jahres-Zeit nach/
haͤuffig in ſolche Teiche einflieſſet/ und mit Gewalt auf den Tamm
zudringet/ auch offtmahls durch denſelben bricht/ dahero ſolche Tei-
che nicht allein viel zu bauen/ ſondern auch ein Groſſes zu erhalten
koſten.

V.
Von dem Puch-Werck und Ertz-Waſchen.

MAn trifft in denen Berg-Wercken gar ſelten das Ertz gaͤnzlich
rein an/ ſondern es iſt daſſelbe mehrentheils mit Berg oder
Geſtein vermiſchet/ derohalben ſolches/ ehe es geroͤſtet und geſchmel-
zet wird/ zu Erſpahrung derer Unkoſten/ ſo auf Holtz/ Kohlen und
dergleichen gehen/ gepuchet/ und uͤber dem Plan-Herd gewaſchen
werden muß/ damit der unnuͤtze Berg von dem guten Ertz komme.
Gedachtes Puch- und Waſch-Werck iſt zwar ein niedriges doch
ziemlich weites/ langes und mit vielen Fenſtern/ weilen ſolche Arbeit
einen hellen Ort erfodert/ verſehenes Gebaͤu/ welches gemeiniglich
eine Wand unterſcheidet/ doch kan man/ vermittels einer Thuͤr/ aus
einem Theil in das andere kommen. Jn dieſer einem iſt das Puch-
Werck mit vielen oder wenigen Puch-Stempeln/ nachdem das
Puch-Rad von einem ſtarcken oder ſchwachen Waſſer umgetrieben
wird/ angeleget/ und werden die Stempel von denen in die Welle
gemachten Hebaͤrmen oder Geblingen einer nach dem andern auf-
gehoben; es iſt aber an einem ieden derſelben unten ein/ in die ſieben

und
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[178/0190] Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg- Nohtdurfft/ ſo viel muͤglich/ vorzukommen. Solche Teiche befin- den ſich nun mehrentheils in weiten und langen Thaͤlern/ in welche das an etlichen Orten ſorgfaͤltig gefaſſete Quell-Waſſer geleitet/ und daſelbſt/ durch Huͤlffe eines vorgemachten Tammes/ verſamm- let und aufbehalten wird. Dieſer Tamm iſt von Tamm-Erde oder Raſen verfertiget/ und gemeiniglich ſo hoch und dicke/ daß ſich ein Curioſus nicht genugſam uͤber die groſſe Arbeit und aufgewendete Unkoſten verwundern kan. Die Urſach aber/ warum dieſe Taͤm- me eine ſolche Hoͤhe und Dicke haben muͤſſen/ iſt das wilde oder reiſ- ſende Regen- und Schnee-Waſſer/ welches/ der Jahres-Zeit nach/ haͤuffig in ſolche Teiche einflieſſet/ und mit Gewalt auf den Tamm zudringet/ auch offtmahls durch denſelben bricht/ dahero ſolche Tei- che nicht allein viel zu bauen/ ſondern auch ein Groſſes zu erhalten koſten. V. Von dem Puch-Werck und Ertz-Waſchen. MAn trifft in denen Berg-Wercken gar ſelten das Ertz gaͤnzlich rein an/ ſondern es iſt daſſelbe mehrentheils mit Berg oder Geſtein vermiſchet/ derohalben ſolches/ ehe es geroͤſtet und geſchmel- zet wird/ zu Erſpahrung derer Unkoſten/ ſo auf Holtz/ Kohlen und dergleichen gehen/ gepuchet/ und uͤber dem Plan-Herd gewaſchen werden muß/ damit der unnuͤtze Berg von dem guten Ertz komme. Gedachtes Puch- und Waſch-Werck iſt zwar ein niedriges doch ziemlich weites/ langes und mit vielen Fenſtern/ weilen ſolche Arbeit einen hellen Ort erfodert/ verſehenes Gebaͤu/ welches gemeiniglich eine Wand unterſcheidet/ doch kan man/ vermittels einer Thuͤr/ aus einem Theil in das andere kommen. Jn dieſer einem iſt das Puch- Werck mit vielen oder wenigen Puch-Stempeln/ nachdem das Puch-Rad von einem ſtarcken oder ſchwachen Waſſer umgetrieben wird/ angeleget/ und werden die Stempel von denen in die Welle gemachten Hebaͤrmen oder Geblingen einer nach dem andern auf- gehoben; es iſt aber an einem ieden derſelben unten ein/ in die ſieben und

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/190>, abgerufen am 26.04.2024.