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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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6)
Anmerkungen zu Japan.
weisse Schlange, dem dicken Kopf und dem grossen vordern Zahn nach
der Trigonocephalus;
c) zusammengesetzt mit kasa, einem Worte, für das ich keine entsprechende
Bedeutung finde, wieder eine weisse und eine schwarze wilde oder Bergart,
siro-yama-kasa und kuro-yama-kasa, auch letztere nicht schwarz illuminirt,
sondern hellgrau; endlich
d) kuro-madara, schwarz-bunt, oben dunkelgrau, unten mit weissen Flecken,
den Umrissen nach wieder an Trigonocephalus erinnernd, vielleicht eine
schwarze Abart desselben.
Es ergiebt sich hieraus, dass auch in Fiuga der Name hebi mehr den unschul-
digen Nattern und kutsinawa wirklichen Giftschlangen gegeben wird.
7) Das Vorkommen der Aale in Japan ist desshalb bemerkenswerth, weil im
ganzen asiatischen Russland, in einem grossen Theil Osteuropas, den Wassergebieten
des schwarzen und kaspischen Meeres die Aale gänzlich fehlen. (Pallas zoographia.
rossoasiatica III.) Uebrigens sind auch schon Aale im nördlichen sowohl wie mitt-
lern und südlichen China gefunden worden.
8) Es fällt mir auf, dass ich in Yeddo und Yokohama keine derjenigen Arten
von Süsswasserfischen erhielt, welche Bleeker als in den Umgebungen von Yeddo
wohnend erhalten und in den Act. soc. Indo-Neerl. VIII. 1860 beschrieben hat, im
Gegentheil die meinigen theils schon in der Fauna Japonica, theils noch gar nicht
beschrieben sind.
9) Kämpfer, Beschreibung von Japan, S. 157, nennt diesen angeblichen Fluss-
krebs dakma-jebi. Dieser Name ist mir weder im Munde der Japaner, noch in
ihren Büchern vorgekommen. Hoffmann in der Fauna Japonica, Crustaceen pag. XIII.,
bezieht den wahrscheinlich identischen Namen Takuma-yebi auf Scyllarus (Ibacus)
ciliatus Siebold, einen ächten Meerkrebs. Nur gerade unter den Crustaceen führt
Kämpfer mehrere an, die nicht in der Encyclopädie stehen. Sein kuruma-yebi,
richtiger karuma-yebi, Radgarneele, ist nach Siebold und Hoffmann ein Penaeus. --
Siebold und Hoffmann geben in der Fauna Japonica, Crustaceen pag. XII--XVI.,
noch ein reiches Verzeichniss japanischer Krebsnamen nach andern japanischen
Schriften, die mir nicht zugänglich sind. Der Flusskrebs erscheint hier als syari-
gani, id est cancer reliquiarum, auffallenderweise mit gani, nicht yebi, zusammen-
gesetzt, während sonst alle langschwänzigen Decapeden als yebi, alle kurzschwänzigen
als kani bezeichnet sind. Sollte es vielleicht eine Verwechslung mit einer Binnen-
landkrabbe sein, z. B. Telphusa, die in diesem Namensverzeichniss fehlt. Einige
Namen der Encyclopädie finde ich in diesem Verzeichniss gar nicht wieder, andere
mit etwas abweichender Orthographie; z. B. schreibt die Encyclopädie die Benennung
der Lupa pelagica ganz deutlich gasame, Hoffmann und Siebold kazami.
10) Das einzige systematische Verzeichniss einer Reihe in Japan gesammelter
Insekten, das mir bekannt wurde, ist das von Thunberg in seiner Reisebeschreibung
Seite 115--117 gegebene -- 96 Arten, darunter sehr viele europäische, die vielleicht
nach jetzigen Anschauungen nur nahe Verwandte der europäischen sind. Jedenfalls
ist der Habitus der Insektenfauna um Yokohama dem der mitteleuropäischen recht
ähnlich. Die einzigen auffallend abweichenden, die ich sah, waren eine grössere Scolo-
pendra und die grosse Belostoma. Südeuropäische Formen sind Truxalis und Mantis.
