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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

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Von dem H. Geist.
die Zusage bekommen, daß er vor seinem Tode
den Gesalbten des HERRN sehen würde:
und derjenige, zu dem der Simeon sagte,
Meine Augen haben dein Heil gesehen, ist
der Vater JEsu Christi, wie Simeons gan-
ze Rede ausweiset. Er hatte durch seinen
Geist dem Simeon die Verheissung gethan,
wie Christus durch den Geist dem Ueberwin-
der die Verheissungen thut. Off. 2, 29. etc.
Der Gesalbte des HERRN ist das Heil
des HERRN.
Beylaüffig muß erinnert wer-
den, daß to soterion kein Diminutivum ist,
wie der Ordinarius es nicht nur in dieser Rede,
sondern auch an andern Orten gibt, und zur
Vertheidigung seiner gutdünkenden Herzlich-
keiten in der I Zugabe des XII Lieder-Anhangs,
in einer Erinnerung, die nicht in allen Exem-
plarien ist, den heiligen Geist in dem alten
Simeon das kleine Heilandgen, JEsulein,
sagen machet: sondern es bedeutet das Heil,
das grosse Heil GOttes in Christo JEsu.
Das Wort kommt nicht nur dieses Ortes,
sondern auch sonst etlichmal im N. T. und in
der griechischen Uebersetzung des A. T. sonder-
lich des Psalters und des Propheten Jesaiä
vor. Ferner wann Simeon den heiligen Geist,
der durch ihn redete, angeredet hätte, so wä-
re es doch kein gültiger Schluß: JEsus ist das
Heil des heiligen Geistes; darum ist der hei-
lige Geist seine Mutter. Vielmehr hätte Si-
meon des Ordinarii Meinung gar widerleget.

Denn
E 2

Von dem H. Geiſt.
die Zuſage bekommen, daß er vor ſeinem Tode
den Geſalbten des HERRN ſehen wuͤrde:
und derjenige, zu dem der Simeon ſagte,
Meine Augen haben dein Heil geſehen, iſt
der Vater JEſu Chriſti, wie Simeons gan-
ze Rede ausweiſet. Er hatte durch ſeinen
Geiſt dem Simeon die Verheiſſung gethan,
wie Chriſtus durch den Geiſt dem Ueberwin-
der die Verheiſſungen thut. Off. 2, 29. ꝛc.
Der Geſalbte des HERRN iſt das Heil
des HERRN.
Beylauͤffig muß eriñert wer-
den, daß τὸ σωτήριον kein Diminutivum iſt,
wie der Ordinarius es nicht nur in dieſer Rede,
ſondern auch an andern Orten gibt, und zur
Vertheidigung ſeiner gutduͤnkenden Herzlich-
keiten in der I Zugabe des XII Lieder-Anhangs,
in einer Erinnerung, die nicht in allen Exem-
plarien iſt, den heiligen Geiſt in dem alten
Simeon das kleine Heilandgen, JEſulein,
ſagen machet: ſondern es bedeutet das Heil,
das groſſe Heil GOttes in Chriſto JEſu.
Das Wort kommt nicht nur dieſes Ortes,
ſondern auch ſonſt etlichmal im N. T. und in
der griechiſchen Ueberſetzung des A. T. ſonder-
lich des Pſalters und des Propheten Jeſaiaͤ
vor. Ferner wann Simeon den heiligen Geiſt,
der durch ihn redete, angeredet haͤtte, ſo waͤ-
re es doch kein guͤltiger Schluß: JEſus iſt das
Heil des heiligen Geiſtes; darum iſt der hei-
lige Geiſt ſeine Mutter. Vielmehr haͤtte Si-
meon des Ordinarii Meinung gar widerleget.

Denn
E 2
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[67/0087] Von dem H. Geiſt. die Zuſage bekommen, daß er vor ſeinem Tode den Geſalbten des HERRN ſehen wuͤrde: und derjenige, zu dem der Simeon ſagte, Meine Augen haben dein Heil geſehen, iſt der Vater JEſu Chriſti, wie Simeons gan- ze Rede ausweiſet. Er hatte durch ſeinen Geiſt dem Simeon die Verheiſſung gethan, wie Chriſtus durch den Geiſt dem Ueberwin- der die Verheiſſungen thut. Off. 2, 29. ꝛc. Der Geſalbte des HERRN iſt das Heil des HERRN. Beylauͤffig muß eriñert wer- den, daß τὸ σωτήριον kein Diminutivum iſt, wie der Ordinarius es nicht nur in dieſer Rede, ſondern auch an andern Orten gibt, und zur Vertheidigung ſeiner gutduͤnkenden Herzlich- keiten in der I Zugabe des XII Lieder-Anhangs, in einer Erinnerung, die nicht in allen Exem- plarien iſt, den heiligen Geiſt in dem alten Simeon das kleine Heilandgen, JEſulein, ſagen machet: ſondern es bedeutet das Heil, das groſſe Heil GOttes in Chriſto JEſu. Das Wort kommt nicht nur dieſes Ortes, ſondern auch ſonſt etlichmal im N. T. und in der griechiſchen Ueberſetzung des A. T. ſonder- lich des Pſalters und des Propheten Jeſaiaͤ vor. Ferner wann Simeon den heiligen Geiſt, der durch ihn redete, angeredet haͤtte, ſo waͤ- re es doch kein guͤltiger Schluß: JEſus iſt das Heil des heiligen Geiſtes; darum iſt der hei- lige Geiſt ſeine Mutter. Vielmehr haͤtte Si- meon des Ordinarii Meinung gar widerleget. Denn E 2

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Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/87>, abgerufen am 27.04.2024.