Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Erhaltung und Versorgung der Menschen, ei-
ne noch weit grösere Wolthat. Denn sie be-
ziehet sich auf eine vernünftige Seele, welche
die Menschen vor den Sperlingen voraus ha-
ben. Sie gehet auf Menschen, welche des-
wegen von GOtt versorget und erhalten wer-
den, weil sie von dem Sohn GOttes erlöset,
oder würcklich durch den Glauben sein Eigen-
thum sind, mithin als Gefäse seiner Barm-
hertzigkeit, zu einem ewigen und unverwelckli-
chen Erbe, unter der Gnade der leiblichen
Versorgung zubereitet werden. Es gebüret sich
nicht, diese so grose und herrliche Wolthat so
verächtlich zu machen, und dem HErrn vor
die Füse zu werfen, als eine Sache, die
nichts weiter bedeute, als was alle Sperlinge
geniesen. Möchte doch der unbescheidene Tad-
ler die vierte Bitte lernen, ehe er mit so groser
Eindildung neue Geheimnisse erfinden will.
Es hat demnach 3) Zinzendorf vergessen daß
die göttlichen Ausdrükke: ich hebe und trage
euch von Jugend auf bis ins Alter,
theils
grösere Wolthaten des Naturreichs bedeuten,
als die sind, welche den Sperlingen ihrer Na-
tur nach wiederfahren können: dann der
Mensch hat eine vernünftige Seele: theils daß
solche Wolthaten des Naturreichs gemeinet
sind, welche GOtt als einen Seegen durch
Christum,
seinem Volck erzeiget; theils daß
die Wolthaten des Gnadenreichs mit angezei-
get werden. Alle diese Wolthaten kommen

wie

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
Erhaltung und Verſorgung der Menſchen, ei-
ne noch weit groͤſere Wolthat. Denn ſie be-
ziehet ſich auf eine vernuͤnftige Seele, welche
die Menſchen vor den Sperlingen voraus ha-
ben. Sie gehet auf Menſchen, welche des-
wegen von GOtt verſorget und erhalten wer-
den, weil ſie von dem Sohn GOttes erloͤſet,
oder wuͤrcklich durch den Glauben ſein Eigen-
thum ſind, mithin als Gefaͤſe ſeiner Barm-
hertzigkeit, zu einem ewigen und unverwelckli-
chen Erbe, unter der Gnade der leiblichen
Verſorgung zubereitet werden. Es gebuͤret ſich
nicht, dieſe ſo groſe und herrliche Wolthat ſo
veraͤchtlich zu machen, und dem HErrn vor
die Fuͤſe zu werfen, als eine Sache, die
nichts weiter bedeute, als was alle Sperlinge
genieſen. Moͤchte doch der unbeſcheidene Tad-
ler die vierte Bitte lernen, ehe er mit ſo groſer
Eindildung neue Geheimniſſe erfinden will.
Es hat demnach 3) Zinzendorf vergeſſen daß
die goͤttlichen Ausdruͤkke: ich hebe und trage
euch von Jugend auf bis ins Alter,
theils
groͤſere Wolthaten des Naturreichs bedeuten,
als die ſind, welche den Sperlingen ihrer Na-
tur nach wiederfahren koͤnnen: dann der
Menſch hat eine vernuͤnftige Seele: theils daß
ſolche Wolthaten des Naturreichs gemeinet
ſind, welche GOtt als einen Seegen durch
Chriſtum,
ſeinem Volck erzeiget; theils daß
die Wolthaten des Gnadenreichs mit angezei-
get werden. Alle dieſe Wolthaten kommen

wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0242" n="226"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
Erhaltung und Ver&#x017F;orgung der Men&#x017F;chen, ei-<lb/>
ne noch weit gro&#x0364;&#x017F;ere Wolthat. Denn &#x017F;ie be-<lb/>
ziehet &#x017F;ich auf eine vernu&#x0364;nftige Seele, welche<lb/>
die Men&#x017F;chen vor den Sperlingen voraus ha-<lb/>
ben. Sie gehet auf Men&#x017F;chen, welche des-<lb/>
wegen von GOtt ver&#x017F;orget und erhalten wer-<lb/>
den, weil &#x017F;ie von dem Sohn GOttes erlo&#x0364;&#x017F;et,<lb/>
oder wu&#x0364;rcklich durch den Glauben &#x017F;ein Eigen-<lb/>
thum &#x017F;ind, mithin als Gefa&#x0364;&#x017F;e &#x017F;einer Barm-<lb/>
hertzigkeit, zu einem ewigen und unverwelckli-<lb/>
chen Erbe, unter der Gnade der leiblichen<lb/>
Ver&#x017F;orgung zubereitet werden. Es gebu&#x0364;ret &#x017F;ich<lb/>
nicht, die&#x017F;e &#x017F;o gro&#x017F;e und herrliche Wolthat &#x017F;o<lb/>
vera&#x0364;chtlich zu machen, und dem HErrn vor<lb/>
die Fu&#x0364;&#x017F;e zu werfen, als eine Sache, die<lb/>
nichts weiter bedeute, als was alle Sperlinge<lb/>
genie&#x017F;en. Mo&#x0364;chte doch der unbe&#x017F;cheidene Tad-<lb/>
ler die vierte Bitte lernen, ehe er mit &#x017F;o gro&#x017F;er<lb/>
Eindildung neue Geheimni&#x017F;&#x017F;e erfinden will.<lb/>
Es hat demnach 3) Zinzendorf verge&#x017F;&#x017F;en daß<lb/>
die go&#x0364;ttlichen Ausdru&#x0364;kke: <hi rendition="#fr">ich hebe und trage<lb/>
euch von Jugend auf bis ins Alter,</hi> theils<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ere Wolthaten des Naturreichs bedeuten,<lb/>
als die &#x017F;ind, welche den Sperlingen ihrer Na-<lb/>
tur nach wiederfahren ko&#x0364;nnen: dann der<lb/>
Men&#x017F;ch hat eine vernu&#x0364;nftige Seele: theils daß<lb/>
&#x017F;olche Wolthaten des Naturreichs gemeinet<lb/>
&#x017F;ind, welche GOtt <hi rendition="#fr">als einen Seegen durch<lb/>
Chri&#x017F;tum,</hi> &#x017F;einem Volck erzeiget; theils daß<lb/>
die Wolthaten des Gnadenreichs mit angezei-<lb/>
get werden. Alle die&#x017F;e Wolthaten kommen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0242] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Erhaltung und Verſorgung der Menſchen, ei- ne noch weit groͤſere Wolthat. Denn ſie be- ziehet ſich auf eine vernuͤnftige Seele, welche die Menſchen vor den Sperlingen voraus ha- ben. Sie gehet auf Menſchen, welche des- wegen von GOtt verſorget und erhalten wer- den, weil ſie von dem Sohn GOttes erloͤſet, oder wuͤrcklich durch den Glauben ſein Eigen- thum ſind, mithin als Gefaͤſe ſeiner Barm- hertzigkeit, zu einem ewigen und unverwelckli- chen Erbe, unter der Gnade der leiblichen Verſorgung zubereitet werden. Es gebuͤret ſich nicht, dieſe ſo groſe und herrliche Wolthat ſo veraͤchtlich zu machen, und dem HErrn vor die Fuͤſe zu werfen, als eine Sache, die nichts weiter bedeute, als was alle Sperlinge genieſen. Moͤchte doch der unbeſcheidene Tad- ler die vierte Bitte lernen, ehe er mit ſo groſer Eindildung neue Geheimniſſe erfinden will. Es hat demnach 3) Zinzendorf vergeſſen daß die goͤttlichen Ausdruͤkke: ich hebe und trage euch von Jugend auf bis ins Alter, theils groͤſere Wolthaten des Naturreichs bedeuten, als die ſind, welche den Sperlingen ihrer Na- tur nach wiederfahren koͤnnen: dann der Menſch hat eine vernuͤnftige Seele: theils daß ſolche Wolthaten des Naturreichs gemeinet ſind, welche GOtt als einen Seegen durch Chriſtum, ſeinem Volck erzeiget; theils daß die Wolthaten des Gnadenreichs mit angezei- get werden. Alle dieſe Wolthaten kommen wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/242
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/242>, abgerufen am 26.04.2024.