6)
Anmerkungen zu Japan.
weisse Schlange, dem dicken Kopf und dem grossen vordern Zahn nach
der Trigonocephalus;
c) zusammengesetzt mit kasa, einem Worte, für das ich keine entsprechende
Bedeutung finde, wieder eine weisse und eine schwarze wilde oder Bergart,
siro-yama-kasa und kuro-yama-kasa, auch letztere nicht schwarz illuminirt,
sondern hellgrau; endlich
d) kuro-madara, schwarz-bunt, oben dunkelgrau, unten mit weissen Flecken,
den Umrissen nach wieder an Trigonocephalus erinnernd, vielleicht eine
schwarze Abart desselben.
Es ergiebt sich hieraus, dass auch in Fiuga der Name hebi mehr den unschul-
digen Nattern und kutsinawa wirklichen Giftschlangen gegeben wird.
7) Das Vorkommen der Aale in Japan ist desshalb bemerkenswerth, weil im
ganzen asiatischen Russland, in einem grossen Theil Osteuropas, den Wassergebieten
des schwarzen und kaspischen Meeres die Aale gänzlich fehlen. (Pallas zoographia.
rossoasiatica III.) Uebrigens sind auch schon Aale im nördlichen sowohl wie mitt-
lern und südlichen China gefunden worden.
8) Es fällt mir auf, dass ich in Yeddo und Yokohama keine derjenigen Arten
von Süsswasserfischen erhielt, welche Bleeker als in den Umgebungen von Yeddo
wohnend erhalten und in den Act. soc. Indo-Neerl. VIII. 1860 beschrieben hat, im
Gegentheil die meinigen theils schon in der Fauna Japonica, theils noch gar nicht
beschrieben sind.
9) Kämpfer, Beschreibung von Japan, S. 157, nennt diesen angeblichen Fluss-
krebs dakma-jebi. Dieser Name ist mir weder im Munde der Japaner, noch in
ihren Büchern vorgekommen. Hoffmann in der Fauna Japonica, Crustaceen pag. XIII.,
bezieht den wahrscheinlich identischen Namen Takuma-yebi auf Scyllarus (Ibacus)
ciliatus Siebold, einen ächten Meerkrebs. Nur gerade unter den Crustaceen führt
Kämpfer mehrere an, die nicht in der Encyclopädie stehen. Sein kuruma-yebi,
richtiger karuma-yebi, Radgarneele, ist nach Siebold und Hoffmann ein Penaeus. —
Siebold und Hoffmann geben in der Fauna Japonica, Crustaceen pag. XII—XVI.,
noch ein reiches Verzeichniss japanischer Krebsnamen nach andern japanischen
Schriften, die mir nicht zugänglich sind. Der Flusskrebs erscheint hier als syari-
gani, id est cancer reliquiarum, auffallenderweise mit gani, nicht yebi, zusammen-
gesetzt, während sonst alle langschwänzigen Decapeden als yebi, alle kurzschwänzigen
als kani bezeichnet sind. Sollte es vielleicht eine Verwechslung mit einer Binnen-
landkrabbe sein, z. B. Telphusa, die in diesem Namensverzeichniss fehlt. Einige
Namen der Encyclopädie finde ich in diesem Verzeichniss gar nicht wieder, andere
mit etwas abweichender Orthographie; z. B. schreibt die Encyclopädie die Benennung
der Lupa pelagica ganz deutlich gasame, Hoffmann und Siebold kazami.
10) Das einzige systematische Verzeichniss einer Reihe in Japan gesammelter
Insekten, das mir bekannt wurde, ist das von Thunberg in seiner Reisebeschreibung
Seite 115—117 gegebene — 96 Arten, darunter sehr viele europäische, die vielleicht
nach jetzigen Anschauungen nur nahe Verwandte der europäischen sind. Jedenfalls
ist der Habitus der Insektenfauna um Yokohama dem der mitteleuropäischen recht
ähnlich. Die einzigen auffallend abweichenden, die ich sah, waren eine grössere Scolo-
pendra und die grosse Belostoma. Südeuropäische Formen sind Truxalis und Mantis.
