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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

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Von dem Sohn.
zu. Da er nun von der Menschheit so nach-
drücklich redet, was sagt er denn von der
Gottheit Christi? War diese von jener unzer-
trennet? war die Gottheit eine Fülle, welche
Christus bey seiner Erniedrigung von sich gege-
ben, dem Vater aufzuheben anvertrauet, und
bey seiner Erhöhung wieder zu sich genommen
hat? Man hat den Ordinarium öffentlich er-
suchet, sich hierüber aufrichtig und deutlich zu
erklären: und des Hn. Superint. Winklers
Schrift von dem socinianischen Wesen Hn.
Grafen von Zinzendorf
wäre auch einer Er-
läuterung werth. Hie bleibt der neumähri-
sche Streit-Wagen stecken.

Der 12 Satz.
Ein vermessener Herzens-Dün-
kel ist es, daß man bey der so ge-
nannten Brüdergemeine den hei-
ligen Geist eine Mutter zu heissen
pfleget.
§ 55.

Nicht nur in den Reden wird der heilige
Geist manchmal eine Mutter genennet,
sondern Er wird auch in Gebeten, Litanien und
Liedern sehr oft mit dieser Benennung angere-
det: und Er solle nicht allein der Glaubigen und
der Gemeine, sondern auch des Heilands Mut-
ter seyn, wie es denn wider die Proportion wäre,

wann
D 5

Von dem Sohn.
zu. Da er nun von der Menſchheit ſo nach-
druͤcklich redet, was ſagt er denn von der
Gottheit Chriſti? War dieſe von jener unzer-
trennet? war die Gottheit eine Fuͤlle, welche
Chriſtus bey ſeiner Erniedrigung von ſich gege-
ben, dem Vater aufzuheben anvertrauet, und
bey ſeiner Erhoͤhung wieder zu ſich genommen
hat? Man hat den Ordinarium oͤffentlich er-
ſuchet, ſich hieruͤber aufrichtig und deutlich zu
erklaͤren: und des Hn. Superint. Winklers
Schrift von dem ſocinianiſchen Weſen Hn.
Grafen von Zinzendorf
waͤre auch einer Er-
laͤuterung werth. Hie bleibt der neumaͤhri-
ſche Streit-Wagen ſtecken.

Der 12 Satz.
Ein vermeſſener Herzens-Duͤn-
kel iſt es, daß man bey der ſo ge-
nannten Bruͤdergemeine den hei-
ligen Geiſt eine Mutter zu heiſſen
pfleget.
§ 55.

Nicht nur in den Reden wird der heilige
Geiſt manchmal eine Mutter genennet,
ſondern Er wird auch in Gebeten, Litanien und
Liedern ſehr oft mit dieſer Benennung angere-
det: und Er ſolle nicht allein der Glaubigen und
der Gemeine, ſondern auch des Heilands Mut-
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wann
D 5
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[57/0077] Von dem Sohn. zu. Da er nun von der Menſchheit ſo nach- druͤcklich redet, was ſagt er denn von der Gottheit Chriſti? War dieſe von jener unzer- trennet? war die Gottheit eine Fuͤlle, welche Chriſtus bey ſeiner Erniedrigung von ſich gege- ben, dem Vater aufzuheben anvertrauet, und bey ſeiner Erhoͤhung wieder zu ſich genommen hat? Man hat den Ordinarium oͤffentlich er- ſuchet, ſich hieruͤber aufrichtig und deutlich zu erklaͤren: und des Hn. Superint. Winklers Schrift von dem ſocinianiſchen Weſen Hn. Grafen von Zinzendorf waͤre auch einer Er- laͤuterung werth. Hie bleibt der neumaͤhri- ſche Streit-Wagen ſtecken. Der 12 Satz. Ein vermeſſener Herzens-Duͤn- kel iſt es, daß man bey der ſo ge- nannten Bruͤdergemeine den hei- ligen Geiſt eine Mutter zu heiſſen pfleget. § 55. Nicht nur in den Reden wird der heilige Geiſt manchmal eine Mutter genennet, ſondern Er wird auch in Gebeten, Litanien und Liedern ſehr oft mit dieſer Benennung angere- det: und Er ſolle nicht allein der Glaubigen und der Gemeine, ſondern auch des Heilands Mut- ter ſeyn, wie es denn wider die Proportion waͤre, wann D 5

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Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/77>, abgerufen am 26.04.2024.