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[153/0171] Anmerkungen zu Japan. ⁶⁾ weisse Schlange, dem dicken Kopf und dem grossen vordern Zahn nach der Trigonocephalus; c) zusammengesetzt mit kasa, einem Worte, für das ich keine entsprechende Bedeutung finde, wieder eine weisse und eine schwarze wilde oder Bergart, siro-yama-kasa und kuro-yama-kasa, auch letztere nicht schwarz illuminirt, sondern hellgrau; endlich d) kuro-madara, schwarz-bunt, oben dunkelgrau, unten mit weissen Flecken, den Umrissen nach wieder an Trigonocephalus erinnernd, vielleicht eine schwarze Abart desselben. Es ergiebt sich hieraus, dass auch in Fiuga der Name hebi mehr den unschul- digen Nattern und kutsinawa wirklichen Giftschlangen gegeben wird. ⁷⁾ Das Vorkommen der Aale in Japan ist desshalb bemerkenswerth, weil im ganzen asiatischen Russland, in einem grossen Theil Osteuropas, den Wassergebieten des schwarzen und kaspischen Meeres die Aale gänzlich fehlen. (Pallas zoographia. rossoasiatica III.) Uebrigens sind auch schon Aale im nördlichen sowohl wie mitt- lern und südlichen China gefunden worden. ⁸⁾ Es fällt mir auf, dass ich in Yeddo und Yokohama keine derjenigen Arten von Süsswasserfischen erhielt, welche Bleeker als in den Umgebungen von Yeddo wohnend erhalten und in den Act. soc. Indo-Neerl. VIII. 1860 beschrieben hat, im Gegentheil die meinigen theils schon in der Fauna Japonica, theils noch gar nicht beschrieben sind. ⁹⁾ Kämpfer, Beschreibung von Japan, S. 157, nennt diesen angeblichen Fluss- krebs dakma-jebi. Dieser Name ist mir weder im Munde der Japaner, noch in ihren Büchern vorgekommen. Hoffmann in der Fauna Japonica, Crustaceen pag. XIII., bezieht den wahrscheinlich identischen Namen Takuma-yebi auf Scyllarus (Ibacus) ciliatus Siebold, einen ächten Meerkrebs. Nur gerade unter den Crustaceen führt Kämpfer mehrere an, die nicht in der Encyclopädie stehen. Sein kuruma-yebi, richtiger karuma-yebi, Radgarneele, ist nach Siebold und Hoffmann ein Penaeus. — Siebold und Hoffmann geben in der Fauna Japonica, Crustaceen pag. XII—XVI., noch ein reiches Verzeichniss japanischer Krebsnamen nach andern japanischen Schriften, die mir nicht zugänglich sind. Der Flusskrebs erscheint hier als syari- gani, id est cancer reliquiarum, auffallenderweise mit gani, nicht yebi, zusammen- gesetzt, während sonst alle langschwänzigen Decapeden als yebi, alle kurzschwänzigen als kani bezeichnet sind. Sollte es vielleicht eine Verwechslung mit einer Binnen- landkrabbe sein, z. B. Telphusa, die in diesem Namensverzeichniss fehlt. Einige Namen der Encyclopädie finde ich in diesem Verzeichniss gar nicht wieder, andere mit etwas abweichender Orthographie; z. B. schreibt die Encyclopädie die Benennung der Lupa pelagica ganz deutlich gasame, Hoffmann und Siebold kazami. ¹⁰⁾ Das einzige systematische Verzeichniss einer Reihe in Japan gesammelter Insekten, das mir bekannt wurde, ist das von Thunberg in seiner Reisebeschreibung Seite 115—117 gegebene — 96 Arten, darunter sehr viele europäische, die vielleicht nach jetzigen Anschauungen nur nahe Verwandte der europäischen sind. Jedenfalls ist der Habitus der Insektenfauna um Yokohama dem der mitteleuropäischen recht ähnlich. Die einzigen auffallend abweichenden, die ich sah, waren eine grössere Scolo- pendra und die grosse Belostoma. Südeuropäische Formen sind Truxalis und Mantis.

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/171>, abgerufen am 26.04.2024.